Budapest ist nicht nur schön, sondern auch noch brodelnd heiß: Mehr als 40 Quellen sprudeln unter der ungarischen Hauptstadt hervor, die sich eigentlich auch Bad Budapest nennen dürfte, derart geadelt wohl als einzige Hauptstadt Europas. Wer in Budapests Bädern zu Gast ist, muss einfach das Heilwasser ausprobieren.Zum Beispiel das Széchenyi-Bad, das wohl berühmteste der Stadt. Wenngleich ich nicht finde, dass es das schönste von Budapests Bädern ist. Aber es diese schachspielenden Männer, die ihr Frühstück in aller Seelenruhe in Tubberdosen vor sich hingestellt haben und stundenlang die Wärme genießen, strahlen auch eine ganz eigene Ruhe und Atmosphäre aus.
Dieses Ritual, im Wasser zu spielen, stammt wohl noch aus osmanischer Zeit, als die Türken im 16. Jahrhundert über Ungarn herrschten und die heißen Quellen unter Buda und Pest für ihre Hamams benutzt haben. Schon vor 2000 Jahren allerdings, als die Römer ihr Reich auch bis nach Ungarn ausdehnten, haben sie die heißen Sprudel als Wärmequelle in den harschen ungarischen Wintern geschätzt. Heute allerdings ist das Széchenyi-Bad einer der Touristenmagneten der Stadt: Lange Schlangen von Menschen bilden sich an den Kassen.
Im Stil eines Schlosses
Das Wasser sprudelt hier mit 77 Grad aus 1256 Metern empor, ganze 6000 Kubikmeter heißes Wasser, das für die Heilbäder heruntergekühlt werden muss. Irgendwie muss ich an Island denken, was für ein Luxus ist soetwas. Das Széchenyi-Bad geht auf das späte 19. Jahrhundert zurück, wurde aber von einem Gebäude aus dem Jahr 1914 ersetzt – und verstrahlt diesen Charme auch heute noch. Die kleinen Umziehkabinen, ich würde sie schon fast Umziehzimmer nennen, die jeder Besucher ganz für sich hat (abschließbar!) sind entzückend, ebenso wie das schlossähnliche Ambiente draußen. Ich musste nicht weit laufen, um alte, bärtige Männer zu finden, die Schach spielend im Wasser saßen und mich mit flotten Sprüchen auf ungarisch ansprachen. Leider konnte ich nicht zurückflirten, ungarisch zu lernen ist wirklich eine Aufgabe fürs Leben, glaube ich.
Dunst, Sprudeln und Flipflops
Aber es war eine Szene wie aus dem Bilderbuch. Und dann dieser Dunst, der vor allem im Winter aus dem Wasser aufsteigt und die Menschenmassen in einen wohligen Schleier hüllt. Ja, Menschenmassen. Leider. Denn ich habe kaum einen freien Platz in dem Wasser finden können. Für meinen Geschmack war das Bad zu voll und mir waren die Fußböden zu schmutzig, ohne Flipflops läuft hier nichts. Ich bin trotzdem ins Wasser gegangen, ja es war herrlich warm und sprudelte wie Champagner auf der Haut. Doch es ist auch voller Keime, ich hab es hinterher bereut.
Géllert – königlich im Jugendstil
Im Stadtteil Buda am gegenüberliegenden Donauufer ging es da etwas vornehmer zu. Das Géllertbad ist für mich irgendwie der Prototyp des gediegenen Badens der goldenen 1920er. Es ist Jugendstil par exellence. ist nicht nur ein Augenschmaus, es war auch wesentlich gepflegter aus das wuselige Széchenyi-Bad, aber auch kleiner. Keine Kunst, denn Széchenyi gilt als der größte Badekomplex seiner Art in Europa.
