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Filmstart „Die kleine Hexe“ im Harz

Die kleine Hexe - Film nach dem Buch von Otfried Preußler, wurde im Harz gedreht
Inhaltsverzeichnis

Am 1. Februar kommt der Film „Die kleine Hexe“ von Otfried Preußler in die Kinos. Ich habe am Sonntag in Halberstadt die Premiere gesehen – und nicht nur einen wunderbaren Film, sondern auch eine schöne Hexengeschichte erlebt. Typisch Harz eben.

Spitze, schwarze Hüte türmen sich in meinem Blickfeld auf, auf manchen kleben künstliche Spinnen, an manchen roter Tüll, es scheint, als habe sich jeder etwas einfallen lassen zur Premiere des Films „Die kleine Hexe“ in Halberstadt. Nur wir nicht, wir haben es verpeilt. Kein Kostüm, keine Nase, noch nicht einmal ein mit Kajal aufgemaltes Spinnennetz auf der Wange. Meine Tochter und ich sind fasziniert – und ein wenig beschämt, weil wir es eben versäumt haben, uns standesgemäß anzuziehen. Und erst recht, weil wir die Hexenbesen vergessen haben, doch dazu später mehr.

Die kleine Hexe - Film nach dem Buch von Otfried Preußler, wurde im Harz gedreht
Zur Premiere der kleinen Hexe haben sich alle fein gemacht.

Das Kino ist voller Hexen und Zauberer, doch der Platz neben uns ist noch immer frei. Dann erscheint eine Frau im Eingang, ihr grüner Walla-Walla-Hexenrock schwingt um sie herum, der Hexenhut sitzt und die Nase zieht jeden Blick auf sich. Welch eine wunderbar krumme Hexennase, denke ich und schaue mir voller Bewunderung dieses Outfit an. Möglicherweise habe ich sie mit meinem Blick magisch angezogen, auf jeden Fall setzt sich die Frau direkt neben mich. Ich kann nicht anders, ich muss sie einfach auf ihre Nase ansprechen. Das ist möglicherweise unhöflich, aber es geht nicht, es platzt aus mir heraus: „Sie haben aber eine wunderbare Hexennase.“ Die Frau strahlt voller Stolz und nimmt die Nase in die Hand. Meiner Tochter fallen fast die Augen aus dem Kopf, denn die Nase sah fast echt aus. Und als die Dame weiterspricht, werden wir beide ganz still: „Die Nase ist noch aus dem Film. Ich durfte sie behalten, alle anderen Requisiten musste ich leider wieder abgeben. Außer einem.“ Das letzte hatten wir beide nicht gehört, weitere Fragen sprudeln aus uns heraus. „Wie? Sie haben im Film mitgespielt?“

Die kleine Hexe - Film nach dem Buch von Otfried Preußler, wurde im Harz gedreht
Hexe Mechthild mit der Mume Rumpumpel (links).

Ja, sie sei Komparsin gewesen, erzählt uns Mechthild Ringleb. Als sie die Zeitungsanzeige gelesen hatte, wusste sie, dass war genau das Richtige. „Endlich suchten die mal Frauen zwischen 40 und 80 Jahren und nicht immer diese jungen Mädchen. Das konnte ich locker erfüllen“, sagt sie und die Freude blitzt ihr aus den Augen. Dass es der Film „Die kleine Hexe“ war, freute sie umso mehr, denn jedes Jahr lese sie bis heute ihren Kindern das Buch von Otfried Preußler vor. Oh, bis heute? Ihren Kindern? Mein fragendes Gesicht hat sie sofort gesehen und lächelnd hinzugefügt: „Ich bin Erzieherin und lese es den Kindergartenkindern vor.“ Im Film war sie eine Waldhexe. „Es gab Nebelhexen, Kräuterhexen und Feuerhexen, die mit Feuer jonglieren mussten. Ich musste nur tanzen.“ Doch das sei anstrengend gewesen, manchmal dauerten die Dreharbeiten bis spät in die Nacht , wieder und wieder wurde die Szene des Hexentanzes auf dem Blocksberg gedreht, bis sie saß.

Die kleine Hexe - Film nach dem Buch von Otfried Preußler, wurde im Harz gedreht
Eine Seite aus dem magischen Hexenbuch.
Die kleine Hexe - Film nach dem Buch von Otfried Preußler, wurde im Harz gedreht
Wunderschön gemalt, diese Seiten, oder?

Dabei hat die 51-jährige Komparsin auch die Schauspieler kennengelernt. „Die Mume Rumpumpel (Suzanne von Borsody) ist  klasse. Von ihr habe ich gelernt, grimmig zu gucken.“ Mechthild Ringleb zieht ihre Mundwinkel nach unten, reißt ihre Augen auf – und wirkt auf einmal nicht mehr so freundlich. Doch einen Moment lächelt sie wieder. Und dann kommt es: Sie nimmt ihre Nase ab und ihre eigene, wohlgeformte, kommt zum Vorschein. Das allein ist nichts Unerwartetes, aber als sie in ihre Handtasche greift und einem Pritstift hervorholt, wollen meine Tochter und ich nicht glauben, was wir da sehen: Die Komparsin streicht sich den Kleber wie einen Pflegestift auf die Nase, bis sie eine schön dicke Schicht Klebstoff erzeugt. Dann setzt sie sich die Plastiknase wieder auf. „Die fällt immer ab, und den teuren Kleber der Maskenbildnerin habe ich leider nicht“, sagt sie entschuldigend – und lächelt wieder.

