Die kleinste Hauptstadt steckt voller Überraschungen. Hafen, Gärten und wunderbare Gassen. Es lässt sich viel entdecken in Valletta auf Malta.
Es ist voll. Autos hupen und stauen sich in die Hauptstadt. Wer nach Valletta will, muss das tägliche Verkehrschaos miteinplanen. Taxifahrer Toni nimmt es gelassen: „Das ist normal, eine halbe Stunde steht man immer im Stau.“ Ich nehme es auch gelassen, denn das Taxameter tickt nicht. Wer auf Malta Taxi fährt, bezahlt einen Festpreis, egal, wie lange die Fahrt dauert. Toni ist das nicht egal, er muss die Kosten wieder rausholen und fährt wie in US-amerikanischen Verfolgungsfilmen: Reiht sich mit voller Beschleunigung in knappe Lücken ein, bremst ab, drängelt sich auf die Überholspur – Taxifahren in Valletta zeigt sich als echter Nervenkitzel.
Umso schöner ist die Ankunft in der maltesischen Hauptstadt: Nur wenige Taxen sind im Straßenbild zu sehen, stattdessen klappern Kutschen über das Pflaster. Hektik und Enge sind verschwunden und weiter Blick macht sich breit. Ein Kreuzfahrtschiff verlässt gerade unter dumpfen Hupen das Terminal. Gegenüber ragen Landzungen wie Finger ins Meer, über und über mit ockergelben Häusern bebaut. Dieser ockerfarbene Kalksandstein ist typisch maltesisch, war er lange Zeit neben der Salzgewinnung einziger Rohstoff der Insel.
Malta im Aufschwung
Heute ist Tourismus der stärkste Wirtschaftszweig auf Malta. In einer Zeit, in der viele Sonnenziele aus politischen Gründen als Reiseziel wegfallen, erfährt Malta einen enormen Aufschwung. So bilanziert der Reiseveranstalter Thomas Cook auf seiner Pressekonferenz einen Anstieg der Buchungen von 50 Prozent, das Tourismusbüro zählt in 2017 einen Zuwachs von 20 Prozent mehr Gästen allein aus Deutschland. „Malta gehört zu den Gewinnern des Jahres“, vermeldet Stefanie Berk, Geschäftsführerin von Thomas Cook Europa. Im nächsten Jahr werden die Zahlen noch mehr ansteigen, so vermutet man, weil die Stadt Europäische Kulturhauptstadt sein wird
Der Guide führt uns zunächst zu den Barrakka Gardens, die wie ein luftiger Innengarten hoch über dem Hafen liegen. Sie gehören zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten der maltesischen Hauptstadt, nicht nur, weil sie ein seltenes Stückchen Grün in dem Häusermeer sind, sondern auch, weil hier jeden Tag um 12 Uhr Kanonenschüsse abgegeben werden. „Einst dienten sie als Zeitangabe, damit die Seeleute ihre Uhr stellen konnten“, erklärt Alfred. Und so geben sie der quirligen Stadt bis heute ihren Takt.
Gewirr enger Gassen
Wer sich von der grünen Oase weiter gen Stadt treiben lässt, kommt automatisch in das Gewirr enger Gassen, angelegt wie eine Festungsstadt mit rechtwinkligen Straßen. Valletta wurde im Jahr 1566 an strategisch günstiger Stelle angelegt, denn die Landzunge Monte Sciberras ist gleich von zwei Naturhäfen umgeben: Grand Harbour und Marsamxett Harbour sind die größten, natürlichen Häfen des Mittelmeeres und noch heute beliebtes Ziel, etwa für Kreuzfahrtschiffe, aber auch für luxuriöse Motor- und Segelyachten.
Wo Seeleute sind, wird nicht nur gefeiert, da lebt leichtes Leben auf. Auch in Malta war es so. Das einstige Rotlichtviertel in der Strait Street hat sich wie in vielen anderen Städten auch längst in eine Szenemeile verwandelt, in der man gerne abends sein maltesisches Bier trinkt und Kleinigkeiten nascht. Diese Straße wird neben dem MUZA, dem neuen Museum, das zum Beginn der Kulturhauptstadt eingeweiht werden soll, Hauptbühne für die Events zur Kulturhauptstadt 2018 sein. Das Manoel-Theater, das zu den ältesten Bühnen Europas gehört, ist ebenso in das Programm eingebunden wie die Plätze und Palazzi, die die Stadt säumen. Zu den prächtigsten Gebäuden gehört sicherlich der Großmeisterpalast mit seinem stattlichen Hof, der bis heute Sitz des Staatspräsidenten ist. Ob Regierungspalast, Gericht oder St. Johns-Co-Kathedrale – es bleibt genug zu sehen, denn das UNESCO-Weltkulturerbe ist wie ein großes Freilichtmuseum, bei dem man immer wieder auf herrliche Panoramapunkte über dem Mittelmeer stößt.
