Die wohl schönste Träne Griechenlands befindet sich auf Thassos: Aphrodites Träne (auch Giola genannt) ist ein ganz besonderer Kraftort, der die Mystik der griechischen Sagen lebendig werden lässt.
Die salzige Träne auf Thassos
Diese Träne schmeckt supersalzig. So als hätte sie extra viel Salz in sich gesammelt. Und sie ist extrem tief, man kann hineinspringen und schwimmen. In einer Träne schwimmen? Auf Thassos ist das möglich. Die nördlichste griechische Insel beheimatet ein Naturwunder namens Aphrodites Träne. Wer einmal dort war, weiß, es ist kein Felsenpool wie jeder andere. Es bleibt ein ganz besonderer Kraftort.
Veränderung ist Leben
Die Farbe der Träne verändert sich täglich, manchmal stündlich. Mal ist es ein dunkles, fast schwarzes Blau, mal ein Smaragdgrün, manchmal Türkis und dann wieder ein Meerblau. Je nachdem, welche Schatten und Wolken über ihren Blick schweben, passt die Träne ihre Farbe an. Die Tönung dieser vielleicht berühmtesten Träne Griechenlands bleibt faszinierend. Den Wechsel und Farbreichtum erkennt nur der, der dort länger bleibt, als nur für einen kurzen Instagram-Fotostopp.
Das Spiel wechselnder Farben
Für manche ist es einfach nur ein natürliches Felsbecken zum Baden. Sie springen vom Felsrand oder lassen sich sanft hineingleiten, nehmen ein paar Züge bis zum Rand und schwimmen wieder zurück. Für andere bedeutet Giola, wie die Griechen diesen Ort nennen, eben mehr. Ich empfand Giola als ganz besonderen Kraftort in Griechenland. Einen Ort der Frauenkraft. Der Schönheit. Der Schöpferkraft von Aphrodite, einer Göttin, die extrem selbstbestimmt gelebt hat. Einem Pool, in dem man tatsächlich ein wenig auftanken kann und sich mit der weiblichen Urkraft verbinden.
Göttin der Schönheit
Aphrodite ist nicht nur die Göttin der Schönheit, der Sexualität und der Schöpferkraft und Fruchtbarkeit. Sie gehört niemandem, macht das auch sehr deutlich und trifft ihre Entscheidungen immer aus der eigenen Tiefe heraus. Aus dem, was ihre eigene innere Stimme ihr sagt, anstatt sich von Männern oder Konventionen bevormunden zu lassen, was sie tun und lassen soll. Einer Stimme übrigens, die ganz tief aus ihren inneren Ozean aufsteigt, genau wie Aphrodite dem Meer entstiegen ist. Dieses Wunder kann man übrigens auch schön in Giola nachempfinden, wenn man am Rand schwimmt und der überbrandende Schaum der Wellen ins Gesicht prickelt.
Wer war Aphrodite?
Die Göttin Aphrodite steht für Schönheit, Sexualität, Kreativität, Fülle, Fortpflanzung, aber sie ist auch Schutzpatronin der Prostituierten. Da sie die ewige Jugend verkörpert, liegen aber auch die Schatten dieser Aspekte in ihrem Zuständigkeitsbereich, also Tod, Altern aber auch die dunklen Aspekte der Liebe wie Zurückweisung, Zorn und nicht erfüllte Zuneigung oder Liebe, die aufgrund von Zwängen nicht gelebt werden kann. Etwas vernachlässigt worden ist zudem der Aspekt, dass Aphrodite auch Kriegsgöttin ist, denn sie steht nicht nur fürs Leben schenken, sondern dessen Gegenseite, die Zerstörung. Die griechische Göttin Aphrodite bleibt stets ihren Gefühlen und damit sich selbst treu. Sie war wohl eine eigensinnige, mächtige Göttin, die selbstbestimmt gelebt hat.
Die Göttin Aphrodite steht vor allem aber für die Urkraft der Liebe. Für diesen Strudel, der mit jenem Gefühl entsteht und ganz oft in Wellen anbrandet. Ans Ufer, wie die Schönheitsgöttin selbst, die aus dem Schaum des Meeres in Paphos/ Zypern geboren wurde. Kein Wunder, dass Aphroditekraft sich wie Wellen anfühlt, denn Wasser ist das Element der Göttin Aphrodite. Ihre Urkraft ist es, die Lust, aber auch Sehnsucht und Leid erzeugt. Eine schöne Beschreibung über die Aphroditekräfte gibt es übrigens hier. Das römische Göttinnen-Gegenstück zum Aphrodite ist übrigens Venus. Zu ihren Symbolen zählt die Taube, aber auch der goldene Apfel, die Rose oder die Mohnblume.
Der Mohn, die Fruchtbarkeit und Aphrodite
Aphrodites Tränen: Als die Göttin um ihren verlorenen Geliebten Adonis weinte, sollen aus Aphrodites Tränen Mohnblumen gewachsen sein. Bis zu 30.000 Samenkörner finden sich in einer Kapsel, kein Wunder, dass Mohn als Pflanze der Fruchtbarkeit gilt und bis heute manche Frau mit unerfülltem Kinderwunsch an einen verzauberten Mohnkuchen als Hilfe glaubt.
