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Wandern auf dem Teufelsstieg

Teufelsmauer mit Teufelsloch und Hamburger Wappen
Inhaltsverzeichnis

Einer der spektakulärsten Wanderwege im Harz ist der Kammweg der Teufelsmauer von Blankenburg nach Timmenrode. Tipps für die Wanderung auf dem Teufelsmauerstieg.

1. Die Teufelsmauer im Harz

Die Teufelsmauer ist einer meiner Herzensorte im Harz. Stunden könnte ich auf das Hamburger Wappen schauen, einfach nur die verschiedenen Strukturen wahrnehmen oder am Rande der gegenüberliegenden Höhle sitzen und dieses unglaubliche Bild in mich einsaugen: Ein Dreizack als Fels und eine fast perfekt geformte, ovale Höhle genau gegenüber. Spirituell gesehen könnte man ob der Symbolik allein schon ins Fabulieren kommen und dem Ort die perfekte Verbindung aus männlicher und weiblicher Kraft andichten, doch soweit möchte ich gar nicht gehen.

Teufelsmauer mit Teufelsloch und Hamburger Wappen
Das Hamburger Wappen in Timmenrode.

2. Von Blankenburg nach Timmenrode

Das Hamburger Wappen in Timmenrode ist der bekannteste Platz der Teufelsmauer, doch es wäre schade, nur in Timmenrode zu halten, den Blick zu konsumieren und dann weiter durch den Harz zu fahren. Es lohnt sich wirklich, Zeit einzuplanen und den Teufelsmauerstieg zu gehen. Eine schöne Variante führt von Blankenburg nach Timmenrode (und wer mag, kann von dort weiter wandern). Diese Etappe misst zwar nur gut sieben Kilometer, doch die haben es wirklich in sich.

Eingang zum Wandern auf dem Teufelsstieg in Blankenburg
Eingang zum Wandern auf dem Teufelsstieg in Blankenburg

Die Wanderung auf der Teufelsmauer beginnt an den Großmutter- und Großvaterfelsen und führt dann 3,1 Kilometer lang zum Hamburger Wappen. Mich berühren die Namen Großmutter- und Großvaterfelsen, weil das sehr schamanische Begriffe sind. Bei Schwitzhütten heißen die heißen Steine immer Großväter, es gibt viele Glaubensrichtungen, die in Steinen und Bergen unsere Verwandten sehen – und nun finde ich das auch im Harz vor. Deswegen mag ich unser kleines Mittelgebirge so, weil es in manchem die direkte Brücke zum schamanischen Glauben der Anden oder des Himalaya zu uns baut.

Es geht über holprige Wege
Es geht über holprige Wege

In Blankenburg begrüßt mich ein Holztor mit der Aufschrift „Teufelsmauer“ dahinter geht es gleich steil bergauf gen Großmutterfelsen. Der Waldweg windet sich in Serpentinen, der Boden ist trocken und Kiefern verströmen ihren Duft. Hübsche Harzhäuser säumen den Rand, links diese wunderschönen Holzvillen, rechts sogar eine Gaststätte.

3. Meine persönliche Wanderung

Von Großvaterfelsen zum Hamburger Wappen verläuft eine Strecke, die mich auch persönlich berührt. Als Hamburger Deern spüre ich eine besondere Bindung an das Hamburger Wappen. Es hat sich immerhin in meine Geburtsurkunde gestempelt und schmückt somit eines meiner wichtigsten Dokumente überhaupt. Und irgendwie hat sich Hamburg sowieso in mein Herz geprägt, aber das ist eine andere Geschichte.

Teufelsmauer: Großvaterfelsen bei Blankenburg.
Großvaterfelsen.

Bleiben wir bei der Teufelsmauer. Wandern befreit den Kopf und ruft Assoziationsketten hervor. Spätestens beim Großvaterfelsen beginnt in mir das Sinnieren über meinen Opa. Dieser Weg berührt mich schon jetzt, denn er könnte sinnbildlicher nicht sein – vom Großvaterfelsen zum Hamburger Wappen entfacht eine starke Symbolkraft, denn es ist der Weg meines Großvaters. Er ist in seinem Leben gleich zweimal geflüchtet – und jedes Mal nach Hamburg. Ich erinnere mich, wie er erzählt hat, dass seine Eltern, als er noch Kind war, nach dem Ersten Weltkrieg alles verkauft hatten, um aus dem armen Ostpreußen in die verheißungsvolle Hafenstadt zu ziehen. Leider haben sie fast ihr ganzes Vermögen an einen Betrüger verloren, der ihnen nur eine dürftige Bleibe statt einer schönen Wohnung verschafft hat.

