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Emilia Romagna: Radfahren am Po

Emilia Romagna, Kanufahren, Kanäle
Inhaltsverzeichnis

Zugegeben – sein Name klingt etwa gewöhnungsbedürftig: Po. Damit weckt er nicht unbedingt Reisesehnsüchte. Schade eigentlich, denn die Po-Ebene in der Emilia Romagna ist ein unentdecktes Naturparadies mit Flamingos, seichten Lagunen und einem wilden Wald mit Schildkröten. Am besten ist die Region mit dem Rad zu entdecken.

1. Station: Agriturismo Podere Misericordia, Aguscello

Essen in der Emilia Romagna
Allein diese verschiedenen Sorten Brot…

Mama Barbara hat vegetarisch gekocht, ausgefallen und doch typisch für die Region. Auf meinem Teller liegen fragile Wunder: Mit Mozzarella gefüllte Kürbisblüten. Wie bleibt nur der Käse dort drinnen? Bei mir wäre die Blüte verkohlt und der Weichkäse hätte sich in Luft aufgelöst. Und erst dieser Geschmack – einfach himmlisch. Anschließend serviert sie grünen Spargel an Parmesan-Trüffelsoße mit poschierten, fritierten Eiern. Ich ahne es schon, ich werde am Ende der Reise zwickende Kleider haben. Übrigens verarbeitet sie Eier und Kürbisblüten aus dem eigenen Anbau. Die glücklichen Hühner gackern gleich hinterm Haus. So macht Essen doch gute Laune. Und auf der Weiterfahrt bekomme ich noch ein altes Familienrezept für den leckeren Schokokuchen Tenerina.

2. Station: Comacchio

Emilia Romagna, ComacchioEs riecht nach Meer. Über mir schreien die Möwen und Vespas knattern über die Straßen. „Comacchio ist wie ein kleines Venedig, überall Kanäle“, erzählt Caterina Ferri, die Stadtführerin. Und vor allem Heimat der Aale in Dosen. Eine erlesene Spezialität der Stadt an den Ausläufern des Po. Den Fluss habe ich noch gar nicht gesehen, wohl aber vielen kleinen Kanäle und Lagunen, die er speist. Sein Wasser nährt die Region, kleine Fischerhütten auf Stelzen säumen wie Perlen einer Kette die Ufer. Emilia Romagna, ComacchioVor dem Haus, einem riesigen Sonnenschutz gleich, hängen die Fischernetze zum Trocknen. Das erinnert eher an Asien als Italien. Auch die Kleinstadt Comacchio durchziehen Kanäle die Stadt. Eine Siedlung, wie ich mir Italiens Adriaküste nicht vorgestellt habe. Herausgeputzte Stadtpaläste und einfache Stadthäuser bilden einen reizvollen Kontrast alter Baukunst. Obwohl Comacchio auch als kleines Venedig gilt, sind fast nur Einheimische in den Straßen zu sehen. Touristen – Fehlanzeige. Fast ein Geheimtipp. Beim Wandeln zwischen den Kanälen fühle ich mich wie in einer alten Filmkulisse.

3. Station: Aalmuseum

Emilia Romagna, Poebene, AalDass die Italiener gerne Fisch essen, wusste ich schon. Aber ich dachte, dass Goldbrasse und Makrele an der Adria gegessen werden. Aber Aal? Den hätte ich jetzt eher nach Hamburg verortet. Falsch. Feinschmecker können mit Glück eine erlesene Spezialität genießen, den marinierten Aal. Davon hat ganz Comacchio jahrzehntelang gelebt. In der Aalfabrik lernen wir nicht nur die Kunst des Marinierens kennen, sondern auch das Wundertier Aal, der einmal in seinem Leben 8000 Kilometer vom Süßwasser ins Meer schwimmt, um sich in der Sargasso-See zu paaren und dann wieder zurück nach Italien zu kehren. Was für eine Leistung! Emilia Romagna, Radfahren, Poebene„Warum die Aale das machen, ist noch immer nicht ganz erforscht“, berichtet Mauro Spadoni, der als Koch gerade Rosmarin über sein Aalrisotto reibt. Im Oktober und November hat der Aal Hochsaison in Comacchio, dann starten die Wanderfische zur ihrer großen Reise. Viele werden aber vorher abgefangen und landen als marinierte Spezialität in roten Dosen. Sie sind sogar in dem Museum „Manifattura dei Marinati“ von Comacchio zu finden, das sich ganz auf den Aal und seine Zubereitung spezialisiert hat.

