Es gibt Läden, die müsste man unter Denkmalschutz stellen: Das Maison Empereur in Marseille ist so ein Geschäft. Seit vier Generationen ist es in Familienbesitz und bietet Einkaufserlebnisse wie vor 200 Jahren.
#Nostalgisch einkaufen in Marseille
Es ist eine unscheinbare Tür: Keine Leuchtreklame, nur ein handgemalter Schriftzug auf dem schwarzen Türrahmen. Meine Stadtführerin Marion sagt: „Das musst du unbedingt sehen. Dieses Geschäft ist einzigartig. Ich finde dort immer etwas.“ Leider nicht nur sie. Schon beim Betreten des Ladens bin ich verzaubert.
Denn es ist, als würde man eine Zeitreise machen. und die Sicht auf Töpfe. Doch schon als ich die Schwelle übertreten habe, bin ich verzaubert: Bürsten, handgemacht fallen in meinen Blick, ebenso merkwürige Schränke, die mit feinem Draht anstatt mit Holz verkleidet sind: Dörrschränke zum Apfelring- oder Pilze trocknen. Daneben Fässer, in denen Sauerkraut reifen kann oder irgendwelche Küchengeräte, deren Sinn ich nicht verstehe.
#Zeitreise im Eisenwarenladen
Es sieht aus wie in einem Laden aus den Bullerbü-Filmen und genau das macht den Charme aus. Das Geschäft gliedert sich in viele Räume, jeder Raum hat sein eigenes Thema. Einer zum Beispiel verkauft Backzubehör wie Formen oder Ausstechförmchen, ein anderer nostalgisches Spielzeug wie Blechautos oder Kindergeschirr.
Ich bin so fasziniert, dass ich einfach durch die Räume laufe und Marion ganz aus den Augen verliere. Dafür entdecke ich einen kleinen Teesalon, aus dem ich nicht mehr web möchte. Marion habe ich in dem Labyrinth der Räume längst verloren. Doch die findet sich schon wieder an. Darüber machte ich mir keine Sorgen, sondern geieße einfach nur dieses Geschäft. Es gibt die typischen Seifenwürfen aus Marsaille, Handtuchleinen vom Stoffballen. Man muss es noch per Hand vernähen. Woher bekommt man denn im 21. Jahrhundert Rohstoffe wie diese?
#Wäscheblau, Emaillegeschirr und Bürsten für Bärte
Da wäre zum Beispiel Wäscheblau, kleine Papiersäckchen, die man in die Wäsche tut, um den Grauschleier wegzubekommen. Oder diese uralten Badekappen, die man in den 1960er Jahren aufsetzte, um im Schwimmbad die Haare nicht naßzumachen, garantiert mit hübschen Gummiblümchen drauf.
Anstatt Seifenspender aus Plastik schraubt man hier die Stücke auf ein Edelstahlohr, so wie es bei Oma noch Gang und Gebe war. Kaffeemühlen zum Drehen per Hand stehen ebenso herum wie Mastermind-Spiele aus Holz.Messer aus Frankreich, Bürsten für Bärte oder Obst aus Naturborsten und Emailgeschirr.
#Plastikfrei leben
Ein größeres Plädoyer für plastikfreien Konsum und nachhaltigen Lebensstil habe ich kaum gefunden, und das mitten in Marseille. Der Eisenwarenladen ist übrigens wohl der älteste seiner Art in Frankreich. Das Maison Empereur ist 1827 gegründet worden und seitdem im Familienbesitz. Mehr als 30.000 Waren sind dort im Sortiment.
#Übernachtungstipp in Marsaille: Schlafen im Eisenwarenladen
Übrigens ist das Maison Empereur auch ein ganz außergewöhnlicher Übernachtungstipp in Marsaille. Zwar kann man dort nicht in einer Buchhandlung schlafen, wie man es in Paris darf, aber in einer Eisenwarenhandlung. Nun ja, nicht ganz drin, aber über dem Geschäft ist ein Appartement, das man über Airbnb mieten kann, für 130 Euro am Tag. Es ist natürlich ganz im Stil des alten 19. Jahrhunderts eingerichtet.
Das Maison Empereur liegt in der 4 Rue des Recolletes in Marseille. In dem Geschäft befindet sich auch eine Teestube.
Die Reise wurde unterstützt von Atout France und der Region Sud. Danke dafür!
6 Antworten
Ein wunderschöner Eisenwarenladen und richtig toll zum stöbern, da würde ich auch nicht so schnell raus kommen. Deine Beiträge über Marseille sind genial
LG Andrea
Danke liebe Andrea, da freue ich mich!
Also der Laden kann mich jetzt nicht so begeistern aber dies liegt sicherlich nicht am Laden selbst sondern einkaufen ist einfach nicht mein Ding !
Was ich aber angeschaut habe ist der Link für das Appartement ! Das sieht ja wirklich sehr cool aus. Typisch Andrea mal wieder was nicht alltägliches hier zu präsentieren. Das ist auch mit der Grund warum ich sehr gerne bei dir reinschaue denn du bist einfach immer für Überraschungen gut und die Beiträge sind irgendwie abnormal ! Ich meine nicht mit anderen zu vergleichen. Also wieder mal sehr gut gemacht !!!! LG Manni
Danke lieber Manni, das ist aber schön zu lesen, was für ein witziges Kompliment. Ja, ich mag außergewöhnliche Orte und könnte mir vorstellen, dass es dir dort gut gefallen würde. Aber das Kaufhaus an sich ist schon sehr fotogen. Ich hatte nur leider, wie so oft, viel zu wenig Zeit! Liebe Grüße
Oh, was für ein Laden! Ich glaube, da würde ich völlig verarmt wieder heraus laufen. 😀 Vielen Dank für dieses tolle „Fundstück“, ich setze mir das Maison Empereur gleich mal mit auf meine Liste! Nach Marseille möchte ich nämlich schon ewig mal hin.
Ganz liebe Grüße und ein wunderschönes Wochenende!
Liebe Ammara, ja verarmt und mit viel Übergepäck! Das ist das Problem, allein die Seife wiegt ja schon so viel 🙂 Marseille ist einfach toll. So bunt.
Liebe Grüße