Der Mythos um Giola auf Thassos
Der Sage nach soll dieses tränenrunde Becken auf Thassos ein Schwimmbecken sein, das Zeus angefertigt hat, damit Aphrodite darin schwimmen könne. Eine andere Überlieferung besagt, dass Giola ein Auge von Zeus ist, mit dem er Aphrodite überwachen kann. Welche Version auch immer stimmen mag, feststeht, dass diesem Ort ein ganz besonderer Zauber innewohnt. Nur an einer kleinen Stelle küsst das Meer den Felspool und spült mit seinen Wellen frisches Wasser ins Becken. Es prickelt, manchmal züngeln die Wellen nach den Schwimmern, manchmal sind sie brav und still.
Schon der Weg zum Naturbecken ist ein Erlebnis. Es geht ziemlich steil bergab, ist überhaupt nicht barrierefrei und weder mit Kinderwagen noch mit Rollstuhl zu befahren. Während man auf dem Hinweg die Aussicht genießt, die teilweise einem Amphitheater gleicht, schnauften wir auf dem Rückweg ganz schön, denn die Steigung zieht sich ziemlich. Manche Spaziergänger mussten öfter anhalten und verschnaufen.
Wo liegt Giola und wie kommt man hin?
Giola liegt etwa 20 Autominuten von Limenaria (auf Thassos) entfernt und etwa eine Stunde Autofahrt von Limenas. Der Busverkehr auf Thassos ist nicht so doll ausgebaut, so dass die Anreise per Auto noch immer die beste Wahl bleibt. Giola ist gut ausgeschildert.
Restaurants, Parken und Eintritt
Parken kostet 2 € für den ganzen Tag, wenn man sein Auto direkt am Eingang zum Naturpark um Giola parken möchte. An der inselumrundenden Straße weiter oben finden sich aber Parkplätze. Auch weiter unten lässt es sich gratis parken, aber die Straße ist nicht befestigt und ist mit vielen tiefen Rillen und Schlaglöchern geplagt, also nichts für herkömmliche Mietwagen.
Sehr nah am Wasser befindet sich eine kleine Taverne mit Fast Food und Fischgerichten zu räsonablen Preisen. Das Essen ist zudem auch schmackhaft. Giola, also Aphrodites Träne, kostet keinen Eintritt.
Overtourism an Aphrodites Träne?
Wir waren in der Nachsaison dort, da war es nur mäßig voll. Allerdings kann ich mir vorstellen, dass zur Hauptsaison Menschen vielleicht sogar Schlange stehen, um zu baden. Es ist der wichtigste Touristenhotspot von Thassos. Vielleicht sollte man dann eher frühmorgens hingehen.
Was ich allerdings wirklich eklig fand, waren die vielen Zigarettenkippen, die rings um das schöne Felsenbecken in die Steinritzen gestopft worden sind. Manche schwammen sogar im Wasser. Bei einem solchen Platz muss soetwas nun wirklich nicht sein. Dort wird grade gebaut, ein Naturerlebnispark mit Hängematten und schönen Sitzgelegenheiten im Schatten. Vielleicht kommt man ja auch die Idee, jemanden einzustellen, der den Müll wegräumt? Oder man gibt Menschen, die eine Tüte aufgesammelten Müll mit hochbringen, ein Getränk gratis aus. Das fände ich gut.
Ihr wollt mehr über griechische Kraftorte lesen? Hier habe ich Delphi besucht und hier war ich im Tempel des Poseidon. Meine Lieblingsinsel ist und bleibt aber Milos. Darüber habe ich viel geschrieben, hier stelle ich die schönsten Strände vor und hier die Sehenswürdigkeiten. Und wer mit Kindern unterwegs ist, für den mag meine Geschichte zum Thema mit Kindern in Athen interessant sein. Mehr über Thassos liest du in meinem langen Beitrag, dem Thassos-Reiseführer oder im meinem Text über den Marmorstrand. Ilona vom Blog wandernd schreibt auch viel über Mystik und das Reisen, etwa in Griechenland, surft doch mal zu ihr.
2 Antworten
da ist es ja wieder mein Griechenland !!! Ich dachte immer die nördlichste Insel Griechenland wäre Korfu, aber vielleicht täusche ich mich da !!!
Das Felsenbad ist natürlich schon toll und dass die Leute ihren Müll mitnehmen sollten, einschließlich Zigarettenkippen sollte eine Selbstverständlichkeit sein. Ich persönlich kenne die Insel leider nicht !
Wohlgefühlt hast du dich aber schon und das Auge sieht mit.
Toller Beitrag Andrea !!!
Danke, lieber Manni, das freut mich! Ich mag Griechenland ja auch sehr und da wird noch etwas kommen. Aber vorher muss ich unbedingt wieder bei dir schauen. Liebe Grüße derweil