In der Elfenecke im Harz befindet sich ein verwunschenes Café: Das Winuwuk in Bad Harzburg ist ein Ort, der komplett anders ist als viele Gaststätten und Cafés im Harz, ein ganz eigener Platz der Kunst.
Dort reicht der Blick weit bis ins Harzvorland. Da, wo die Norddeutsche Tiefebene für Wind und weiten Blick sorgt. Es ist immer schön, irgendwo erhaben zu stehen und in die Ferne zu schauen, wie hier zwischen dem Breitenberg und Elfenstein. Am Ende der Waldstraße in Bad Harzburg liegt ein Gehöft, das aussieht wie eine Mischung als Waldorf-Schule und Märchenhaus: Das Café Winuwuk würde man an Orten wie Berlin, Weimar oder Hamburg vermuten, aber Bad Harzburg? Hinter den sieben Bergen mit den sieben Zwergen (so jedenfalls scheint es manchmal, wenn man im Harz ist)?
Ein außergewöhnliches Gebäude mit einer ganz eigenen Geschichte ist dort in entstanden. Als der Expressionismus seine beste Zeit hatte und die Künstlerkolonie in Worpswede schon einen Namen, kam auch das Künstlerpaar Dore und Walter Degener nach Niedersachsen in den Harz. Sie hatten in Wien und München Kunst studiert und wollten einen Ort der Kunst im Harz schaffen, der bis dahin eher von Schindelhäusern und Bergbautradition geprägt war. Bis heute ist der Aufbruchsgeist auf dem Grundstück in der Waldstraße zu spüren.
Neben Einfamilienhäusern mit üblich abgezäunten Gärten tut sich plötzlich ein kleiner Park auf mit einem etwas zurück gelegenen Haus. Der Worpsweder Bildhauer Bernhard Hoetger konnte sich ebenso für das Projekt begeistern und so entstand mit seiner Hilfe ein ganz neues Konzept: Ein Café auf dem Land mit gegenüberliegendem Künstlerhof, dem Sonnenhof, der mit seiner fensterlose Form so manchen Besucher zum Staunen gebracht hat. Ein schlaues Konzept: So findet sich im Inneren genügend Ausstellungsfläche an den Wänden und beleuchtet wird alles durch ein starkes Oberlicht.
Vor dem weißen Fachwerkgebäude stehen Holzstühle und Tische, bunte Keramik und lustige Eisenskulpturen. Der Sonnenhof ist nicht nur Künstlerwerkstatt, sondern auch beliebtes Ziel für Ausflügler. Gegenüber auf dem Hang schmiegt sich in leicht kurviger Form das Café an den Hang, die Dächer weit herabgezogen und schwere Eichentüren und -balken an den zentralen Stellen. Ähnlich wie bei Waldorfschulen oder Hundertwassergebäuden gibt es kaum gerade Linien. Schwere Eichenmöbel schmücken die Räume, die von zarten Farben bestimmt sind. Ein wenig ist das Café auch entstanden wie der Unterricht an der Waldorfschule die Kinder ans Lernen heranführt: Erdverbunden und mit viel Intuition. Der Grundriss später dem Boden angepast, das Gebäude zunächst als Modell aus Ton erschaffen, damit sich das Gebäude auch mit Grund und Boden verbinden konnte, denn das Gebäude sollte ein Teil der Landschaft werden, kein Fremdkörper bleiben. Krumme Stämme wurden wegen ihrer Natürlichkeit als Balken bevorzugt und einzeln behauen, so wie eben der Charakter des Stammes es erforderte.
Es ist ein Ort der Kunst, der Inspiration, aber auch der Mythen und Sagen, denn mit dem Bau sollte der nordischen Kunst und Mythologie ein Denkmal setzen. Und so heißt Winuwuk auch „Weg im Norden und Wunder und Kunst“, aus den Anfangsbuchstaben der Wörten formt sich der ungewöhnliche Name des Cafés. Es wurde während der Nazizeit stark angefeindet, einige künstlerische Teile der Inneneinrichtung mussten sogar abgebaut werden. Vor dem Abriss bewahrte der Ausbruch des Krieges das Café, das bis heute eine Stätte der Kunst geblieben ist. Wer keinen Kuchen isst oder die hausgemachte Suppe nicht probiert (übrigens gibt es auf der Speisekarte endlich auch mal Harzer-Gerichte, nämlich auch mal ein echtes Käsebrot. Das Café ist übrigens bis heute Künstlerort geblieben und zeigt wechselnde Ausstellungen.
Wer nach dem Café Lust auf Wellness bekommen hat, der kann in die Sole-Therme gehen, die Beate vom Blog Reiselust-Magazin hier beschrieben hat. Janett vom Blog Teilzeitreisender war im Harz wandern, nicht nur zu den Luchsen und vor allem beschreibt sie, wie man mit Bussen durch den Harz kommt. Und auch Miriam hat über Bad Harzburg geschrieben und ist zu den Luchsen gewandert.
13 Antworten
Das ist ein schönes Kaffee im Harz und hat eine ganz besondere Ausstrahlung. Du warst im Winter dort und im Sommer?
LG Andrea
Das sieht richtig niedlich aus, danke für dir für den Tipp!
Liebe Grüße,
Miriam
Liebe Andrea,
ja, ich war im Winter UND im Sommer dort. Ich mag es einfach da. Künstlercafés haben so etwas Inspirirendes, oder? Liebe Grüße
Liebe Miriam, gerne! Es ist total gemütlich und passt irgendwie zum Harz. Danke fürs Feedback und liebe Grüße
Liebe Andrea,
da hast du ja wieder ein wunderschönes kleines Schatzkästchen ausgemacht. 🙂
Habe mir die Anschrift schon notiert.
Lieben Gruß,
Lilo
Oh wie toll!!! Ich beantrage hiermit ganz offiziell einen gemeinsamen Besuch an diesem märchenhaften Ort.
Herzensumarmung, Kyri
Genehmigt, liebe Kyri <3 Das ist ja eine Überraschung gewesen, natürlich fahren wir gemeinsam hin. Ich freu mich drauf!
Das ist schön, Lilo. Dann bin ich gespannt, wie es dir dort gefällt. Ganz liebe Grüße
Oh, das würde mich mit Sicherheit auch gefallen…mal schauen, ob wir es mal schaffen dort hin zu kommen
Das hoffe ich für euch, es ist wirklich schön dort, leider wissen das viele andere auch…
Rund um Bad Harzburg hat sich einiges getan. Beim gestrigen Besuch des Baumwipfelpfades hat die Zeit leider nicht mehr zum Besuch dieses ungewöhnlichen Cafes gereicht. Aber unterhalb des Baumwipfelpfades ist neben dem Hauptweg der Wurzelweg. Sehr schön und urig. Direkt neben einem Bach. Dort habe ich noch eine nette Kleinigkeit entdeckt. In einem Schnullerkasten wohnt die Schnullerhexe. Hoch oben im Baum sind viele Schnuller angebunden. Zu bestimmten Terminen ist dort der Förster und die kleinen Kinder können ihren Schnuller in den Schnullerkasten werfen.
Das sind ja tolle Hinweise, vielen, vielen Dank dafür und fürs Vorbeischauen sowieso und ganz liebe Grüße. Toll, so Leserinnen wie dich zu haben <3