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Der Sylter Sagenwald

Sylter Sagenwald, Geschichten, Sagen Sylt, Sehenswertes
Inhaltsverzeichnis

Wer tiefer in die Mystik der nördlichsten Insel eintauchen will, der besucht den Sylter Sagenwald. Eine neue Einrichtung auf Sylt.

#Ein kleines Wäldchen wird zum Lernort

Die Insel der Einsamkeit, die Insel der Schönen und Reichen, die Insel der Kulinarik, die Insel für Familien – Sylt darf sich seit Jahrzehnten mit unterschiedlichen Beschreibungen schmücken. Und so tummeln sich alljährlich Hunderttausende Urlauber auf Deutschlands nördlichstem Eiland, um dort ihre Ferien zu verbringen. In Zukunft werden Familien mit ihren großen und kleinen Kindern aber nicht mehr alleine sein. Denn in dem kleinen Wäldchen zwischen Wenningstedt und Kampen tummeln sich seit einigen Monaten noch andere „sagenhafte“ Gestalten.

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Infotafel am Sylter Sagenwald

#Sagen aus Sylt

Schier unzählige Sagen ranken sich schon immer um die Insel Sylt. Eine der bekanntesten ist sicherlich die über den Freiheitskämpfer Pidder Lüng. Christian Peter Hansens Geschichte ist rund 200 Jahre alt und erzählt, wie Pidder jahrelang über die Meere segelte, um den dänischen Verfolgern zu entkommen. Diese wollten ihn hängen sehen, nachdem Pidder einem dänischen Steuereintreiber in einem Grünkohleintopf ertränkt hatte. Letztlich ließ sich der Freiheitskämpfer in eine Falle locken und wurde zum Tode verurteilt – so besagt es zumindest die Sage.

Doch auf Sylt spielen noch ganz andere Sagen – und denen können kleine und große Menschen im Sylter Sagenwald folgen. Denn auf der Insel lebten nicht nur die teils bösen Zwerge, sondern auch die gutmütigen Puken, denen man im Sagenwald begegnet. Listig lauern sie hinter einem Krabbelrohr und schauen zu, wie die Kleinen hindurchkrabbeln. Ein Puk half den Menschen beim Putzen und Aufräumen, aber nur wenn man ihm regelmäßig einen Topf mit Grütze und einen Schuss Butter hinstellte. So sagt es zumindest die Geschichte der Sylter Sagenwelt von Frank Deppe. Der Autor stellt für den Sagenwald seine Geschichten zur Verfügung und gestaltete die Infotafeln.

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Liebevoll gestaltetes Karussell.

#Mythos Keitumer Glocke

So auch bei der Geschichte rund um die Keitumer Glocke, die in einem Kirchturm erklingt, die von zwei Nonnen gespendet wurde. „Ing“ und „Dung“ hießen die Betschwestern. Das Glockenspiel kann man im Wald sogar nachspielen – mit Klöppel und Klangzapfen scheinen die Namen Ing und Dung zu ertönen – wie seinerzeit vor 800 Jahren. Damals soll ein Hexenfluch auf den Bau gelegt worden sein. Danach soll die Glocke in naher Zukunft herunterfallen und den mutigsten Jüngling des Ortes töten. Und auch der gesamte Turm sollte anschließend zusammenbrechen und die schönste Jungfrau unter sich begraben. Man schrieb das Jahr 1739, als eine Handvoll junger Männer so dermaßen am Glockenseil zog, dass die Glocke herunterfiel – auf Sören Sörensen, der das Ganze nicht überlebte. Seit dem Tag wagt sich angeblich keine Jungfrau mehr in die Nähe des Turmes.

Klabautermänner und Matrosen

Klabautermänner gelten gemeinhin als Glücksbringer der Seefahrer. Glaubt man der Sage, dann sorgt der Klabautermann dafür, dass das Schiff sicher durch unruhige See kommt, dass zerstörte Planken repariert werden und die Matrosen ihre Arbeit verrichten. Allerdings sind die kleinen Wichte nur so lange an Bord, so lange die Mannschaft mitzieht, keine Verbrechen begangen werden und sie bei Laune gehalten werden. Passt es ihnen nicht, dann gehen sie von Bord – das Schicksal des Schiffes wäre besiegelt. So hörte eines Tages in einem Hafen ein Matrose zwei Klabautermänner miteinander reden und sich über die Mannschaft samt Kapitän beschweren. Der eine Klabautermann versprach, das Schiff noch in der kommenden Nacht zu verlassen. Da ergriff auch der Matrose die Flucht – hatte er doch von der unsagbaren Kraft der Klabautermänner gehört. Kurze Zeit später verunglückte das Schiff mitsamt der Mannschaft auf See.

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Klangspiel im Sagenwald.

