Edelsteine haben mich schon als Kind fasziniert. Tatsächlich muss man nicht immer in den Laden gehen, um sie zu kaufen. Selbstgefundene sind viel schöner. Edelsteinsuche im Urlaub geht gut, denn die Orte liegen in den Feriengebieten wie Kärnten, Lappland oder der Wildkogel-Arena.
Die Vorräte an Bergkristallen und Bernsteinen, Smaragden oder Gold sind noch längst nicht erschöpft. Aber wer bei der Edelsteinsuche im Urlaub fündig werden will, braucht vor allem eines: Geduld und Zeit.
1. Edelsteine selbst finden: Granate aus Kärnten
„Versuchen Sie ihr Glück“, sagt Sepp Wildbahner und drückt mir im Granatium Radenthein einen Pickel in die Hand. In der stillgelegten Edelsteinmine soll ich mit spitzem Hammer die Edelsteine direkt aus dem Gestein klopfen. „Wenn Sie ohne Granat zurückkommen, haben Sie etwas falsch gemacht“, sagt er schmunzelnd. Er greift in seine Hosentasche und zieht kleine Steine hervor. Kirschgroße schwarze Karfunkelsteine kullern über seine Handfläche. Ungeschliffene Granate, dunkel und unscheinbar wie Kiesel. „Granate liegen extrem schwer auf der Hand und haben immer zwölf Ecken“, erklärt Sepp Wildbahner. „Sie liegen hier fast auf jedem Wanderweg einfach so rum.“ Ich klopfe vorsichtig meinen ersten Stein frei – kaum habe ich ihn freibekommen, fällt er auf einen Felsen und zerspringt. Ich suche einen nächsten schönen, dick wie eine Kirsche und ziehe ihn sanft aus der Mine. Der Granatrausch beginnt, mit einer Tasche voll Steinen kehre ich in das Museum zurück und lasse mir den schönsten schleifen. Immerhin soll er Zauberkräfte haben und unter dem Kopfkissen schlechte Träume wegmachen. www.granatium.at
2. Edelsteinsuche im Urlaub: Gold aus dem Meer
Die Profis stehen gebückt in nach Fisch riechenden Algen. Während die Laien angestrengt nach Bernsteinen im Sand oder zwischen den Steinen vergeblich Ausschau halten, schieben die fortgeschrittene Bernsteinsucher mit einem Stock matschiges Seegras, Treibholz und Krebsschalen beiseite. Die Herbststürme treiben auch die Bernsteinfans an die Küsten. Wenn Stürme nachts die See durchgepeitscht haben, hält es die passionierten Finder morgens nicht lange im Bett. Jetzt ist es am wahrscheinlichsten, den Stein zu finden. Nicht nur Ministücke verbergen sich unter dem Treibgut, Glückspilze haben hier schon eiergroße Steine aufgelesen, manche Exemplare dieses leichten Steins wogen sogar bis zu zwei Kilo. Am wertvollsten sind sie, wenn kleine Insekten oder Pflanzenteile eingeschlossen sind. Das meiste Gold des Meeres trägt die Ostsee in ihren Fluten, vor allem die Strände von Darß, Usedom und Hiddensee sind steinreich. Übertroffen werden sie nur von der russischen Bernsteinküste bei Kaliningrad. Dort liegt eine große Ader des gelben Steins, Jahrzehnte wurde Bernstein hier sogar im Tagebau gewonnen. Auch heute noch graben Bagger tiefe Krater in die Erde. Doch das ist viel zu unromantisch – besser selbst einen Bernstein finden.
