In der Mongolei habe ich ihn getroffen – und war sofort von seinen Fotos begeistert. Maurizio Biancarelli ist ein ganz besonderer Naturfotograf und ein lieber Kollege, mit dem ich gerne zusammen arbeite. Ein Grund für mich, Maurizio einmal vorzustellen. There is also an English version, scroll down please.
Mehr als jede andere Landschaft haben die Monti Sibillini den italienischen Naturfotografen Maurizio Biancarelli geprägt. Dort liegt seine Leidenschaft für die Natur begründet, denn schon als Kind unternahm er ausgedehnte Touren in die Natur. Er lebte mit seiner Familie in einem kleinen Dorf in Umbrien. Die weite, unberührte Landschaft prägte ihn und er lernte viel über die Natur. Später studierte er Pharmazie und Biologie an der Universität. Erst nachdem er einige Jahre in seinem Beruf gearbeitet hatte, schmiss er alles hin und wurde Fotograf. Heute hat er sechs Bücher veröffentlicht, seine Bilder sind in europaweit in Magazinen zu finden und er gibt Workshops in Italien und im Ausland. Maurizio Biancarelli wohnt heute in Gubbio.
1) Welches war Dein schönstes Erlebnis unterwegs?
Jedes Mal, wenn ich unterwegs bin ich aufgeregt, egal, wohin ich gehe. Ich habe kein besonderes Erlebnis, das ich am liebsten mag. Nichtsdestotrotz zählen die kanadische Arktis, Island und die Mongolei zu den schönsten Reisezielen in letzter Zeit. Ich mag nordische Länder besonders gern, ihre raue Umgebung und zuzusehen, wie Eisbären oder andere wilde Tiere sich daran anpassen. Island ist ein einzigartig faszinierendes Land mit kristallklarer Luft und vielen Kontrasten: Gletscher und Vulkane ganz nah beieinander. Die Mongolei faszinierte mich mit der Herrlichkeit seiner leeren Landschaft, seinen zuvorkommenden, gastfreundlichen Nomaden, dem traditionellen Lebensstil, der unglücklicherweise von vielen neuen Problemen bedroht ist.
2) Gab es ein Erlebnis auf Reisen, das dich nachhaltig verändert hat?
Die Mongolei war für mich ein ganz neues, spezielles Erlebnis, weil ich die Möglichkeit hatte mit meinen Mitreisenden aber auch mit den Nomaden zu leben – Zelte zu teilen und unser Essen. Wir schliefen in den Rundzelten , saßen im Kreis in den Camps, sangen gemeinsam Lieder. Obwohl die Kommunikation aufgrund der verschiedenen Sprachen nicht immer leicht war, war es wirklich ein inniger Austausch von Gefühlen. Das war neu für mich. Ich verbringe normalerweise Stunden und Tage in der Einsamkeit, umgeben von der Natur, und warte auf das beste Licht oder dass Tiere sich annähern. In der Mongolei habe ich auf diese Art ihre Kultur und ihre Probleme besser vestanden. Ich schätze ihre Bemühungen sehr, ihren Lebenstil aufrecht zu erhalten in dieser sich schnell verändernden Welt.
3) Gibt es einen Glücksbringer, den Du auf Reisen immer dabei hast?
Mein einziger Talisman sind Neugier und Leidenschaft. Ich denke, du musst dir selbst vertrauen können. Ich muss zugeben, ich vertraue keinem Glücksbringer, auch wenn ich eine Art Anziehungskraft zum Schamanismus fühle und Urvölker und ihre Kultur sehr respektiere.
4) Wenn Du ohne Alltagspflichten und Zwänge leben könntest – womit würdest Du den Großteil deiner Zeit verbringen?
Ich mag mein Leben. In einer perfekten Welt würde ich gerne noch mehr Zeit damit verbringen, verschiedene Regionen unseres schönen Planeten und siener vielen Lebensformen zu erkunden. Aber ich denke, ich kann sehr zufrieden sein im Moment. Ich reise viel und verbringe einen Großteil der Zeit in der Natur – das ist ein echtes Privileg für mich.
5) Was war das gewöhnungsbedürftigste Essen, das du je im Ausland zu dir genommen hast?
Ich hatte noch kein merkwürdiges Essen auf Reisen, oftmals sind es andere Geschmacksrichtungen und Gerüche – aber nichts wirklich Widerliches. Oder doch, vielleicht die Heringe, die es in Skandinavien zum Frühstück gab. Aber nach dem ersten Erstaunen konnte ich die essen – und mochte sie auch gerne. Ich muss zugeben, dass ich sehr anpassungsfähig bin, wenn es um Essen geht.
6) Reisen verändert ja bekanntlich die Sichtweise. Gibt es Dinge, die du in deiner Heimat jetzt mehr schätzt als früher?
Ich bewundere die Natur und die Tiere in meiner Heimat. Italien hat eine sehr abwechslungsreiche Landschaft und ein vielfältiges Tierleben, wundervolle Blütenpracht im Frühling, Berge und fast alles, was sich ein Naturfotograf wünscht. Ein wenig überbevölkert vielleicht? Ja, aber in meiner Heimat nicht so sehr. Darum mag ich es zu reisen – aber ich bin ebenso glücklich, wenn ich nach Hause komme. Und dann fühle ich das dringende Bedüfnis, so schnell wie möglich wieder zu verreisen.
