Versteckt im Wald am Kleinen Deister befindet sich eine ganz besondere Wallanlage: Die Kukesburg bei Altenhagen wirft viele Fragen auf. Sie ist ein ganz besonderer Ort.
1. Kukesburg am Kleinen Deister
Klar, die Externsteine sind das erste, wenn man an Kraftplätze in Deutschland denkt. Doch das ist eigentlich schade, denn es gibt viele Orte, die möglicherweise ein Potential haben, das ähnlich mystisch ist. Möglicherweise gibt es in der Nähe von Springe einen ganz besonderen Ort: Die Kukesburg.
Gut einen Kilometer Wanderung muss man schon auf sich nehmen, um von Altenhagen zu diesem magischen Ort zu gelangen. Hier am Nesselberg beginnt ganz unvermittelt eine andere Welt. Es ist schon auf dem Wanderweg zu spüren, auch der Wald verändert sich. Wer genau schaut, erkennt verwitterte Felsen zwischen den Buchen. Irgendwann taucht dann am Wegesrand ein Schild auf, das die Kukesburg und den Steinbruch erklärt. Genau dort lohnt es sich, links dem schmalen Weg zu folgen und eine andere Welt zu betreten. Alles wird plötzlich lichter und feiner, selbst die Vegetation ist anders. Schon nach einigen Schritten türmen sich plötzlich zwei riesige Felsen auf, die in der Mitte wie ein Tor wirken. Ein beeindruckendes Bild, das eher aus Süddeutschland stammen könnte als aus Niedersachsen.
2. Pyramiden? Alte Megalith-Kultur?
Hinter diesem Tor beginnt ein lichter Buchenwald, auf dem Reste alter Wallanlagen ebenso erkennbar sind wie schroffe, steile Felswände. Es fühlt sich geborgen und gut an, dort zu verweilen, irgendwie beschützt. Nach einer Rast und dem Hineinfühlen geht es weiter zum wirklichen Rätsel der Anlage, denn es ist ein alter Gang erhalten. Was hat es mit diesem Gang auf sich? Stand hier einst ein wichtiger Ort der Megalithkultur? Vielleicht sogar eine Pyramide im Kleinen Deister? Um die Kukesburg ranken sich viele Legenden.
Offiziell heißt es, dass dieser Gang von den Arbeitern im Steinbruch erschaffen wurde, doch das scheint bei näherer Betrachtungsweise unsinnig. Zum einen ist er gar nicht in der Art erbaut, wie man das zu der Zeit erwarten würde, sondern weist erstaunliche Ähnlichkeiten mit Toren zu Dolmen in Irland oder in der Bretagne auf, etwa Newgrange oder Loughcrew oder auf Gozo.
Ich erinnere mich, dort ähnliche Eingänge gesehen zu haben und K. Walter Haug von der Internetseite Megalith-Pyramiden kommt gar zu dem Schluss, dass dieser Eingang darauf hinweist, dass die Kukesburg ein alter Cairn war, also megalithische Stufenpyramiden. Ich mag solche gewagten Thesen, denn sie regen die Fantasie und und im Falle der Kukesburg könnte es durchaus sein, dass dort einst etwas Pyramidenähnliches gebaut wurde. Man geht ja auch davon aus, dass die Anfänge der Kukesburg bis mindestens in die Eisenzeit (500 v. Chr. – 300 n. Chr.) zurückreichen.
3. Der Gang in der Kukesburg
Der Gang jedenfalls ist schon in besonderer Weise „gemauert“, so dass man nicht denken würde, dass er mittelalterlich ist, eher älter. Ich muss jedes Mal durch diesen Gang gehen, vielleicht als Art Mutprobe, vielleicht aber auch, um die Stimmung einzufangen, die dort wartet.
Leider haben aber Schmierfinken die Anlage mit „AFK“-Zeichen versaut, ich hoffe, dass sich jemand ader Stadt Springe mal erbarmt, das irgendwie wegzuwischen. Doch zurück zur Burg.
