Polnische Ostereiermuster sind etwas Besonderes. Sie erzähen Geschichten. Anlässlich des Scillablütenfestes in Linden hat mir ein polnisch-hannöverscher Künstler in seinem Atelier die Geheimnisse dieser Pisanki-Muster erklärt.
Eigentlich wollte ich gestern abend mit einer Freundin einfach nur etwas essen gehen und wir schlenderten gemütlich durch die Deisterstraße. Doch irgendwie gelingt mir das nie dort zu sein, ohne eine Geschichte mitzubringen. Dazu ist es auf Hannovers Deisterkiez viel zu quirlig. Waldemar Mirek räumte gerade um 22 Uhr seine Pinsel und Farbdosen weg, als wir neugierig in sein Atelierfenster schauten. „Kommt doch rein“, bittet er uns mit einem strahlenden Lächeln. Ich kannte ihn schon, weil er in meinem Lieblingscafé als Gärtner arbeitet, aber dass er eine eigene Galerie hat, war mir neu. Und in dieser Galerie wimmelt es derzeit von Ostereiern. Sie hängen an den Wänden, stehen auf dem Tisch oder sind als Installationen in Kunstobjekte eingefügt. Doch am liebsten sind sie Waldemar traditionell mit den Pisanki-Mustern.
Er malt tatsächlich auf echten, ausgeblasenen Eiern und seine Technik ist aufwändig, man kann sie vielleicht mit Batik vergleichen. Mit Bienenwachs zieht er kleine Muster und Linien auf die Eier und färbt sie dann mit ukrainischen Farben und Techniken ein. Wie genau das geht? „Das ist mein Geheimnis“, sagt er und lächelt. Eigentlich lächelt er ständig und allein das macht schon gute Laune.
Sie sind wunderschöne, kleine Kunstwerke, an denen sich mich gar nicht sattsehen kann. Und erst diese polnischen Ostereiermuster. Dass sie auch noch eine Bedeutung haben, darauf wäre ich nie gekommen. „Doch! Es war in Polen lange Tradition, sich zu Ostern bemalte Eier zu schenken und die Muster beinhalteten Botschaften.“ Noch heute halten die Sorben dieses alte Brauchtum aufrecht. Und eben Menschen wie Waldemar. Er greift ein Ei aus der Tonschale und hält es mir hin. „Hier sind rote Herzchen zu sehen“, er lacht wieder bis über beide Ohren. „Sie sagen natürlich, dass man das Herz verschenkt. Zudem ist hier ein Christenkreuz als Symbol für den Glauben. Es verbindet die Herzen. Und die Punkte? Stehen für das Leben und die Verbindungen untereinander, aber auch die Einigkeit und die Dreifaltigkeit. Spannend.
Wolfszähne, ein Muster aus Dreiecken, soll vor bösen Einflüssen schützen und Sonnensymbole und ihre Strahlen stehen für Wachstum. „Heute ist diese Tradition leider fast in Vergessenheit geraten, aber ich möchte sie wieder aufleben lassen“, sagt er, deswegen bemalt er seine polnischen Ostereier nicht nur, sondern unterrichtet auch andere Menschen in Kursen, solche Kunstwerke aus ausgeblasenen Eiern zu fertigen. Scheint ein Trend zu sein, denn alle seine Workshops in diesem Jahr sind schon ausgebucht. Wundert mich nicht.
Waldemars Galerie in der Deisterstraße 42 ist auch jenseits der Osterzeit einen Besuch wert, sie ist mittwochs bis freitags von 18 bis 21 Uhr geöffnet.
Und ganz in der Nachbarschaft befindet sich die Färbewerkstatt von ranipink, über sie schreibe ich hier.
5 Antworten
Die sind ja wunderschön!
Danke liebe Steffi, das finde ich auch! Und Waldemar ist total klasse.
Solch schöne Ostereier werde ich bis zu den Freiertagen nicht mehr malen können. Bei mir werden die Ostereier einfarbig. Zu mehr hab ich keine Geduld…
Na, dass du überhaupt malst, ist doch schon toll!
Liebe Grüße