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Bergbau auf Milos: In den alten Schwefelminen

Schwefelminen Milos, Sulfur Mines, Paliorema, Verlassener Ort mit Bergbau auf Milos
Inhaltsverzeichnis

Die griechische Insel Milos ist vom Bergbau geprägt. Vor allem ein Ausflug zu den alten Schwefelminen lohnt sich, einer der vielen Plätze der Insel, die so unwirklich aussehen, als seien sie für eine Filmkulisse errichtet.

Wie ein Pilz ragt der Felsen aus der Erde, er steht auf einem ganz schmalen Fuß, wird oben breiter, als trüge er einen Sonnenschirm. Nur wenige Meter weiter spannt sich ein Felsbogen über dem wogenden Meer und die vielen Löcher im Gestein zeigen, dass die Insel einst aus vulkanischen Aktivitäten erwachsen ist. Milos gehört zwar zu den Kykladen, ist aber eben doch keine Kykladeninsel wie die anderen auch. Dort scheinen die Götter großzügiger gewesen zu sein. Als es um die Verteilung der Bodenschätze ging, haben sie über Milos ihre Gaben besonders reich ausgebreitet. Die Zeitalter wechseln ebenso wie die Mode der Rohstoffe. Doch egal, was gerade in der Welt dringend gebraucht wird, auf Milos findet sich irgendwie immer das passende Mineral, Gestein oder Edelmetall.

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Schwefelgelbe Mauern

Milos, Tipps, Urlaub, Strand, SchwefelminenWaren es in der Altsteinzeit noch Obsidiane, die die Menschen für Waffen und Werkzeuge brauchten, weil sie so schön scharfkantig waren, später Mühlsteine, die möglicherweise für den Inselnamen sorgten und in neuerer Zeit Kaolin und Schwefel, sind es heute Betonit und Perlit, die aber nicht mehr unterirdisch, sondern im Tagebau gewonnen werden. Vor allem bei Pollonia aber auch auf der Strecke zu den stillgelegten Schwefelminen in Paliorema sieht man immer wieder am Wegesrand die großen Löcher. Sie gleichen riesigen Amphitheatern, von mächtigen Baggern in die Erde gebuddelt, um an die Rohstoffe zu kommen. Was man heute mit Technik, großen Motoren und viel Maschinenkraft birgt, haben sich die Menschen auf Milos einst hart erarbeitet.

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Geheime Türren in den Berg
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Wanderweg zu den Schwefelminen auf Milos

Mit Spitzhacken sind sie ihren Bergen zu Leibe gerückt, haben enge Gänge hineingehämmert. Immer wieder stießen sie an ihre Grenzen, wie ein Film im Bergbaumuseum zeigt, es war glühend heiß in den vulkanisch geprägten Bergen unter der griechischen Sommersonne, immerhin liegt Milos auf derselben Höhe wie Tunesien. Es müssen harte, schwere Bedingungen gewesen sein, die manchen der älteren Menschen auf Milos bis heute ins Gesicht geschrieben stehen. Im Film im Bergbaumuseum in Adamantas erzählen einige so eindrücklich von ihrer harten Arbeit damals, dass es mir schon beim Zuhören graust. Es klingt nach Staub, körperlicher Verausgabung und enormer Hitze. Aber der Bergbau gehört zu Milos wie bei uns zum Ruhrgebiet.

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Häuser an den Berg gebaut
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Was da wohl drin war?

Viele Höhlen und Gänge befinden sich unter den Straßen und Wegen der Insel, doch das wohl schönste Bergwerk sind die verlassenen Schwefelminen von Paliorema an der Ostküste der Insel. Die Frau vom Mietwagenverleih hatte uns schon gewarnt und mir dabei scharf in die Augen gesehen: „Fahrt nicht auf diesen Straßen. Dafür sind unsere Autos nicht gemacht.“ Wir taten es natürlich doch, denn der Weg zu den Schwefelminen ist mit Kindern in der Hitze viel zu lang zum Wandern. Und wir kamen auch ein ganzes Stückchen weit, schließlich aber mussten wir unseren süßen Fiat Panda doch stehen lassen und den Rest der Strecke laufen. Und das war gut so, vielleicht hätten wir sonst nie die schwefelgelben Steine auf dem Weg entdeckt.

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Eine Schneise zwischen den Felsen

Die riesigen Schlaglöcher auf der unbefestigten Straße, in denen man sich so herrlich festfahren konnte, haben uns in der Entscheidung, hier besser nicht zu fahren, nur bestätigt. Es war auch nicht schlimm, sondern eine schöne Wanderung – mit einem wirklich filmreifen Endpunkt – ein Fabrikgelände wie eine Geisterstadt. Loren rosten auf alten Gleisen vor sich hin und lassen sich laut quietschend Stück um Stück bewegen. In die Berge führen Schienen, die manchmal in größeren Löchern enden. Später werden Gebäude sichtbar, in denen die Arbeiter und die Verwaltung aktiv waren.

