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Mutprobe im Harz: Die längste Hängebrücke

Im Rappbodetal befindet sich eine der längsten Hängebrücken. Titan RT ist eine echte Mutprobe in 75 Metern Höhe im Harz.
Inhaltsverzeichnis

Im Rappbodetal befindet sich eine der längsten Hängebrücken. Titan RT ist eine echte Mutprobe in 75 Metern Höhe im Harz.

1. Über dem Bodetal

Sie ist 483 Meter lang und wackelt 75 Meter über dem Boden, Wald und Stausee. Und sie sieht aus, wie die moderne Interpretation einer Mutprobe wohl eben so aussieht: Dicke Stahlseine an den Seiten und schützendes Geländer. Mein Kopf sagt: „Wir sind in Deutschland, es wird schon sicher sein.“ Doch die Knie sagen leider etwas ganz anderes, sie sind weich wie Butter und anstatt mutig über die Brücke zu stolzieren, schleiche ich an ihrem Rand entlang, bloß immer den Kontakt zum Geländer haltend. Im Mai 2017 wurde die Hängebrücke an der Rappbodetalsperre eingeweiht. Nicht erst seitdem ist sie Zentrum des Nervenkitzels im Harz.

Hängebrücke bei der Rappbodetalsperre im Harz
Am Anfang geht es noch: Hängebrücke im Harz

2. Titan RT – die Hängebrücke im Harz

Die Talsperre, die zum Ort Elbingerrode gehört, ist schon seit einigen Jahren erste Anlaufstelle für Menschen, die nach dem Thrill suchen, deswegen nennt sich der Anbieter nicht von ungefähr Harzdrenalin. Bevor die Hängebrücke die beiden Ufer der Rappbodetalsperre verbunden hat, zogen sich dort schon Stahlseile an den Felsen entlang, denn dort können sich Menschen an der Zipline befestigen und als lebendige Seilbahn mehr als einen Kilometer hoch in der Luft zur anderen Seite sausen. Das aber ist nur von April bis Oktober möglich. Ebenso wie das Wallrunning, bei dem sich Mutige die 43 Meter hohe Staumauer abseilen und an ihr in der Senkrechten entlang „laufen“. Zum Glück hat all das im Winter geschlossen, so dass uns „nur“ die Hängebrücke als Mutprobe blieb. Und die reichte auch schon fürs Erste, denn die Brücke ist nicht nur lang, hoch und wackelig, man geht auch noch auf Gitterrosten, durch die man so herrlich in die Tiefe schauen kann. Doch bevor wir uns auf die Hängebrücke im Harz wagten, mussten wir erst die Hürde des Eintritts überwinden, denn als wir uns in der Schlange endlich zum Ticketautomaten vorgearbeitet hatten, stellten wir fest, dass er keine Scheine annahm, die größer sind als 10 Euro. Das Kassenhäuschen hat leider im Januar geschlossen, so dass uns nichts anderes übrig blieb, als zum Kiosk zurück zu gehen und Wechselgeld zu organisieren.

Hängebrücke bei der Rappbodetalsperre im Harz
Geesichert mit Stahlseilen

Wackeln hoch über dem Rappbodetal

Hängebrücke bei der Rappbodetalsperre im Harz
Ganz schön lang, oder?
Hängebrücke bei der Rappbodetalsperre im Harz

Als wir die Tickets in der Hand hatten, staunte ich über meine Kinder, die einigermaßen mutig über die Brücke gingen, während ich hoch über dem Rappbodetal herumeierte wie im Zeitlupentempo. Es wurde auch nicht besser mit dem Wackeln und den weichen Knien, je weiter wir zur Mitte der Brücke kamen, desto mehr wackelte sie. So richtig peinlich wurde es aber erst, als drei etwa Fünf- bis Sechsjährige an uns vorbeiliefen und sich um das Gewackel gar nicht kümmerten. Irgendwie haben wir es dann geschafft auf die andere Seite zu kommen. Während eines der Kinder noch auf der Mitte der Brücke gesagt hatte: „Zurück geh ich aber auf der Straße entlang“ war die Entscheidung am Ende der Brücke plötzlich gefallen: Wir gehen natürlich auf der Hängebrücke zurück! Das ging nicht nur erstaunlich schnell, sondern auch sehr behände, fast wie auf der Straße eben. Es war ein wirklich tolles Erlebnis, das uns nicht nur jede Menge Adrenalin ins Blut gepumpt hat, sondern auch mit der Erfahrung zurückgelassen hat, dass man stets auch ein wenig stolz sein kann, wenn man sich selbst überwindet.

