Die größte Stadt an der Nordsee lohnt sich nicht nur im Sommer. Im Winter bleibt viel Zeit für die schönen Museen, allen voran das Klimahaus. Tipps für ein Wochenende in Bremerhaven.
Persönliche Erfahrungen in Bremerhaven
Städtereisen? Das hieß für mich immer Paris, Budapest oder vielleicht Weimar. Aber Bremerhaven? Die Stadt an der Nordsee hatte ich als Reiseziel wirklich nicht auf dem Schirm. Sicher, ich kannte die Fischereihäfen von früher und auch die riesigen Mengen an Containern, aber eigentlich hatte ich Bremerhaven als die etwas grau und hässliche Backsteinstadt am Meer abgespeichert. Dann kam aber mein Sohn und wollte unbedingt ins Klimahaus. Was also lag näher als ein Wochenende in Bremerhaven einzuplanen?
Bei der Einfahrt in die Stadt erinnerte ich mich wieder an die Bilder von damals: Die Häuser standen reihten sich in diesem typisch-dunklem Nordseebackstein, breite Straßen führen durch die City, die eigentlich wie jede andere, niedersächsische Stadt wirkte: Bodenständig, normal, jenseits des Touristentrubels. Doch dann kamen wir zum Hafen und Bremerhaven zeigte sein anderes Gesicht: Modern, mit einer Skyline aus moderner Architektur. Wir verschwanden im Klimahaus. Und später im Auswandererhaus. Spazierten am Deich und lugten ins alte U-Boot und merkten schon ziemlich bald. Zwei Tage sind viel zu kurz in Bremerhaven, es gibt viel zu viel zu sehen. Und – das grade im Winter, denn da macht es viel mehr Spaß, die Zeit im Museum zu verbringen, die Tage sind ohnehin kurz, das Wetter meistens zu grau und griselig, um draußen zu wandern – also ab ins Museum.
Tipps für Bremerhaven
Klimahaus
Dieses Museum gehört zu den schönsten, die ich gesehen habe: Das Klimahaus ist wirklich herausragend aus der Museenlandschaft in Deutschland. Vielleicht, weil es so vieles zum Anfassen gibt. Vielleicht, weil es die Themen so geschickt vereint. Denn im Klimahaus wird nicht nur über das Klima und den Klimawandel philosophiert, sondern es geht vielmehr darum, Einblick in die Lebensweise ferner Länder zu bekommen.
Besonders in Corona-Zeiten eine tolle Möglichkeit, um endlich mal wieder in ferne Welten einzutauchen. Es geht einmal um die Welt, von der Nordseehallig bis zur Südsee. Wer die Erlebniswelt besuchen möchte, sollte aber mindestens einen halben Tag einplanen, besser noch einen ganzen, denn es gibt wirklich viel zu entdecken und zu sehen im Klimahaus. Etwa die trockene Wüstenhitze im Niger oder die eisige Kälter der Schweizer Gletscher. Ganz klar mein Favorit in Bremerhaven.
Auswandererhaus
Wie fühlt es sich eigentlich an, alles im eigenen Land aufzugeben und sich ins Ungewisse aufzumachen? Mehr als 7,2 Millionen Deutsche haben sich im 19. Jahrhundert von Bremerhaven aus auf den Weg in die USA gemacht. Oftmals zwangen sie Not und Armut dazu, neues Glück auf der anderen Seite des Ozeans zu suchen. Um wirklich zu verstehen, was solche Entscheidungen mit den Menschen machen, ist es am besten, einmal in ihre Rolle zu schlüpfen.
Genau das tun die Besucher des Auswandererhauses. Sie bekommen am Eingang einen Pass eines Auswanderers in die Hand gedrückt und erleben damit das besondere Schicksal dieses einen Menschen. Eigentlich ist es fast ein wenig wie das Einsteigen in einen Film. Das Auswandererhaus hat sowohl den Schiffsrumpf nachgebaut wie auch amerikanische Einwanderungsbehörde auf Ellis Island.
Mich hat aber am meisten beeindruckt, die Geschichte der Migration nach Deutschland zu lesen und nachzuverfolgen, was aus den ersten Gastarbeitern geworden ist. Denn neben dem Thema Auswanderung ist das Thema Einwanderung nach Deutschland Schwerpunkt der Ausstellung. Fazit: Absolut lohnenswert, aber auch hier muss man Zeit mitbringen. Mindestens einen halben Tag sollte man einplanen, am besten sogar länger.
Deutsches Schifffahrtsmuseum
Das schönste Schiff im Museumshafen ist 2019 zum Totalschaden mutiert: Zunächst war auf der Barke „Seute Deern“ ein Feuer ausgebrochen, später ist sie auch noch gesunken. Jetzt wartet sie darauf, wieder aufgebaut zu werden. Doch auch ohne die Seute Deern lohnt sich der Besuch im Deutschen Schifffahrtsmuseum.
Im Außengelände finden sich Schiffe wie der Walfangdampfer oder Schlepper, im Gebäude ist eine Kogge aus dem Jahr 1380 ebenso zu sehen wie verschiedene Modelle von Schiffen oder Navigations- und Messinstrumente. Am vorgelagerten Außenhafen ankert auch ein U-Boot aus dem Zweiten Weltkrieg. Die Wilhelm-Bauer lässt sich sogar als Museums-U-Boot besichtigen. Wir aber hatten leider kein Glück.
