Ostfriesland ist zu jeder Jahreszeit toll. Mein Favorit ist der Spätsommer: Da ist das Wasser noch warm und die Landschaft bunt. Gründe für Ostfriesland im Spätsommer.
1. Bunte Landschaft
Ostfriesland im Spätsommer heißt für mich vor allem bunte Felder. Wer denkt, dass es nur im Frühling farbenfroh an der Nordseeküste zugeht, weil dann der Raps blüht, der täuscht sich gewaltig. Tatsächlich bietet Ostfriesland etwas viel Zarteres als die instagramfreundlichen Mohnfelder: Es gibt Felder mit Rotklee. Sie leuchten wunderschön in der Sonne in ihrem zarten Pink.
Mein zweiter Favorit an Blumenfeldern in Ostfriesland sind die Sonnenblumenfelder. Ich habe mich schon in Frankreich gefragt, warum wir hier nicht ebenfalls solche schönen Blütenprachten haben. In Ostfriesland habe ich sie gefunden und hätte stundenlang einfach nur am Feldrand stehen können.
Es muss übrigens nicht immer blühen auf den Äckern. Ich finde auch die Stimmung auf den Stoppelfeldern wunderschön. An der Nordsee leuchten sie besonders schön golden in der Sonne, was in Verbindung mit dem blauen Himmel und den oftmals dramatisch-fluffigen Wolken ein postkartenschönes Bild ergibt.
2. Regenbogen-Wetter in Ostfriesland
Drei Jahreszeiten an einem Tag – das ist normal an der Nordsee. In Ostfriesland ist das Wetter geprägt vom Wechsel aus Sonne und Regen. Was mancher lästig findet, weil er die Regenjacke ständig dabei haben sollte, finde ich wunderschön, denn für mich ist Ostfriesland die Landschaft der Regenbögen.
Das Naturschauspiel kann man dort besonders gut beobachten. Dazu muss man allerdings bei Regen draußen sein. Und dann immer schön den Blick auf die gegenüberliegende Seite der Sonne wenden, denn dort findet sich der Regenbogen.
3. Schafkino am Deich
Ostfriesland ohne Schafe wäre unvorstellbar. Überall finden sich Schafherden, denn sie sind wertvolle Landschaftspfleger. Sie halten das Gras der Deiche kurz, das bewahrt den Deich vor Wühlmausschäden, denn die kleinen Nager mögen kurzes Gras nicht, weil sie sich dort nicht so gut verstecken können. Kurzes Gras ist zudem dichter und hat ausgeprägtere Wurzeln, was wichtig ist, sonst würde die Erde von den Deichen einfach weggeweht oder weggeschwemmt werden.
Damit eben das nicht passiert, lässt man die Schafe auf dem Deich weiden, denn sie halten nicht nur das Gras kurz, sondern trampeln auch den Boden schön fest – natürliche Deichpflege per Schaf an der Nordsee also. Und während die Schafe ihre Arbeit tut, lassen sie sich prima beobachten. Es lohnt sich, einfach mal mit dem Rad eine Tour entlang der Deiche zu machen, inne zu halten und einfach nur die Schafe zu beobachten. Es sind ganz schön witzige Tiere. Besonders niedlich ist es, wenn sie sich an Bänken oder Pfählen ausgiebig scheuern.
4. Weiter Blick
Viel zu oft verengt sich unser Blick, meiner zumindest. Ich sitze vor dem PC, starre auf mein Handy und bin gefangen in dieser Welt im kleinen Rahmen, eben im Rahmen der Bildschirme. Das macht nicht nur etwas mit meinen Augen, sondern vor allem mit meinem Geist, der dann auch starr und eng wird. Ich brauche es, rauszugehen, den Blick in die Weite schweifen zu lassen, am liebsten ins Unendliche – und da bin ich im platten Ostfriesland genau richtig, denn da steht dem Blick bis zum Horizont nichts im Wege.
5. Die Salzwiesen
Habt Ihr schon mal Queller gegessen? Diese fleischige Pflanze, die sich als erste auf den Salzwiesen ansiedelt und sie zu Land macht? Sie schmeckt wunderbar nach Meer und ist dabei schön knackig und frisch. Am besten übrigens direkt aus der Salzwiese. Ja, die Salzwiesen. Das ist etwas, was ist an der Nordsee besonders mag.
Fast noch lieber als den Strand, wobei man das einfach nicht vergleichen kann, denn der Strand (in diesem Falle auf den Inseln oder in Schillig) ist eben auch etwas ganz Besonderes. Aber die Salzwiesen gibt es eben nur an der Nordsee. Dieses Land, das nicht richtig Festland aber auch kein Watt mehr ist. Eine wertvolle Zwischenzone, in der sich viele Vögel aufhalten und die Bauern ihre Kühe oder Schafe weiden lassen.
6. Wattwanderungen
Wenn es unter den Füßen schmatzt und die Schuhsohle einfach im Schlick kleben bleibt, dann stecke ich mittendrin im Watt. Was ich früher als grau und leblos empfand, habe ich als wertvollen Naturraum schätzen gelernt. Das Watt mit seinen Würmern, Muscheln und Schalentieren beinhaltet soviel Leben und so viele Nährstoffe, dass es Millionen von Zugvögeln jedes Jahr versorgt. Austernfischer oder Kiebitze futtern sich dort Reserven an, um den Flug in die Winterquartiere im Süden zu schaffen.
