Deutschlands schönste Eisenbahnstrecke liegt auf Wangerooge. Die knapp 20-minütige Tour durch die Salzwiesen ist ein Grund, nach Wangerooge zu fahren. Aber nicht der einzige. Tipps für Wangeooge.
1. Auf nach Wangerooge
Die Strecke von Harlesiel nach Wangerooge sieht so kurz aus. Vom Festland aus ist schon der Westturm von Wangerooge in Sicht. Doch diese Nähe täuscht. Die Fähre von Harlesiel nach Wangerooge tuckert extrem langsam durch die Landschaft. Würde man nebenher laufen, könnte man sie fast überholen.
Am Fähranlager in Wangerooge begrüßt mich ein doppelter Regenbogen, der so typisch für die Nordsee ist. Das Wetter spendiert gerne mal drei Jahreszeiten an einem Tag und jetzt hat es sich grade für Frühjahr entschieden – mitten im November.
Es dauert, bis die kleine Inselbahn startet, schließlich muss sie erst beladen werden mit Koffern, Fahrrädern und auch Nachschub an Bier oder Pommes vom Festland. Da bleibt genügend Zeit, um am Fährlanleger zu spazieren und die Aussicht auf den Westturm zu genießen.
Die Inselbahn geht zurück auf das Jahr 1897, damals wurde die Strecke vom Fähranleger ins Dorf für Dampflokomotiven eröffnet, um Personen und Güter zu transportieren. Daran hat sich bis heute nicht viel geändert. Es ist, als steige man in einen Museumszug: Die Sitze sind aus Holz, zwischen den Waggons gibt es kleine Plattformen zum Stehen – im Freien versteht sich. Wer genau hinschaut, erblickt sogar Hutablagefächer, die tatsächlich für Hüte, nicht etwa für Taschen gemacht worden sind.
Der Zug setzt sich in Bewegung – und ich mich auch. Auf dem Holzsitz hält mich nichts, wenn ich aus dem Fenster schaue. Denn die Inselbahn schuckelt mitten durch die Salzwiesen – meiner Lieblingslandschaft an der Nordsee. Da muss ich raus, die Nase in den Wind halten und erspüren. Es ist eine wirklich unglaubliche Fahrt, denn die Bahn scheint über die Salzwiese zu schweben.
Eine Landschaftsform, in der man Gefahr läuft, tief einzusacken. Deswegen sind Salzwiesen eigentlich kaum begehbar, nur an wenigen Stellen Ostfrieslands kommt man überhaupt an dieses Naturwunder heran. Und jetzt fahre ich mittendurch. Enten fliegen auf, Möwen schnäbeln im Wasser – ich kann mich gar nicht satt sehen.
Die Inselbahn auf Wangerooge braucht 20 Minuten vom Anleger bis ins Dorf. Ich könnte noch Stunden sitzen und gucken, aber schon sind wir da. Also aussteigen. Auf der kleinsten, Ostfriesischen Insel gibt es einiges zu entdecken.
2. Tipps für Wangerooge
Was muss man auf der Insel gesehen haben? Ganz klar: Das Meer, den Strand, den Westturm und das Ostende. Doch auch darüberhinaus gibt es einige Sehenswürdigkeiten auf Wangerooge.
2.1. Alter Leuchtturm/ Inselmuseum
Wenn er so rot-weiß aus der Landschaft ragt, sieht man ihm sein Alter gar nicht an: der Alte Leuchtturm stammt aus den Jahren 1597 bis 1602 und weist in seinem Inneren eine erstaunliche Nutzngsvielfalt auf: So lässt sich dort ein Eiskeller ebenso finden wie ein ehemaliges Gefängnis. Die ehemalige Wohnstube des Wärters ist Teil des Museums wie eine Ausstellung der Geschichte der Insel. Besonders schön ist die Bernsteinsammlung.