Die kleine Hexe - Film nach dem Buch von Otfried Preußler, wurde im Harz gedreht
Suzanne von Borsody signiert auch Hexenbesen.

Als wir noch eben das obligatorische Popkorn kaufen gehen, kommt unsere Sitznachbarin auch mit und trifft die Schauspielerin Suzanne von Borsody. Beide versinken wie alte Freundinnen, gleich in einen tiefen Plausch und es hätte mich nicht gewundert, wenn unsere neue Bekanntschaft auch Autogramme gegeben hätte. Die Filmschauspielerin beschreibt nicht nur Bücher und Karten, sondern auch die Hexenbesen, die ihr entgegengestreckt werden. Hexenbesen signieren, das kommt wohl auch nur im Harz vor.

Und dass ich dann noch zufällig die liebe Sophie mit ihrer Familie vom schönen Blog Berlinfeckles treffe, hat dem Nachmittag irgendwie die Krone aufgesetzt. Sie war mit ihren Kindern auch gerade im Harz unterwegs auf den Spuren der kleinen Hexe – was sie erlebt hat, lest Ihr hier.

Endlich geht der Film dann aber an den Start – und ich bin von der ersten Minute verzaubert. Das Buch mochte ich (wie alle Preußler-Bücher) sehr. Und so hatte ich auch wirklich Respekt vor der Verfilmung, denn diese sind ja oft Enttäuschungen. So mag ich die Harry-Potter-Filme gar nicht sehen, weil sie für mich eben nicht diese Tiefe hatten und die vielen Schichten wie das Buch. Mit dem Film „Die kleine Hexe“ aber ist es anders. Er ist eine wunderbare Ergänzung zum Buch. Die Schauspieler sind eine gute Wahl, wie ich finde, und der Film ist sehr nah am Buch. „Nur die Szene mit dem Ochsen und dem Schützenfest kam nicht vor“, klärt mich meine Tochter auf. „Und der Schluss war auch etwas anders.“ Das aber verzeiht man einem derart liebevoll gemachten Film gerne. Mich hat er verzaubert wie damals die Pipi-Langstrumpf-Filme und kann durchaus auch mit ihnen mithalten. Mein Favorit ist ja der Rabe, er ist so wunderschön gemacht und hat genau die richtige Stimme (und den richtigen Humor!).

Die kleine Hexe - Film nach dem Buch von Otfried Preußler, wurde im Harz gedreht
Hier spielt eine beeindruckende Szene: Teufelsmauer bei Timmenrode
Die kleine Hexe - Film nach dem Buch von Otfried Preußler, wurde im Harz gedreht
Kein Wunder, bei dieser magischen Kulisse

Gedreht wurde „Die kleine Hexe“ übrigens an einem meiner Lieblingsorte im Harz, am Hamburger Wappen in Timmerode bei der Teufelsmauer. Und in Seesen, in einer alten Fabrikhalle, in der einst Dosensuppen hergestellt wurden. Weitere Drehorte für „Die kleine Hexe“ waren übrigens das Fichtelgebirge, dort wurde ihr Hexenhaus aufgestellt. Auch im Dorf Kleinlosnitz wurden Teile des Films gedreht. Und immer wieder Seesen – im künstlichen Wald und eben am dortigen Blocksberg-Feuer.

Ihr seid neugierig auf die kleine Hexe geworden? Der Film lohnt sich!

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Ihr habt jetzt so richtig Lust auf den Harz bekommen? Dann lest doch mal in meine anderen Beiträge rein, etwa über unglaubliche Orte im Harz oder auch das Abenteuer der Hängebrücke an der Rappbodetalsperre. Etwas ganz Besonderes unter den Sehenswürdigkeiten im Harz sind die Höhlenwohnungen bei Halberstadt. Im Sommer ist ein Abstecher an den Oderteich wunderbar und eine Wanderung zum Brocken ist irgendwie in jeder Jahreszeit eine gute Idee. Im Winter kann man gut in Hahnenklee rodeln oder am Oderteich. Wer nach uralten Kraftplätzen im Harz sucht, wird an der Rhumequelle und der Felsenkirche fündig, Auch die Teufelsmauer ist ein magischer Ort und in Bad Lauterberg gibt es sogar eine echte Kräuterhexe. Wenn die Blaubeeren reif sind, ist der Harz besonders lecker, etwa bei einer Wanderung zum Achtermann. Bei Regen fahre ich gerne auf den Wurmberg mit meinen Kindern und der Weltenwald in Bad Grund ist perfekt für Familien zum Austoben und Entdecken. Auch das Bergwerk Rammelsberg ist ein Erlebnis für die ganze Familie. Wer lieber Städte mag, der findet in Goslar und Quedlinburg sicher Schönes. Schöne Cafés im Harz sind der Eulenhof in Hörden, das Winuwuk in Bad Harzburg und in Bad Grund das Antikcafé.

