Portugal? Provence? Nein – mitten in der Lüneburger Heide drehen sich Windmühlenflügel, die eigentlich im Süden zu finden sind. Das Mühlenmuseum Gifhorn zeigt eine einzigartige Sammlung von Windmühlen aus Europa. Besonders mit Kindern macht der Ausflug dahin Spaß – sogar bei grauem Wetter.
Windmühlen gibt es viele in Niedersachsen, sogar direkt vor der Haustür drehen sie sich – so sehen es meine Kinder und meinen die Windräder, die wie Riesenspargel hier aus der Landschaft ragen. Moderne Technik und sanfte Energien sind das eine – aber ich finde, es wird Zeit, ihnen zu zeigen, was ich unter Windmühle verstehe – also ab ins Mühlenmuseum Gifhorn. Dort sind immerhin 16 originale oder originalgetreu nachgebaute Windmühlen zu sehen. Ganz klassische wie etwa die Bockwindmühle, die so heißt, wie ich hier lerne, weil sie auf einem Holzbock steht.
Mühlenmuseum Gifhorn: Tirol, Russland oder Ungarn
Die Tiroler Wassermühle, ein Holländer aus Schleswig-Holstein und sogar eine koreanische und ukrainische Wassermühle sind hier zu finden. Manche drehen ihre Flügel, in viele lässt sich hineingehen und die Zahnradtechnik bewundern und auf die Sanssouci-Mühle können wir sogar vier Stockwerke hoch klettern und das 16 Hektar große Gelände überblicken. Besonders beeindruckend ist die Russisch-Orthodoxe Holzkirche, die mit ihren goldenen Zwiebeltürmen in der Sonne strahlt.
Überall zeigen Modelle und Beschreibungen, wie Menschen schon seit 600 und mehr Jahren die Windkraft nutzen, um Mehl und Öl zu bekommen. Ganz ohne Strom, einfach aus der nachhaltigen Energiequellen. Die Kinder staunen, was der Wind alles so kann, wenn man ihn clever nutzt.
Bäckertaufe und leckeres Brot
Auf dem kleinen Dorfplatz in der Mitte des Geländes tobt nicht nur der Nachwuchs, auch die Eltern lernen wieder etwas: Dort hängt ganz prominent ein großer Holzkäfig über dem Brunnen: die Bäckertaufe. Damit wurde im Mittelalter der Bäcker in den Brunnen getaucht, wenn er schlecht gebacken hat – zu kleine Brote oder Löcher im Teig. Die Kinder finden solche Schauergeschichten immer spannend. Mich zieht es eher in das kuschelige Restaurant, im Steinofen werden hier leckere Brote, Hefezöpfe und ein herrlicher Butterkuchen gebacken – irgendwie märchenhaft, wenn die Flammen des Ofens noch knistern und der Bäcker mit einem langen Schober die Bleche aus dem Feuer holt. Hier stimmt auch der Preis – 2 Euro für ein riesiges Stück Kuchen ist völlig in Ordnung.
Mühlenmuseum Gifhorn: Sogar auf dem Schiff wird gemahlen
Am überraschensten ist übrigens für uns alle die Schiffsmühle, ein Boot mit einem Mühlrad, das den Strom des Flusses als Antrieb nutzt. Schlaue Ideen hatten sie damals. Doch nicht nur Altertümliches wird gezeigt – im Museum darf natürlich der riesige Flügel eines Windrades nicht fehlen. Doch irgendwie finden die Kinder jetzt meine Version der Windmühlen schöner.
Das Mühlenmuseum findet Ihr hier: www.muehlenmuseum.de – Gifhorn und die Südheide lohnen sich gerade besonders, denn noch wächst der Spargel dort und bietet leckere Mittagspausen.