Stolberg zählt zu den schönsten Fachwerkstädten im Harz. Doch was gibt es zu sehen? Tipps für Stolberg (Harz).
1. Willkommen in Stolberg
Man fährt durch Buchenwälder und Hochplateaus, vorbei an Schafweiden und braunen Kühen und fällt plötzlich in eine komplett andere Welt. Die Straße mündet in einem Tal und wie aus dem Nichts taucht sie auf, die schöne Fachwerkstraße mit Häusern wie aus einer Puppenstube. Solche Bergorte, in denen die Zeit schier stehengeblieben scheint und die einfach nur von ihrer Schönheit leben, kannte ich bislang nur aus Bayern. Dabei gibt es sie auch im Harz. Willkommen in Stolberg!
2. Stolberg in der Geschichte
Stolberg hat 1200 Einwohner, fast ebensoviele wie mein kleines Dorf. Doch es liegt im Harz und ist wesentlich lebendiger. Während mein Dorf nur einen Miniladen für Schlüssel hat und eine griechische Gaststätte, wartet Stolberg im Harz mit einer kompletten Infrastruktur auf: Einige Gastwirtschaften, viele Läden und sogar ein Theater und ein Schwimmbad gibt es dort. Das liegt natürlich vor allem am Tourismus, der für viele Besucher sorgt, denn Stolberg mit seinen Fachwerkstraßen ist einfach wunderschön. Aber es ist auch noch etwas anderes, das dem Ort, obwohl er so klein ist, zu seiner urbanen Stimmung verhilft: Stolberg hatte bis 2010 Stadtrechte, bis es Teil der Gemeinde Südharz wurde. Übrigens: Wer auf die dort fahrenden Autokennzeichen guckt und meint SGH sei die Abkürzung für Stolberg (Harz), hat sich leicht geirrt, denn SGH steht für Sangerhausen.
Wer aufmerksam durch den Ort wandert, wird immer wieder auf Spuren von Bergbau finden, denn im Mittelalter wurde dort Eisen, Kupfer und sogar Silber gefördert. Doch im 17. Jahrhundert waren die Minen nicht mehr einträglich und die Bergbautradition endete. Neben Bergbau ist vor allem eine Persönlichkeit in Stolberg sehr präsent: Thomas Müntzer, der als Priester, Anhänger von Martin Luther, vor allem aber Anführer im Bauernkrieg wirkte, wurde 1489 in Stolberg geboren.
3. Tipps & Sehenswürdigkeiten
Marktplatz
Der Marktplatz von Stolberg ist zugleich auch das touristische Zentrum mit Restaurants und dem schönen Blick auf Fachwerkhäuser. Es lohnt sich aber, sich auf dem Marktplatz etwas umzuschauen, denn dort befindet sich nicht nur das Rathaus, das übrigens ohne Innentreppe gebaut wurde, so dass die oberen Stockwerke nur über die Außentreppe erreichbar sind, die zur Martini-Kirche führt. Die Marktstraße macht dort einen Bogen und mündet in die malerischen Strassen Rittergasse und in die Niedergasse.
Seigaturm
Er ist es, der dem Städtchen sein mittelalterliches Flair gibt: Der Seigaturm, der sich direkt an ein Haus anschmiegt, erinnert an frühere Stadttore. Tatsächlich stammt er aus dem Jahre 1282 als Teil der Stadttore errichtet. Heute ist er das einzige Überbleibsel an dem Ensemble. Es lohnt sich, durch die Toröffnung zu gehen, denn der Durchgang ist sehr niedrig, so dass man unwillkürlich den Kopf einzieht.
Schloss
Das Schloss in Stollberg ist derzeit noch eine Baustelle, dennoch ist es sehenswert. Es geht zurück auf das 13. Jahrhundert, sein Antlitz heute aber ist mehr im Stil der Renaissance zu sehen. Nachdem es zu DDR-Zeiten als Ferienheim genutzt worden war, sollte es nach dem Mauerfall zu einem Hotel umgebaut werden, doch das Projekt scheiterte. Jetzt ist das Schloss in den Händen der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und wird zu einem Hotel umgebaut. Ein Museum gibt es schon und auch der Garten erblüht wieder in alter Pracht.
Rittertor
Es lohnt sich, die große Tour durch Stolberg zu machen, denn am Ende der Rittergasse ist das Rittertor zu sehen, ebenfalls ein Teil der Stadtbefestigung.
Josephskreuz
Es ist groß ausgeschildert, doch bevor ich in Stolberg war, wusste ich gar nicht um dieses Kuriosum: Außerhalb des Ortes auf dem Auerberg befindet sich das größte eiserne Doppelkreuz der Welt. Mich hat es vor allem mit den unteren Bögen an den Eifelturm erinnert und sofort meine Parissehnsucht hervorgerufen. Das Josephskreuz ist übrigens tatsächlich vom Pariser Eifelturm inspiriert und stammt aus dem Jahr 1896. Die Wanderung vom Ort Auerberg dauert etwa eine halbe Stunde, von Marktplatz der Stadt aus eine gute Stunde.
Klingelbrunnen und Lutherbuche
Hinter der Altstadt befindet sich der Klingelbrunnen, eine Quelle, aus der Wasser sprudelt, Nah der Quelle führt ein Wanderweg zur Lutherbuche, die an die Stelle erinnert, an der Martin Luther einst auf Stolberg herabgeblickt haben soll.
