In Irland gibt es einen Ort mit Wundern: In Fore fließt nicht nur das Wasser bergauf, es gibt auch andere merkwürdige Geschehnisse – die sieben Wunder von Fore.Die Bar der sieben Wunder sieht ziemlich verlassen aus und serviert heute bestimmt kein Bier oder Tee. Sie ist geschlossen. Doch ich bin auch nicht hergekommen, um Kaffee zu trinken, sondern um die sieben Wunder zu sehen. Wo auf der Welt findet man schon sieben Wunder an einem Ort?
Wunder 1: Wasser, das bergauf fließt
Ob es tatsächlich bergauf ließt oder ob es nur eine optische Täuschung ist, vermag ich nicht zu sagen. Es soll sich wohl um eine optische Illusion handeln. Aber die Menschen des Mittelalters hat dieses Phänomen wohl stark beeindruckt. Umso mehr, als es dazu eine (christliche) Legende gibt: der Erbauer des Klosters, der Heilige Feichin, soll bei der Errichtung des Klosters in Ermangelung einer Quele mit seinem Stab gegen den Boden am Fuße des Hügels geschlagen haben, woraufhin dort eine Wasserquelle entsprungen sein soll. Sie fließt ins nahegelegene Dorf und sorgt auf dem Weg dorthin sogar für Wunder Nummer 2.
Wunder 2: Wassermühle ohne Wasser
Das Wasser soll einst eine Mühle angetrieben haben, ohne dass die Mühle einen sichtbaren Wasserzulauf hatte. Heute sind von der Mühle nur noch Ruinen übrig und es lässt sich leider nichts mehr sehen. Die Mühle aber wurde bis ins 19. Jahrhundert betrieben. Heute sieht man hier nur einen Haufen Steine.
Wunder 3: Wasser, das niemals kocht
Ein Ort der Wunder wäre in Irland nichts, ohne eine heilige Quelle. Hier entspringt besonderes Wasser, dem die Iren bis heute noch Heilkräfte zusprechen. Der Heilige Fechin soll hier oft niedergekniet und sich in Gebete versenkt haben. Dem Wasser wurde nachgesagt, dass es nie anfange zu kochen, wenn man es aufsetz. Noch heute glauben die Iren an die Heilkräfte der Quelle, die eher ein tropfendes Rinnsal ist. Um ihr Dank auszusprechen, bedienen sie sich allerdings einer sehr martialischen Art der Verehrung: Sie hämmern Münzen in den Stamm der dort wachsenen Esche. „Maybe it will kill the tree“, zweifelt der Mann auf Krücken, der dort gerade mit dem Gehstock seine Münze in den Baum treibt. Aber es ist so Sitte, also wird es gemacht. Andere hängen Stoffstücke oder Kleidungsstücke als Opfergabe an die Äste, das finde ich wesentlich baumfreundlicher. Die Quelle bringt nur noch wenig Wasser hervor, für einen Kochtopf reicht es heute längst nicht mehr.
Wunder 4: Der Baum, der nicht brennt
Das Holz dieser Esche soll nicht brennen, wenn man es anzündet. Viel erstaunlicher aber finde ich, dass die alte Esche immer wieder neue Äste und Triebe hervorbringt, obwohl sie offensichtlich schon Jahrhunderte alt ist und große Teile des Stamms tot wirken. Auch hier hängen viele Opfergaben – von Socken bis zu Haushaltstüchern, sie sollen gute Wünsche und Gesundheit bringen.
Wunder 5: Das Kloster im Sumpf
Das ist ein Wunder, das tatsächlich offensichtlich ist: Mitten im wabbeligen Untergrund des Sumpfes steht ein massives Kloster, errichtet aus schweren Steinen. Wie das Kloster in diesem Moor errichtet werden konnte und das auch noch so, dass es über Jahrhunderte standfest blieb, ist tatsächlich schleierhaft. Man vermutet, dass es auf einen alten Felsen errichtet wurde. Auf jeden Fall ein spektakulärer Anblick.
Wunder 6: Der selbsthebende Stein
Als die Kirche von Fore errichtet wurde, konnte kein Handwerker den schweren Türsturz anheben. Es wird gesagt, dass die Gebete des Heiligen Fechin es geschafft haben, den Stein anzuheben und an Ort und Stelle zu bringen. Diese Technik kannte ich bislang nur aus Tibet, wo den Mönchen nachgesagt wird, durch Gesang Steine bewegen zu können. Auch ein schöner Mythos, oder?
Wunder 7: Einsiedler-Zelle
Weniger Mythos als wohl eher Zeichen der Entsagung ist die Einsiedler-Zelle. Hier haben bis ins 17. Jahrhundert Mönche unter ganz kargen Bedingungen gelebt, diese Mini-Zellen waren damals wohl einzigartig in Irland und so galt es als Wunder, wie man auf derart engem Raum wohnen kann. Leider war die Kirche abgeschlossen, als ich in Fore war und so konnte ich mich von dieser Enge nicht persönlich überzeugen und habe nur 6 Wunder gesehen. Aber das finde ich auch schon beeindruckend.
Warum es hier sieben Wunder gibt, darüber streiten sich die Geister. Möglicherweise waren sie tatsächlich da, möglicherweise aber brauchte die katholische Kirche auch etwas Aufmerksamkeit, um hier ihr Kloster zu errichten. Immerhin schon im Jahre 630 n. Chr. sollen sich diese Wunder hier abgespielt haben, als Fechin die Anlage errichten ließ. Ob es nun echte Wunder sind oder nicht -auf jeden Fall ist die Gegend eine wunderbare Kulisse und ein echter Geheimtipp in Irland, denn offensichtlich haben sich die sieben Wunder von Fore noch nicht so weit unter Touristen herumgesprochen.
Die Reise wurde unterstützt von Irland-Tourismus, dem irischen Tourismusbüro in Deutschland – danke dafür.
2 Antworten
diesen ort kannte ich gar nicht, aber das gefällt mir wirklich sehr gut! super super schön. und soviele mythen rund ums wasser <3