Geschichte ums Geisterschiff auf Sylt

Noch deutlich mystischer geht es in der Geschichte um das Geisterschiff zu. Vor vielen vielen Jahren an einem Tag im Herbst warteten einmal die Frauen der Insel auf die Rückkehr ihrer Männer, die an Bord verschiedener Schiffe die Welt bereisten. Die Frauen schlossen ihre Liebsten mit Freude in die Arme. Alle Frauen? Nein, nicht alle. Das wohl schönste Weib auf Sylt wartete vergebens. Die blonde Bruntje aus Braderup blieb allein zurück. Und obwohl später die Nachricht eintraf, dass das Schiff ihres Jünglings untergegangen sei, harrte Bruntje tagtäglich zum Abend hin am Wasser aus und blickte voller Sehnsucht in Richtung Nordsee. Schon bald galt sie als ein wenig verrückt.Aber die Sage erzählt von einem Tag, an dem Bruntje erneut am Strand wartete und aus den Tiefen des Meeres, noch im Nebel versunken, sich ein Schiff erhob und gerade auf sie zusteuerte. Am Bug des Schiffes erkannte Bruntje einen Mann mit einem vertrauten Gesicht. Ihr Geliebter war gekommen. Von da an sah man die schöne Blonde nicht mehr auf der Insel. Dafür halten sich Geschichten, dass Bewohner immer erzählen, sie hätten an nebeligen Tagen auf See ein Schiff gesehen, auf dem zwei Menschen ihre Zweisamkeit genossen. Und noch heute soll das Geisterschiff auf der Nordsee spukend unterwegs und wilde Stürme sein Kommen ankündigen.
Wer im Herbst durch den mystischen Sagenwald in Richtung Dünen und Meer blickt, der kann vielleicht auch heute noch die Segel des Schiffes über dem Dünensaum im Wind wehen sehen. Man muss sich nur ein wenig anstrengen…

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Einer der Sylter Zwerge, Pukken genannt.

#Der Mythos Ekke Nekkepenn

Wer kennt nicht Ekke Nekkepenn? Das Rumpelstilzchen Nordfrieslands? Mal ist er Zwerg, mal Kobold – oder wie im Sagenwald der Meermann. Ekke bat einen Fischer bzw. dessen Frau, bei der Geburt seines Kindes zu helfen. Die Fischer-Gattin zögerte nicht lange und stieg mit Ekke hinab ins Meer. Die Geburt verlief glücklich, die Frau kam mit Gold und Silber zurück aufs Schiff. Doch für Ekke Nekkepenn war es mehr. Er hatte sich verliebt und suchte die Fischer-Frau allerorten, nachdem er seines eigenen Weibs überdrüssig geworden war. Und dann war es eines Tages soweit. Der Meermann erkannte am Strand seine Geliebte wieder. Doch es war deren Tochter, Inge von Rantum. Ekke Nekkepenn störte dies wenig, streifte der jungen Frau einen Ring über und band sie damit an sich. Welch Traurigkeit in Inges Augen da breit machte. Doch Ekke kannte kein Erbarmen. In der Sage heißt es aber, er habe Inge ein Rätsel aufgegeben. Und wenn sie seinen Namen in Erfahrung brächte, würde sie wieder frei sein. Doch so sehr Inge sich auch bemühte, an jedem Ort nach dem Meermann fragte – niemand kannte dessen Namen. Doch das Schicksal meinte es gut mit ihr. Denn während eines Spaziergangs nahm Inge den Gesang eines Mannes wahr: „Heute will ich bauen, morgen will ich backen und übermorgen Hochzeit machen. Ich heiße Ekke Nekkepenn und meine Braut ist Inge von Rantum.“ So konnte die junge Frau sich vom Eheband befreien, ließ den Meermann wütend zurück, der sich mit wilden Stürmen vor der Küste Sylts rächte und seine Frau mit Netzen die Schiffe der Fischer versenken ließ.Walbeobachtung an der Nordsee, Sylt ist ein Hotspot, um Schweinswale zu sehen, es gibt sogar einen Walpfad zum Wandern, dort kann man Schweinswale von der Küste aus sehen.