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Hübsche Rundbögenbauten
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Brücke mit quietschenden Loren

Dass die Minen 1958 stillgelegt wurden, muss irgendwie plötzlich gekommen sein. So wirkt es bei einem Besuch dieses verlassenen Ortes auf Milos. Als ob die Menschen einfach am nächsten Tag nicht mehr zur Arbeit gekommen sind, ihr Bett, ihre Teller oder ihre Werkzeuge haben liegen lassen und die Schwefelminen sich selbst überlassen haben. Ein typischer Lost Place, der nicht nur bei den Kindern Entdeckergeist weckt. Sie schieben die alten Waggons ein Stückchen über die rostigen Gleise und sind schneller als wie gucken können in den Fabrikgebäuden verschwunden. Drinnen ist es schaurig-spannend: Matratzen rotten vor sich hin, in manchen Räumen findet sich sogar noch Geschirr.

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Bett mit Ziegelsteinen

Die Kinder wollen in ein anderes Gebäude eilen, doch dort werden sie schnell wieder hinausgebeten: Eine Laienfotogruppe (lauter Männer) sammelt sich um eine nackte Frau und versucht, sie schön in Szene zu setzen. Doch es gibt noch genug zu entdecken zwischen den Häusern und sogar ein kleiner Strand lockt. Fürs Baden aber suchen wir uns lieber eine andere Stelle.

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Strand bei den Schwefelminen
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Überall rostet irgendetwas vor sich hin
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Abbruchreife Häuser
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Direkt am Meer lagen einst die Schwefelminen von Milos

Du möchtest noch mehr über Milos lesen? Dann schau doch mal in meine anderen Artikel. Ich habe auch über die schönsten Strände auf Milos geschrieben. Sarakiniko ist wohl die Hauptattraktion der Insel und hat einen eigenen Bericht bekommen. Eine andere Geschichte widmet sich den verschiedenen Aktivitäten auf Milos. Dich interessiert die spirituelle Seite der Insel? Milos als Kraftort beschreibe ich hier.

Wenn dir dieser Artikel gefallen hat, wie wäre es mit diesen hier?

22 Antworten

  1. Wow, sehr stimmungsvoll und ein bisschen verwunschen… ich kenne diese verlassenen Häuser in Italien, auf die man beim Wandern manchmal stößt, aber Schwefelminen sind noch einmal etwas ganz anderes… Schön, dass es sogar ein Museum gibt, in dem die Zeitzeugen zu Wort kommen können.

  2. Oh, nicht dass der falsche Eindruck entsteht: Das Museum befindet sich weitab der Minen, es widmet sich dem Thema Bergbau auf Milos, die Minen sind komplett verlassen und genau das macht ja den Charme aus. Ja, diese Lost Places haben ihren speziellen Reiz, ob in Deutschland oder Italien, Schwefelminen fand ich aber auch noch mal ganz besonders.
    Liebe Grüße

  3. ein ganz toller und interessanter Beitrag ! Das wäre mal was für die Fotobude !!!!! Ich bin echt begeistert ! Lost Place und Griechenland was will man mehr !!! Wenn es nicht soweit weg wäre würde ich morgen hinfahren !!! Ganz ehrlich !!!! Danke für den tollen Beitrag !!!! LG Manni

  4. Lieber Manni, na dann – warauf wartest du noch? Nach Milos kommt man gut von Athen, wir haben für den Flug von Athen (hin und rück) 100 Euro bezahlt, das war echt super. Und ich liebe diese Insel, wie du ja schon gesehen hast. Und wenn ich dir Plaka erst vorstelle, dann hält dich sowieso nichts mehr. Ach, sagte ich, dass es auch Verbindungen von Kreta nach Milos gibt? Liebe Grüße

  5. Eine tolle Gegend, wenn auch sinnbildlich für die Art des Menschen, zuerst den Planeten Erde auszubeuten und dann alles zurückzulassen. Solche Orte sind faszinierend wie ermahnend zugleich. Bestimmt eine Reise wert. Danke für die tolle Doku

  6. Du schreibst so begeistert von Milo. Eine wunderschöne Insel mit Bergbau als Lost Place klingt interessant und für deine Kinder war das bestimmt sehr spannend
    LG Andrea

  7. Liebe Andrea,

    der Besuch der alten Schwefelminen war besonders für deine Kinder sicher ein Abenteuer. Ich hätte dort allerdings Angst bekommen, weil es doch ganz schön Marode aussieht.

    Aber dein Bericht war sehr interessant. Die Bilder haben den Verfall deutlich rüber gebracht.
    In heutiger Zeit ist es unvorstellbar unter welchen Umständen die Menschen gearbeitet und gelebt haben.

