Grachten kurz vor Husum? Eine komplette Holländerstadt? Ja, kein Witz, das gibt es tatsächlich. Friedrichstadt als deutsche Grachtenstadt hat niederländische Einflüsse.
Grachten und hübsche Häuser
Nordsee, das sind kleine Dörfer und Städte mit Backsteinhäusern? Auch. Doch es gibt eine Holländerstadt an der Nordsee. Bei Husum befindet sich Friedrichstadt, eine der wenigen, deutschen Grachtenstädte.
Schafe, Deiche und Bauernhöfe habe ich dort oben im hohen Norden erwartet. Viel Wind und Fischbrötchen – aber eine anheimelnde Holländerstadt? Friedrichstadt als deutsche Grachtenstadt hat mich wirklich überrascht mit dem einzigartigen Charme.
Je mehr ich über die Stadt erfuhr, umso sympatischer wurde sie mir. Vor allem als ich hörte, dass sie entstanden ist, um Glaubensflüchtlingen eine Zuflucht zu geben. Ja, gut, ein großer Hafen sollte dort auch entstehen, Herzog Friedrich III. von Schleswig-Gottorf wollte die deutsche Grachtenstadtzu einem wichtigen Handelszentrum machen, also besann er sich, dass die Niederländer nicht nur gute Hafenbauer waren, sondern auch Handel in Schwung brachten.
Die deutsche Grachtenstadt als Ort des Neuanfangs
So bot der den in ihrer Heimat verfolgten Remonstranten eine Ort, in dem sie neu anfangen konnten, ganz nach dem Vorbild von Glückstadt. Ein ganz altes Beispiel also dafür, wie die Aufnahme von Flüchtlingen ein Stück die Welt verändern kann. Denn die Glaubensflüchtlinge haben nicht nur Grachten ausgehoben und Häuser im Backsteinstil errichtet, sondern auch ein Kulturdenkmal in Friedrichstadt erschaffen.
Der Zusammenfluss von Eider und Treene bot sich als Hafen geradezu an und so entstanden dort Grachten und künstliche Wasserstraßen, die die Stadt nun wie ein blaues Netz überziehen. Holländisch avancierte schnell zur ersten Sprache. Auch wenn der Hafen nicht die Bedeutung erlangt hat, die Herzog Friedrich einst erhofft hatte, ist dort doch eine einzigartige Stadt entstanden und bleibt bis heute die einzige deutsche Grachtenstadt.
Pfannkuchen in Friedrichstadt:
Wie es in Holländerstädten so ist, ist eines Pflicht: Waffeln oder Pfannkuchen essen. In Friedrichstadt geht das am besten in der Holländischen Stube (Am Mittelburgwall 24-26). Das Haus aus dem 17. Jahrhundert ist ein altes Kaufmannshaus und wartet auch innen mit erstaunlichen Details auf, wie etwa Zwischengeschossen. Zudem sitzt man herrlich direkt an der Gracht und schaut auf den schönen Marktplatz mit seinen Treppengiebelhäusern.
Tipps für Friedrichstadt
Doch das bleibt nicht der einzige, lauschige Platz in Friedrichstadt. Zu meinen Restauranttipps in der deutschen Grachtenstadt gehört unbedingt auch die Kajüte 1876 (Holmertorstraße 11) in Friedrichstadt. Auch dort lockt der Sitzplatz im Sommer direkt an der Gracht, aber hier im geschützten, eigenen Garten, am besten bei Genever und Poffertjes.
Kunst und Ateliers in der deutschen Grachtenstadt
Schöne Städte locken auch immer Menschen mit Kunstsinn an und so ist es kein Wunder, dass in Friedrichstadt die Dichte der Künstler und Kunsthandwerker sehr groß ist. Dort gibt es eine Fayencenmalerin, Goldschmiede, Maler, Bildhauer und natürlich Töpfereien mit einzigartigem Sortiment. Wo immer man durch die Stadt läuft, trifft man auf ein Atelier. Oder auf eine Tischlerwerkstatt (Ostermarktstraße 15) , original erhalten aus dem Jahre 1876 und inzwischen zum musealen Kleinod verwandelt. Heute arbeitet dort ein Restaurator Möbel auf.