Fest steht: Diese Ruine wird sogar vom niedersächlischen Amt für Denkmalpflege als sehr bedeutsam ausgewiesen. Aber sie ist so gut wie nicht archäologisch erforscht. Das liegt zum einen am nahen Steinbruch, den es tatsächlich gab. In diesem Steinbruch wurde hochwertiger Sandstein abgetragen, der sich übrigens sogar am Berliner Reichstag wiederfindet. Reste des Steinbruchs finden sich ein Stückchen von der Burganlage entfernt. Zum anderen liegt es aber auch daran, dass die vielbeschäftigten Damen und Herren Archäologen zu sehr mit Rettungsgrabungen ausgebucht sind, als dass sie sich um solche alten Schätze kümmern könnten.
Gut für uns, denn die Kukesburg ist ein unentdecktes Schätzchen ohne viel Trubel und fernab jeglichen Tourismus.
4. Lochstein in der Kukesburg
Es gibt nicht nur den Gang, sondern auch einen Lochstein, direkt am Eingangsbereich befindet sich ein Felsen, der bei genauerer Betrachtung durchgebohrt ist. Solche Lochfelsen sind eigentlich typisch für Megalithanlagen.
5. Die Sage um die Kukesburg
Es rankt sich natürlich auch eine Sage um die Burg, die im umgangssprachlichen Gebrauch im angrenzenden Dorf Altenhagen I (ja, wir nummerieren hier tatsächlich unsere Altenhagens durch, es gibt auch Altenhagen II.) erzählt wurde.
Einst sollen dort Riesen (auch Hünen genannt) in dieser Burg gelebt haben, was auch die großen Steinblöcke erklären würde. Die verstorbenen Riesen sollen unter Dolmen bei der Burg begraben worden sein. Als der letzte Riese übriggeblieben ist, hat der aus Einsamkeit und Frust die Steine der Burg durch die Gegend geschleudert und somit die Anlage zerstört. Die Geschichte gefällt mir natürlich deutlich besser als das nüchterne Steinbruch-Zeugs.
Noch heute liegen die großen Steine verstreut in der Gegend herum. Und die Burg wird bis heute auch Hünenburg genannt, in Anlehnung an die großen Menschen, die möglicherweise den Hunnen entsprungen sind und die einst dort gelebt haben sollen.
6. Wanderrunde zur Kukesburg
Vom Wanderparkplatz Altenhagen I lässt es sich gut zur Kukesburg wandern, die Strecke ist leicht und nur etwa 1,5 km lang. Doch das ist eigentlich zu kurz für eine Wanderung, deswegen bietet es sich an, eine große Runde, gut 16 km zu laufen.
Am besten wird am Parkplatz des Forsthauses Morgenruhe geparkt (direkt am Eingang zum Saupark). Und dann geht es erst zur Kukesburg, später gen Hirschtor in den Saupark, in Richtung des Parkplatzes Wolfsbuchen und durch die Kastanienallee wieder zurück zur Morgenruhe.
Am Start- und Zielpunkt offenbaren sich wunderschöne Panoramen auf den Deister. Übrigens führt der Name Morgenruhe in die Irre, denn es ist eigentlich der perfekte Platz für den Sonnenuntergang am Deister.
Da dieser Ort touristisch eher unerschlossen ist, gibt es keine Einkehrmöglichkeiten auf der Wanderung. Mitten im Saupark wartet höchstens der Grillplatz Wolfsbuchen mit der Möglichkeit auf, sich sein eigenes Essen zu braten.
7. Weitere Tipps für den Deister
Du hast Lust, mehr von der Gegend zu sehen? Wie wäre denn mit einer Runde an der Holzmühle mit einem umwerfenden Blick auf einen alten Steinbruch. Im Winter gibt es auch tolle Runden, am besten im Schnee durch den Osterwald. Für Ausflüge bietet sich auch der Deister an, etwa die Wanderung zum Taternpfahl oder zur Alten Taufe.