Wunderschön blau
Im Géllert war es viel leerer, aber auch viel kunstvoller. Mich hat die blaue „Grotte“ fasziniert und an einen Hamam erinnert. Diese Handläufe aus Messing, die geschwungenen Becken mit indigoblauen Mosaiken und die Skulpturen und Wasserspeier am Rand – sehr hoheitlich. Es ist nicht nur hübsch, sondern auch für seine Anwendungen berühmt. Das Wasser ist reich an Natrium, Calcium, Magnesium, Sulfaten und Flouridionen, so soll es bei Krankheiten des Bewegungsapparates sowie Hautkrankheiten Linderung bringen. Ich finde es einfach nur herrlich hier und genieße das heiße Wasser, bevor ich mir weiter die Stadt anschaue. Und ja, ein bisschen weicher und schöner fühlt sich meine Haut tatsächlich nach dem Baden an.
Széchenyi und Géllert sind nur zwei von Budapests Bädern, die so berühmt in aller Welt sind. Rudas und Lukács sollen auch schön sein, ebenso wie das Király – aber die werde ich dann wohl nächstes Mal besuchen.
Die Reise wurde unterstützt vom ungarischen Fremdenverkehrsamt – danke dafür!
Mehr über Budapest findet Ihr hier – meine 11 Geheimtipps für Budapest sowie hier Budapest zur Blauen Stunde. Und auch andere Blogger schreiben über Budapest, etwa Beate vom Blog Reiselust-Magazin, sie beschreibt die Bäder der Stadt. Auch Janett von Teilzeitreisender hat über Sehenswertes in Budapest geschrieben.
9 Antworten
Ich war vor fast siebzehn Jahren im Szechenyi-Bad, da war es für Touristen noch ein Geheimtipp… Und ohne Ungarisch-Kenntnisse und nur mit Sprachführer in der Hand gar nicht so einfach:). Ich war damals total beeindruckt!! Danke für den schönen Bericht!! Liebe Grüße, Wanja
Liebe Wanja, vor 17 Jahren – jetzt bin ich beeindruckt. Heute ist es leider sehr voll, jedenfalls, als ich dort war. Aber es ist immer noch ein wirklich bleibendes Erlebnis. Und mich fasziniert immer wieder dieses heiße Wasser aus dem Boden. Und es fühlt sich noch so gut an. Danke für deinen Kommentar und das Lesen, ich freu mich immer sehr.
Wir besuchten damals eine ungarische Freundin in Budapest, die uns diesen Tipp gab. Und ich liebe die Stadt!! Und eines der eindrucksvollen Erlebnisse war der Besuch des Bades mit den Schach spielenden Männern :))). Ich musste richtig grinsen! Liebe Grüße, Wanja
Hallo Andrea, auch dieser Bericht über „Budapests heiße Bäder“ gefällt mir wieder sehr gut. Ich selbst war im Jahre 1979 nur einmal zu einer kurzen Stippvisite, allerdings im heißen Juli/August in Budapest … eine tolle Stadt …
Seit kurzem bin ich eine aufmerksame Leserin. Dein Schreibstil spricht mich sehr an. Auch Deine Fotos sowie die Präsentation Deiner Berichte sehen in meinen Augen echt gut aus. In der heutigen Zeit findet man so viele Blogger, die z. T. sehr überzogen schreiben und „ironische“ Ausdrucksweisen bevorzugen … Nicht mein Ding. Mach weiter so. Viele Grüße, Ute.
Ja, das ist auch eine lustige Situation. Vor allem, weil die so kommunikativ sind. Schön, dass man über den Blog so ins Gespräch kommen kann. Dir noch einen schönen Abend! Und danke für die vielen Likes und Kommentare
Liebe Ute,
oh, danke! Da freue ich mich aber sehr über solche Kommentare wie deinen. Das erhellt mein Bloggerherz, wenn da so schöner Response zurückkommt. Herzlich willkommen bei mir – ich freue mich auf unseren Austausch! Und ja Budapest – darüber wirst du dann bei mir noch mehr finden, gehört ja zu meinen Lieblingen 🙂
Hab noch einen schönen Abend, Andrea
Vielen Dank für den tollen Artikel! Die Bäder werde ich definitiv besuchen müssen 😀
Liebe Grüße, Iris
Liebe Iris, danke für deinen Kommentar! Ja, die Bäder sind empfehlenswert. Ich bin schon gespannt auf deinen Bericht dann. Viele Grüße
Andrea