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Von der Kirche zum Restaurant: Glück und Seligkeit

Ungewöhnlich essen in Bielefeld, Restaurant-Tipp: Das Restaurant Glück und Seligkeit ist in einer alten Kirche untergebracht
Inhaltsverzeichnis

In Kirchen betet man, oder? Nicht unbedingt. In Bielefeld kann man in einem Gotteshaus essen und feiern, denn dort wurde eine Kirche zu einem Restaurant. Nicht das einzige, ungewöhnliche Restaurant in Bielefeld.

Allein schon dieser Name! Glück und Seligkeit heißt das Restaurant, das wir gerade ansteuern. Wer kann bei so einem Namen schon widerstehen? Nicht nur der Name ist besonders, der ganze Ort ist wohl einzigartig im Raum Ostwestfalen, und so viele dieser Art gibt es in ganz Deutschland nicht, denn es ist ein Restaurant in einer Kirche.

     Essen am Altarraum

Wo einst Menschen beteten, wird heute Whisky, Bier oder Wein ausgeschenkt, Salat oder Lachs gegessen und . Und irgendwie wundert es auch kaum, dass wir im Eingang gleich eine Braut treffen, die mit ihrer kleinen Hochzeitsgesellschaft dort zu abend essen will. Sie rauscht strahlend freudig an uns vorbei, während wir an der Rezeption noch überlegen: Wollen wir an die Bar, in die MItte oder in die Lounge im Altarbereich? Wir nehmen die Lounge, grüne Sessel mit niedrigen Tischen und diesen herrlichen bunten Glasfenstern im Rücken und staunen erstmal ein wenig. Wir sitzen tatsächlich in einer Kirche, die zum Restaurant wurde.

Ungewöhnlich essen in Bielefeld, Restaurant-Tipp: Das Restaurant Glück und Seligkeit ist in einer alten Kirche untergebracht
Hohe Räume in der alten Kirche.
Ungewöhnlich essen in Bielefeld, Restaurant-Tipp: Das Restaurant Glück und Seligkeit ist in einer alten Kirche untergebracht
Blick zum Eingang

Bis zum Jahr 2002 wurden in der Martinikirche, wie sie damals hieß, noch Gottesdienste abgehalten. Es waren griechisch-orthodoxe, denn das Gebäude war verpachtet worden, evangelische Gottesdienste gab es an diesem Ort schon 1975 nicht mehr. Wie so viele andere Kirchen in Deutschland auch, wurde auch die Martinikirche schließlich ein Opfer der Gemeidezusammenlegungen, der ständig sinkenden Zahl der Gottesdienstbesucher und der Gemeindeglieder. Zuvor konnte die Martinikirche auf eine reiche Vergangenheit zurückblicken. Erbaut wurde sie 1898 im neogotoschen Stil, später wurden Seitenschiff und Glockenturm hinzugefügt. Besonders auffällig sind die bunten Glasfenster der Kirche.

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Der gemütliche Altarbereich.
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Wo einst die Orgel stand, ist heute eine Bar-Lounge

Doch trotz aller Schönheit konnte die Gemeinde das Gebäude nicht mehr nutzen. Also entschloss sich die Kirche letztendlich, den Bau einem Gastronomen zu übergeben, der der Kirche mit seinem ungewöhnlichen Konzept zu neuem Leben verhelfen wollte. Sie wurde säkularisiert und feierlich entweiht. 2005 eröffnete dort das neue Restaurant und sorgte über die Stadtgrenzen hinaus für Furore mit der Kirche, in der man nun brunchen, trinken und chillen konnte, anstatt Orgelklängen und Predigen zu lauschen. Während wir im Altarbereich in einem Halbrondell sitzen, eröffnet sich vor uns ein langer Saal, in dem sich die Tische aneinander reihen. Doch das Sympastischte fand ich die Nischen, links neben dem Altar, dort ist ein Kinderspielbereich untergebracht, kuschelig, bereit zum Toben und ein eigenes, kleines Reich. Während das Kirchenschiff eher Bistroküche serviert, gibt es oben einen abgetrennten Bereich, in dem noch mal eine Spur feiner gespeist werden kann. Und sogar eine Bar in verschieden farbene Lichtspiele gehüllt, gibt es in dieser Kirche.

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Kerzen überall in der alten Kirche
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Auch toll: Bistrotische
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Abgetrennter Bereich im Restaurant Glückskind
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Abendmahlwein ist längst nicht mehr der einzige Alkohol, der dort ausgeschenkt wird.

     Ein wenig andächtig bleibt es schon

Flachbildmonitore stehen in den langen, hohen Räumen, die übrigens herrlich warm sind. Eine Fußbodenheizung sorgt dafür, dass die klamme Kälte hier gar nicht erst auftreten kann. Stattdessen liegt tatsächlich eine ganz eigene Stimmung in der Luft. Das liegt sicherlich nicht nur an der Atmosphäre, in der man, wenn man so sozialisiert ist wie ich, immer mal wieder den Impuls spürt, gleich ins Gesangbuch zu schauen oder das Vaterunser aufzusagen. Ist aber nicht mehr. Stattdessen bringt uns eine freundliche Bedienung eine Schale mit Brot, serviert auf warmen Steinen, dazu Olivenöl und Tomatencreme. Nach Möhren-Kokossuppe und großem Salat ist unser Hunger zwar gestillt, verlassen aber möchten wir diesen Ort noch lange nicht. Es hat etwas ganz Besonderes, dort zu sitzen, wo einst eine Kanzel stand und Predigten gehalten wurden. Immer wieder fällt mein Blick auf die bunten Fenster, die hohen Räume mit ihrer aufstrebenden Architektur. Man kann auch beim Essen und Feiern beten, im Wald, im Bus – oder eben in einer Kirche, die längst keine mehr ist.

