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Multimar-Wattforum: Auf Augenhöhe mit dem Stör

Multimar-Wattforum in Tönning, Unterwasserwelt, Wattenmeer Weltkulturerbe
Inhaltsverzeichnis

Ein lebendes Fossil, wippende Seepferdchen oder leuchtende Quallen: Wie aufregend das Leben in der Nordsee ist, zeigt das Multimar-Wattforum in Tönning.

#Taschenkrebs und Seeigel auf Augenhöhe

Mir schwirrt der Kopf: Der Taschenkrebs kann bis zu 20 Jahre alt werden, die Schwertmuschel gräbt sich bis zu 30 Zentimeter tief ein und der Wattwurm ist es gewohnt, seinen Schwanz zu verlieren. Bei so viel Naturkunde braucht der Kopf eine Auszeit. Ich möchte am liebsten nach draußen gehen und über die ganzen Informationen nachdenken, die ich eben im Multimar-Wattforum bekommen habe, aber es regnet schon wieder, so wie es in diesem Sommer oft geregnet hat. Deswegen also das Multimar-Wattforum, die wohl wichtigste Informationsstation zum Thema Wattenmeer an der Nordseeküste Schleswig-Holsteins. Dort hat mich Alina Claußen vom Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz Schleswig-Holstein empfangen.

Multimar-Wattforum in Tönning, Unterwasserwelt, Wattenmeer Weltkulturerbe
Perfekt getarnt – die Scholle

#Small Five des Wattenmeeres

„Während alle Menschen immer nach den Big Five auf ihren Safaris Ausschau halten, setzen wir hier lieber auf die Small Five des Wattenmeeres“, erklärt sie mir mit leuchtenden Augen, aus denen echte Begeisterung für Wattschnecke, Sandgarnele, Strandkrabbe, Herzmuschel und Wattwurm spricht. Dass diese fünf eine wichtige Funktion für das Wattenmeer haben, habe ich schon auf meiner Wattwanderung auf Juist gelernt. Hier kann ich das alles aber noch mal in Ruhe auf Schautafeln nachlesen, ebenso die Vogelfluglinien, die teilweise sogar Grönland mit Afrika verbinden.

Multimar-Wattforum in Tönning
Leuchtqualle – faszinierend floreszierend

Im Multimar kann ich den Seesternen beim Öffnen des Mundes direkt auf die kleinen Zähnchen blicken und dem ausgestopften Fischadler in sein Nest schauen. Ich lerne, dass in jedem Quadratmeter Watt tausende von Würmern, Schnecken und Krebse leben und sehe auf Schaubildern auch, wie diese aussehen.Vor mir schlägelt sich der Aal und die Scholle kann ich kaum erkennen, weil sie sich so perfekt getarnt im Wand verbuddelt hat. Ich staune über die bunte Korallenwelt vor Helgoland und allem voran den Kuckuckslippfisch, der neonblau leuchtend dort durch das Wasser schwimmt.

Multimar-Wattforum in Tönning
Er wohnt vor Helgoloand – der Kuckuckslippfisch
Multimar-Wattforum in Tönning
Im großen Becken

#Theater für einen Stör

Das Multimar-Wattforum ist ein spannender Ort des Wissens, aber mein Kopf ist voll. Auf der Suche nach dem Ausgang und einem ruhigen Raum finde ich ihn ganz unbewusst, denn der schönste Raum der ganzen Ausstellung liegt etwas versteckt jenseits der Aquarien und Ausstellungsfläche. Ich bin mehr der Entspannungsmusik gefolgt, die aus einer Ecke geschallt war, als genau dieses zu suchen. Und dann stand ich dort plötzlich: In einem Raum, der aufgemacht war wie ein kleines Theater.

Multimar-Wattforum in Tönning, Unterwasserwelt, Wattenmeer Weltkulturerbe
Sehr selten – der Stör

Mehrere Stockwerke (sieben Meter) hoch reichte das Aquarium und ich saß auf dem Grund des Meeres, nur getrennt von einer Scheibe von den eleganten Schwimmern der Nordsee. Entspannender hätte ich mir den Besuch im größten Besucherzentrums des Nationalparks Wattenmeer nicht vorstellen können: Chllige Musik und der Blick auf langsame Fischbewegungen – es beruhigt einfach nur, dort zu sitzen und auf diesen riesigen „Fernseher“ zu schauen.

Multimar-Wattforum in Tönning
Rochen

Dort tanzen die Fische ihre eigenen Tänze mit der Strömung oder den Artgenossen. Allen voran ein lebendes Fossil: Der Europäische Stör gilt eigentlich als ausgestorben. 1968 wurde das letzte Exemplar in der Eider gefangen, seitdem ist er aus Nordsee und Elbe verschwunden.

#Störe in der Elbe

Doch man entschied sich, den Stör wieder anzusiedeln und machte Versuche, kleine Störe in der Elbtalaue auszusetzen. Nun hoffen Biologen wie Umweltschützer, dass sich diese Tiere nicht nur durch die geänderten Lebensbedingungen durchackern, sondern auch wieder ausbreiten zwischen Elbe und Eider. „Der Stör ist eigentlich Wahrzeichen unserer Flüsse und Meere“, erzählt Alina Claußen, die ebenfalls wieder hofft, dass der Fisch es schafft, dem Aussterben entgegen zu wirken. Im Multimar werden die Störe per Hand gefüttern, eben in diesem riesigen Aquairum, manchmal kann man bei diesen Fütterungen sogar zusehen, für die ein Taucher extra ins Becken steigt.