Teufelsmauer Timmenrode, Harz, Blankenburg, Hamburger Wappen,

Es war Kulturschock, über den mein Großvater berichtet hat, aus der Landidylle plötzlich mitten im obszönen Leben von St. Pauli zu landen und nicht zu wissen, wie die Familie mit den zehn Kindern über die Runden kommen sollte. Ich denke nach über Flüchtlingsgeschichten. Sie gibt es eben auch in meiner Familie und deswegen bleibt dieses Thema eines, was mir immer unter die Haut gehen wird.

Bäume am Teufelsmauerstieg beim Wandern
Hexenbäume sind ein übliches Bild auf dem Stieg.

Denn mein Großvater ist ein zweites Mal geflüchtet, nach dem Zweiten Weltkrieg. Er hatte sich inzwischen mit meiner Oma ein Leben und eine Familie in Mecklenburg aufgebaut. Doch mit seiner Wahrheitsliebe, kombiniert mit einem provozierenden Den-Mund-nicht-halten-Können hat er sich unter der SED-Regierung viel zu weit aus dem Fenster gelehnt. Er musste er in einer Nacht- und Nebelaktion seine Heimat verlassen, um seine Haut vor dem Kittchen oder gar Schlimmerem zu bewahren. Seine Familie (also meine Oma und meinen Vater) hatte er nach Schleswig-Holstein zum Verwandtenbesuch vorausgeschickt.

Steiler Anstieg über eine Treppe auf dem Kammweg der Teufelsmauer
Fotogene Felsen an jeder Ecke

Opa war als „Pfand“ drüben geblieben und hat sich dann auf den Weg gemacht. Kurz vor der Grenze hat er sich dann Tage und Nächte lang in den Graben gelegt, um zu schauen, wann der beste Zeitpunkt wäre, um nach Westdeutschland zu flüchten. Dann ist er rüber und konnte von Glück sagen, dass er nicht gesehen wurde, es muss wohl sehr knapp gewesen sein. So war er wieder auf dem Weg. Wieder gen Hamburg.

Harz: Wandern auf dem Teufelsmauerstieg.
Manche Felsen gleichen Skulpturen.

Ich muss an die Verantwortung denken, die er getragen hat, als Familienernährer. An die Zeit, in der es so wenig von allem gab. Wie schwer es unsere Vorfahren hatten, wie engstirnig und gefährlich diese Welt doch war und wie anders es heute ist. Darüber und über viele andere Dinge grübele ich nach, während ich den Einstieg in den Teufelsmauerstieg finde.

Teufelsmauer: Großvaterfelsen bei Blankenburg.
Großvaterfelsen bei Blankenburg.

4. Der Teufelsmauerstieg

Oben am Großvaterfelsen erwartet mich eine Überraschung: Der Felsen ist einer, auf den man klettern darf. Aber wie! Es gibt nur einen eisernen Handlauf, das war es. Keine Treppe, keine Leiter, nur Steine, die wild aufeinander fallen, sehr toll. Aber überhaupt nicht hundetauglich. Glücklicherweise bietet sich ein Mann an, meinen Hund so lange zu halten, während ich nach oben klettere und die schöne Aussicht auf das Harzvorland genieße.

Wandern auf der Teufelsmauer im Harz
Die Bäume und Felsen sorgen für wunderschöne Lichtspiele.

Vom Großvaterfelsen gibt es mehrere Möglichkeiten, nach Timmenrode zum Hamburger Wappen entlang der Teufelsmauer im Harz zu wandern. Der Südweg ist der bequeme und der Kammweg herausfordernd. Da herausfordernd immer spannend klingt, nehme ich den.

Tipp: Teufelsmauerstieg mit Kindern: Der Kammweg des Teufelsmauerstieges ist nicht kinderwagengeeignet. Wer mit Kleinkindern wandert, sollte sie in die Kraxe nehmen, aber in dem Bewusstsein, dass tatsächlich auch geklettert wird. Was toll ist: Eltern können beinahe jederzeit aussteigen. Einfach querfeldein gen Süden gehen und den Südhangweg suchen, der gleich unterhalb des Kammes verläuft.

Steiler Anstieg über eine Treppe auf dem Kammweg der Teufelsmauer
Steiler Anstieg über eine Treppe auf dem Kammweg der Teufelsmauer

5. Charakter des Kammweges des Teufelsmauerstiegs

Schon bei den ersten Schritten staune ich nicht schlecht, wo ich gelandet bin: Es geht tatsächlich auf dem Kamm der Teufelsmauer, mitten durch die dort wie hingelegten großen Gesteinsbrocken. Manchmal ist es so steil, dass eiserne Handläufe angebracht sind. Ich muss meinen Hund ableinen, da es an der Leine gemeinsam gar nicht geht. Wir brauchen viel länger als ich dachte und das ist gut, denn warum auch hetzen durch diese schöne Gegend? Überall laden Steine zum Hinsetzen ein und bieten wunderschöne Panoramablicke bis zum Brocken. Eine Stunde lang wandere ich so, bis der Weg in einen ganz normalen Waldweg mündet. Buchen und Kiefern mischen sich hier. Timmenrode ist ausgeschildert, doch Scherzkekse haben daraus Timmendorfer Strand gemacht, was mich zum Lachen bringt.