www.darss.net
3. Edelsteinsuche im Urlaub: Grünes Funkeln in Österreich
Sie sind von einzigartiger Reinheit: Die grün funkelnden Smaragde aus dem österreichischen Habachtal. Einen solchen Edelstein aus dem Salzburger Land soll schon Kaiser Nero besessen haben: Der Smaragd war zu einem Monokel geschliffen und sollte Neros Sehfähigkeit stärken. Die flaschengrünen Edelsteine waren schon immer heiß begehrt, lupenreine Exemplare sollen sogar wertvoller sein als Diamanten. Die englische Königin Elisabeth bewahrt ihren 42-Karäter im Londoner Tower auf. Weder Monokelsteine noch Kronjuwelen wurden in letzter Zeit im Habachtal gefunden – aber man weiß nie, was sich im nächsten Felsbrocken verbirgt. Das Tal zieht auch heute noch Hobbyschürfer an. Die Edelsteine meisten sind fingernagelgroß und verbergen sich in anderem Gestein. Dennoch, die Mühe lohnt sich bei der Edelsteinsuche im Urlaub. Gummistiefel an, Waschsieb und Pickel in de Rucksack packen und auf geht’s zum Leckbach. Die meisten hacken oberhalb der Alpenrose, Profis gehen weiter Bach aufwärts. Motivierte wandern hin, andere lassen sich bequem mit dem Smaragdexpress vorfahren, begleitet vom fachkundigen Rat eines Mineralienexperten. Nicht nur auf das Grün schauen – auch Citrine und Bergkristalle bleiben oft im Sieb zurück. www.kristalle.ch
www.wildkogel-arena.at
4. Der Klassiker: Idar-Oberstein
Nicht nur Hollywoodstar Bruce Willis stammt aus Idar-Oberstein sondern auch viele Achate. Immerhin zählt die Mine im Steinkaulenberg zu den größten Vorkommen Europas. Aber auch für Fans des lilafarbenen Amethysten lohnt sich ein Ausflug in den Hunsrück. Doch die ehemals reichen Minen sind längst leer geschürft. Kenner suchen deswegen in der Umgebung, beim Bau von Windkraftanlagen etwa wurden auf den angrenzenden Äckern schon einige große Edelsteine gefunden. Profis holen sich im Freisener Mineralienmuseum Tipps von den Einheimischen. Denn Adern voller Edelsteine gibt es in der Gegend noch genügend, man muss nur wissen wo. Etwa im Steinbruch Juchem, wo Natursteine abgebaut werden. Wenn der Betrieb Feierabend hat, ist der Bruch an manchen Tagen für Hobbymineralogen geöffnet. An der Geracher Wasserschleife gibt es für sechs Euro Eintrittskarten und Besucherhelme. Allerdings aufpassen bei der Edelsteinsuche im Urlaub: Wer dort Steine herausmeißelt, wo niemand ist, sucht möglicherweise an der „Hungerwand“ – ein Platz, wo garantiert keine Edelsteine zu finden sind. Glück verspricht hingegen der Wasserfall, manchmal sind Steinesucher hier sogar allein und können mit ihren Hämmern die großen Balsaltbrocken Stück für Stück zerlegen.
www.steinbruch-juchem.de Auch die Grube Clara im Schwarzwald gehört zu den Plätzen, in denen man fündig werden kann: www.mineralienhalde.com
5. Beruf: Bergkristallfinder in der Schweiz
In der Schweiz gibt es auch heute noch professionelle Edelsteinsucher – sie werden „Strahler“ genannt. Immerhin gibt es zwischen Basel und Luzern die meisten Edelsteine der Alpen. Dass man mit einem solchen Strahlerpatent richtige Schätze finden kann, hat Franz von Arx bewiesen. Vor einigen Jahren hat er zusammen mit seinem Strahler-Kollegen Paul von Känel eine Ader von Riesenkristallen gefunden: Menschengroße Zapfen von Rauchquarz und Bergkristallen, der Fund ist millionenschwer. Tief im Berg haben die Profistrahler eine ganze „Kammer Gottes“, wie sie es nennen, gefunden. Hinter dem Erfolg steckt jahrelange Arbeit. Die beiden sind die Sommer immer mit Hammer und Meißel unterwegs, übernachten in Zelten oder einfachen Holzhütten bei Kerzenschein und Dauerbrot, bevor sie am nächsten Tag wieder in den Berg gehen. Wer mit Werkzeug den Berg bearbeitet, um Mineralien zu suchen, muss in der Schweiz bei der zuständigen Gemeinde ein Patent kaufen. Dafür gehören die Schätze dann auch dem Finder. Die besten Fundstellen liegen im Binntal. In der Grube Lengenbach können auch Anfänger an der Klopfstelle nach edlen Steinen suchen – fast immer mit Erfolg.
www.grube-lengenbach.ch
6. Goldschürfen in Lappland
Die größten losen Goldadern Europas sollen unter Lapplands Erde schlummern. Die bekanntesten Vorkommen sind das Tankavaara Dorf sowie der Lemmenjoki-Nationalpark. Letzterer war in den 1940er Jahren ein wahres Eldorado für Goldsucher, mit mehr als 100 Claims. Auch heute noch ziehen sich die Holzhütten entlang der Zuflüsse zum Lemmenjoki Dutzende von Schatzsuchern an. Zwischen Wölfen, Braunbären und Elchen haben sie sich hier niedergelassen, um in den Flüssen 250 Kilometer nördlich des Polarkreises nach Gold zu suchen. Ein bisschen Flitter finden die meisten bei der Edelsteinsuche im Urlaub schon, richtige Nuggets sind Glückssache – oder eine Frage der Beharrlichkeit. Manche Einheimische haben immerhin schon ein kleines Säckchen voller Gold zusammengeschürft und von dem Erlös den Winter über gelebt. Dafür aber stehen sie auch im Sommer fast täglich mit der Pfanne im kühlen Fluss und durchsuchen Sandkorn für Sandkorn. Aber auch wer nichts findet: In der stillen Landschaft wird das Goldsuchen zur Meditation. Und solche Auszeiten sind mit Geld eigentlich gar nicht zu bezahlen.
