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Unterwegs im Wangerland

Nordsee, Wangerland, Harle, Harlingersiel, Carolinensiel, Museumshafen Neuharlingersiel
Inhaltsverzeichnis

Nordsee? Das sind Strände ohne Sand, Gras bis zum Watt und eine öde Landschaft? Stimmt nicht! Ein Tag an der Nordsee tut einfach gut, etwa im niedersächsischen Wangerland zwischen Jever und Harle.

     Am Strand von Harlesiel

Von oben hatte ich es schon gesehen: Es gibt einen kleinen Strand in Harlesiel. Ein Stück Sand an der Nordseeküste, die ja sonst eher von Grünstrand geprägt ist. Da hört das Land einfach mitten im Nichts auf, eine kleine Graskante und dann beginnt das Meer.

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Schafe am Deich

An diesen Grünstrand muss man sich auch erst einmal gewöhnen, wenn man es nicht kennt. Ich kann mich noch erinnern, wie ich mich als Kind, Ostsee gewöhnt wie ich war, so darauf gefreut hatte an die Nordsee zu fahren, an den Strand und das Meer und plötzlich nur Deich und Wiese sah. Inzwischen weiß ich: Beides hat seinen Reiz, sowohl der Grünstrand als auch endlose Sandstrände.

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Strand in Harlingersiel

Ein wenig Sandstrand aber konnte ich auch in Harle ausmachen, von oben, als wir im Flugzeug gesessen haben und Pilot Johannes Seybold mir beim Rundflug das Stückchen gezeigt hatte: „Da unten ist der Strand, da gehe ich nachher hin und kite.“  Doch von Kitern keine Spur. Ich stehe am Strand, das Wasser ist weg. Ebbe eben. Wie so oft, wenn man ans Meer will, die blauen Fluten sich aber nicht blicken lassen.

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Treppe zum Watt bei Ebbe
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Und nachher bei Flut

Es hat sich weit hinter die Ostfriesischen Inseln verzogen. Hier glänz das Watt nur wie mit einer dünnen Lackschicht überzogen. Dennoch ist der kleine Strand schön. Zum Barfußlaufen allerdings ist es heute zu kalt, der Wind weht noch eisig und der Himmel ist meistens grau. Schade, den Schlick unter den Fußsohlen hätte ich gern wieder gespürt. Es fühlt sich nicht nur gut an, sondern ist auch noch gesund, denn über die Haut nimmt der Körper Mineralstoffe und Jod auf. Aber heute nicht, niemand läuft am Strand von Harlesiel barfuß, nicht einmal die Kinder, die im Sand spielen.

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Schöner Schlabberschlick.
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Das schöne Watt

Ich genieße die salzige Luft und den Wind, der mir meine Lieblingsfrisur wuschelt. Und nicht nur das, irgendwie bläst er auch immer die vielen Gedanken aus dem Kopf, so dass da einfach mal nichts drin ist. Genug Raum, um die Weite zu genießen. Der Blick geht bis zum Horizont und nichts ist im Wege. Kein Schiff, keine Wellen – einfach nur viel Himmel über dem Kopf und der blanke Meeresboden vor den Füßen. Es ist dieser Blick, den ich an der Nordsee so schätze, diese Weite, das Wilde und dieser wohltuende Lauf der Natur, dem sich die Menschen doch irgendwie anpassen müssen. Oder mit Erfindungsreichtum glänzen, um eben doch am Meer zu baden, wenn Ebbe ist. So befindet sich direkt am Strand von Harle ein Meerwasserfreibad, das gerade für die beginnende Sommersaison auf Hochglanz poliert wird. Es gibt Inselflieger, die die Menschen, die nicht von der Tide abhängig auf die Fähre warten wollen, nach Langeoog und Co. bringen und es gibt eben diesen künstlichen Sand, denn für richtigen Sandstrand an der Nordsee muss man auf eine Insel fahren.