Havenwelten
Zu den Sehenswürdigkeiten in Bremerhaven zählt auch die Havenmeile, hier Havenwelten genannt. Ich fand sie am schönsten bei Nacht, wenn alles funkelnd beleuchtet war. Das Klimahaus, das aussieht wie eine überdimensionale Bohne, die schön beleuchtete Fassade des Auswandererhauses gegenüber und vor allem das Hotel Sail City, das in seiner modernen Form aussieht wie ein kleiner Bruder der berühmten Dubai-Gebäude.
Fischereihafen
Dort, wo einst Fische in Kisten auf LKW verladen worden sind, hat sich heute eine große Genussmeile angesiedelt. Sie befindet sich etwas außerhalb der Museumsmeile und ist am besten per Auto oder Rad zu erreichen, auch ein Bus fährt dorthin. Während sich der Museumshafen nostalgisch präsentiert, zeigt sich der Fischereihafen ganz modern: Glasfassadenarchitektur wechselt sich ab mit Industriecharme, in der ehemaligen Packhalle finden sich Restaurants und sogar ein Seefischkochstudio mit Kochkursen und Live-Vorführungen.
Der Steg bietet sich zum Flanieren an und auf dem Wasser liegen Museumsschiffe vor Anker. Besonders schön sind Hafenrundfahrten – buchbar bei der Touristeninfo. Technische Meisterleistung zeigt sich an der Doppelschleuse am Ende des Hafens.
Hafenbus in Bremerhaven
Er zählt zu den Top-Ten der größten Containerhäfen in Europa: Das Containerterminal Wilhelm Kaisen ist beeindruckend in seinen Dimensionen: Autos stehen einaneinandergereiht, als handele es sich um Spielzeugfahrzeuge, riesig große Containerschiffe liegen dort an den Kais und werden per Kran beladen – diese Dimensionen sollte man einmal im Leben gesehen haben.
Immerhin sind die Schiffe bis zu 400 Meter lang und haben oftmals eine Seitenhöhe von 30 Metern. Durch den Hafen eigenständig streifen ist nicht angesagt, aber der Hafenbus fährt die Gäste gern über das Gelände, dazu gibt es Erklärungen zu Containern und Kais. Die Tour dauert zwei Stunden und ist buchbar bei der Touristeninfo.
Bremerhavens Panoramablicke
Container-Aussichtsturm
Einen Blick auf den großen Containerhafen werfen, gehört zu den spannenden Bremerhaven-Erlebnissen. Das Problem ist nur, dass der Hafen nicht für jeden begehbar ist. Doch die Aussichtsplattform weiß Abhilfe: Sie besteht aus aufeinander gestapelten Containern, misst 15 Meter Höhe und bietet einen Rundblick auf den großen Überseehafen mitsamt der Autoverladung. Steubenstraße, geöffnet März-Okt tgl. 24 Std.
In welchem Bundesland liegt Bremerhaven?
Bremerhaven gehört zum Bundesland Bremen. Auf der Landkarte sieht es aus wie ein Anker vor der Stadt Bremen, die Schnur ist die Weser, die bei Bremerhaven in die Nordsee mündet.
Bremerhaven-Tourismus: Das Fremdenverkehrsamt der Stadt heißt nicht Bremerhaventourismus sondern Erlebnis Bremerhaven, H.-H.-Meier-Straße 6, 27568 Bremerhaven, Tel. 0471 414141, www.bremerhaven.de
Kreuzfahrtterminal
Kreuzfahrtschiffe sind ein imposantes Verkehrsmittel der Superlative. Das Terminal in Bremerhaven gehört zu den modernsten und sichersten in Europa. Die Besuchergalerie im 4. Stock bietet einen schönen Blick. am Terminal erinnert eine Bronzetafel an die Ankunft von Elvis Presley 1958 in Bremerhaven. www.cruiseport.de.
Kaiserschleuse
Im Stile der Neugotik entstand dieser Leuchtturm 1853 am Neuen Hafen und zählt heute zu den beliebtesten Fotomotiven dort. Einen Abstecher wert sind die nördlich gelegene Kaiserschleuse (1892) sowie der Pingelturm.
Sail City
Wolkenkratzer an der Nordseeküste? Das würde man nicht unbedingt erwarten. Doch das wohl höchste Haus an der deutschen Nordseeküste findet sich in Bremerhaven. Das Gebäude ist 140 Meter hoch und in den oberen 20- und 21. Etagen lockt eine Panoramaplattform mit Blick über die Havenwelten.
Treffpunkt Kaiserhafen
Die originelle Kneipe im typischen Hafenstil liegt direkt am Wasser und bezeichnet sich als letzte Kneipe vor New York. Sie gilt als Kultort, war früher uriger Treffpunkt der Hafenarbeiter, die an der gegenüberliegenden Lloyd-Werft arbeiteten.
Weitere Sehenswürdigkeiten:
Beliebt ist auch der Zoo am Meer in Bremerhaven, doch ich mag keine Zoos, deswegen werde ich ihn hier nicht extra nennen. Das Stadtteater und das Theater im Fischereihafen sind auf jeden Fall einen Besuch wert. Au0erdem lohnt sich das historische Museum, Kunsthalle und Kunstmuseum, es gibt sogar ein 50er-Jahre-Museum, das in einer alten Kirche untergebracht ist.
Eine Antwort
Bremerhaven besuchen wir so oft wir können;)
Schöne Zeit
Tilda