Und auf Milos (Griechenland) gibt es große Vorkommen von Obsidian, er liegt einem dort einfach so zu Füßen.
7. Tipps zum Finden von Edelsteinen
- Wer Edelsteine selbst sucht, sollte sich das Wetter zunutze machen. Bei Bernstein ist es der Sturm, der neue Steine hervortreibt. Im Gebirge sind es Schneeschmelze und starke Regenfälle. Die können das Gestein lockern und neue Halbedelsteine hervorbringen. Natürlich gilt dasselbe für Tagebaue und Baustellen. Bitte unbedingt auf mögliche Gefahren achten, gerade bei Kiesgruben. Wenn etwas verboten ist, hat es seinen Grund, bitte nicht mißachten!
- Karten nutzen: In einigen Regionen gibt es Karten, die zeigen, welche Mineralien im Boden vorkommen. Eine gute Quelle ist auch der Mineralienatlas
- Nicht überall ist das freie Sammeln erlaubt, in der Schweiz etwa braucht man einen Strahlerschein und auch in Deutschland stehen einige Regionen unter Naturschutz, etwa im Vogtland.
- Zum Start empfielt sich, eine geführte Tour mitzumachen, es gibt sie vor allem in den Alpen, also Österreich und der Schweiz.
Du möchtest mehr zum Thema Edelsteine lesen? Dann hüpf doch mal rüber zu folgenden Artikeln:
- Menschen im EdelSteinLand Idar-Oberstein
- Erlebnisse im EdelSteinLand
- Tipps für die Region Idar-Oberstein
7 Antworten
Hallo Leute !
Wir arbeiten Deutschland weit im Staatsforst.
Bei unser Tätigkeit kommt oftmals ein Bohrgerät zum Einsatz.
Die Bohrtiefe ist unterschiedlich. Neulich beim in die Erde bohren,
kam ein etwa Faust großer Bernstein zu Tage und ich spreche von einer Männerfaust.
unglaublich! Jetzt bin ich neidisch! Liebe Grüße
Stimmt. Macht Sinn im Wald, darauf gekommen bin ich selbst aber noch nicht haha
Hallo zusammen,
zufällig landete ich auf dieser Seite! Beim Text vom Granatium (ich hab auch schon Steinchen geklopft!) in Kärnten. Okay, wahrscheinlich war`s doch kein Zufall, es hat einfach so sein müssen, und es zauberte mir ein heimeliges Lächeln auf die Lippen… Ich habe nämlich genau da meine zweite Heimat gefunden, genau dort, wo die dunkelsten Grantsteine der Welt „wachsen“.
Und weil mich das so sehr begeisterte, schrieb ich dazu einen ganzen Roman, der rund um Radenthein, Bad Kleinkirchheim, den Nockbergen und den Hohen Tauern spielt. Er heißt „karfunkelrot LIEBE“. Die Themen: Wie finden Kristallsucher Mineralien? Gibt`s blaue Granaten? Edelsteinschleiferei. Pflanze Valeriana celtica – der kostbare Speik. Das Ganze ist verpackt in eine romantische Geschichte. So „lernt“ man ganz unauffällig, dafür ganz vieles zu wunder-schönen Alpenmineralien…
Glitzernde Grüße von KARIN.
Schoen bei dir zu lesen. Meine lebenslange Sammlung besteht aus den ganz kleinen Mineralien. Sand. Dazu braucht es keinen Hammer und Meissel, sondern ein MIkroskop! Wenn man „Steine“ liebt, geht man in der Natur ganz anders durch die Welt. Ich wuensche dir ein gutes Jahr 2021.
Die Granate vom Granat-Kogel ,ganz hinten im Ötztal,sind auch sehr dunkel,und sehr häufig.Wenn man sich die Mühe macht,die 3 stündige bergwärts Wanderung an zu gehen.Von Obergurgel über den Geisskopf ,ins Geissbergtal,zum Geissberg Firn,und weiter Zur Granatwand hoch zu steigen,wird man reich Belohnt.Unter der Wand kann man die schönsten Granate finden.Die liegen da nur so rum.Den grössten den ich da einmal,vor ca.20 Jahren gefunden habe,hat auf der Waage 540 gr. oder 2700 Karat gewogen.
Servus Karin!
wo bist du zu hause?
LG. Arnalex