Multimar-Wattforum in Tönning
Rochen sehen aus wie kleine Geister

„Das Wattenmeer ist der größte Nationalpark Europas zwischen Sizilien und dem Nordkap“, sagt Alina Claußen. Und das Alleinstellungsmerkmal dieser Landschaft hat noch niemand besser auf den Punkt gebracht als sie: „Wo sonst in Deutschland können Sie zweimal am Tag auf dem Grund des Meeres einfach so spazieren gehen?`“Multimar-Wattforum in Tönning

Sie ist ein wahrer Fundus an Themen über das Wattenmeer. Erzählt mir, dass die Seegraswiesen einen wichtigen Beitrag zur CO2-Senkung und zum Klimaschutz liefern, dass Landgewinnung nicht mehr gestattet ist, seitdem die Nordsee Unesco-Weltnaturerbe geworden ist und dass der Anstieg des Meerespiegels nicht nur die Südsee sondern auch unsere Nordseehalligen betrifft. Über all diese Informationen denke ich nun weiter nach, als ich vor diesem riesigen Aquarium im Multimar sitze. Gilt eigentlich das Skelett des Wales als Hauptattraktion des Hauses – für mich ist es dieses riesige Aquarium.

#Information zum Multimar in Tönning:

Das Multimar ist das größte Informationszentrums des Nationalparks Wattenmeer. Dithmarscher Str. 6a, Tel. 04861/96200, www.multimar-wattforum.de, April-Okt. 9-18, Nov.-März 10–17 Uhr (24.12. geschl.), Erw. 9, erm. 6 €.

 

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17 Antworten

  1. Ein toller Bericht über das Multimar Wattforum und die Fotos sind super
    Frohe Weihnachten Andrea
    LG Andrea

  2. schöner Beitrag aber ich gebe es zu , mit diesen Meeres und Flüssebewohner kenne ich mich überhaupt nicht aus ! Ich kann mir auch nicht vorstellen dass z. B. das „angeln“ Spaß machen kann. Dies ist nicht meine Welt ! Wäre mir viel zu langweilig ! Habe auch kein Interesse an einem Aquarium ect. Es gibt Leute die finden das ganz faszinierend den Fischen zuzuschauen ! Nicht für Ungut aber für mich wäre das leider nichts , hat aber keine Bedeutung auf deinen Beitrag !!! LG Manni

  3. Danke, liebe Andrea, das freut mich sehr. Ich mochte das Multimar, obwohl ich ja eingesperrte Tiere eigentlich nicht mag. Dort war es irgendwie etwas Anderes, weil es so wichtig ist, das Leben in der Nordsee zu zeigen. Ich bin immer noch hin- und hergerissen, wie man das besser lösen kann. Danke aber fürs Feedback und liebe Grüße

  4. Liebe Rabin, das freut mich aber sehr. Und wenn du hier zu meinem Blog fliegst, ist mir das immer eine ganz besondere Ehre. Bin gespannt, was du denn mal umsetzt von der Liste. lass es dir gut gehen in dieser spannenden Zeit gerade. Liebe Grüße

  5. Lieber Manni, ja, die Fische, sehen eigentlich langweilig aus, oder? Auf den ersten Blick zumindest. Aber was wäre denn unsere Welt ohne das faszinierende Leben unter Wasser? Ziemlich arm. Ich mag es sehr, Fische anzuschauen, am liebsten natürlich im Meer beim Schnorcheln, das liebe ich. Aquarien sind mir immer suspekt, denn ich mag keine eingesperrten Tiere. Aber dieses hier war für mich etwas anderes, denn es zeigt auch das Leben in der Nordsee. Und zum Angeln habe ich als Vegetarierin ja eine ganz besondere Meinung: Nachdem in meiner Jugend ein Schulfreund vor meinen Augen eine Scholle geangelt hat und dann töten musste, habe ich lange, lange Zeit keinen Fisch mehr gegessen. Hab ne schöne Zeit, ich freu mich, wenn wir beide auch mal kontrovers diskutieren. Liebe Grüße

  6. das leben unter wasser fasziniert mich seit je her, aufgrund meiner angst konnte ich es bisher ja ausschließlich in aquarien betrachten. seit 3 jahren arbeite ich aber dran, die angst zu überwinden und konnte sogar schon ein kleines bisschen mittendrin sein. einfach toll.

  7. Liebe Paleica, tauchen war immer ein Traum von mir, aber übers Schnorcheln bin ich auch nie hinausgekommen, schade eigentlich. Aber vielleicht ändere ich das ja auch noch mal. Liebe Grüße und danke fürs Vorbeischauen

  8. ich war vor 2 jahren zum ersten mal in ganz kleinem rahmen schnorcheln und habe heuer im sommer in einem see bei uns in der nähe einen schnuppertauchkurs bis 12m tiefe gemacht. das war schon ziemlich cool und ich will ganz unbedingt 2018 den tauchschein machen.

  9. Wow, das nenne ich mal einen wirklich schönen Vorsatz für 2018. Ich hoffe, du lässt und dann auch alle teilhaben daran. Liebe Grüße und ich drücke die Daumen udn hoffe auf großartige Unterwasserbilder

Wer schreibt hier?

Hallo! Ich bin Andrea Lammert. Als Wegreisende, Bücherschreibende und Bloggerin bin ich stets auf Achse.

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