Malta gehört zu den dicht besiedelsten Ländern der Erde. Doch auch dort lassen sich noch ruhige, fast einsame Plätze finden. Ein Ausflug aufs Land – nach Mgarr und Mdina.

Wohin kann man jetzt noch fliegen, wenn man Wärme tanken möchte? Einige Länder fallen aus politischen Gründen aus der Reisewahl raus. Davon profitieren Reiseziele wie Malta oder Griechenland. Das hat der Reiseveranstalter Thomas Cook bei der Vorstellung seiner Sommerprogramme bilanziert. Sie fand vergangenen Montag auf Malta statt – dem kleinsten Staat der EU. Nicht ohne Grund übrigens legte der Reiseveranstalter seine Programmvorstellung in den Zwergenstaat, denn die Hauptstadt Valletta wird im Jahre 2018 Europäische Kulturhauptstadt sein – zusammen mit Leeuwarden in den Niederlanden. Schon jetzt bilanziert der Reiseveranstalter Thomas Cook einen Anstieg der Buchungen von 50 Prozent, das maltesische Tourismusbüro zählt in 2017 einen Zuwachs von 20 Prozent mehr Gästen allein aus Deutschland. „Malta gehört zu den Gewinnern des Jahres“, vermeldet Stefanie Berk, Geschäftsführerin von Thomas Cook Europa. Also Grund genug, sich die Insel einmal genauer anzuschauen.

Etwa bei einem Ausflug nach Mgarr. Ein Ort, dessen pompöse Kirche durch die Spende von Eiern zustande kam. Eine Kirche. finanziert mit Eiern, wie geht denn das? Unsere Reiseführerin Bernadette klärt uns auf: „Die Kirche stammt aus dem Jahr 1912. Sie wurde aus dem Verkauf von Eiern finanziert. Und Sie können sich vorstellen, wieviele Eier die Maltesen dafür verkaufen mussten.“ Es scheint den Maltesen ein echtes Anliegen gewesen zu sein, diese Kirche zu bauen. Warum, erklärt mir Stadtführer Alfred später bei einem Rundgang in Valletta: „Wir auf Malta sind der letzte Außenposten Europas vor den arabischen Ländern, der letzte christliche Staat, bevor es islamisch wird.“ Wie es bei den Bastionen so sei, werde dort auch vieles überzeichnet. „Bei uns hat der katholische Glauben einen enorm hohen Stellenwert. Unsere Kirchen sind sonntags auch noch voll“, klärt er mich auf. Also kein Wunder, dass auch so kleine Gemeinden wie Mgarr ein stattliches Gotteshaus brauchten und sich damit die Eier quasi jahrelang vom Munde absparten.

300.000 Stück sollen es gewesen sein, so viele Hühner habe ich gar nicht auf der Insel gesehen. Doch das ändert sich gleich, denn wir fahren zum Bauernhof von Mario und Grace. Versteckt liegt er am Ortsrand, gesäumt von einer Reihe Olivenbäumchen und starkwüchsigen Feigenkakteen. Mario hat sich auf Schafzucht spezialisiert und führt uns zu seinen gut 40 Tieren, die er im Stall hält. Einige haben gerade Lämmer bekommen. Stolz zeigt uns der Landwirt seine Melkmaschine und führt uns dann in die Küche, in der seine Frau Grace gerade Frischkäsebällchen aus dem Schafskäse rollt. Einige reifen zu köstlichem Hartkäse, den sie mit Essig und Pfeffer schmackhaft macht.



Hunde sonnen sich auf dem Hof, Kühe stehen im Schatten und Mario holt seinen Esel raus, damit wir ihn streicheln können. Auf einmal sagt er zu mir: „Get up“. Ich? Auf den Esel? ich weiß nicht. Doch er wiederholt es eindringlicher, und Gastfreundschaft will ich nicht im Wege stehen, also setze ich mich auf das Tier. Dem Esel ist ebenso unwohl wie mir, aber auch er beugt sich seinem Herrchen. Als die Hühner gackernd über den Hof laufen, steige ich lieber ab. Und bin ganz baff, wie man nur eine halbe Stunde Autofahrt von Valletta entfernt ein derart einfaches, bäuerliches Leben führen kann.


Das genaue Gegenteil erleben wir auf der nächsten Station in Rabat, gemeinsam mit Mdina das alte Zentrum der Insel. Dort statten wir der Casa Bernard einen Besuch ab, einem prächtigen Palazzo aus dem 16. Jahrhundert, wo uns die Eigentümerin Josette erwartet. Von außen sieht das Haus eigentlich nicht viel anders aus als die anderen in der Reihe, innen aber offenbart es sich als echter Palast mit wertvollen Kunstschätzen wie Silber, Bildern und antikem Mobiliar. Was aussieht wie ein Museum, wird bewohnt und zwar tagtäglich, denn die beiden Besitzer öffnen ihr Haus zwar für Führungen mit Gästen, aber leben dort tatsächlich auch. Lesen auf den alten Sofas ihre Zeitungen und trinken aus den silbernen Kaffeekännchen ihren Nachmittagstrunk.

