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Magisches Delphi – Kraftort in den Parnass-Bergen

Magisches Delphi. Apollon-Tempel
Inhaltsverzeichnis

Griechenland besuchen, ohne Delphi zu sehen? Geht gar nicht. Also machten wir uns auf nach Delphi, dem einstigen Mittelpunkt der Welt für die Griechen der Antike und Ort des berühmten Orakels. Und es wurde einer der schönsten Tage meiner Griechenlandreise – magisches Delphi eben.

Magisches Delphi. Tempel

#Kribbeln am Kraftort

An manchen Orten kribbelt es unter den Füßen. An manchen spürt man gar nichts. Und an manchen bekommt man aus heiterem Himmel schlechte Laune. Ich bekam in Delphi schlechte Laune, genau vor dem Eingang. Und noch schlimmer – meine kleine Tochter auch. Sie weigerte sich, mit hineinzukommen und nur mit Engelszungen konnte ich sie überzeugen, mir zu folgen. Nach zweieinhalb Stunden Autofahrt durch malerische Olivenhaine und abgeschiedene Bergdörfer, über Sepentinenpässe und einsame Weiten, war ich wirklich froh, als ich das Ortsschild Delfi sah. Ich konnte es inzwischen auch in griechischer Schrift lesen und schnell erfassen.

Magisches Delphi. Apollo-Tempel, Katze Die Entscheidung allerdings, wo man aussteigen und parken sollte, war schon die erste Herausfoderung – vor dem Museum, am Apollon-Tempel oder beim tiefer liegenden Athenatempel? Wir entschieden uns für Apollon, dem Haupttempel des Geländes und traten ein. Als hätten die Götter nur darauf gewartet, dass wir das Tor passieren, schickten sie einen prombt kleinen Wolkenbruch vom Himmel, was meiner Tochter das letzte Fünkchen Lust nahm, mit mir das Weltkulturerbe anzusehen. Außerdem sagte sie: „Ich habe mir Delphi ganz anders vorgestellt. Hier ist alles kaputt, kein Haus hat ein Dach mehr, nur die Toiletten sind heile.“ Tja, Achtjährige reden eben noch ohne Kopffilter direkt aus dem Herzen.

#Magisches Delphi mit tiefhängenden Wolken

Magisches Delphi. Apollontempel, tief hängende Wolken, Parnaßberge Die Wolken schienen bis auf die Straße zu hängen, die Berghänge waren steil und ein guter Wall für schwere Regenwolken. Und nicht nur die Wolken hingen tief, die Mundwinkel vieler Besucher auch. Ganz anders als bei der Akropolis in Athen, wo die meisten doch mit Entdeckerfreude herumliefen. Vielleicht lag es am Wetter, aber hier am Eingang zum Apollontempel sammelte sich verdächtig viel schlechte Laune. Also lieber über die Steinstufen nach oben wandeln, vorbei an Steinen, Skulpturen, Resten alter Gebäude.

Magisches Delphi. Apollon-Tempel, ÜbersichtMagisches Delphi. Apollon-Tempel, ÜbersichtWährend wir gehen, erinnere ich mich noch mal an die Geschichte es Ortes. Er ist berühmt geworden für sein Orakel. Die Geschichte des Orakels finde ich faszinierend. So soll hier doch Pythia, eine weissagende Priesterin, auf einem Dreibein über einer Felsspalte gesessen haben und den Menschen in unverständlicher Sprache ihre Zukunft geweissagt haben. Magisches Delphi. Der Oberpriester des Apollon-Tempels hat diese Weissagungen übersetzt. Eine solche Technik kenne ich aus der Mongolei, wo ich einst einen Schamanen getroffen habe, der auch eine eigene Sprache sprach, die nur seine Frau als Übersetzerin verstehen konnte.

#Krösus in am Tempel von Delphi

Magisches Delphi. Tempel, ÜbersichtMenschen aus Nah und Fern kamen in der Antike hierher, um sich Rat zu holen, das Orakel war einst ein berühmter und reicher Ort, denn sie bezahlten alle großzügig. Auch Krösus, der lydische König, holte sich den Rat aus Delphi, als eine Schlacht gegen die Perser bevorstand. Das Orakel soll ihm gesagt haben: „Wenn du den Halys überquerst, wirst du ein großes Reich zerstören.“ Derart ermutigt zog Krösus in  den Kampf gegen die Perser und zerstörte ein großes Reich – sein eigenes, denn er verlor.

Magisches Delphi. Apollon-TempelZentrum der Anlage ist sicher der Apollon-Tempel, zu dem wir aufsteigen. Und es ist seltsam, mit jedem Schritt aufwärts wird auch unsere Laune besser, obwohl meine Tochter bergaufgehen überhaupt nicht mag, fängt sie sogar an zu scherzen. Und folgt der Tempelkater, der hier herumstreift. Ich kann mir diesen Tempel bei Sonne gar nicht vorstellen. Mit der Feuchtigkeit des Regens wirkt alles plötzlich noch grüner und reiner als bei flirrendem Sonnenlicht. Außerdem sind jetzt wirklich wenig Touristen hier und die Magie des Ortes ist spürtbar. Es kribbelt unter den Füßen und die Plätze unter den Bäumen sind ganz besonders einladend. Schade, dass ich kein Buch mit habe, hier würde ich gerne länger sitzen und mich erholen. Wahrscheinlich geht das auch nur im Winter bei schlechtem Wetter, denn zur Hochsaison wimmelt es bestimmt vor Touristen.