Eine solche Stadt muss man eigentlich vom Wasser aus erkunden. Dazu laden ganz standesgemäß die Grachtenfahrten ein. Wer lieber selbstbestimmter reist, bucht ein Kanu.
Und dann gibt es ja dort noch die Schlechtwetteralternative: Das Modellbahnmuseum. Hier hat sich ein Privatmann einen Traum erfüllt und eine riesige Eisenbahn-Wunderwelt aufgebaut. Da surren die ICE durch wunderschöne Berglandschaften oder Baggerbaustellen.
Mich lockt es ja eher immer nach draußen, in die Stadt, die ist zwar klein und übersichtlich, aber überall einfach sehr fotogen. Und als ich in der Eisdiele am Markt dann noch Roseneis entdecke, ist der Tag sowieso gerettet. Nebenan übrigens finden Kaffefreunde einen wunderbar kleinen, nostalgischen Laden, der sich auf Kaffee spezialisiert hat: Das Kaffee-Kontor.
Und als es dann dunkel wurde, haben wir eine besondere Spezialität der Stadt kennengelernt: Die vielen Hundertschaften an Krähen, die sich dort lautstark in den Bäumen ihre Schlafplätze suchen. Ein einzigartiger Sound.
Informationen
Tourismusverein Friedrichstadt und Umgebung e.V., Am Markt 9, 25840 Friedrichstadt, Tel. 04881/ 93930, www.friedrichstadt.de
Anreise nach Friedrichstadt
Nach Friedrichstadt kommt man gut mit der Bahn. Friedrichstadt ist mit dem Regionalexpress an Hamburg-Altona angebunden, von Hamburg aus dauert die Fahrt etwa 1,5 Stunden.
Einkaufen, Essen und Sehenswertes – Tipps für Friedrichstadt:
- Im nostalgischen Kaffee-Kontor findet Ihr erlesene Kaffeesorten.
- In der Holländischen Stube soll es die besten Waffeln der Stadt geben – einfach ausprobieren.
- Die Eisdiele am Markt hat superleckere, hausgemachte Sorten Milcheis.
- Das Modellbahnmuseum entführt in die Welt der Miniaturen rund um das Thema Eisenbahn.
- In der Touristeninformationen gibt es einen Flyer über die verschiedenen Aterliers und Kunsthandwerker in Friedrichstadt.
- Die alte Tischlerwerkstatt in der Ostermarktstraße ist ein hübsches Museum, in dem heute noch Holz bearbeitet wird.
Mit diesem Beitrag nehme ich an der Blogparade von Renate von Raus ins Leben teil, sie stellt damit schöne, deutsche Kleinstädte vor. Auch Angela vom Blog Unterwegs mit Kind hat schon über Friedrichstadt geschrieben und war dort zu Gast in der Jugendherberge.
24 Antworten
Ganz klar Bild 1 !!!! Ich mag ja diese Fotos bei Nacht oder in der Dämmerung !!
So schön ist diese Stadt. Danken Sie für Ihre Fotos teilen.
Friedrichstadt ist wirklich ein zauberhaftes und gemütliches Städtchen. Malerische Häuser und Winkel kann man entdecken, und die Grachten haben ihr eigenes Flair. Nicht zu vergessen das leckere Eis :-). Wir waren vor ein paar Jahren dort, als wir an der Nordsee unseren Urlaub verbrachten.
LG
Inge
Liebe Inge, ja, Friedichsstadt ist so schön, ich mag es wirklich sehr. Aber die ganze Gegend hier oben hat etwas Besonderes. Je längert man schaut, umso schöner wird sie.