Zwergenkönig und Grütztopf

Doch was wäre ein Sagenwald ohne eine Königsgeschichte. Besucher dürfen denn auch gleich nebenan auf dem Thron des Zwergenkönigs Platz nehen. Laut Sylter Sage ist der Erdhügel neben der Wenningstedter Kirche, gemeinhin als Hünengrab Denghoog bekannt, der ehemalige Versammlungsort der Zwerge und Heimat des Zwergenkönigs Finn mit seinem steinernen Thron. Dieser hatte die Sylterin Isa um ihre Hand gebeten und geheiratet. Die Hochzeit war ein riesiges Fest. Es wurde in Saus und Braus gefeiert, es gab Geschenke über Geschenke. Von da an lebten Finn und Isa ein unbekümmertes, glückliches Leben. Doch der Königstod riss das Paar jäh für immer auseinander. Die Zwerge waren in einer brutalen Schlacht in der Braderuper Heide den Syltern unterlegen. Finn sah bekümmert die vielen Toten seines Volkes und stieß sich bei Sonnenuntergang ein Messer in den Leib, um von der Erde zu scheiden.
Wer kennt das nordfriesische Wappen? Es beinhaltet eine Krone, einen Adler – und einen Grütztopf. Ja. Einen Grütztopf. Kaum zu glauben, aber wahr. Und die Sage „So kam der Grütztopf ins Wappen“ erzählt die Geschichte, warum die so ist. Denn es war die Tapferkeit der Sylter Frauen, die den Weg ebnete. Im Kampf gegen die Zwerge in der Braderuper Heide waren die Sylter Männer ins Hintertreffen geraten und kurz davor zu fliehen. Die Sylter Frauen waren ebenfalls vor Ort, um heiße Grütze ihren Männern zur Stärkung zu bringen. Sie sahen die Schande und griffen selbst in den Kampf ein. Die Frauen zeigten sich im Gegensatz zu ihren feigen Männern kampfbereit und schleuderten die Töpfe mit heißer Grütze gegen die Zwerge. Um nicht in Scham zu versinken, kehrten die Männer zurück in die Schlacht und die besiegten die Zwerge eindrucksvoll.

#Kostenloser Kinderspaß auf Sylt

Die Spielstationen und Infotafeln reihen sich auf einem rund 300 Meter langen Teilstück des Wanderweges aneinander. Ob es regnet, der Wind braust oder sich das Licht auf besondere Weise durch das Blätterdach seine Bahn bricht – in dem kleinen Wäldchen wartet ein Ort voller Magie auf die Besucher. „In Zeiten, die von Handys und anderen technischen Modulen geprägt sind, wollen wir mit dem Sagenwald bewusst einen spielerischen Gegensatz schaffen“, sagte Tourismusdirektor Henning Sieverts zur offiziellen Eröffnung gegenüber der Sylter Rundschau. Der Sagenwald soll aber auch ein Spielplatz mit Lernfaktor sein, die Sylter Geschichte lebendig werden lassen und motorische Fähigkeiten fördern. So wünscht es sich Initiatorin Iris Ballhausen, die die Sylter Sagen nicht vergessen werden lassen möchte. Motorische Fähigkeiten werden ebenso gefördert wie die Fantasie, soziale Kontakte und die Begeisterung für die Sylter Geschichte. Die Kleinsten sammeln erste Spielplatzerfahrungen, der große Bruder oder die Schwester kann vorlesen. Dabei sind die Spielgeräte aus natürlichen Materialen wie zum Beispiel Holz hergestellt und integrieren sich harmonisch in den Wald ein.
Und: Das Ganze ist kostenlos.

Zum Autor:

Randolf Leyk arbeitet nicht nur als Journalist in Marl, sondern hat vor allem mit mir zusammen letztes Jahr einen Reiseführer geschrieben – über die schöne Nordseeküste Schleswig-Holstein. Dabei sind wir auf viele Geschichten gestoßen. Doch eines ist dabei klar: Sylt ist sein erklärter Lieblingsort. Seit rund 30 Jahren reist er regelmäßig, teils mehrmals im Jahr, auf die nördlichste deutsche Insel. Natürlich haben sich mit der Zeit dabei zahlreiche Lieblingsorte ergeben. Hier gibt er einen kurzen Einblick der schönsten Ecken Sylts – vor allem für Menschen, die vielleicht das erste Mal auf die Insel fahren.

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4 Antworten

  1. Ich als Fan der südlichen Länder war auf Sylt auch noch nie ! Das brauche ich dir ja nicht zu sagen das weißt du aus meinen diversen Kommentaren ja schon. Schön dass es aber auch hier sowas gibt und die Kinder wird es auf jeden Fall freuen

  2. Das ist eine schöne Idee und die Geschichten im Sagenwald habe ich auch mit Begeisterung gelesen. Die Fantasie wird dort bei den Kindern ganz besonders angeregt und die Sylter Sagengeschichten bleiben dadurch erhalten. Sylt hat so viele Facetten und irgenwann werde ich diese schöne Insel besuchen.
    Liebe Grüße Andrea

  3. Liebe Andrea, das stimmt, und ich finde es schön, wenn die alten Sagen und Geschichten wieder hervorgekramt werden und so schön aufbereitet wie dort. Danke fürs Vorbeilesen bei mir. Liebe Grüße

Wer schreibt hier?

Hallo! Ich bin Andrea Lammert. Als Wegreisende, Bücherschreibende und Bloggerin bin ich stets auf Achse.

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