Irland hat viele Geheinmisse. Eines davon liegt in den Hügeln von Loughcrew: 6000 Jahre alte Steinkreise und Megalithgräber. Ein wirklich magischer Ort in Irland.
1. Mein Weg nach Loughcrew
Ich kann diesen Namen kaum aussprechen: Loughcrew Cairns. Jetzt aber muss ich es. Und noch schlimmer, ich muss den Namen sogar aus dem Kopf sagen können. In dieser irischen Einsamkeit etwa eineinhalb Stunden von Dublin entfernt, scheint mein roter Mietwaren das einzige zu sein, das die Aufmerksamkeit der Polizisten weckt. Hunderte von Schafen sind ebenso spannend wie die leeren Straßen. Die Polizisten halten mich an – und stellen die Frage, die mich ins Stottern bringt. „Wohin möchten Sie denn?“
„Zu den Megalithen“, versuche ich den Namen des Ortes zu umgehen, denn er will mir einfach nicht mehr einfallen. Die Beamten schauen sich beide ratlos an und sagen, ich wäre hier falsch, denn Megalithen gäbe es in Newgrange, etwa eine Autostunde entfernt.
1.1. Unterwegs im Boyne Valley
„Nein, es gibt sie auch hier“, sagte ich, inzwischen schon etwas panischer in meinem Hirn nach dem Ortsnamen kramend. Es waren noch 15 Minuten Fahrtzeit und auf dem Navi rumtippen möchte ich auch nicht. Jetzt sind sie neugierig geworden. Und ich mutig, ich krame in meinen Unterlagen und versuche, den Ortnamen auszusprechen. Sie schütteln den Kopf, schauen sich ratlos an. Ich zücke die Karte von Boyne Valley und tippe auf den Ortsnamen. Sie schütteln den Kopf. „Megalithen?“ und lassen mich fahren.
Durch blühende Ginsterhecken und auf einspurigen Straßen, die mein kleines Mietauto fast komplett ausfüllt. Was ist, wenn jemand entgegen kommt? Es kommt niemand entgegen. Ich glaube schon fast, dass hier niemand wohnt, in dieser Gegend Irlands.
Ein kleines Gehöft mit angrenzendem Parkplatz empfängt mich am Loughcrew Megalithcenter. Keine Shops und Touristenbusse, sondern ein verschlafenes Ensemble an Häusern. Ich treffe dort Fechin Heery, meinen Guide für diesen Tag.
2. Was gibt es in Loughcrew zu sehen
Loughcrew ist ein Geheimtipp. Ich glaube ja, dass selbst die Einheimischen gar nicht die Bedeutung dieses Kraftplatzes auf dem Schirm haben. Der Guide Fechin Heery führt seine Gästen nicht zuerst an die Steinkreise, sondern in eine alte Hütte. Ich scharre mit den Füßen und möchte unbedingt die magischen Orte sehen.
2.1. Fakten zu Loughcrew Cairns
Die Loughcrew Cairns gehen auf das 4. Jahrtausend vor Chr. zurück. Sie befinden sich auf dem höchsten Hügel des Countys Meath und stammen aus dem Neolitikum, der Jungsteinzeit. Obwohl die einzelnen Monumente als Megalithen und Hügelgräber bezeichnet werden, sind sich Forscher sicher, dass sie nicht vorrangig als Gräber errichtet worden sind. Sie hatten vermutlich auch die Funktion von Landmarken und rituellen Orten. Insgesamt lassen sich Spuren von 25 Gräbern in der Landschaft um Loughcrew nachweisen. Einige Forscher gehen davon aus, dass sie als Ritualaorte dafür stehen, sich zu regenerieren und mit der Urenergie zu verbinden. Vielleicht sind es Orte für Einweihungszeremonien, vielleicht Orte für Fruchtbarkeitszeremonien, vielleicht auch um Kontakte mit den Erdgeistern aufzunehmen.