     Die Häfen von Harlesiel

Hinter dem Stückchen Strand befinden sich nicht nur ein Restaurant mit Blick auf das Watt, sondern gleich zwei Häfen. Im Hafen Harlesiel landet die Fähre nach Wangerooge an. Ein Damm trennt diese kleine Einbuchtung, auf ihm befindet sich ein Schöpfwerk, das den Wasseraustausch zwischen dem kleinen Fluss Harle und dem Wattenmeer reguliert. Über Schleusen geht es von hier auf dem Wasserweg zu einem ruhigen Binnenhafen.

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Yachthafen von Harlesiel.

Hinter dem Damm liegt ein windgeschützter, ruhiger Binnenhafen. Kleine Boote schaukeln in den Wellen, es ist gar nicht mehr windig, sondern geschützt und warm. Am kleinen Yachthafen breitet sich das erste Mal diese liebliche Ferienstimmung aus, nicht das Fordernde der Nordsee. Ist der Wind gebändigt, wird plötzlich die Frühlinsgwärme spürbar, man möchte draußen sitzen und dieses Licht und den weiten Blick genießen. Zwei Restaurants haben sich am Hafen niedergelassen. Doch mein Blick fällt auf die Neubauten am gegenüberliegenden Ufer. Es sind Doppelhäuser auf Stelzen in die Harle gebaut.

Wangerland, Carolonensiel, Nordseeküste
Häuser auf Stelzen

Statt Grundstück hat man Wasser unter sich, ein Wohnerlebnis wie auf dem Schiff. Ein Ort zum Hinträumen, ich überlege, ob ich so wohnen möchte und erkundige mich beim Prokurist des Flughafens Harle, Hans-Jürgen Baldeus später nach den Preisen für diese Häuser. „750.000 die Doppelhaushäfte. Die Häuser sind schön, so am Wasser. Aber ich möchte nicht so wohnen, da sitzt man ja immer auf dem Präsentierteller.“ Recht hat er irgendwie, dennoch, ein wenig träumen schadet jetzt nicht.

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Die Schleuse mit Klappbrücke.

     Museumshafen Carolinensiel

Zwischen Harlesiel und Caronlinensiel befindet sich die Friedrichsschleuse, eine Konstruktion, die mich an ein Van Gogh-Gemälde erinnert, mit ihrem Holzaufbau. Diese Klappbrücke war vor allem im 18. Jahrhundert wichtiges Nadelöhr für die Segelschiffe. Damals feierte Carolinensiel seine Glanzzeit als wichtigster Hafen Ostfrieslands, denn er war dem Meer und somit Ebbe und Flut nicht direkt ausgesetzt.

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Die schönen, alten Kutter

Von dort aus ist es nur ein Katzensprung bis zum Museumshafen von Carolinensiel. Wo heute Häuser und Gaststätten zu finden sind, war brandete einst die Nordsee. Das platte Land haben die Menschen des 16. und 17. Jahrhunderts dem Meer mit Gräben und Eindeichungen abgetrotzt wie damals üblich an der Nordseeküste. Von Carolinensiel aus fuhren im 18. Jahrhundert Seeleute mit Getreide, Holz, Kohle oder Käse über das weite Meer. Heute ist daraus eine Museumsmeile entstanden.

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Holzschiffe wie aus dem Bilderbuch

Das Deutsche Sielhafenmuseum betreibt nicht nur eine Sammlung zeitgenössischer Dokumente am Hafen in einem Museum, sondern setzte auch de Friedrichsschleuse in Gang und den Hafen von Carolinensiel. Mit seinen alten Plattbodenschiffen zeigt er echte Schätze der ostfriesischen Seefahrt. Rund um den Hafen haben sich nicht nur Restaurants und Cafés angesiedelt, sondern auch ein Buddelschiffmuseum und in der Paralellstraße viele kleine Geschäfte, in denen es sich herrlich bummeln lässt.

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Der Museumshafen Carolinensiel
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Die Windmühle am Ortseingang.