Hängebrücke bei der Rappbodetalsperre im Harz
Beeindruckend, diese Staumauer im Rappbodetal.
Hängebrücke bei der Rappbodetalsperre im Harz
Wunderschöne Ausblicke hatten wir.

3. Information zur Hängebrücke im Rappbodetal im Harz:

Die Brücke ist ganzjährig passierbar, es sei denn, das Wetter spielt nicht mit: Sturm und Eis sind Faktoren, die zur Schließung der Brücke führen.

Hängebrücke bei der Rappbodetalsperre im Harz

Geöffnet ist die Hängebrücke im Bodetal täglich von 8-22 Uhr, bezahlen geht unkompliziert am Ticketautomaten – sollte man meinen. Doch so ganz unkompliziert ist es nicht, denn der Ticketautomat gibt keine ermäßigten Preise raus, alle zahlen dort den vollen Preis (6 €). Außerdem nimmt der Ticketautomat der Hängebrücke im Rappbodetal im Harz keine Scheine entgehen, die größer als 10 € sind, das ist blöd, wenn man vorher schon länger in der Schlange angestanden hat. Mit Karte zahlen ist auch nicht möglich, also besser mit kleinen Geldscheinen hingehen.

Noch mehr Tipps für unglaubliche Orte gibt es in diesem Artikel.

Hängebrücke bei der Rappbodetalsperre im Harz
Stempel gibt es auch.

Meine gesammelten Tipps für den Harz findest du hier. Und du möchtest noch mehr über Hängebrücken und Baumwipfelpfade lesen? Die Reiseeule hat dazu eine Blogparade gemacht, an der ich auch teilnehme, schau doch mal hier.

Wenn dir dieser Artikel gefallen hat, wie wäre es mit diesen hier?

28 Antworten

  1. Mutig, mutig! Ich würde 1000 Tode auf dieser Brücke sterben. Wir waren mal in Kanada. Da gibts eine ähnliche Brücke, ich glaube, sie heißt Capilano Bridge. Da musste ich rüber, es war höllisch, obwohl man ja weiß, daß eigentlich nichts passieren kann. ?

  2. habe schon viel über die Brücke gehört und auf einigen Blogs gesehen ! Ist schon ein erstaunliches Bauwerk und ich kann mir gut vorstellen,dass dies Überwindung kostet. Ihr habt es geschafft und nur das zählt ! Ja Kinder sind da manchmal mutiger als wir Erwachsene ! Was ich zu kritisieren habe ist das Eintrittsgeld ! Ich finde es schade dass man selbst für sowas Eintritt bezahlen muss. Ich hoffe es blieb bei den 6 Euro hin und zurück und nicht einfach !!!! Schöner Beitrag mit viel Information auch für Kleinigkeiten wie der Hinweis auf die Geldscheine !!!! LG Manni

  3. Ich war mit meiner Freundin in unserem Mädelsurlaub im Juni vergangenen Jahres dort. Welch ein himmelweiter Unterschied zu Deinen Bildern! Wir trafen auf eine schier unübersehbare Menschenmenge, auf der Straße war wegen der zugeparkten Straßenränder fast kein Durchkommen, und auf der Brücke zog sich eine nicht enden wollende Menschenmenge entlang… Wir waren heilfroh, als wir aus dem Gewimmel wiedser raus waren. Aber irgendwann möchte ich auch mal über die Brücke wandern, dann zu einer anderen Jahreszeit, so wie Du jetzt.
    Liebe Grüße
    Inge

  4. Liebe Inge, aha, jetzt weiß ich, warum das bei mir so lange gedauert hat 🙂 weil ich nicht in der Menschenmenge mitwogen sollte. Das versöhnt mich jetzt mit der Langsamkeit. Liebe Grüße und danke!

  5. Danke lieber Manni! Sechs Euro waren einfach nur Eintritt, man hätte so lange hin- und hergehen können, wie man will. Ich habe darüber auch nachgedacht, bin aber zu dem Schluss gekommen, dass ich da lieber Eintritt bezahle und (hoffentlich) damit auch die KOsten zur dauernden Instandsetzung etwas decken kann, denn das Ding war sicher aufwändig, teuer und hat sicher enorme Versicherungs- und Sicherheitsvorschriften. Daher denke ich, das ist ok mit den sechs Euro. Liebe Grüße, deine Kommentare sind immer wieder wichtige Denkanströße