    Lieben Gruß,
    Lilo

  8. Liebe Maline, dankeschön für das Kompliment, das freut mich sehr. Und danke auch für die Nominierung. Ich habe mich echt gefreut, werde aber nicht teilnehmen, denn ich habe mich letztes Jahr gegen solche Aktionen entschieden. Aber vielen, vielen Dank! Und ganz liebe Grüße

  9. Liebe Lilo,
    es war für uns alle ein unvergessliches Abenteuer. Und ja, es ist marode, das aber ist ja gerade der Charme. Dankeschön für deine Worte, sie sind immer wieder aufmunternd und motivierend. Ganz viele Grüße

  10. Liebe Andrea, das stimmt, ich bin ganz verliebt in diese Insel <3 und würde gerne auch länger dort bleiben. Danke dir für deine Worte, hab einen schönen Tag. Liebe Grüße

  11. Ich habe letzten Samstag wieder gebucht ! Griechenland natürlich ! Diesmal gehts es mal wieder nach Rhodos ! Ich werden mir aber deinen Tip auf jeden Fall mal merken !!! Danke dir

  12. Ach, da bin ich auch gespannt, lieber Manni. Rhodos kenn ich auch noch nicht. Ich freu mich schon auf deine Eindrücke. Am besten natürlich zur Blauen Stunde. Liebe Grüße und ich hoffe, du bist wieder topfit!

  13. Moin und Kalimera Andrea, toller Artikel mit vielen Informationen zum Bergbau und die Schwefelminen.

    Du hast auch recht, Milos unterscheidet sich wirklich von allen anderen Kyklladeninseln.

    Ich bin im April 2013 einen Monat auf Milos gewesen. Habe ein Kaiki (traditionelles Holzboot der Fischer ) in einer Werft wieder fit gemacht. (vor ein paar Jahren hat die EU beschlossen, wenn Fischer in Griechenland ihr Kaiki zerstören, sie als Entschädigung dafür Geld von Brüssel bekommen. Was für ein Wahnsinn.)

    Gewohnt habe ich den einen Monat im Ortsteil Pelekouda von Pollonia, auf der Halbinsel Pelekouda.

    Die Kykladeninsel Milos, ist eineinhalbmal so groß ist wie Sylt und ist eine wohlhabende Insel. Durch den Abbau von Rohstoffen (Bergbau). Seit 6.000-7.000 Jahren und bis heute werden Mineralien und Erze auf Milos abgebaut. Die Einwohner von Milos haben mit das höchste Pro-Kopf Einkommen in der Ägäis. Bis heute ernährt der Bergbau die Insel. Auch von der Nachbarinsel Kimolos kommen täglich dutzende Menschen rüber gefahren und verdienen sich ihren Unterhalt im Bergbau auf Milos. Ohne den Bergbau wäre Milos ganz auf den Tourismus angewiesen.

    Meine Meinung über Milos ist gespalten. Auf der einen Seiten die wunderschönen Syrmata oder Sirma, die Bootschuppen der Miloten. Heute nutzen die Miloten die Syrmata als Sommerhäuser oder vermieten sie als Unterkünfte.

    Die Traumlandschaft von Sarakiniko. Viele einsame und abgelegene Strände und keine großen Hotels bzw. Hotelanlagen. Im Westen die unbewohnte Region Chalakas.

    Auf der anderen Seite die massiven Eingriffe in die Landschaft und die Auswirkungen vom Bergbau. Die karge Vegetation, es gibt keinen Wald. Die Miloten sagen auch, wir sind steinreich.

    Milos ist auch ein wenig teurer. Man sieht viele wohlhabende Athener mir ihren fetten Autos auf Milos.

    Die Nachbarinsel Kimolos hat mir deutlich besser als Milos gefallen. Mehr Ursprünglichkeit, die Kultur der Terrassenbewirtschaftung und die schöne und wilde Landschaft, mit den Eselpfaden (Kalderimi).

    Ich durfte, drei mal das Kaiki fahren. Das erste mal, von der Werft bei Adamas nach Pelekouda. Dann von der Nachbarinsel Kimolos nach Pelekouda und von der unbewohnten Insel Polyegos nach Pelekouda. Das waren für mich bis heute, dass schönste Erlebnis überhaupt.

    Es gibt ein interessantes Buch über Milos: Der Arzt Hans Löber – Briefe aus Milos, 1943-1944.

    Ob Milos oder Kimolos, jede der über knapp 100 bewohnten griechischen Inseln, hat seinen besonderen Reiz und Charakter. Jede Insel hat auch seine eigenen Liebhaber und langjährigen Stammgäste.

    Mir gefallen am besten, die kleinen, einsamen und abgelegen Inseln. Um so weiter weg von Athen, um so besser.

    Griechenland, die griechischen Inseln und Kreta sind meine große Leidenschaft. Seit 2008 besuche ich nur noch Griechenland, inzwischen ausschließlich Kreta.

    kalo mina, kv

Wer schreibt hier?

Hallo! Ich bin Andrea Lammert. Als Wegreisende, Bücherschreibende und Bloggerin bin ich stets auf Achse.

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"Die Erde ist blau wie eine Orange"

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