Josette ist wie ein Geschichtsbuch und erklärt uns nicht nur, warum die Maltester früher mit extrem hohen Decken gebaut haben („Damit die Hitze nach oben steigt“), sondern auch dass die Insel früher sehr bewaldet war. „Aber dann kamen die Engländer und brachte die Kamine auf die Insel. Und das war das Ende vieler Olivenbäume.“ Tja, der alte Konflikt, dass sich Generationen Sachen einfach nehmen, anstatt vorzusorgen und aufzuforsten für die Nachkommenden. Ich hoffe, wir in Deutschland machen es zumindest ansatzweise besser.


Weiter geht es nach einem Essen der leckeren Blätterteigtaschen, gefüllt mit Kichererbsenpüree und Käse, in die benachbarte Zwillingsstadt Mdina, ein eindrucksvolles Zeugnis maurischer Baukunst. Der Taxifahrer hatte mir gesagt, dass ich morgens um 8 hingehen sollte, da sei die Stadt am schönsten, und am besten die Kirche besuchen sollte. Das war bei dem Programm nicht möglich, aber dennoch hat mich die Altstadt beeindruckt mit ihren goldgelben Sandsteinwänden, die aussehen, als gehörten sie zu einer Burg oder einer Festung und den hübschen Stadthäusern zwischendrin.


Die Hufe der Pferdekutschen klappern über das Pflaster. Zwar tragen die Kutschen heute Touristen durch die Stadt, doch wenn man die Augen schließt, kann man sich gut vorstellen, wie es hier früher einmal war. Die Ursprünge dieser Stadt reichen bis in die Bronzezeit, später bauten die Römer die Stadt als richtige Festung aus. Mit Erfolg, denn Mdina überstand 1422 sogar einen großen, türkischen Angriff. Von den alten Festungsmauern aus bietet sich ein guter Panoramablick auf die Insel und die in der Ferne liegende Stadt Valletta. Und das Stadttor ist ein beliebtes Fotomotiv bei den vielen Touristen, die Mdina besuchen, denn hier wurde auch die Serie „Game of Thrones“ gedreht.





Zum Abschluss unseres Landausflugs besuchen wir noch ein Weingut – Meridiana. Wo heute auf 19 Hektar Land Weine angebaut werden, befand sich im Zweiten Weltkrieg ein Flugplatz. Er wurde in 1989 in eine Anlage zur Weinzucht umgewandelt. Obwohl Malta auch autochthone Sorten Wein hat, haben sich die Weingutbesitzer für Chardonnay, Cabernet Sauvignon, Merlot, und Syrah entschieden, weil deren Qualität mehr ihren Ansprüchen entsprach als die maltesischen Sorten.


Mit Blick auf die Stadt Mdina verkosten wir dort Wein, blicken auf die in Reih und Glied gepflanzten Reben und lassen noch einmal den Tag auf dem Land Revue passieren, bevor es wieder in unser Hotel Dolmen an der St. Pauls Bay zurück geht.



Die Reise wurde unterstützt von Thomas Cook Signature und Neckermann Reisen – danke dafür. Und ein ganz besonderer Dank geht an Sonja Weisner vom Blog Jo Igele für das schöne Eselbild!

9 Antworten
Welch schöne Einblicke in dieses kleine Land. Eine Reise dorthin würde ich – nicht nur dank deines Berichtes darüber – auch gerne einmal unternehmen.
Herzensgrüße ♥ Anni
Malta ist mir auch schön öfters durch den Kopf gegangen aber bin bisher einfach meinem Griechenland treu geblieben. Danke für den informativen Beitrag und die Fotos ! Manni
Lieber Manni, was soll ich sagen… Malta ist schön und hat sehr sehr viel zu bieten. Aber ich verstehe auch die Griechenlandliebe. Dort lässt sich auch wunderbar viel entdecken, es wird nie langweilig dort, oder? Danke fürs Vorbeilesen, ich freu mich immer sehr über deine Besuche hier! Viele Grüße
Liebe Anni, danke dir, das freut mich aber sehr. Ja, Malta ist hübsch, vor allem auf dem Land. Da kann es wirklich magisch sein. Liebe Grüße dir und danke fürs Vorbeischauen <3
Hallo Andrea,
wunderschöne Bilder, die Erinnerungen an einen unvergessenen Urlaub 2013 wecken! Danke dafür.
Bin eben erst auf Deinen Blog gekommen. Werde mich mit einer Tasse Kaffee durchlesen.
Wünsche Dir alles Gute!
Liebe Grüße aus dem Schwarzwald
von Beate
Liebe Beate,
oh, da freue ich mich aber über so schönes Feedback. Herzlich willkommen in meinem virtuellen Zuhause!
Liebe Grüße
Andrea
Hallo Andrea, Danke fürs willkommen heissen. Mir gefällt es hier 🙂
Na, das freut mich aber umso mehr! Liebe Grüße