Pferdeträume und Reiten lernen – ich dachte, diese Phase hätte ich längst abgeschlossen. Und dann kam der Urlaub auf einem Bio-Bauernhof in Südtirol – und alles wurde anders. Schon bei der Anreise zeigt sich Südtirol wie im Bilderbuch – und bestätigt jedes Klischee. Deutschland – Regen. Österreich – Regen, dicke Wolkenschicht. Brenner und Europabrücke passiert – blauer Himmel und Sonnenschein über dem Eisacktal. Und Zeit fürs Reiten lernen.
Hoch über dem Brixen, 960 Meter über dem Meeresspiegel, liegt der Widmannhof, ein Bauernhof des Südtiroler Bauernhofzusammenschlusses „Roter Hahn“. Oma Marianne sitzt in einer bunten Kittelschürze auf der Hollywoodschaukel, neben sich ein Korb frischer Eier. Bauer Georg ist gerade melken. Eigentlich ist der Widmannhof ein Milchbauernhof, aber unsere Attraktion sind die Pferde. Blonde Haflinger, wie sie aus der Region stammen, stehen hinter dem Stall auf der Weide. Dort angekommen, steht für meine Tochter fest, dass sie nicht allein reiten will: „Mama soll auch reiten lernen.“
Ich konnte es sogar mal, aber das ist fast 30 Jahre her. „Macht nichts“, sagt Reitlehrerin Karin. „Die Bewegungen vergisst man nicht.“ Sie sattelt Cindy, die hübsche Haflingerstute für mich. Mein Herz pocht so sehr, dass ich mich gar nicht traue, zu Cindy zu gehen, als feinfühliges Pferd merkt sie meine Aufregung bestimmt. Meine Tochter sitzt schon auf Pony Simon, während ich noch zögere. Doch Cindy scheint auch das gewohnt und hält brav still. Ich schwinge mich ungewohnt gelenkig auf den Pferderücken – und suche mein Gleichgewicht, während meine Tochter inzwischen schon freihändig auf Simon reitet.
„Nimm die Hacken noch ein Stück runter, drück die Oberschenkel ran – ja, gut Andrea“, höre ich mein erstes Lob von Karin. Das tut irgendwie gut. Ich fühle mich gleich sicherer. Cindy geht im Schritt immer dieselbe Runde, ich muss gar nicht mit Zügeln und Schenkeln lenken – denke ich noch, als sie plötzlich stehen bleibt. Und nun? Ich schnalze mit der Zunge, drücke die Schenkel und gerate leicht in Hektik, als sie einfach stehenbleibt. Ich wiederhole und wiederhole – nichts. Doch dann trottet sie weiter.
Als ich nach einer halbe Stunde wieder festen Boden unter den Füßen habe, spüre ich einen Muskel, den ich nie bemerkt habe – an der Oberschenkelinnenseite. Mit o-beinigem Cowboygang gehe ich ich erstmal einen Kaffee trinken.
Am nächsten Tag habe ich Muskelkater. Deswegen gehen wir Schnitzen lernen bei Herbert Kerschbaumer beim Thalerhof in Feldthurns, einem Bildhauermeister. Nie hätte ich gedacht, dass man in drei Stunden ein Relief fertig bringt. Meine Tochter entscheidet sich natürlich für ein Pferd. Und es ist tatsächlich zu erkennen – und sogar richtig hübsch geworden.
Zurück auf unserem Ferienhof nimmt uns Bauer Georg Fischer mit zum Melken und fährt noch eine Trecker-Rund für die Kinder extra. Und als abends die Lichter Brixens im Tal in bunten Farben flackern, nehme ich mir fest vor, morgen wieder zu reiten.
Die Reise wurde unterstützt von Roter Hahn – Urlaub auf dem Bauernhof in Südtirol.
Reiten lernen kann man auch auf den Bauernhöfen in Niedersachsen, darüber habe ich hier geschrieben.
3 Antworten
Ich bin der erste !!! Und ich liebe Südtirol ! War dort schon oft im Urlaub und du wirst es nicht glauben auch in Feldthurns
https://mannisfotobude.wordpress.com//?s=Feldthurns&search=Los
Schicke dir mal den Link zu meinen Beiträgen !!!
Hoffe es funktioniert mit dem Anklicken !
Leider mit dem Reiten habe ich es nicht so ! Hast aber wunderschöne Bilder hier gezeigt ! LG Manni
Ein sehr schöner Artikel … ich könnte sofort losfahren??
Südtirol ist Geschichte pur. So hat zum Beispiel in Brixen in seiner Jugend der Minnesänger Oswald von Wolkenstein gelebt. (Eine super Biographie ist von Dieter Kühne dazu geschrieben worden.) Oswalds Spuren kann man heute noch sehen, wie etwa seine Stammburg eben mit dem Namen Wokenstein. In Südtirol trifft man auf Schritt und Tritt Zeugnisse der Vergangenheit zum Anfassen.