Die schönsten Fachwerkstraßen
Nach Stolberg kommt man wegen der Fachwerkstraßen, zu den schönsten zählt die Straße „Kaltes Tal“, sowie die Rittergasse und die Niedergasse.
Café Alt
Urgemütlich und dennoch modern im Shabby-Look eingerichtet ist das Café Alt. Der selbstgebackene Kuchen und das stimmungsvolle Ambiente sind auf jeden Fall einen Stopp wert. Alles ist liebevoll und handgemacht zusammengestellt. Ein wundervoller Platz, auch mit kleinem Garten.
4. Kuriositäten & Typisches in Stolberg
Dudelsack: Eine Dudelsack-Ausstellung und sogar Unterreicht in dem typisch schottischen Musikinstrument gibt es bei Bodo Schulz und seiner Galerie Piffaro. Er führt nicht nur seine Instrumente vor und zeigt Besuchern, wie unterschiedlich diese klingen können, sondern er gibt sogar Schnupperunterricht. Auf jeden Fall einen Versuch wert. Zusätzlich vermietet er auch Ferienwohnungen.
Friwi: In Stolberg befindet sich eine Lebkuchenfabrik. Das heißt, Weihnachtsgebäckfans kommen dort das ganze Jahr über voll auf ihre Kosten, denn Friwi fabriziert nicht nur Lebkuchen, sondern auch Spekulatius, Printen, Stollen und so schöne Schoko-Naschereien namens Hexensplitter oder Harzer Perle. In dem angeschlossenen Café an der Niedergasse 21 können die Spezialitäten probiert werden, direkt am Werk gibt es einen Fabrikverkauf.
Harzkohle und eigenes Gemüse: Vor dem Lottoladen befinden sich Körbe mit eigenem Gemüse. Zucchini, Tomaten, Kartoffeln, alles direkt aus den Gärten der Region, wird in fröhlicher Gesellschaft von Kugelschreibern und Lottoscheinen verkauft. Es gibt sogar Kohlesäcke von einem privaten Harzköhler. Das sind die kleinen, feinen Besonderheiten, die Stolberg von anderen Orten unterscheiden.
Schreibwarenhandlung Möbius: Gleich neben dem Ratskeller befindet sich ebenfalls ein Schreibwarengeschäft, davor übrigens eine Grillbude mit Thüringer Würsten. Es lohnt sich aber, auf die Auslage hinter dem Wurstgrill zu schauen, denn dort finden sich spannende Harzbücher, die ich sonst so noch nicht im Harz gefunden habe. Ich habe gleich zugeschlagen und mir eines über die Sagen gekauft sowie ein Hexenkochbuch.
Anderswelt-Theater: Was für ein schöner Name. Und was für eine tolle Initiative: Mit dem privat betriebenen Anderswelt-Theater hat Stolberg auch gleichzeitig einen eigenen Kulturhotspot. Das Theater ist Kleinkunstbühne, aber zeigt auch Märchen. Bei den Vorführungen werden Speisen serviert und die Stücke sind ganz auf Mystik und manchmal auch auf Grusel spezialisiert. Besonders pikant: Das Candle-Light-Dinner mit erotischen Geschichten aus der Weltliteratur.
Bürstenmacher: In einem so lauschigen Ort findet sich auch altes Handwerk. Oder jedenfalls Spuren davon. In der Niedergasse ist ein Fenster geschmückt mit den Fabrikaten des Bürstenmachers Willy Kohl.
5. Schilderlose Rücksicht auf der Straße
Parkende Autos vor den Fachwerkhäusern in Stolberg? Fehlanzeige! Es ist dieser kluge Coup der Stadtplaner, der einen Baustein dafür liefert, dass die Stadt dieses einmalige Ambiente hat. Nicht parken zu dürfen ist das eine, aber Stolberg ist noch einen Schritt weiter gegangen und hat auch Straßenschilder weggelassen. So müssen sich Autofahrer und Fußgänger dort einigen und verständigen, wer wen vor- und durchlässt. Diese Rücksicht im Straßenverkehr ist mir sehr positiv aufgefallen. Diese Idee, alle Verkehrsteilnehmer gleichberechtigt zu berücksichtigen, nennt sich übrigens Shared Space.
6. Parken
Wer mit dem Auto nach Stolberg anreist, sollte sich ziemlich schnell einen Parkplatz suchen, denn, die Gassen sind schmal und es herrscht dieses besondere Verkehrskonzept, das man zuerst erlebt haben sollte, bevor man durch die schmalen Gassen fährt. Parkplätze gibt es am Ortseingang.
7. Weiterlesen
Du möchtest mehr über den Harz lesen? Dann schau gerne hier herein, dort schreibe ich über unglaubliche Orte im Harz. Und hier gibt es einen Harz-Reiseführer mit vielen Tipps. Auch andere Blogger haben über den Harz geschrieben, besonders empfehlen kann ich euch den Bericht von Janett von Teilzeitreisender, sie hat Stolberg intensiv unter die Lupe genommen. Wenn es andere hübsche Städte im Harz sein dürfen, surft mal zu Nadine von Planet Hibbel, sie hat darüber geschrieben. Du möchtest mehr über den Südharz lesen? Sabrina von Couchflucht hat darüber geschrieben.