Liebe Grüße und danke fürs Kommentieren
Gern geschehen! Danke für die Rückmeldung!
Lieber Manni, das ist auch meine Lieblingsstunde, dieses Blau…einfach wunderbar. Schöne Grüße von der Nordseeküste, bin gerade wieder unterwegs…
Liebe Andrea,
schönes Städtchen, wieder etwas Neues kennengelernt! Freue mich, dass du an meiner Blogparade teilnimmst.
Viele Grüße
Renate
Ich freu mich auch, ist ja eine schöne Aktion. Liebe Grüße
Danke für diesen wunderschönen Einblick, Andrea. Als wir noch in Schleswig-Holstein lebten, waren wir immer wieder gerne in Friedrichstadt. Es ist schon ein romantisches Fleckchen Erde.
Lieber Damian,
gerne, das freut mich, wenn ich Erinnerungen wecken konnte. Ja, es ist ein ganz besonderes Fleckchen Erde. Danke für deinen Kommentar übrigens
Liebe Grüße
Ich wünschte, wir hätten mehr Zeit gehabt, und einen größeren Radius, auf unserer keinen Schleswig-Holstein-Auszeit letztens. Das ist ja wirklich ein zauberhaftes Städtchen! Für nächstes Mal vorgemerkt.
Liebe Lena,
unbedingt merken, das ist toll. Grundsätzlich aber ist die Zeit ja immer viel zu kurz an der Nordsee, oder?
Liebe Grüße
Wir waren vor ein paar Jahren auch dort. Es hat zwar geregnet aber es hat uns trotzdem gefallen. Wir waren in einem Cafe eingekehrt. Dort gab es seeehr leckeren Kuchen. Friedrichstadt ist eine Reise wert.
Ja, auf jeden Fall ist es das. Manche Orte gewinnen ja bei Regen ganz besonderen Charme. Lecker ist es dort allemale. Danke dir fürs Vorbeischauen bei mir und für den Kommentar.
In ein paar Tagen werden wir unseren Urlaub an der Nordsee beginnen.
Die wunderschönen Bilder von Friedrichstadt haben uns überzeugt,diesem schönen Fleckchen Erde eine Besuch abzustatten.Bin ganz verzaubert
Liebe Geli, das freut mich aber. Friedrichstadt kann ich nur empfehlen, einfach durchschlendern und sich verzaubern lassen, es ist so schön dort. Hab eine tolle Zeit und lasst Husum nicht aus! Viele Grüße
Spannend, noch nie davon gehört. Danke!
Holländische Stube……
13.06.2020
Gibt nur noch Waffeln keine Crepes 😟
Liebe Andrea, vielen Dank für deinen Beitrag zur Hochsensibilität.
Ich habe mich sofort wieder gefunden. Deine Fotos spiegeln dieses unglaublich tiefe Empfinden, deutlichst wieder. Es gibt eben Fotos…und Fotos die den Betrachter berühren .
Genau wie dieses kleine ,aber tiefsinnige Detail der Lemniskate in Deinem indigoblau….kein Zufall, denn Du hebst es ja durchaus in Deinen Texten hervor, dieses tiefe unendliche Blau…;-)
Herzlichst Ute
Liebe Ute, oh, das berührt mich, vielen Dank für deine Worte! Und ganz liebe Grüße (Lemniskate musste ich erstmal nachschauen, das Wort kannte ich nicht 😀 und ja, natürlich….
…den Link zu Kunsthsnwerkern würde ich mal aktualisieren. Unter friedrichstadt.de finden sich jetzt mehrere Möglichkeiten, sinnvoll zu verlinken. 2018 gab es diese Website noch nicht in dieser Form… Maria Ziaja
Oh, danke für den Tipp!
Danke für die schönen Bilder meiner Geburtsstadt und Heimat.
Ich wurde dort 21 und musste dann für meinen Berufswunsch fortgehen.
Ich vermisse es seit 33 Jahren, aber besuche meine Eltern dort immer wieder.