2.2. Pudding
Die runde Form, die sich aus der Landschaft erhebt und auf der dieser Café-Pavillon wie ein Wahrzeichen der Insel thront, lässt heute nichts mehr davon erahnen, dass es einst ein alter Bunker war. Das Café ist heute beliebtester Treffpunkt der Insel und vor allem zu Sonnenuntergang schön. www.cafe-pudding.com
2.3. Nationalparkhaus
Es gehört zu den ältesten Häusern der Insel: Das Rosenhaus stammt aus dem Jahr 1912 und war einst Wohnung der Angestellten des benachbarten Kinderheimes. Heute ist es in ein Informationszentrum über den Nationalpark Wattenmeer geworden. Dort finden die Besucher Schautafeln, Aquarien und vieles zum Anfassen, was über den Lebensraum für die Vögel und Seehunde aufklärt. Das Nationalparkhaus bietet geführte Abendwanderungen um die Ostspitze an. Dann sieht man nicht nur die Sonne im Meer versinken, sondern bekommt noch die einheimischen Vogelarten am Wegesrand erklärt. Vor dem Haus steht ein Pottwalskelett.
2.4. Westturm
Der alte Leuchtturm ist heute Teil der Jugendherberge der Insel, Er befand sich einst auf dem Wasser, doch damit bot er feindlichen Schiffen im Ersten Weltkrieg auch eine hervorragende Orientierung und wies auch ihnen den Weg zur Insel, deswegen wurde er gesprengt und später vor dem Zweiten Weltkrieg auf Wangerooge neu errichtet.
2.5. Jever-Plattform
Aussichtspunkt ganz im Osten der Insel, der einen wunderbaren Überblick über die riesige Sandfläche zeigt.
2.6. Surfschule
Als Insel hat Wangerooge viel Wind und damit ideale Bedingungen zum Surfen. Wer es lernen möchte, hat gute Chancen bei der örtlichen Surfschule. Untere Strandpromenade (West), 26486 Wangerooge, Tel. 04469 942222, www.windsurfing-wangerooge.de
2.7. Meerwasser-Erlebnisbad
Eine 74 Meter lange Rutsche, ein Meerwasserbad, Plaschbecken und Wasserkanone – für Familienspaß sorgt das Erlebnisbad. Erwachsene entspannen in der Sauna.
3. Wangerooge – wichtige Fakten
Wangerooge, die westlichste der Ostfriesischen Inseln, ist in jeder Hinsicht etwas Besonderes. Sie vereint viel Paradoxes. So gehört sie gar nicht zu Ostfriesland, sondern zu Friesland, wird aber offiziell den Ostfriesischen Inseln zugerechnet. Mit knapp 5 Quadratkilometern Fläche ist sie mittlerweile die kleine der Ostfriesischen Inseln und hat Baltrum diesen Rang abgelaufen.
Die Insel verändert sich übrigens so schnell, dass selbst Nachschlagewerke nicht mit den Informationen nachkommen. So müsste jemand mal Wikipedia auf Stand bringen, denn dort sind gleich zwei Angaben zu Wangerooges Größe zu finden. Deswegen habe ich auf Wangerooge selbst nachgefragt und die 5 Quadratkilometer herausbekommen. Damit ist sie kleiner als Baltrum, nur scheint auch das noch niemand gemerkt zu haben.
Wangerooge verliert beinahe jedes Jahr während der Herbst- und Winterstürme Strand. Er wird im Osten der Insel wieder angespült und im Winter mühsam zum Hauptstrand zurück transportiert.
Als westlichste der Ostfriesischen Inseln hatte es Wangerooge vor allem im Zweiten Weltkrieg schwer, sie war strategisch wichtiger Punkt. Ein schwwarzer Tag in der Inselgeschichte ist der 25. April 1945. Damals warfen mehr als 480 Bomber der alliierten Streitkräfte mehr als 6000 Bomben über der Insel ab. Viele Menschen verloren ihr Leben und die Insel war Jahrzehnte gezeichnet. Heute haben Wind, Sand und Meer die Kratert zuwachsen lassen. An manchen Orten lugen noch Bunkerreste aus dem Sand.
4. Fähre und Anreise nach Wangerooge
Wie lange dauert die Fahrt von Harlesiel nach Wangerooge? Diese Frage habe ich mir als erstes gestellt, als ich den tideabhängigen Fahrplan gesehen habe. Rund eine Stunde ist die Fähre nach Wangerooge unterwegs, plus 30 Minuten mit der Inselbahn. Wer nach Wangerooge will, entschleunigt schon bei der Anreise. Und die ist gar nicht so einfach. Vor allem nicht, wenn man nur einen Tag auf die Insel möchte. Der Plan der Fähre nach Wangerooge ist tideabhängig.
