Langeoog, die autofreie, Ostfriesische Insel hat in diesem Sommer mein Herz erobert. Vor allem die Vielfalt der Insel hat mich überzeugt. Langeoog ist für mich einer der schönsten Orte an der Nordsee.
1. Sehenswürdigkeiten auf Langeoog
Zwischen Baltrum und Spiekeroog liegt diese Insel, deren Silhouette auf der Landkarte mich immer an alte Piratenpistolen erinnert. Andere drücken es freundlicher aus und sagen, Langeoog hätte die Form eines liegenden L. Wie auch immer, auf jeden Fall zählt Langeoog zu den 5 autofreien Ostfriesischen Inseln.
Hätte ich nicht Spiekeroog als schönste Ostfriesin gekürt, wäre es Langeoog geworden. Sie ist meine heimliche Lieblingsinsel, denn sie vereint so vieles: Sie ist groß genug, um Abwechslung zu finden, sie hat ein aktives Dorfleben und wunderbare Stände sowie enorm einsame Ecken. Vor allem ist sie eines, unglaublich lang, denn das sagt schon der Name, der auf hochdeutsch lange Insel (Oog=Insel) bedeutet.
1.1. Langeoog-Dorf
Sehenswürdigkeit Nummer 1 ist Langeoog-Dorf, dort landet jeder ja als erstes, der mit der Inselbahn anreist. Die Hauptstraße führt direkt zum Lale-Andersen-Denkmal und dann weiter zum Wasserturm (1909) mit seinem achteckigen Grundriss, der berühmten Langeoog-Ansicht.
Überhaupt sind Besucher gut beraten, wenn sie sich an der Hauptstraße orientieren, sie ist das Zentrum der Shoppingmeile der Insel. Wer Museen mag, den wird es ins Schifffahrsmuseum (Kurstr. 1) oder ins Heimatmuseum Seemannshus (Caspar-Döring-Pad 3) ziehen. Für mich ist das ja eher ein Schlechtwetterprogramm, mich zieht es immer gleich in die Natur.
1. 2. Wäldchen
Ich war ganz erstaunt, dass es auf Langeoog ein Wäldchen gibt. Es ist ein Erbe aus der NS-Zeit, die Nazis wollten damals, dass die niedersächsischen Inseln nicht so sehr von den so waldreichen niederländischen Nachbarinseln zu unterscheiden waren und legten deswegen Wälder an.
Die Bäume sind heute geblieben und bieten im Westen der Insel Schutz gegen Sturm und weiteren Wetterunbill. Im Gegensatz zu Festlandwäldern sind die Bäume hier knorrig gewachsen und haben urige Formen angenommen.
1.3. Flinthörn
Das ist eine meiner schönsten Touren: Rad schnappen und auf zum Flinthörn. Der südwestliche Zipfel der Insel erzählt denen, die danach forschen, nämlich eine besondere Geschichte. Nach einer wilden Sturmflut im Jahr 1825, die das Inseldorf auf dem benachbarten Baltrum zerstört hatte, trieben Teile der Bebauung auf Langeoog an und wurden am Flinthörn gebremst.
Die Steine sammelten sich und bildeten einen natürlichen Schutz der Insel. Während die anderen, Ostfriesischen Inseln im Westen Land verlieren, gewinnt Langeoog durch diese Barriere jedes Jahr mehr und mehr Sand, der sich auf den Trümmern ablagert. Die Sandplate wächst und verändert mit Jahr zu Jahr ihre Form, vom einstigen namensgebenden Haken ist kaum noch etwas übriggeblieben. Heute gehört das Gebiet den Vögeln.
Es gibt einen Weg, der durch die Salzwiesen bis zum Strand führt. Am Ende steht ein Vogelbeobachtungshäuschen, auf dessen Terrasse ich hätte stundenlang sitzen können. Also am besten eine Thermoskanne mit Tee mitnehmen. Zum Flinthörn muss man zu Fuß, es gibt einen Fahrradparkplatz am Einstieg des Wanderweges.