Wandern auf der Teufelsmauer im Harz
Glücklich! Hund, Harz und Sonne!

Tipp: Teufelsmauerstieg mit Hund wandern: Wer mit Hund unterwegs ist, sollte keinen ängstlichen Hund dabei haben, denn der Weg erfordert Klettermut. Anleinen ist teilweise recht schwierig, außerdem geht es nordseitig teilweise steil bergab. Für Agility-Hunde ist es eine super Sache, denn es macht richtig Spaß und fördert zudem auch die Bindung Hund-Mensch, da der Hund ständig schauen muss, wo ist mein Mensch grade?

Steintreppen an der Teufelsmauer
Steintreppen an der Teufelsmauer

6. Sehenswürdigkeiten entlang der Teufelsmauer

Zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten an der Teufelsmauer gehört das Hamburger Wappen. Aber auch Großmutter- und Großvaterstein in Blankenburg sind bekannt. Weniger bekannt, aber ebenso beeindruckend fand ich die Gewittergrotte Fuchsbau, den Arbeitslose unter Hitler aus Notstandarbeit gebaut haben, ein so enger Wendeltreppengang unter die Erde, in den ich mich nicht hinein traute. Auch der Löbbeckefelsen und Teufelssessel (den ich leider verpasst habe) sind wunderbar skurrile Felsformationen, die sehenswert sind. ebenso wie die Gewittergrotte. Sie befinden sich alle auf der Strecke zwischen Blankenburg und Timmenrode.

Gewittergrotte an der Teufelsmauer
Gewittergrotte an der Teufelsmauer

Wer von Timmenrode den Teufelsmauerstieg weiter gen Ballenstedt und Weddersleben wandert, wird auf Felsformationen wie den Adlerfelsen, den Königsstein, den Mittelstein oder die Gegensteine treffen. Eine schöne Auflistung der Sehenswürdigkeiten findet sich hier.

Fuchsbau an der Teufelsmauer
Fuchsbau an der Teufelsmauer

7. Wandern am Teufelsmauerstieg

Das Schöne auf Teufelsmauerstieg ist, dass er so vielfältig ist und eigentlich für jeden das Passende bietet. Es gibt Varianten, die stolperarm sind, aber auch Klettervarianten wie die über den Kammweg. Die Wanderung an der Teufelsmauer eignet sich prima für Familien mit Grundschulkindern oder älter. Es empfiehlt sich, Proviant, aber vor allem Getränke dabei zu haben. Blankenburg ist über den Bahnhof an die öffentlichen Verkehrsmittel angeschlossen, je weiter sich der Wanderer von Blankenburg entfernt, umso dünner werden die ÖPNV-Verbindungen. Busse verkehren zwar, doch es lohnt sich, den Fahrplan zu studieren.

Infos Teufelsmauerstieg: Insgesamt erstreckt sich der Teufelsmauerstieg von Blankenburg bis nach Ballenstedt über gut 35 Kilometer. Der Weg ist gut ausgeschildert, aber hat Etappen, die fordernd sind. Es gibt Gastronomie am Wegesrand, für diejenigen, die lieber ohne großen Proviant wandern.

Wandern auf der Teufelsmauer im Harz
Schroffe Felsformationen an der Teufelsmauer.

Bei Outdooractive ist diese Tour auch zu finden.

Ihr möchtet mehr über den Harz lesen? Hier nehme ich euch noch mal mit zur Teufelsmauer. Hier habe ich meine gesammelten Tipps für den Harz aufgeschrieben. Und hier findest du Burg Regenstein. Nicht weit entfernt findet sich auch der Blaue See im Harz sowie die Hängebrücke. Auch die Höhlenwohnungen sind nicht weit entfernt. Über solche unglaublichen Orte im Harz kannst du hier mehr lesen.

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3 Antworten

  1. Trittsicherheit ist sehr erforderlich. Es gibt große Stufen, wo keine Eisen helfen.. An manchen Stellen ist der Steig ausgesetzt. Hier könnt ein Geländer oder ein Haltegriff nützlich sein. Bei Schnee würde ich diesen Steig nicht gehen. Mit zunehmenden Alter und Erfahrung in den Alpen ist der Steig als schwierig einzustufen. Ein Schild müsste darauf hinweisen. Ich bin ihn jetzt fünf mal gegangen, einfach fantastisch!

Wer schreibt hier?

Hallo! Ich bin Andrea Lammert. Als Wegreisende, Bücherschreibende und Bloggerin bin ich stets auf Achse.

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