Magisches Delphi. Tempel, ÜbersichtAn vielen Stellen gibt es kleine Wasserhähne mit Trinkwasser und als wir davon trinken, geraten wir endgültig in lustige Stimmung und spritzen mit dem Wasser. Viel zu lange streifen wir durch die Anlage mit dem Theater, der Arena für die Pythischen Spiele und entlang vieler Schatzhäuser. Zum Athenatempel schaffen wir es nicht mehr. Kurz davor aber entdecke ich einen unscheinbaren Platz – einen alten Brunnen, aus einer Quelle. Kaum ein Mensch ist dort, doch genau hier liegt etwas Besonderes, denn hier liegt das eigentliche Heiligtum des Ortes. Das hatten auch schon die Griechen erkannt und wer etwas feinfühlig ist, kann es auch heute noch spüren. Magisches Delphi eben überall – aber besonders hier.

#Informationen zu Delphi:

Anreise nach Delphi: Mit dem Auto: Ab Athen dauert die Anreise etwa 2 1/2 Stunden, man fährt mit dem Auto auf der E 75 Richtung Lamia, später Richtung Kastro, in Kastro geht es auf die 48 in Richtung Delfoi (so steht es auf den Schildern)

Es fährt auch ein Bus vom Athener Busbahnhof Liossion und steuert Amfissa an. Die Fahrt dauert knapp 3 Stunden und kostet unter 20 €.

Eintritt in Delphi: Erwachsene zahlen 12 €, ermäßigt 6 €. Mehr unter: www.odysseus.culture.gr

Restaurants in Delphi: Delphi ist ein sehr touristisches Ziel und die Preise der Restaurants liegen deutlich über denen auf dem Lande. Viele Restaurants säumen die Hauptstraße.

Mehr Informationen gibt es beim griechischen Fremdenverkehrsamt. Und bei anderen Bloggern, Ilona vom Blog wandernd hat auch über Delphi geschrieben.

 

 

 

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20 Antworten

  1. Ein wirklich schöner geschichtlicher und informativer Beitrag ! Danke fürs zeigen ! Für mich als Griechenland Fan eh !!!

  2. Lieber Manni, oh danke für das Kompliment, da freue ich mich aber sehr! Griechenland kommtr noch ganz viel hier, aber ich bin ja noch beim Aufbau. Dann lesen wir uns hier bestimmt noch öfter

  3. genau auf der Bank, auf der du da sitzt, habe ich ein kleines „Ritual“ gemacht 😀
    Wir haben in Delphi übernachtet und waren gleich früh da. Mit uns kam noch ein Paar und eine Reisegruppe. Ich zog als erstes gleich mal an der Gruppe vorbei, um ungestört am Tempel zu sein. Und als ich dann alleine davor stand, hätte ich heulen mögen vor Rührung 🙂 Dann suchte ich mir mein kleines Bänkchen hinter dem Tempel …

  4. Schade, dass ihrs nicht zum Athenatempel geschafft habt. Der war komplett leer. Die Kastalische Quelle war bei uns abgesperrt 🙁 Unfallgefahr.

  5. hab übrigens auch darüber gebloggt – Roadtrip über den Peloponnes. Meine Laune war übrigens auf der Akropolis völlig unten

  6. Danke! Ja, das war ja gerade das Spannende, wie die Laune sich veränderte dort…Magie eben 🙂 Viele Grüße und danke fürs Kommentieren! Freu mich drüber

  7. Liebe Andrea, ein sehr schöner Beitrag. Du machst mir Lust hinzu fahren! Ich hab auch schon die Erfahrung gemacht das antike Stätten in der Nebensaison ein echter Geheimtipp sind. Weit und breit kein Mensch und man kann sich hinein versetzten wie es früher wohl gewesen sein muss. Oder – wie du – TOLLE Fotos schießen! Liebe Grüße Tutti

  8. Liebe Tutti, oh, vielen Dank für dein liebes Kompliment. das freut mich aber sehr! Ja, Nebensaison und Regen ist der absolute Geheimtipp 🙂 schön, dich hier zu lesen, danke fürs Kommentieren <3 und hab noch einen schönen Sonntag

  9. Du hast bei mir mit diesem wunderschönen Beitrag wieder Erinnerungen geweckt……vor vielen, vielen Jahren hab ich diesen magischen Platz besucht.

    Liebe Grüße
    Eva

  10. Liebe Eva, das freut mich aber. Dafür mag ich das Internet auch so, man kommt schnell wieder ins Träumen. Dir einen ganz schönen Tag, schön dich hier zu lesen.

  11. Echt schön, dass du mich an den Ort erinnerst. Ich war mal dort, als ich achtzehn war…. …und ich glaube, dass es nur wenige Orte gibt, die einem diese magische Energie geben können. Wurde dort echt irgendwie verzaubert.

  12. Danke, das freut mich sehr, ich fand diesen Ort tatsächlich sehr speziell und wunderbar von den Energien her und möchte dort auch gerne nochmal hin. Liebe Grüße zu dir

Wer schreibt hier?

Hallo! Ich bin Andrea Lammert. Als Wegreisende, Bücherschreibende und Bloggerin bin ich stets auf Achse.

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