Budapests Nightlife – das ist vor allem die Blaue Stunde an der Donau. Aber es lohnt sich, auch mal jenseits der Ufer ins Geschehen zu tauchen. Nicht nur Ruinenpubs machen das Nachtleben in der ungarische Hauptstadt einzigartig.Manche Sachen aus Ungarn werden gleich importiert und zu Hippstars in Berlin. So ist es dem Szimpla ergangen, Budapests wohl berühmtester Bruchkneipe. Eigentlich sollte das Gebäude abgerissen werden, aber dann aber avancierte sie zur wohl beliebtesten Bar der Stadt. Antonia, meine Stadtführerin, startet hier unsere Tour zu den Ruinenkneipen und Szenetreffs in Budapests Nightlife. Tatsächlich das das Szimpla etwas ganz Besonderes, es vereint den Charme des Verfalls und des Alten mit Kreativität und trendigen Ideen. Hier werden Bier und Wein getrunken, man sitzt auf alten Drehstühlen, selbstgezimmerten Bänken und Sperrmüllschätzen. Alles irgendwie zusammengewürfelt und doch stimmig. Wir ergattern einen Platz im durchgesägten Trabant – es ist lustig, in diesem alten Auto zu sitzen, mitten im Innenhof, der von Heizbirnen erwärmt wird und mit dem fremden Pärchen ins Gespräch zu kommen. Die Hälfte der Besucher allerdings sind Touristen, das Szimpla ist längst kein Geheimtipp mehr in Budapest Nightlife. „Die Einheimischen sind woanders hingezogen, wie das mit Trends so ist“, erklärt die Ungarin, die gerade zuende studiert hat. „Das Szimpla ist aber trotzdem toll, man muss es einfach gesehen haben, wenn man hier war.“ Da gebe ich ihr recht. Wir trinken unseren Wein aus und machen uns weiter auf die Tour durch das jüdische Viertel Budapests. Vorbei an der Synagoge und den koscheren Läden geht es durch die engen Straßen. Mir fällt eine weitere schöne Kneipe auf. Doch vorher gibt es noch Fotos vom Szimpla.
Zwischen Büchern in der Könyv Bár
Die Könyv Bár weckt schon von außen mein Interesse. Ich mag Buchbars, in denen man seinen Kaffee oder Tee zwischen hunderten von Büchern zu sich nimmt wie in der Könyv Bar. Bücher strahlen eine einzigartige Gemütlichkeit aus, wenn sie in Regalen aufgereiht herumstehen. Hier gibt es natürlich auch viele Veranstaltungen rund um Literatur. Am schönsten ist es natürlich, wenn man auch die Sprache versteht und einfach schmökern kann. In Budapest ist das leider für mich unmöglich, denn ungarisch ist – zumindest für mich – eine sehr schwierige Sprache.
Zielstrebig führt mich Antonia weiter in die nächste Kneipe, es ist einer ihrer Libelingsplätze und möglicherweise die neue Alternative zum Szimpla.
Kisüzem
„Anstatt ins Szimpla gehen viele heute ins Kisüzem – die Eckkneipe ist zum Treffpunkt der Intellektuellen und Künstler geworden“, erklärt die Ungarin mir. Ich kann das sofort verstehen. Hier ist es übersichtlicher, nicht so markthallengroß, sondern eher klein und gemütlich. Die Wände sind natürlich unverputzt, Filzstiftmalereien auf Zetteln hängen an der Wand und jeder Platz ist besetzt. Wir nehmen einen Drink und die Atmosphäre ist kribbelig, die Gespräche hier sind angeregt, das Publikum gemischt, viele Studenten sind aber auch dabei. Hier würde ich länger sitzen, doch wir ziehen weiter. Antonia will mir noch mehr Bars und Budapests Nightlife zeigen.
Zahnklinik – Fogsor
Weiter geht es in eine ehemalige Zahnklinik, und eine weitere Ruinenkneipe, autentischer, heruntergekommener und ehrlicher als das hochgestylte Szimpla. Man muss ihn mögen, diesen schwarze Humor, den die Ungarn bisweilen an den Tag legen, wenn hier überall Gebisse hängen. Doch wir haben Pech und an diesem Abend ist hier nicht viel los, die Location ist wohl mehr zum Tanzen an Samstagabenden gefüllt. Weiter geht es durchs Zentrum von Budapests Nightlife.
Budapests Nightlife – Streetfood
Antonia will mir eine weitere Ruinenkneipe zeigen und streift um einen Komplex herum. „Hier war es irgendwo, ich bin ganz sicher. Manchmal findet man nur den Eingang nicht, weil es keine Schilder gibt.“ Doch als wir um die nächste Ecke biegen, sieht sie, dass der Komplex abgerissen wurde. „Ja, so ist das mit den Ruinenkneipen, manche sind eben derart autentisch, dass sie auch wieder abgerissen werden und eben keine Sondergenehmigung bekommen, um als Kneipe weitergeführt zu werden. Budapests Nightlife steckt voller Überraschungen.
Wir bekommen Hunger und kommen an dem Streetmarket neben dem Szimpla vorbei. Dort muss ich natürlich Lángos probieren, diese ungarische, fritierte Fladenbrotspezialität mit Käse und Saurer Sahne oben drauf. Lecker. Das muss ich zuhause gleich nachkochen, werden meine Kinder bestimmt mögen.
Geheime Türen Müvelödési Szint
Jetzt sind wir genug herumgelaufen. Ich möchte es irgendwie gemütlich haben. Antonia weiß natürlich Rat. „Komm ich zeig dir meinen Lieblingsplatz. Hier treffen sich aber wirklich meistens nur die Einheimischen.“ Kein Wunder, denn es ist sehr schwer zu finden. Zwar zentral gelegen am Blaha lujza tér, aber um diese Location muss man wissen. Unten ist die große Ladenzeile mit Sparmarkt und an der Seite eine grüne Tür mit Klingel. Nie im Leben hätte ich mich getraut, dort einfach zu klingeln. Antonia macht es – und wir stehen in einem 1970er Jahre Treppenhaus. Ganz oben ist die ganze Etage eine Art Freizeitheim, in dem sich junge Ungarn treffen. Heute steht Brettspielen auf dem Programm und in jedem der vielen Räume wird ausgibig gespielt. Wir setzen uns noch ein wenig dazu – dann aber scheitert es an meinen Sprachkenntnissen des Ungarischen und wir genießen noch ein wenig das Gewusel.
Mehr über Budapest findet Ihr hier – meine 11 Geheimtipps für Budapest sowie hier Budapest zur Blauen Stunde. Außerdem habe ich hier noch einen Artikel über Budapests Bäder geschrieben.
Wirklich Einblick in das Nachtleben der Stadt geben Touren mit Budapest Underguide.
Die Reise wurde unterstützt vom ungarischen Fremdenverkehrsamt – danke dafür!
4 Antworten
kann mir sehr gut vorstellen dass hier das „ausgehen“ und durch Kneipen „bummeln“ mal wieder richtig Spaß macht ! Danke für den Tipp aber leider zu weit weg um eine Kneipentour kurzfristig einzuplanen ! Wenn man aber mal die Gelegenheit hat sollte man sich deinen Beitrag gut merken ! LG Manni
Lieber Manni, so weit weg ist es eigentlich gar nicht, und es lohnt sich total. Budapest ist vor allem fotografisch wunderbar, aber das hast du ja schon gesehen 🙂 Viele Grüße