1.4. Fressmeile Kavalierspad
Wer großen Rummel und Sehen und Gesehenwerden nicht scheut, der sucht den Kavalierspad auf, vor allem zu Essenszeiten wie Kaffeetrinken oder Mittag. Ob Dönerbude oder Kaffee, Fischbrötchen oder Eis, der Kavalierspad ist die Fressmeile der Insel. Es gibt einen wunderschönen Blick auf die Dünen, den Wasserturm oder eben das Fischbrötchen des Nachbarn, je nachdem, wohin den Blick gleiten lässt.
1.5. Kunstmeile Langeoog
Direkt an den Kavalierspad schließt sich die Kunstmeile an. Über den Warmbadweg (er heißt wirklich so) führt der Weg zur Höhenpromenade. Dort finden sich einige Kunstwerke, vor allem stammen sie aus der Schöpferkraft des Inselkünstlers Anselm Prester. Er gehört zu den Charakterköpfen der Insel und bietet auch Malkurse an. Ein Abstecher zu seinem Atelier lohnt sich in jedem Fall.
1.6. Dünenfriedhof
Die Friedhöfe auf den Inseln sind Zeugen von vielen grausamen Geschichten, verlorene Seeleute, Sturmfluten und Schiffsbrüchige lassen sich dort ebenso rauslesen wie Walfängergeschichten auf manchen Grabsteinen, wie etwa auf Borkum. Langeoogs Friedhof aber hat etwas ganz Besonderes zu bieten, eine Berühmtheit liegt dort begraben: Lale Andersen, die berühmte Musikerin des Songs Lili Marleen, hatte nach dem Zweiten Weltkrieg einen Zweitwohnsitz auf Langeoog und liebte die Insel so sehr, dass sie dort auch begraben werden wollte. Und so findet sich ihr Grabstein heute zwischen denen der Kapitäne und Seefahrer auf dem Dünenfriedhof. Die Höhenpromenade führt direkt zum Dünenfriedhof.
1.7. Höhenpromenade
Vom Kavalierspad empfielt es sich, die Höhenpromenade zu nehmen. Dort müssen Radfahrer bisweilen schieben, weil fahren nicht erlaubt ist, aber man ist ja im Urlaub und da ist der Weg das Ziel. Der Pfad ist wirklich wunderschön und offenbart immer wieder Panoramablicke auf die Dünen oder das Dorf, von dem er sich mehr und mehr entfernt.
Über das Pirolatal geht es nun weiter gen Ostende, ein wirklich langes Stück mit dem Rad, das auf der Karte viel kürzer wirkt als es in Wirklichkeit ist. Schon bald ist ein Dünenberg mit Aufbau in der Ferne in Sicht: Die Melkhorndüne markiert noch nicht mal die Hälfte der Strecke bis zum Ostende der Insel.
1.8. Melkhorndüne
Viele Radfahrer suchen den Weg zur Melkhorndüne und fahren dann wieder zurück. Außer diejenigen, die Elektroantrieb haben und mühelos summend die normalen Radler überholen, und das ganz schweißfrei. Der Blick auf der Melkhorndüne ist wirklich wunderbar und hat mir schon ein wenig alpines Gefühl aufkommen lassen. Bei der Weiterfahrt gen Osten überholte mich eine Pferdekutsche.
1.9. Vogelwärterhaus & Meierei Ostende
Auf dem Weg zum Ostende gibt es immer wieder Stationen, die zum Anhalten einladen. Zu den schönsten zählt das Vogelwärterhaus mit seinen knorrig-windschiefen Bäumen und den Blicken auf die Salzwiesen. Im Inneren des Hauses klärt eine kleine Ausstellung zum Vogelschutz und der Historie dieser Bewegung auf.
Dort lerne ist, dass es eine Frau war, die die Vogelschutzbewegung gegründet hat. Sie hieß passenderweise Lina Hähnle und prägte den Satz: „Deutsche Frauen tragen keine Federhüte.“ Vom Vogelwärterhaus ist es nicht mehr weit bis zur Meierei.
Die Meierei ist ein beliebtes Ausflugslokal, in dem die Dickmilch mit Sanddorn Kultgetränk ist. Aber auch Ostfriesentee mit Kluntje und Kuchen können sich schmeckenlassen. Dorthin fahren die Kutschen.