Den grauen Schlick lieben lernt man also erst bei einer Wattwanderung. Und staunt, was die Wattführer alles in der vermeintlich leblosen Erde finden. Ich liebe besonders das Geräusch, wenn das Watt zu atmen scheint: Die vielen Muscheln und Würmer graben sich kleine Gänge im Watt, die prickeln wie die Perlen im Sektglas.
7. Die Ostfriesischen Inseln
Im Sommer sind sie einfach voll – die Ostfriesischen Inseln leisten für mich immer wieder Erstaunliches, indem sie ein solch Vielfaches der Einwohnerzahl als Gäste aufnimmt. Im Spätsommer, besser noch im September aber wird es ruhiger ohne dabei gespenstisch zu sein. Der Run auf die Inseln lässt nach und die Nordsee ist trotzdem noch warm genug zum Baden, wenn das Wetter stimmt. Das ist für mich die schönste Zeit auf Baltrum, Borkum, Norderney oder Juist und Co.
8. Die Sonnenuntergänge
Die schönste Stunde im Watt ist wohl die, in der sich der blaue Himmel gelb oder sogar rot färbt: Der Sonnenuntergang im Watt ist der Moment, der die Menschen von ihren Fernsehern oder Computern fortlockt. Ein wahrer Pilgerstrom entsteht gen Meer oder Watt. Nicht überall kann man die Sonne über dem Meer untergehen sehen, denn in Ostfriesland sind viele Stellen zwischen Meer und Deich nicht frei zugänglich. Deswegen sollte man sich vorher genau erkundigen, wo man Blick auf den Sonnenuntergang bekommt. Auf den Inseln ist er ja irgendwie inbegriffen. Am Festland aber gibt es schöne Sonnenuntergangsguckstellen, etwa am Hafen von Neßmersiel, Dornumersiel oder Bensersiel.
9. Das Moor
Ostfriesland ist nicht nur Watt und Meer, sondern es ist auch eine wichtige und große Moorlandschaft. Das Ewersmeer etwa ist Deutschlands größter Hochmoorsee und ein beeindruckend stiller Ort für Naturmenschen.
Der Bohlenpfad dort ist zwar schnell durchschritten und man steht schon bald am Meer (wie der See hier eben heißt). Aber Schnelligkeit ist im Moor nicht angesagt. Die kleinen Wunder sind es, die das Moor ausmachen: Kleine Eidechsen, die weghuschen, rote, große Libellen in der Luft, das Geschnatter der Enten oder mit etwas Glück auch eine sonnende Kreuzotter.
10. Die Städte
Ostfrieslands Städte sind jetzt eigentlich am schönsten: Sei es Norden mit seinem Teemuseum und der wunderbaren Ludgerikirche, die eine Arp-Schnittger 1686 dort erbaut hat – Ostfrieslands Städte sind klein, aber voller Charme. In Norden gibt es in der Großen Neustraße richtig schöne Kunsthandwerkgeschäfte. Aber auch Leer mag ich gerne, diese kleinen Straßen mit den witzigen Läden – dort hat sich eine ganz besondere Stimmung erhalten. Doch am schönsten ist es in Ostfriesland in den Wiesen, auf den Inseln und am Watt – und das am besten mit dem Fahrrad. Einfach den frischen Wind um die Nase wehen lassen und Strecken fahren, die man mit dem Auto nicht erreicht.
Ostfriesland gehört zu den Spezialgebieten meines Blogs. Wenn du mehr über Ostfriesland lesen möchtest, findest du hier einen Reiseführer für Ostfriesland und hier habe ich über unglaubliche Orte in Ostfriesland geschrieben. Tipps für Greetsiel gehören ebenso zu meiner Bandbreite wie Ostfriesland von oben.
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Auch andere Blogger haben über Ostfriesland geschrieben. Tania von Takly on tour hat eine Ostfrieslandtour gemacht, darüber lest Ihr hier. Janett von Teilzeitreisender hat im Strandschlafkorb geschlafen – wie es war, erfahrt ihr auf ihrem Blog.
6 Antworten
sehr schön und jetzt weiß ich auch wo nachts die Schafe herkommen !!!!
Liebe Andrea, ich staune bei Dir immer, wie anders Ostfriesland ist – also im Gegensatz zu Nordfriesland, wo ich mich viel herumtreibe. „Sonnenuntergangsstellen“ waren mir bisher zum Beispiel vollkommen unbekannt.
In anderer Beziehung gibts aber auch wieder Ähnlichkeiten: September, Wattknistern und Salzwiesen – das ist einfach ein perfekte Sache.
Liebe Grüße, Stefanie
Liebe Stefanie,
Wattknistern ist einfach sooooo schön. Ich habe grade die Salzwiesen bei dir gelesen und tatsächlich empfinde ich es auch ganz anders, Ostfriesland ist eben südlicher und sozusagen das Italien des Nordens 🙂 Liebe Grüße erstmal
Meinst du ins Kino? 🙂
So schön dein Beitrag über Ostfiesland und ich reise auch sehr gerne im September. Die Farben sind gleich ganz anders als im Hochsommer. Das Wattknistern finde ich herrlich! Die Inseln Juist, Norderney und Borkum habe ich schon besucht und war total begeistert. Deine Fotos sind mal wieder ganz besonders und schon hast du die Weite des Nordens gezeigt
Liebe Grüße
Andrea
Oh, danke, liebe Andrea, so ein Kommentar von deiner Seite aus freut mich sehr. Ja, die Farben sind anders, das finde ich erstaunlich, dass dir das auffällt. Ganz liebe Grüße und danke für deinen Kommentar