  6. Dankeschön! Das tut irgendwie gut. Ja, es ist schon etwas Besonderes, diese BRücke zu gehen, aber es tut anschließend auch enorm gut, denn wir haben uns überwunden und gemeinsam etwas Schwieriges geschafft, nur das zählt. Meine Tochter hat auch Höhenangst, ich dachte, sie schafft es nicht, aber sie war bravorös. Liebe Grüße

  7. Oh man, ich glaub, ich würde schon drüben beim Sperrwerk die Nerven verlieren. Andererseits… spannend ist das ja. Was Menschenmengen betrifft, ist meiner Erfahrung nach fast überall hilfreich, morgens aufzuschlagen. Also, so richtig morgens – oder hat die Brücke da „zu“? Wie auch immer: aufregende Sache. Mutige Andrea. Chapeau.

  8. Liebe Steffi, danke. Die Brücke öffnet leider „erst“ um 8 und das ist nicht dein „so richtig morgens, oder? 🙂 Aber ich muss zugeben, dass ich momentan es auch nicht schaffe mit dem so richtig morgens, mein Winterschlaf hindert mich dran. Ich hoffe, dass ich bald mal aufwache. Ich glaube, die Menschenmenge hält sich im Winter in Grenzen, weil alle denken, es ist eisig und zugeschneit und so, das ist natürlich gut, dann hat man es schön leer. Und allein hätte ich wahrscheinlich auch gezweifelt, ob ichs mache, aber mit Kindern muss man eben öfter mal ins kalte Wasser springen und das als erste 🙂 Liebe Grüße in den schönen Norden

  9. Hallo Andrea,
    die Brücke ist toll und dein Bericht super. Wir waren in der letzten Novemberwoche dort und es war sehr kalt und windig auf der Brücke. Aber man konnte sich sogar noch Ende November an der Zipline befestigen und als lebendige Seilbahn herüber zur anderen Seite fahren.

    Grüße Michael

  10. Lieber Michael, ach, wirklich, im November noch? Das ist ja gut zu wissen. Und hast du es gemacht? Voll mutig finde ich das ja. Mal sehen, ob ich mich das traue.

  11. Liebe Andrea,
    ich muss ja sagen, dass ich dieser Hängebrücke nichts abgewinnen kann. Ich finde es einfach so überflüssig direkt neben der Staumauer mit Straße über eine Hängebrücke zu gehen. (Vielleicht bin ich auch „verwöhnt“ von Hängebrücken in Nepal oder anderswo, die gebaut sind, um Täler zu überwinden, wo es keine motorisierte Alternative gibt.)
    Aber für Kinder und für den Kick einer Mutprobe macht das ganze natürlich Sinn und bestimmt auch Spaß. Für jeden was dabei im Harz, gut so 🙂
    Liebe Grüße von Andrea

  12. Liebe Andrea,
    Hey, schön dich mal wieder hier zu lesen. Danke für den Kommentar. Ich mag diese Vergnügungsparksarenen im Harz auch nicht, ganz schlimm finde ich ja Thale, aber das ist nur meine persönliche Meinung, Harz ist Natur für mich. Aber die Brücke war dennoch irgendwie witzig. Und ich finde es total gut, wenn der Harz solche modernen Sachen hat (knurrend muss ich auch sagen, vielleicht berechtigt das auch Thale), denn das lockt Touristen und Familien und nimmt ihm ein wenig sein so verstaubtes Image.

  13. Echt sehr mutig von euch! *Daumen hoch*

    Freunde von mir sind zwar hingefahren, aber haben die Brücke nicht betreten.

    Ich hingegen bin voller Begeisterung. DAS wäre genau das Richtige für mich. Sogar die Seilrutsche (Zipline) könnte mir gefallen. Ja ich bin schwindelfrei (bisher jedenfalls) .
    Aber alleine macht es keinen Spaß.

    Dein Bericht, Info´s und die Bilder sind wieder SUPER. DANKE!