Geschichte der Ritter
In den Gassen bieten kleine Stände Obst und Gemüse an, Straßenkünstler spielen weiße Violine oder machen Pantomime und beleben längst vor dem offiziellen Start der Kulturhauptstadt das Bild – immer begleitet von vielen Besuchern, die hier Eisschleckend durch die Gassen ziehen. Und die Historie erspüren, die Geschichte von Rittern und Festungen, die bis heute prominent auf der Insel sichtbar sind. Ob in Form des achteckigen, Malteser Kreuzes oder als Rüstungen in den Museen, überall erinnern sie daran, dass die Insel mehr als 250 Jahre lang fest vom Orden der Malteser beherrscht worden ist. Forts, Bastionen, Türme und prächtigen Schmuck aus Silber und Gold aber auch das Krankenhaus Sacra Infermeria aus dem späten 16. Jahrhundert, eines der ersten Hospitäler seiner Zeit in Europa.
Galt Valletta noch vor einigen Jahren abends als ausgestorben, weil die angrenzenden Orte St. Julian’s und Paceville mit den zumeist jugendlichen Sprachschülern bis in die Morgenstunden feierten, hat sich das Partyleben der Hauptstadt in den letzten Jahren belebt. „Bei uns werden nicht mehr die Bürgersteige um 18 Uhr hochgeklappt“, verspricht Alfred. Und auch Sean Berg von der ausführenden Kulturhauptstadt-Organisation Valletta 2018, meint: „Zur Kulturhauptstadt 2018 werden wir das machen, was Malta am besten kann: Die Festa feiern“, verspricht er.
16 Antworten
wäre auch mal ein Urlaubsziel für die „Mannisfotobude “ !!!!!
Ein toller Bericht über die Kulturhauptstadt und Valletta wird bestimmt dieses Jahr voll.
LG Andrea
Wundebar, bei den sonnigen Fotos kommt Fernweh auf!
Danke, das bringt etwas den Sommer zurück, oder?
Ja, noch voller? Dann kommen die Taxen gar nicht mehr durch…Liebe Grüße
Ich glaub, du hättest mehr von Budapest… aber eigentlich steht ja deine Reiseliste für 2018 dann schon oder? Griechenland, Budapest, Malta und Göppingen 🙂 Liebe Grüße an dich und vielen, vielen Dank für deine vielen Kommentare und Likes, lieber Manni
Mit diesem wunderbaren Bericht hast du mich wieder sehr begeistert!
Lieben Gruß,
Lilo
Hallo Andra,
ich war schon zweimal auf Malta und in Valetta, ich mag es und würde auch noch ein drittes mal hinfahren.
Wir waren auch auf Gozo, das vor 20 Jahren noch ein starker Kontrast zu Malta war. Während Malta praktisch „nur“ Stadt ist, war Gozo wunderschön ländlich und ruhig.
Beides hat seinen Reiz, und ich empfehle, eine Woche Malta, eine Woche Gozo. Würd ich jedesfalls nochmal genauso machen.
Liebe Tanja, Gozo mag ich sehr, ich war dort auch schon und fand die Insel sehr, sehr beeindruckend und erstaunlich anders als Malta, das ja auch seine ländlichen Ecken hat. Aber insgesamt ist die Insel eben doch sehr voll.
Liebe Grüße
Hallo Andrea,
das Jahr 2018 hat begonnen und ich finde allmählich wieder Zeit, um mich u.a. an Deinen Beiträgen zu erfreuen.
Wir sind im Oktober umgezogen …. und so allmählich steht alles am rechten Platz. Für meine Hobby’s blieb – leider – keine Zeit.
Ich selber konnte heute erstmals wieder einen kurzen Beitrag hochladen, sozusagen mein Neustart.
Ich freue mich weiterhin über Deine tollen Reiseberichte.
Ich wünsche Dir und Deiner Familie alles Gute für das Jahr 2018.
LG aus Mülheim a.d.Ruhr, Ute.
Liebe Lilo, oh danke, das freut mich sehr. Schön, dich zu lesen, anscheinden bist du gut ins 2018 gekommen. Liebe Grüße
Liebe Ute, oh, das klingt nach Stress. Dann wünsch ich dir, dass jetzt aber alles an seinem Platz steht und du dich wieder am Schönen erfreuen kannst. Und noch mehr, wenn ich auch dazu gehöre. Ganz liebe Grüße an die Ruhr
einige der motive kenne ich und habe ich auch schon fotografiert. valletta war auf unserer schiffsreise damals (2012?) ein totales highlight, weil einfach unerwartet wunderbar. eine sehr sehr schöne stadt!
Liebe Paleica, Danke dir. Valetta ist sehr überraschend, das fand ich auch, aber Gozo hat mich einfach mehr fasziniert als Malta. Liebe Grüße
irgendwann werde ich bestimmt wiederkommen, gozo möchte ich auch gern sehen 🙂
Ja, das lohnt sich sehr, ich mag ja so mystisches Zeug 🙂 und Gozo liegt da ganz weit vorn