Er gehört zu den berühmtesten Portalsteinen Irlands: Der Dolmen von Kilcloonney ist etwa 3500 Jahre alt. Ihn umgibt bis heute eine besondere Ausstrahlung.
#Der Weg zum Dolmen
Mit mystischen Stätten ist es nicht immer einfach. Manchmal wollen sie sich einfach nicht zeigen. Vor allem in Irland habe ich immer wieder das Gefühl, dass der Weg sich manchmal auch unsichtbar machen oder gar verschließen kann. So wie am Dolmen von Kilclooney. Er scheint wohl nicht für jederman erreichbar: Wer zum Dolmen von Kilclooney möchte, muss sich wirklich ein Herz fassen, um den richtigen Weg zu finden. Denn unser Weg endet in einem Beet. Kein Scherz, mitten in einem Beet des angrenzenden Bauernhofs endet der Pfad, den die Dame uns am Informationszentrum gezeigt hatte. Die ersten aus unserer Gruppe kehren wieder um, wer traut sich schon auf das Grundstück eines Farmers? Und wer weiß, ob dort gleich Hunde angeschossen kommen. Weiter hinten sehen wir ein Tiergatter und Wiese mit Eseln und Kühen.
Vom Dolmen ist nichts zu sehen, dabei sollten wir doch vom Parkplatz aus rechts laufen. Dass Touristen sich verirren und frustriert umdrehen, scheint man hier schon zu kennen, denn die Dame vom Informationszentrum zum Dolmen kommt uns hinterhergelaufen und bedeutet uns, doch dem Weg zu folgen. Einfach weiter, ein schmaler Pfad führt seitlich am Grundstück vorbei.
#Hünengrab in Donegal
Wir klettern über die typisch-irischen Zaunleitern. Die Wiese, auf der wir stehen, ist wie eine andere Welt. So jedenfalls nehme ich das wahr. Hier wächst das Gras knallgrün und der Blick reicht in die große Weite. Rechts stehen helle Kühe auf der Weide, hinten blöken Schafe und in der Ferne stehen Esel – und der Dolmen zeichnet sich vor dem Horizont ab.
Der Weg ist etwas matschig, bietet aber nicht nur schöne Blicke, sondern fühlt sich an, wie ein Portalweg zu einem besonderen Ort. Ein ganz besonderer Frieden liegt über dieser Stätte und wie immer an Kraftorten, entspanne ich mich nicht nur total, sondern bin im magischen Jetzt. Meine Sinne sind gespannt und ich nehme alles so wach auf, als hätte ich zweiTassen Kaffee getrunken.
Tierische Begegnungen
Auf der linken Seite befindet sich ein Hügel mit Steinen drauf, später lese ich, dass auch das eine prähistorische Grabstelle gewesen sein muss. Doch sie ist verschlossen. Weiter geht es zum Dolmen. Doch da versperrt mir ein Esel den Weg. Er ist nicht nur neugierig, sondern will offensichtlich auch gerne geknuddelt werden. Als ich ihn streiche, schnuppert er vorsichtig mein ganzes Gesicht ab. Ich muss kichern, weil sein Atem so kitzelt. Beinahe hätte er übrigens meine Handyhülle aufgefressen, denn er biss nicht nur beherzt in die grüne Lederhülle, sondern fing auch an, sie zermahlen zu wollen.
#Der Dolmen und seine Geschichte
Vor rund 3500 Jahren muss das Land fruchtbarer und trockener gewesen sein als heute. Damals im Neolitikum, so vermuten Forscher heute, sind die ersten Menschen in dieser Gegend seßhaft geworden, fingen an Häuser zu bauen, Ziegen zu halten und nicht mehr nur vom Jagen und Beerensammeln zu leben. Sie wurden wohl nicht nur seßhaft, so vermutet man, sie haben wohl auch ihren Toten oder den heiligen Stätten besondere Bauwerke gewidmet, nur so erklärt man sich heute, dass Steingräber wie diese entstanden sind. In Donegal finden sich mehr als 140 dieser Steingräber, Kilclooney ist wohl das bekannteste und größte. Immerhin ist der Dolmen 1,80 Meter hoch und der Deckstein, der beide Stehlen verbindet, wiegt viel mehr als 100 Tonnen und ist mehr als 4,3 Meter lang (manche Quellen sagen sogar 6 Meter).
#Was war der Dolmen von Kilclooney einst?
Eigentlich, so glauben Archäologen, waren diese Steine einst von einer Aufhäufung kleiner Steine umgeben. Doch in Laufe der Zeit haben die Menschen diese Steine abgetragen und für den Bau ihrer Häuser benutzt, so die Theorie, so dass nur noch das Gerüst der großen Steine stehengeblieben ist. Da Tongefäße gefunden worden sind, geht man heute davon aus, dass der Dolmen einst eine steinzeitliche Grabstätte gewesen ist.