2.2. Maggie’s Cottage
Doch das muss warten, denn wir drehen erst eine Runde durch die irische Geschichte. Durch das Haus von Maggie Heaney. Maggie’s Cottage stammt aus dem 18. Jahrhundert und wurde zum Heimatmuseum umgebaut. Ein eindrucksvolles Zeugnis des irischen Lebens, wo damals die Torfbriketts in den offenen Kaminen glühten und die Buttermilch von Hand gerührt wurde. Was so aussieht, als stamme es aus dem Mittelalter, ist erst im Jahr 1966 als Wohnhaus aufgegeben worden.
Bis zum Jahr 1966 war dieses Haus bewohnt, in dem es auch bei Tag und Sonnenschein dunkel ist und nach Rauch riecht. Fechin holt einen Schlüssel aus dem Café und startet die Wanderung zu den magischen Bergen.
Ein schmaler Weg führt bergauf, eingerahmt von einer Hecke. Es ist wie der Eintritt in eine andere Welt. Der Weg ist eingerahmt von einer Hecke. In die Äste sind bunte Bänder gewebt und flattern wie kleine Fahnen im Wind. Ein irischer Brauch, um eine kleine Opfergabe an einem Kraftort zu lassen, ähnlich wie das Anzünden einer Kerze.
2.3. Auf dem Hexenberg
Wir gehen den Berg hinauf. Es ist eine typisch irische Landschaft aus Hügeln, die nur aus Schafweiden zu bestehen scheint. Auf dem sattgrünen Gras sind immer wieder Steinkreise zu erkennen. Überall.
Wo andere Landschaften Maulwurfshügel haben, sammeln sich hier Steinkreise. Doch Guide Fechin weiht mich ersteinmal in etwas anderes ein: „Von hier oben hast du eine 360-Grad-Sicht auf Irland“, erklärt er stolz. Dass die Hügel nur knapp 280 Meter (969 Foot) über Meeresspiegel liegen, vermutet man nicht, sie wirken größer und das Panorama ist einmalig.
Wir erreichen den Hexenberg, Mountain of the Witch oder auf irisch Sliabh na Cailli. Ganze 32 Steinkreise und -gräber sind in der Umgebung verteilt und von dort aus zu sehen. Die Gräber, reichen, so erklärt mir mein Guide, bis ins 4. Jahrhtausend vor Christus zurück. Ich könnte hier einfach nur sitzen und gucken und spüren, doch Fechin möchte mir unbedingt etwas zeigen. Zum einen erzählt er, dass die Steinkreise alle mit unsichtbaren Energielinien verbunden sein sollen, auch zum berühmten Newgrange führt eine solche verlängerte Energielinie.
2.3. Das Grab Cairn T
Der Guide zückt einen Schlüssel aus der Tasche und führt mich zum berühmtesten Steingrab, Cairn T. Ein Eisengitter verschließt es, knarzend öffnet es sich mit dem Schlüssel von Fechin Heery. „Alle Gräber haben eingeritzte Symbole, vor allem die Triskehle als typisch irisches Symbol kommt häufig vor. Aber auch andere Symbole, die an Blüten erinnern. Mit einer Taschenlampe führt der Guide das Spiel der Lichter vor, das zur Tag-und-Nachtgleiche im Fühjahr und Herbst passiert. Am 21. September und 21. März (und nur dann) erreichen die Sonnenstrahlen einen ganz bestimmten Winkel und beleuchten das Innere des Steingrabes. Für einige Momente beleuchten sie den mittleren Stein und seine Verzierungen. Ein Spektakel, das jedes Jahr spirituelle Menschen ebenso wie Schaulustige anlockt. Einige singen, beten und trommeln, andere schauen den bunten Treiben einfach nur zu. Fechin zeigt mir noch die anderen Gräber mit ihren Gängen, Kammern und den Tragsteinen und Menhiren.
2.4. Hag’s Chair
Vor dem großen Hügel in nördlicher Richtung findet sich eine Felsskulptur, die aussieht, wie ein Sitz für Riesen. Hag’s Chair wird er genannt und es gibt eine Sage, dass dem, der dort Platz nimmt, sein Wunsch erfüllt wird. Ich fand den Platz zu kraftvoll, um mich darauf zu setzen, sondern habe nur meine Kristalle dort aufgeladen.