Regenjacken, Wattschuhe und Mützen findet man dort immer, aber auch Gummibärchen in Form von Krabben oder mit typisch nordischem Sanddorngeschmack. Eine kleine Kirche liegt zwischen Hafen und Einkaufsmeile und am Ortseingang befindet sich eine hübsche Windmühle. Ein Raddampfer dreht gerade seine Runde im Museumshafen, bevor er wieder zurück nach Harlingersiel zuckelt, gemütlich in einem Tempo, bei dem man fast das Schilf nebenbei pflücken kann.

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Der Raddampfer Concordia verkehrt zwischen Harlingersiel und Carolinensiel.
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Über die Harle im Raddampfer schippern.

     Neuharlingersiel – noch mehr Museum

Von Carolinensiel sind es nur etwa 10 Miniten mit dem Auto zu einem weiteren Hafen: Neuharlingersiel. Wer sich nicht auskennt und nach Gefühl oder gar auf Sicht fährt, läuft Gefahr, das Schönste zu verpassen, denn wie in Carolinensiel auch, ist der Hafen von schmalen Kopfsteinpflasterstraßen gesäumt. Er ist ähnlich verträumt und schön, aber hier sind nich Fischer am werken, machen ihre Schiffe sauber und die Promemade mehr maritimer als der Binnenhafen von Carolinensiel. Es ist mehr Trubel hier, mehr Jetzt-Zeit anstatt der musealen Gelassenheit dort. Und wie in Harlingersiel ist auch ein Sandstrand neben dem Hafen – dieses Mal sogar mit Meer und Kitern auf dem Wasser. Man muss nur lange genug warten, dann ist die Nordsee eben wieder da.

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Im Hafen von Neuharlingersiel.
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Museumshafen Neuharlingersiel

     Tipps für Carolinensiel

  1. Puppen-Café: In schöner Lage am Hafen kann man dort im Garten sitzen, Eisbecher oder Kuchen genießen und einfach nur auf den Hafen blicken.
  2. Heimathafen: Etwas erhöht sitzt man im Heimathafen und hat einen schönen Überblick über das Geschehen. Möglicherweise der stylischte Ort in Carolinensiel. Es gibt dort auch hübsche Ferienwohnungen.
  3. Genuss-Manufaktur: Ein ebenfalls hübscher Ort in einem neugestalteten Restaurant mit saisonalem Essen. Es gibt leckere Waffeln.
  4. Beim Nordseebär gibt es lustige Fruchtgummis in Krabbenform oder als starkes Salzlakritz, ich fand diesen Laden schon in Büsum gut.
  5. Das Deutsche Sielhafenmuseum ist etwas für alle, die mehr zur Geschichte und den Geschichten rund um den Hafen wissen möchten.
  6. Gleich nebendran befindet sich das Nationalparkhaus, das über den Lebensraum Wattenmeer informiert.
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    Museumshafen Carolinensiel

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    Bepflanzte Gummistiefel am Watthaus

     Tipps für Neuharlingersiel

  1. Direkt am Hafen gibt es ein Eiscafé: Schleckeria. Die Kugeln sind mit 1,80 € echt teuer, doch es lohnt sich auch, das Eis ist super und es gibt sogar vegane Sorten, die schmecken wie Milcheis.
  2. Der Sielhof ist ein altes Gutshaus mit einem wunderschönen Park. Selbst wenn man dort nicht essen geht oder Kaffee trinkt, der Garten ist ein wunderschöner Platz zum Träumen, übrigens an manchen Stellen auch schön windgeschützt.
  3. Mit dem Fischkutter Gorch Fock können Besucher zu den Seehundbänken schippern oder einfach Ausflugsfahrten auf die Nordsee unternehmen: www.fischkutter-gorchfock.de
  4. Es gibt ein Buddelschiffmuseum, das zeigt, wie die Schiffe durch diese enge Flaschenöffnung kommen.
  5. Bei den Windloop-Surfschulen kann man Kitesurfen und Co. lernen: www.windloop.de
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Das Buddelschiffmuseum gibt es sowohl in Neuharlingersiel als auch in Carolinensiel.
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im Schmuckladen am Hafen von Neuharlingersiel gibt es Nordseesand zu Ketten verarbeitet
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Das Sielhaus