 

 

 

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15 Antworten

  1. Liebe Ute, dazu kann ich nur raten, mal sehen, wie du den findest. Ich war wirklich ganz verzaubert und wäre am liebsten gleich in dieses Hexenhaus eingezogen. Liebe Grüße

  2. Wie meinst du das mit dem Jubiläum? Der Film ist gerade frisch rausgekommen. War es bei Euch ein Theaterstück? Oder meintest du Filmtheater? Die Begrifflichkeiten sind ja manchmal verwirrend… liebe Grüße

  3. Liebe Miriam, na, dann hoffe ich, dass es dich ins Kino verschlägt! Ein so liebevoll gemachter Film sollte ja auch erfolg haben, finde ich. Und es ist wirklich eine schöne Pause vom Alltag. Viele Grüße

  4. Ja, das war es, Halberstadt ist toll, aber das Kinoevent war richtig witzig, vor allem, dass sich die Dame neben uns gesetzt hat und so fröhlich erzählt hat. Die besten Geschichten schreibt das Leben – und ich schreib sie hier gerne auf. Mittelalterkontext klingt aber auch spannend…

  5. Ich musste die ganze Zeit beim Lesen schmunzeln, denn ich mag die kleine Hexe sehr. Unserem Sohn habe ich sie damals (vor mehr als zwei Jahrzehnten) auch vorgelesen. In diesen Film muss ich unbedingt gehen. Du hast mich mehr als neugierig gemacht.
    Danke für den tollen Bericht.
    LG
    Astrid

  6. Liebe Astrid, das freut mich, wenn ich ein Lächeln auf deine Lippen zaubern konnte. Ja, der Film lohnt sich einfach, ich hoffe, du hast genauso viel Spaß wie ich.
    Viele Grüße und danke fürs Feedback
    Andrea

  7. Liebe Andrea,

    in der letzten Zeit lockt mich Kino nicht mehr so sehr. Aber nach deinem tollen Bericht und dem Trailer bin ich wirklich neugierig geworden. Die kleine Hexe könnte bestimmt auch mich begeistern – glaube ich.

    Lieben Gruß,
    Lilo

  8. Was deutsche Filme anbelangt leide ich Mangel hier in Dänemark, leider! Das gibt so gute deutsche Filmemacher. Der einzige deutsche Film, der hier schon fast Kultstatus hat, ist „Das Boot“.

  9. Liebe Birgit, ja, das ist schade, denn es gibt viele schöne deutsche Filme. Und die kleine Hexe ist ein besonders gelungenes Beispiel. Schade. Aber vielleicht kommt er ja irgendwann als Konserve oder so.
    Liebe Grüße ins schöne Dänemark

  10. Nun will ich aber auch endlich mal melden. Ich bin Mechthild, die Hexe neben dir.
    Für uns war es in Halberstadt ein zauberhafter Tag. Viele nette Begegnungen und ein wunderbarer Film. So viele Hexen im Harz und ich mittendrin. Da kam schon wieder eine sehr fröhliche Stimmung auf und erinnerte an die Woche in Seesen im Oktober 2016 als die Hexenszenen gedreht wurden.
    Schön auch Suzanne von Borsody und den Regisseur Michael Schaerer wieder zu treffen. Er freute sich das ich ein paar Buchseiten aus dem Hexenfilm gerettet habe. Wir schwärmten auch noch über die wundervolle Hexentanzmusik im Film. sie zog sich ja so durch den gesamten Film, das ist genial eingesetzt finde ich.
    Und das mit dem Jubiläum kann ich noch kurz aufklären: Otfried Preußler hat das Buch vor 60 Jahren geschrieben.
    Mir gefällt dein Bericht im Blog prima. Er spiegelt unser beider Begeisterung wieder. Und die Fotos vor allem sehr treffend und fröhlich. Ich habe auch einige andere Berichte gelesen und werde sicher öfter mal wieder bei dir rein lesen. (Im übrigen wohne ich in unmittelbarer Nähe der Handweberei Rosenwinkel).
    Jetzt ist Fasching auch vorbei und leider wird das schöne Kostüm erstmal wieder verstaut. bis zur nächsten Gelegenheit auf die ich mich jetzt schon freue.

    zauberhafte Hexengrüße aus Birkenfelde
    Mechthild

  11. Liebe Mechthild, herzlich willkommen! Welch eine Ehre und Freude, total schön, dass du vorbeigeschaut hast. Ganz, ganz liebe Grüße und du wohnst am Rosenwinkel, spannend. Das finde ich toll. Ich mag diesen Betrieb sehr und das ganze Gelände.
    Ganz liebe Grüße und bis hoffentlich bald

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Hallo! Ich bin Andrea Lammert. Als Wegreisende, Bücherschreibende und Bloggerin bin ich stets auf Achse.

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