Besondere Kraft des Hünengrabs
Das Monument, soviel ist aber sicher, hat einst zwei Kammern besessen, von der eine eingestürzt ist, man kann die Reste tatsächlich auch noch sehen, wenn man etwas westwärts geht, dort liegen aufeinander gestapelte Riesensteine. Wie die Menschen diese großen Steine bewegt haben, bleibt wohl ebenso ein Rätsel wie das, wofür die diese Portal-Dolmen einst benutzt haben.
Aber ist es nicht eigentlich auch egal? Was zählt, ist das Heute, das, was Landschaft und Steine an solchen Kraftorten ausstrahlen. Mir hat es eine große Ruhe und einen tiefen Frieden gegeben. Vielleicht auch, weil ich einfach wusste, dass die Menschen damals sich eben nicht um Mails und Co gekümmert haben, sondern Zeit für das Wesentliche, nämlich das, was gerade passiert, genommen haben, anstatt sich ums Morgen zu sorgen. Eigentlich wollte ich gar nicht mehr weggehen – aber das irische Wetter hat auch in diesem Fall seine Rausschmeißer-Qualitäten bewiesen, als es den Himmel plötzlich schwarz gemalt hat.
#Informationen zum Hünengrab von Kilclooney:
Hinkommen:
Der Dolmen liegt auf halben Weg zwischen Ardara und Narin auf der Loughrea-Halbinsel in Donegal, dem nördlichen, irischen Bundesland. Die Informationsstätte zum Dolmen befindet sich rechterhand auf der Hauptstraße, etwa in der Höhe der Kirche.
Eintritt:
Der Eintritt zum Dolmen ist frei, es empfielt sich aber, sich beim Infocenter anzumelden, wenn man jenseits der Hauptsaison reist.
Sehenswert in der Umgebung:
Der Strand von Portnoo ist wunderschön breit und groß. Unbedingt anschauen. Die Halbinsel Inishkeel mit ihrer Kirchenruine steckt ebenfalls voller Mythen und kann bei Ebbe erwandert werden. Aber am besten nur mit einem kundigen Führer, denn die Flut kommt hier sehr schnell.
Restauranttipp
Wir haben im Restaurant Nancy’s in Ardara gegessen, es gab sogar vegetarische Burger. Der Pub an sich ist eine Sehenswürdigkeit mit seiner Dekoration aus altem Kram. Es ist irgendwie, als würde man in das Haus einer irischen Großmutter kommen, die Kamine flackerm zudem sehr schön. Seit sieben Generationen führt die Familie diesen Pub und ist damit eine Institution weit über die Grenzen von Donegal hinaus. Spezialisiert ist man dort auf Fisch und Hausmannskost.
8 Antworten
mit Steinen habe ich ja nicht so aber sehr gut gefällt mir der Strand von Portnoo ! Ich habe schon so viel Beiträge über Irland gesehen und jeder ist einfach nur begeistert !
Danke Manni, der Strand war auch wirklich der Knaller. Aber der Dolmen auch. Und du wirst wohl noch einige Steine bei mir finden, ich mag sie ja sehr 🙂
So beeindruckend diese Formation ist, das wahre Highlight für mich hier ist der Blick in die Weite… hach! Irland ist wirklich wunderschön!
Wunderschöne Fotos von dem Dolmen und der Strand sieht auch herrlich aus, da bekomme ich Sehnsucht nach Irland. Wir haben einige Dolmen besucht, aber deinen haben wir nicht geschafft. Gewaltig und sehr beeindruckend fand ich bei unserer Reise den Poulnabrone Dolmen, den ich in meinem Blog beschreibe. Ich bin gespannt, was du noch in Irland erlebt hast und freue mich auf deine Beiträge
LG Andrea
Danke, liebe Andrea. Irland ist einfach ein Traum, ich mag auch die Menschen dort so gerne! Da muss ich doch gleich mal bei dir schauen, was du noch so alles zu Irland hast.
Liebe Grüße
Genau, liebe Christine, dieser Blick ist schon etwas ganz Wunderbares. Und den hat Irland ja quasi überall. Liebe Grüße
Wieder mal ein toller Artikel von dir. Ich musste irgendwie an diesen Farmer denken und an sein Grundstück mit diesem mystischen Stein. Was er wohl davon hält, dass ständig Touristen den Weg zu seinem Besitz suchen…
Die Tierbilder sind super-schön! Und ganz besonders das letzte Bild vom Strand ist mal wieder wunderschön. Regt zum Träumen an. Deine Strandbilder kannst du dir glatt an die Wand hängen! Großartig!
Danke, liebe Amara, das freut mich sehr. Ich hab mich Dasselbe gefragt, als wir da waren, aber die Iren sind irgendwie tiefenentspannt. Liebe Grüße