4. Station: Campingplatz Florenz, Lido degli Scacchi

Emilia Romagna, Radfahren, PoebeneSo war es schon in meiner Kindheit: Mamas sitzen mit Trockenhauben vor ihren Häusern und stricken. Hier lassen sie ihre Haare vor ihren Wohnwagen trocknen und schwatzen dabei mit den Nachbarinnen. Die Männer drehen derweil den Fisch auf dem Grill um, über uns funkeln die Sterne ganz hell. Eine laue Sommernacht an der Adria. Ich schließe meinen gemieteten Wohnwagen auf, stelle das Fenster auf Kipp und schlafe zum Meeresrauschen ein. Am nächsten Morgen sehe ich, dass sich zwei Männer am Strand mit Schlafsäcken niedergelassen haben. Das wäre mir dann doch zu sandig gewesen.

5. Station: Radfahren an der Lagune

Emilia Romagna, Poebene, RadfahrenHier ist es flach wie im Emsland – ideal zum Radfahren. Entlang an duftenden Jasminbüschen und Pinien fahren wir vom Lido degli Scacch zur Lagune. Das Besondere dort ist die Vogelwelt – Flamningos leben hier ebenso wie der bunte Bienenfresser. Und natürlich Aale. Wirklich beeindruckt mich aber die Landschaft – diese flache, von vielen kleinen Inseln durchzogene Lagune.

Die Reise wurde unterstützt vom Tourismusamt der Emilia Romagna: www.emiliaromagnaturismo.it/de

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11 Antworten

  1. das Nachtfoto gefällt mir ganz besonders !!! und ja der Strand wird auch bald wieder zum „leben“ erweckt wenn die Sonnenschirme aufgespannt werden ! Schönes Wochenende ! Manni

  2. Lieber Manni, das ist ja kein aktueller Bericht, ich ziehe ja noch immer mit meinen Artikeln von meinem alten Blog um, deswegen habe ich hier so viele Reisen so schnell hintereinander. In echt würde ich das Reisetempo gar nicht schaffen! Liebe Grüße
    Andrea

  3. Ah OK ich dachte mir schon eine Weile “ Du bist ja nur noch unterwegs“ !!!! Da ich deinen alten Blog nicht kenne sind die Reise für mich trotzdem neu und interessant !!! Manni

  4. Ja, das ist doch gut! Dann freu ich mich, dass ich Rätsel auflösen konnte 🙂 Manchmal kann ich auch nicht sofort nach Reisen über Erlebnisse schreiben und dann kommen die auch erst nach einiger Zeit hier an. Ich freu mich über so treue Leser wie dich! Schöne Grüße

  5. da freu ich mich natürlich über das Kompliment “ treue Leser “ ! Schönes Wochenende bei dem schönen frühlinghaftem Wetter ! Soll aber ein kurzes Intermezzo sein, morgen schon wieder kälter und Regen !!

  6. Hallo Andrea, ich habe mich auch schon gefragt, wann Du so viel gereist bist 😉 … jetzt verstehe ich. Ich bin auch gerade am „Umziehen“, da ich vor einem Jahr noch technische „Lücken“ hatte 😉 … LG Ute

  7. Ja! Ist voll doof, aber alles auf einmal veröffentlichen, das hab ich nicht geschafft. So muss es eben so gehen. Ich hab noch einiges in der Pipeline 🙂 Sächsin – wie toll!. Liebe Grüße

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Hallo! Ich bin Andrea Lammert. Als Wegreisende, Bücherschreibende und Bloggerin bin ich stets auf Achse.

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