Ungewöhnlich essen in Bielefeld, Restaurant-Tipp: Das Restaurant Glück und Seligkeit ist in einer alten Kirche untergebracht
Bar unter dem Kirchenfenster

     Information Glück und Seligkeit Bielefeld

Das Restaurant befindet sich etwas jenseits der Innenstadt im Stadtteil Bethel, der von Kliniken und Heimen der Von Bodelschwinghschen Stiftung geprägt ist. Das Restaurant liegt an der Artur-Ladebeck-Straße 57. Es hat wochentags ab 11.30 Uhr geöffnet, samstags ab 9, sonntags ab 10 Uhr, geschlossen wird um Mitternacht oder später. Wer auf Nummer sicher gehen will, reserviert lieber einen Platz; Tel. 0521 5576500, www.glueckundseligkeit.de

     Ein weiterer Restauranttipp für Bielefeld: Das Kachelhaus

Wer sich fragt: Wo kann man in Bielefeld ungewöhnlich essen gehen, der wird schnell im Kachelhaus fündig. Es ist ein weiteres Restaurant in Bielefeld, das unbedingt einen Abstecher wert ist. Es ist uns wegen seiner grün gekachelten Fassade aufgefallen, die eher an eine alte Schlachterei erinnern als an ein Café. Tatsächlich war das Kachelhaus in Bielefeld für einen Lebensmittelhändler errichtet: Wilhelm Harms ließ es 1927 an dieser Stelle bauen und wählte als Fassadenschmuck nichts Geringeres als grüne Kacheln aus Meissener Porzellan. Was von außen schon schmuck wirkt, ist von innen quirlig und gemütlich.

Essen gehen in Bielefeld, Tipp: Kachelhaus, ein altes Haus mit Atmosphäre
Das Kachelhaus in Bielefeld
Essen gehen in Bielefeld, Tipp: Kachelhaus, ein altes Haus mit Atmosphäre
Und überall diese alten Möbelstücke

Ein Mix aus verschiedenen Möbeln versprüht ein wenig Upcycling-Atmosphäre im antiken Shabby-Look. Herzstück des großen Raumes ist ein neun Meter langer Tisch. In den Fensternischen und im Seitenraum befinden sich noch alte Stücke aus der Zeit, als das Haus ein Lebensmittelladen war, etwa eine alte Waage. Das alles sorgt für eine ganz besondere Stimmung. Am Ende des Tresens wartete ein riesiges Kuchenbuffett auf seine Abnehmer und, was ich besonders toll fand, für knapp sieben Euro gab es Kuchen und Kaffee satt, man konnte so viel essen, wie man eben konnte.

Essen gehen in Bielefeld, Tipp: Kachelhaus, ein altes Haus mit Atmosphäre
Der Neun-Meter-Tisch

Wer abends kommt, kann aus mediterranen Speisen wählen wie Pizza, Pasta, Flammkuchen, vegetarischen Burgern, auffällig fand ich die große Vielfalt aus der russischen Küche, so fanden sich viele Teigtaschengerichte auf der Karte. Dazu gibt es leckere, hausgemachte Limonaden. Man sitzt dort nicht nur gut, sondern auch das Essen stimmte. Wenn ich in Bielefeld bin, werde ich dort unbedingt noch mal hingehen.

Essen gehen in Bielefeld, Tipp: Kachelhaus, ein altes Haus mit Atmosphäre
Großes Kuchenbuffett im Kachelhaus

Info Kachelhaus Bielefeld: Das Kachelhaus liegt in der Hagenbruchstraße 13, einem Bereich der Innenstadt. Es hat wochentags ab 8 Uhr geöffnet, am Wochenende ab 9 Uhr, Tische reservieren kann man unter Telefon 0521 988 737 70, mehr Infos gibt es auf der Webseite: www.kachelhaus-bielefeld.de

Essen gehen in Bielefeld, Tipp: Kachelhaus, ein altes Haus mit Atmosphäre
Das Separee.

Du möchtest mehr Tipps zur Region Teutoburger Wald? Wie wäre es mit Detmold, einem hübschen Städtchen? Bekanntestes Ausflugsziel sind wohl die Externsteine. Und in Bad Senckelteich gibt es Wellness mit schwarzer Pampe – Mooranwendungen. Wunderschön sind auch die Dörenter Klippen bei Tecklenburg.

Tanja vom Blog Vielweib hat sich Bielefeld auch mal kulinarisch genähert, ihren Bericht findet Ihr hier.

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8 Antworten

  1. Mensch, Andrea: Gleich zwei Beiträge in einem… Da habe ich doch das Kirchenrestaurant noch gar nicht verdaut… und „Zack!“ kommt schon das nächste…unglaublich, welche Ecken du mal wieder aufgetrieben hast. Du sollest deinen Blog umbenennen in „Kaleidoskop der besonderen Orte“
    Liebe Grüße!

  2. Unglaublich was es nicht alles gibt ! Ein Restaurant in der Kirche ! Ich hätte mal gerne einen Blick in die Speisekarte geworfen ! Denke es wird gut besucht sein und sei es nur mal aus Neugierde der Leute !!! LG Manni

  3. …Schon viele Jahre her. Auf dem Rückweg von den Externsteinen … als abschl. High-Light …
    Besuch bzw. Abschluss in ‚Glück und Segen‘. Oh ja, habe ich in sehr guter Erinnerung !!!
    Ein kl. Lebenszeichen von mir – Beate Anna

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