Und da Ebbe und Flut an der Nordsee jeden Tag zu anderen Zeiten stattfinden, fährt auch die Fähre nach Wangerooge jeden Tag anders. Harlesiel heißt der Hafen, von dem aus die Fähren die autofreie Insel Wangeroge ansteuern. Wer mit dem Auto kommt, kann wie bei den anderen Häfen auch, sein Auto auf Langzeitparkplätzen abstellen. Wer mit der Bahn anreist, kommt auf Schienen bis Sande und steigt um in den Tidebus nach Harlesiel. Im Fährticket inbegriffen ist der Preis für die Inselbahn. www.siw-wangerooge.de Wenn du mehr über Ostfriesland lesen möchtest, findest du hier einen Reiseführer für Ostfriesland und hier habe ich über unglaubliche Orte in Ostfriesland geschrieben.
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Auch andere Blogger haben schon über Wangerooge geschrieben. Etwa Angela, die mit Kind auf Wangerooge unterwegs war. Stefanie vom Blog In der Nähe bleiben, schätzt vor allem die Einfachheit auf der Insel. Und Marina von MS Welltravel hat es bis nach Helgoland geschafft.
10 Antworten
Sehr schöne Eindrücke. Jetzt möchte ich dahin 😀 Liebe Grüße aus Do, Annette
tolle Beschreibung mit vielen Highlights ! Was die Fotos betrifft alle super passend zum Artikel und einen ist bei mir gleich hervorgestochen !
Das Foto vom fahrenden Zug mit Sonnenuntergang !!!
LG Manni
Liebe Andrea, das ist für mich ein totales Ding, dass Wangerooge kleiner als Baltrum ist. Weil ich seit 2 Jahren ganz fest eingefahren bin: die nächste Ostfriesin, die ich besuche, wird die Kleinste sein.
Auf Wangerooge war ich aber schon – bin ich jetzt also wieder ganz frei in meiner Planung 🙂
Und einen Ergänzungstipp habe ich ausnahmsweise auch: Den Westturm kann man (kostenlos) besteigen. An der Rezeption der Jugendherberge gibts (gern gegen Spende) den Schlüssel für die Turmkammer. Es ist toll da oben. Windumtost.
Ganz liebe Grüße; Stefanie
Danke für den Tipp! Ja, das mit der kleinste Insel ist irgendwie witzig. Ich kann es auch nicht ganz glauben, aber die Zahlen scheinen so zu sein. Dann hat sich deine Reisezukunft ja etwa entspannt 🙂 Liebe Grüße
Danke, das freut mich sehr, fotografisch würde es dir auch gefallen
Dankeschön. Ostfriesland ist eine gute Idee, egal wann
Super Infos, schöne Bilder, weckt Erinnerungen, muß ich unbedingt mal wieder hin. Danke, Andrea.
Lieben Gruß, Helmut
Danke, das freut mich sehr
Moin, bin auch davon ausgegangen das Baltrum, die kleinste der Ostfriesischen Inseln ist. Bei Wikipedia und auf der offiziellen Baltrum-HP steht auch noch, dass Baltrum die kleinste Insel ist. Ist aber auch nicht so wichtig…….
Vor ein paar Jahren war ich für ein paar Tage auf Baltrum und habe mich gleich in die Insel verliebt.
Auf den anderen Ostfriesischen Inseln bin ich noch nicht gewesen. Wenn man in Hamburg wohnt, fährt man eher auf die Nordfriesischen Inseln……
vg aus Hamburg, kv
Moin,
ich ( Schwäble ) liebe die Nordsee und war schon etliche male da.
Auf Borkum, Juist und Norderney war ich schon.
Dieses Jahr stehen Wangerooge und Spiekeroog als Tagesausflüge auf meinem Programmzettel.
Die Bilder und dazugehörige Erklärungen sind ein weiterer Grund Wangerooge zu besuchen.
Vielen Dank und liebe Grüße aus dem Schwabenland
Uwe