Der Kutscher, der mich vorhin überholt hatte, gibt mir einen Tipp mit auf dem Weg: „Bald dreht der Wind, denken Sie daran, wenn Sie sich ihre Kräfte einteilen. Dann radeln Sie gegen den Wind.“ Danke Kutscher. Du solltest so Recht behalten.
1.10. Osterhook
Von der Meierei ist es nochmal eine ganz schöne Kurverei bis zum Osterhook, dem wilden Osten. Doch der Weg lohnt sich unbedingt, denn ab dem Beobachtungshäuschen beginnt eine andere Welt. Wer Glück hat, wird später sogar Seehunde sehen, doch erstmal heißt es, kleine Prile zu überwinden, die sich hier durch die Landschaft schlängeln. Zum Glück ist das erste Stück des Wanderweges auf Holzbohlen errichtet. Und dann beginnt sie, die schier endlose, fast menschenleere Weite des Ostens der langen Insel.
2. Schöne Strände
Langeoog hat mehr als 14 Kilometer breiten Sandstrand zu bieten, feinste Puderqualität. Bei so viel Sand kann man den Strand getrost in Zonen aufteilen, um allen Bedürfnissen gerecht zu werden. So gibt es einen Hundestrand (östlich des Pirolatals), einen Sportstrand (am Dünenübergang Hauptbad), einen Nichtraucherstrand (westlich vom Sportstrand).
Je weiter weg der Strand vom Dorf ist, desto weniger bewacht, naturbelassener und einsamer ist er. Etwas Besonderes ist übrigens der Strand, der sich an das Pirolatal anschließt, dort taucht bei extremen Niedrigwasser manchmal ein Schiffswrack aus dem Sand wieder auf.
3. Anreise & Fähre
Langeoog ist nur per Fähre erreichbar. Die Fähre nach Langeoog startet in Bensersiel. Autofahrer können ihre PKW dort auf den Langzeitparkplätzen abstellen, das kostet 5 € pro Tag. Wer mit dem Bus anreist, kommt über Esens nach Bensersiel, manche Fernbusse steuern den Fährhafen direkt an. Der Fahrplan der Fähre ist regelmäßig und nicht tideabhängig und kann hier eingesehen werden. Das Ticket kostet für Erwachsene 26,50 € hin und zurück.
Im Fahrpreis enthalten ist die etwa siebenminütige Fahrt mit der Inselbahn, einer nostalgischen Eisenbahn mit bunten Waggons, die die Feriengäste vom Hafen ins Dorf von Langeoog bringt.
Um auf der Insel fortzukommen, bietet es sich an, ein Rad auszuleihen. Rund im den Inselbahnhof finden sich viele Fahrradverleiher, ein Tourenrad kostet etwa 7 € am Tag.
Wer ganz klimaschonend anreisen will, der kann eine Wattwanderung zur Insel buchen. Meistens aber nur in eine Richtung, die Rückfahrt geht mit der Fähre.
4. Ferienwohnungen und Hotels
Ferien auf Langeoog sind vor allem bei Familien beliebt und Unterkünfte vor allem in den Ferien schon früh ausgebucht. Viele Gäste buchen bei der Abfahrt ihre Unterkunft gleich für das nächste Jahr wieder. Die Auswahl ist begrenzt. Wer spontan anreisen möchte, hat meistens nur in der Nebensaison Glück, in der Hauptsaison und an langen Wochenenden heißt es, langfristig planen. Die Tourist-Info ist gern bei der Suche nach Ferienwohnungen und Hotelzimmern behilflich. Hier gibt es ein Verzeichnis von Unterkünften, Ferienwohnungen und Hotels.
Tourist-Info Langeoog, Tel. 04972/ 6930
5. Wetter & Klima
Langeoog ist bekannt für sein Nordseeklima. Der Wind kommt meist aus westlicher oder südwestlicher Richtung (schöne Diagramme gibt es hier), das Wetter ist auch im Sommer eher friesisch herb. Während der Rest Deutschlands über Hitzewellen klagt, sind auf den Inseln selten über 25 Grad. Dafür fällt die Temperatur auch im Winter nur seltener unter den Gefrierpunkt als auf dem Festland. Allerdings ist das Wetter stets wechselhaft und es empfielt sich, eine Regenjacke dabei zu haben.