Ihr wollt mehr über die Region oder die Nordsee lesen? Dann schaut doch mal hier vorbei, da habe ich über Juist geschrieben. Hier findet Ihr meine Tipps für Jever. Und ganz in der Nähe liegt auch Budjadingen, wo die Nordseehexe Minerva wohnt. Wenn Ihr oben in der Suche auf meiner Seite “Nordsee” eingebt, findet Ihr noch viel mehr Inspirationen. Und Tanja vom Blog Vielweib hat hier auch einen schönen Artikel über Ostfriesland geschrieben: Bilderreise Ostfriesland. Vom Festland aus ist es nicht weit bis nach Langeoog. Darüber hat Beate vom Blog Reiselust-Magazin hier geschrieben.

 

 

Wenn dir dieser Artikel gefallen hat, wie wäre es mit diesen hier?

7 Antworten

  1. tja Andrea was soll man zu diesem Beitrag sagen ? Sehr ausführlich und mit viel Liebe gemacht und sehr sehr informativ. Da muss man Interesse haben diesen genauer anzuschauen. Die Beschreibung wie immer erste Sahne und die Fotos sind ja auch super geworden. Mir gefällt am besten das mit den bepflanzten Gummistiefel . Einfach traumhaft ! Und jetzt weißt du genau warum ich diese Region für meinen Urlaub eher ausklammern werde. Ich möchte keine Gummistiefel im Urlaub tragen sondern am besten barfuss laufen in kurzen Hosen und T-Shirt, genau deshalb ist der Süden einfach „meins“. Aber das weißt du ja eh !!! Die Stände natürlich sehr schön und weitläufig. Eins ist mir noch aufgefallen auf dem ersten Bild. Die Farben der Strandkörbe symbolisieren die Französische Flagge in den Farben. Also ich werden mir natürlich deine Beiträge über den Norden auch in Zukunft mit Interesse anschauen aber mich kannst du einfach nicht hinter dem „ofen“ vorlocken !!! Du weißt wie ich es meine !!!! Viele LG Manni

  2. Lieber Manni, ja das weiß ich, umso schöner, dass du so genau liest und mit dabei bist. Das finde ich echt toll. Ich liebe den Süden auch, besonders DU-Weisst-Schon, das Licht, die Farbenm draußen sitzen, diese Sonnenaufgänge und vor allem aber der Duft dort. Ich mag es sehr. Nun bin ich aber nun mal hier, lebe hier und stelle fest, dass es hier auch schön ist. Anders schön. Rau. Stürmisch.
    Ganz Liebe Grüße zurück

  3. Danke Andrea und man weiß nie, vielleicht schaffst du es doch mal mich in den Norden zu locken ! Ich bin auf jeden Fall immer dabei !!! Schönes Wochenende !!!!

  4. nordsee und langweilig? habe ich so auch noch nicht gehört 🙂 ich will unbedingt mal hin, da gibt es soooo viele inseln, die ich unbedingt einmal sehen will. wunderbare bilder, eine besondere welt, ein bisschen stehen geblieben, ein bisschen unberührt vom wahnsinn der globalisierung. zumindest vermitteln sie das gefühl.

  5. Liebe Paleica, unberührt? Ich weiß nicht. Vielleicht ein wenig mehr als andere Regionen Deutschlands, das mag sein. Ich mag es einfach, weil es so schön rau ist dort oben und die Menschen und Landschaft ihre Kanten zeigen und nicht nur alles immer hübsch sein muss. Ja, das ist es wohl, was ich dort am meisten mag. Ich wäre ja voll gespannt, wie die das alles empfindest.
    Ganz liebe Grüße

  6. Bin aus Zufall grade auf diese Seite gestoßen. Sehr schön, da lerne selbst ich der von Klein auf in den Regionen Butjadingen und Ostfriesland Urlaub gemacht habe noch etwas dazu.

Wer schreibt hier?

Hallo! Ich bin Andrea Lammert. Als Wegreisende, Bücherschreibende und Bloggerin bin ich stets auf Achse.

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