    Liebe Grüße,
    Lilo

  14. Wow, Lilo, so eine bist du also 🙂 so eine Mutige? Das ist ja total erstaunlich. Dann harre ich mal der Dinge und schaue, ob ich dich irgendwann virtuell an der Zipline zappeln sehe 🙂
    Liebe Grüße, du hast mich heute sehr erheitert (und ermutigt)

  15. Ach, wenn man einmal da ist, dann versucht man es auch, sich selbst zu überwinden. Im Winter ist es besser, weil es dort eben leer ist und nicht so viele schaukeln oder Quatsch machen. Liebe Grüße und Danke fürs Feedback

  16. Vielen Dank für deinen Beitrag zu meiner Blogparade.

    Das die Geierlaybrücke als längste Hängebrücke Deutschlands inzwischen von der Titan abgelöst wurde, war mir total entgangen.
    Und die Geierlay wirbt auf ihren Flyern noch damit, dass es die längste Hängebrücke Deutschlands sei.
    Dafür hat die Geierlay Holzbohlen, durch die man nicht durchsehen kann und das ist mir deutlich lieber 🙂

    Es grüßt
    DieReiseEule (nur echt, wenn in einem Wort und mit drei Großbuchstaben geschrieben)
    😉

  17. und dass bei der Geierlay-Hängebrücke im moselnahen Hunsrück kein Entgelt oder Eintritt erhoben wird.

  18. Die Titan RT ist einfach nur eine geniale Brücke. Ich war einmal drauf und möchte wieder einmal dort hin. Einfach nur wow.

  19. Hallo Andrea, wir waren jetzt Ende Juni 22 im Harz. Und wir sind natürlich auch über diese tolle und wackelige Brücke gegangen. Für mich, die Höhenangst hat, eine absolute Überwindung. Aber es war den inneren Stress wert. Ich war zwar sehr froh, als ich auf der anderen Seite angekommen bin, würde es aber auch ein 2. Mal machen. Obwohl mir ja wirklich das Herz tiefer gerutscht ist. Aber es war ein tolles Erlebnis mit einer tollen Aussicht. Mich störte die Staumauer nicht, denn dadurch fühlt man sich merkwürdigerweise sicherer. Die Psyche des Menschen halt. Aber wir waren 2 Wochen im Harz unterwegs. Auch in Thale, Quedlingburg, Clausthal-Zellerfeld mit dieser großen blauen Holzkirche, Bad Harzburg, St. ANDREASBERG, da wohnten wir, Braunlage, Brocken, Osterode, Wurmberg, Hahnenklee mit der Kirche, die aussieht, wie von Wikingern aus den letzten Jahrhunderten gebaut (wurde aber erst Anfang des 19. Jahrhundert gebaut mit Unterstützung aus dem Norden), auch die Höhlenwohnungen vor den Toren von Halberstadt waren sehr interessant, Wernigerode mit dem Schloß und den bunten Fachwerkhäusern, versch. Schlösser und Burgen, Schierke mit der Harzbahn, und viele Wanderwege. Wir werden auf jeden Fall wieder einmal dort Urlaub machen. Auch wenn man manchmal schockiert ist wegen den verendeten Kiefern durch den Borkenkäfern, Wassermangel und stürmen, so ist der Harz trotz allem sehr beeindruckend.

    Was ist nicht toll finde, ist, dass Wanderer sehr oft ihren Müll in der Natur entsorgen. Das macht einen traurig. Ich selbst habe immer eine Mülltüte mit, wenn wir wandern. Da wird alles rein getan und nach der Wanderung in einem ordentlichen Müllbehälter entsorgt. Ich kann nicht verstehen, wie Menschen, die die Natur angeblich so lieben, ihren Müll dort einfach fallen lassen. Es wäre wirklich so schön, wenn man durch saubere Wälder und Wiesen laufen könnte. Aber offensichtlich denken manche Menschen nicht darüber nach. Oder sind einfach der Meinung, dass andere ihren Müll entsorgen müssen. Es tut niemanden Weh, eine Mülltüte im Rucksack zu haben. Denn andere Menschen möchten diese Natur auch noch genießen.
    Ich habe mich schon lange nicht mehr so erholt, wie in diesem Urlaub.
    Übrigens ist gar nicht so weit das Kyffhäuser Gebirge. Dort sind wir im Jahr 2020 gewandert. Von Bad Frankenhausen aus. Auf die Burg von König Barbarossa. Und die Tropfsteinhöhle. Dort gibt es eine einmalige Vegetation in Deutschland mit einer großen Pflanzenvielfalt. Auch sehr schön. Aber der Harz hat es mir angetan.

Wer schreibt hier?

Hallo! Ich bin Andrea Lammert. Als Wegreisende, Bücherschreibende und Bloggerin bin ich stets auf Achse.

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Indigoblau wie...

...der Himmel zur blauen Stunde, tiefes Meer, das 3. Auge, ein Nazar-Amulett, mongolische Gebetsschals, der Mantel der Jungfrau Maria, Weite, Unendlichkeit und Harmonie, Türen in Marokko und Fensterrahmen in Griechenland, Tücher der Tuareg... und was fällt Euch zu dieser Farbe ein?

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