3. Die Energien von Loughcrew
Mir schwirrt der Kopf vor Erklärungen und Geschichten. Nach einem Kaffee im Café des Megalithcenters muss ich nochmal auf den Hügel und alles erwandern und spüren. Das Gekrächze der Raben liegt in der Luft, ebenso wie Wind, der die Frisur zerzaust. Schafe blöken überall und der Ginster schwängert die Luft mit seinem süßen Duft.
Es ist ähnlich wie in Glastonbury. Es scheint, als beginne auf dem Hügel eine andere Welt. Die Luft scheint seidiger zu sein. Der Panoramablick über das Land fängt ersteinmal meine Aufmerksamkeit. Ich fühle mich, als würden meine Akkus aufgeladen. Ich bin froh, dass ich nicht zur Tag-und-Nachtgleiche gekommen bin, wenn der Platz so sehr bevölkert ist. An diesem Tag habe ich ihn fast für mich allein, nur einmal kreuzt ein Wanderer meinen Weg.
Kraftplätze erlebt ja jeder anders, ich hatte das Gefühl, als sei die Energie am stärksten auf dem Hügel des Grabes T. Dort habe ich lange gesessen und mich vom Wind durchpusten lassen. Ich hatte das Gefühl, als wären alle anderen Steinkreise mit diesem Kreis verbunden, als sei er das Zentrum der Energien. Für mich war Loughcrew bislang der kraftvollste Platz in Irland über dem ein unglaublich großer Friede lag. Ich brauchte nur dort zu sitzen und schon gingen alle negativen Gedanken wie von selbst.
Bedeutung der Triskehle
Häufig taucht das Symbol der Triskehle in den Schnitzereien der Steine auf. Die Triskehle als typische Dreierspirale lässt viele Deutungen zu. Sie steht für die Dreiheit von Körper, Geist und Seele, aber auch für die drei Lebensphasen Geburt, Leben und Tod, im schamanischen für die drei Welten, die sichtbare, aber auch die obere und die untere Welt, vielleicht aber auch für Sein, Werden und Vergehen. Zudem ehrt die Spirale die Göttinnen-Dreiheit Brigid, Danu und Anu. Die Spirale steht immer für Wachstum und Erweiterung sowie für das Vorwärtsstreben der Dinge.
4. Essen und Trinken in Loughcrew
Im Café des Megalithcenters gibt es Kleinigkeiten zu essen, vor allem wunderbare Scones, am besten mit irischem Tee serviert. Im Sommer sitzt man dort draußen im Innenhof. Nebenan ist ein kleiner Campingplatz.
5. Übernachten
Ein Hotel gibt es in Loughcrew nicht. Wer am Megalithen übernachten will, kann auf einfache Übernachtungsmöglichkeiten zurückgreifen.
Der Campingplatz unterhalb des Hauses steht nicht nur für Zelte und Vans bereit, sondern stellt auch 6 Jurten für außergewöhnliche Übernachtungen bereit. Der Preis? 110 € für 2 Gäste pro Nacht, mindestens müssen 2 Nächte gebucht werden.
6. Informationen zu Loughcrew
Loughcrew liegt etwas außerhalb des Boyne-Tales. Die nächste Stadt in der Nähe ist Oldcastle. Die Hügel lassen sich das ganze Jahr über kostenfrei besuchen, es gibt keine Eintrittsschranke. Allerdings ist das größte Grab abgeschlossen. Mehr Informationen gibt es am Megalithzentrum von Loughcrew.
Ihr wollt mehr über Irland lesen? Im Boyne-Valley findet Ihr auch das berühmte Hügelgrab Newgrange. Und natürlich der Hill of Tara, ein ganz besonderer Ort. Etwas weiter nördlich habe ich den wundersamen Ort Fore entdeckt. Und auch geheimnisvolle Brunnen wie etwa St. Ciran’s Well. Außerdem lohnt sich ein Stopp in Kilkenny. Wer auf der Suche nach Inspirationen zu Irland ist, surft auch gut bei meiner Bloggerkollegin Lena vorbei, sie hat Irland intensiv mit ihren Kindern bereist.
Die Reise wurde unterstützt von Irland-Tourismus, dem irischen Tourismusbüro in Deutschland – danke dafür.