7) Von welchen Orten träumst du noch? Wohin würdest du gerne reisen?
An viele Stellen. Ganz oben auf der Wunschliste steht die Antarktis, aber auch Russlands ferner Osten und andere Regionen der Mongolei und von China.
Mehr über Maurizio findet Ihr auf seiner Webseite: www.mauriziobiancarelli.net
English Version:
Who ist Maurizio Biancarelli?
I am an Italian natural-history photographer, born in Umbria, central Italy, close to the magic Sibillini mountains. I live in Gubbio, a small, medieval town in Umbria. My passion for nature started very early, when I was not a photographer yet: in my childhood spent close, very close to nature. As a child, I lived with my family in a small village surrounded by an an amazing countryside, green and teeming with wildlife, for many years. Over the time, I learned a lot about nature and wildlife; this was my imprinting. Later on, I graduated in pharmacy at university, then studied biology and, at a stage, I decided to be a professional photographer combining my love for nature and a passion for photography. Over the time I published six books and contributed to many Italian and international magazines. I hold also workshops and made lectures and presentations in Italy and in different countries in Europe.
1) What was your best experience or adventure while you were traveling?
Every time I am on the move I feel excited, wherever I go, so I do not have a particular experience or adventure I really like best. Anyway, Arctic Canada, Iceland and Mongolia have been among the best recent travel destinations for me, for different reasons. I particularly like northern countries, their harsh environment and polar bears and other wildlife successfully coping with it. Iceland is a fascinating, unique place with crystal clear air and many contrasts: glaciers and volcanoes close to each other. Mongolia fascinated me for the magnificence of its empty landscape, its kind, hospitable nomadic people, their traditional lifestyle unfortunately now threatened by many new problems.
2) Was there a travel-experience that gave you another point of view?
Mongolia was for me a new experience, because I had the opportunity to live, together with my fellow travelers, with the native nomadic people, sharing their tents and their food. We slept in their tents, sat in a circle in the camps, sang songs together and, even if the communication was not the easiest because of the language, it was a really deep exchange of emotions. This was new for me, used to spend hours and days in solitude, surrounded by nature, waiting for the light or for wildlife to come close. I was able to better understand their culture and their problems, and appreciated their efforts to keep alive their lifestyle in a fast transforming world.
3) Is there anything like a talisman that you carry with you all the time?
My only talisman is my curiosity and passion; I think you have to rely on yourself. I must confess I do not trust so much any talisman, even if I feel a sort of attraction by shamanism and I do respect native people and their culture.
4) If you could live like you want, without any every-day-life-duties, with what you would spend most of your time?
I do like my actual life. In a perfect world I would like to have more time to spend exploring different areas of our beautiful Planet and its varied forms of life. But I think I can be rather satisfied at the moment. I can travel a lot and spend huge amount of time close to nature; this is a real privilege to me.
5) What was the most strange meal you ever had abroad?
I did not have a really strange meal when traveling; often different flavors and smells, but nothing really disgusting. Oh yes, maybe herrings for breakfast in Scandinavia, but after the first perplexity I was able to eat, and enjoyed them. I still have to confess to being quite adaptable when it comes to food.
6) Are there some things that you estimate now higher in your homeregion after traveling so much?
I appreciate nature and wildlife in my home area. Italy has a varied landscape and wildlife, beautiful blooms in springtime, mountains and almost everything a nature photographer can be looking for. A bit overcrowded maybe? Yes, but not so much in the area I live in. This is why I like to travel but I am also happy when I come back. Unless I feel the urgent need to start again as soon as possible!
7) Where do you dream to go to but did not yet succed in traveling there?
In many places, actually. Antarctica first, but also Russian far east and other parts of Mongolia and China.
Read more about Maurizio on his own website: www.mauriziobiancarelli.net
10 Antworten
Hallo Andrea, ein spannendes Interview mit einem interessanten Menschen. Ich mag Tierfotografie und bin von seinen Bildern begeistert. Freue mich immer auf weitere Beiträge von dir!
Liebe Grüße Eva
Danke für dieses Interview und die Bilder sprechen einfach „für sich“ !!!! LG Manni
Tolles Interview mit wunderschönen Bildern.
lg
Katja
Liebe Eva, oh, vielen Dank, das freut mich sehr. Ja, Maurizios Bilder sind einzigartig
Lieber Manni,
ja, das stimmt, Maurizio ist einfach ein Künstler, der wunderschöne Sachen macht. Danke!
Lieb Katja,
Danke dir! Ich werde es nach Italien weitergeben, wie auch alle anderen, schönen Kommentare.
Beeindruckend. Ein gelungenes Interview – die Bilder sprechen aber schon allein für sich.
Danke
SUPER! Meine Leidenschaft ist auch die Naturfotographie.Gruß Alois
Lieber Alois, dann hoffe ich, dass das Inspirationen bringen konnte. Naturfotografie ist auch spannend – und deine Bilder mag ich ja auch sehr. Viele Grüße
Danke! Das freut mich. Ja, ich bin auch immer beeindruckt von Maurizio. Liebe Grüße an den Uhu 🙂