Allergiker atmen meistens bei diesen Bedingungen auf, denn die Luft ist pollenfreier als auf dem Festland. Durch die fehlenden Autoabgase ist Langeoog wirklich eine Insel zum Aufatmen. Das Reizklima der Nordsee, verbunden mit dem Einatmen der feinen Tröpfchen des Salzwassers, ist schon lange als Heilklima bekannt und so ist Langeoog auch Luftkurort. Wer mehr über die Heilwirkung der Nordseeluft wissen will, findet hier mehr.
6. Langeoog News & Webcams
Wer auf dem Laufenden bleiben möchte und aktuelle Neuigkeiten von der Insel bekommen möchte, findet Langeoog News auf diesen Internetseiten. Ob Bernsteinwetter oder Fährplanänderungen, dort ist das Wichtigste aufgelistet. Die offizielle Langeoog-Webcam von der Touristen-Info ist hier zu finden. Eine ganze Liste von Webcams der Insel zeigt die Seite Langeoognews. Eine Karte von Langeoog findest du an der Touristeninformation oder bei den Fahrradverleihern. Über passende Veranstaltungen auf Langeoog informiert die Touristeninfo.
7. Geschenkideen für Langeoog-Fans
*Folgender Text enthält Werbelinks*
- Du suchst einen Reiseführer über Ostfriesland? Wie wäre es mit dem von mir? Wenn du über diesen *Link bestellst, bekomme ich eine kleine Provision, dich kostet das nichts extra.
- Monopoly gibt es jetzt auch als *Ostfriesland-Version, ganz regionalisiert – ist eine witzige Alternative zum Spieleklassiker.
- Wer gerne rätselt, freut sich vielleicht über das *Ostfriesland-Quiz.
- Stilecht und wirklich sinnvoll ist zudem ein *Friesennerz – natürlich in gelb.
- Beliebt und berühmt sind die Ostfriesenkrimis von Klaus-Peter Wolf, etwa Ostfriesenhölle.
- Für Statement-T-Shirts brauchen die Ostfriesen nicht viele Worte. Moin reicht – ich finde es als *Hoodie-Version originell.
- Langeoog gibt es als *Puzzle, wer die 1000 Teile ordnet, bekommt die Inselansicht heraus.
- Sehr hübsch sind auch die *Silberringe mit eingearbeitetem Nordseesand und den Ostfriesischen Inseln als Silhouette.
Du möchtest mehr über die Ostfriesischen Inseln lesen? Dann bist du hier richtig. Ich sammele zwar keine Stempel im Pass, bin aber stolz darauf, alle Ostfriesischen Inseln zu kennen. Übrigens ebenso wie darauf, in dem Bundesland zu wohnen mit den meisten Meeresinseln Deutschlands. Du möchtest über die anderen Ostfriesischen Inseln lesen und wissen, welches ist die schönste? Darüber habe ich hier geschrieben.Über Norderney habe ich hier geschrieben, Tipps zu Juist findest du in diesem Blog ebenso wie einen Text zu Wangerooge. Wenn du mehr über Ostfriesland lesen möchtest, findest du hier einen Reiseführer für Ostfriesland und hier habe ich über unglaubliche Orte in Ostfriesland geschrieben. Über Borkum mit der Familie hat Lena auf ihrem Blog Family4travel geschrieben. Und dass Langeoog auch zu Silvester schön ist, beweist Tanja von Spaness in ihrem Beitrag.
7. Bilder von Langeoog
Und ein Foto-PS: Alle Bilder habe ich mit der Handykamera gemacht, weil meine Systemkamera bei der Anreise auf die Insel ihren Geist aufgegeben hat.
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2 Antworten
Ach, Gott ja, Nordsee-Sommer-Inseln. Wär das jetzt schön! (Eigentlich wollte ich nur ein „Like“ hier lassen und für mich ein Lesezeichen setzen – für bessere Zeiten). Ganz liebe Grüße, Stefanie
Liken kannst du ja leider nichts mehr, da ich meinen Blog entkoppelt habe von der WordPressoberfläche. Aber deine Worte freuen mich, die Insel wäre bestimmt auch etwas für dich. Liebe Grüße aus Frankreich