Weimar: Übernachten in der Notenbank

Weinar, Hotel, Notenbank, Ferienwohnung in Weimar
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Eine außergewöhnliche Übernachtungsmöglichkeit habe ich in Weimar gefunden: In der alten Notenbank gibt es neuerdings Ferienwohnungen. Sie sind nicht nur zentral, sondern das Gebäude ist ein Denkmal für sich.

Es riecht gar nicht nach Geld, sondern nach Putzmitteln, Eisen und Holz, als wir in die alte Weimarer Notenbank treten. Und kaum bin ich in dem Gebäude, habe ich mich auch schon verliebt – in den alten Fahrstuhl aus dem Jahr 1926. Ein vergittertes Konstrukt, dessen Seile sich knarzend in Bewegung setzen, als ich seinen zierlichen Knopf drücke. Ob wir wohl zu fünft samt unserer Koffer heile nach oben kommen? Auch Hausherr Anselm Graubner stutzt und überlegt sichtlich, ob er nicht doch lieber zu Fuß gehen sollte. Der Geschäftsführer des Weimarer Familienhotels führt uns zu seiner neuen Errungenschaft: Ferienwohnungen in der alten Notenbank. Doch erstmal müssen wir oben ankommen. Denn dieses Fahrstuhlmodell von 1926 ist ein kleines Abenteuer, was mich bei meinem Hang zu Herausforderungen nicht wirklich wundert.

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Das schöne Treppenhaus in der Notenbank zu Weimar
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Sogar alte Merkzettel hängen noch in der alten Notenbank in Weimar.

Der Fahrstuhl von 1926

Es funktioniert natürlich nicht einfach so, wie man es von ihm erwarten könnte, sondern fordert mit seinem Rattern und Ruckeln meine ganze Aufmerksamkeit. Dass er ab und an auch mal gerne stehen bleibt, erfahre ich erst, als ich oben wieder aussteige. Ganz standesgemäß übrigens, mit per Hand aufzuklappenden Türchen. Anselm Graubner dreht sie ganz vorsichtig und atmet erleichtert auf, als wir im oberen Stockwerk angekommen sind. „Im Prinzip ist dieser Fahrstuhl eine Diva“, sagt Grauber und wirkt fast ein wenig verweifelt, wie es typischerweisen Menschen im Umfeld von Diven so sind.

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Die Notenbank in Weimar von außen

Auf dem Dach der Notenbank

Doch keinesfalls wollte er auf den schönen Fahrstuhl verzichten. Könnte er auch gar nicht, denn er ist, wie alles in diesem Haus, denkmalgeschützt. In einer Stadt wie Weimar, wo man auf Schritt und Tritt Goethe und Schiller oder anderen Denkern begegnet, ist es mal ganz erfrischend, sich auch mal mit Dingen jenseits der Klassiker zu befassen. Mit Geld zum Beispiel. Doch dazu kommen wir später. Erst einmal steigen wir der Notenbank aufs Dach. Denn zu den Ferienwohnungen in Weimar, die alle nach ökologischen Richtlinien saniert worden sind, gehört auch eine große Dachterrasse. Von dort kann man nicht nur den Sonnenaufgang herrlich beobachten, sondern auch das Lichtermeer, das abends aus der Stadt gen Himmel funkelt.

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Treppenhaus in der Notenbank – da geht es zu den Ferienwohnungen in Weimar.

Im Geldkeller

Das Haus, auf dessen Dach wir stehen, war jahrelang eine Problemimmobilie. Wer will schon eine alte Bank kaufen, selbst wenn sie sich in Weimar befindet ? Noch dazu eine, die unter Denkmalschutz steht? Dr. Lorna Heyge hat den Mut aufgebracht und gemeinsam mit Anselm Graubner das Potential des Gebäudes erkannt. Die Musikerin hat eine Stiftung gegründet und so ist die Notenbank heute in der Hand der Heyne-Stiftung, verwaltet von Anselm Graubner. Er hat aus dem Gebäude einen neuen Hotspot der Kreativität erschaffen. Wo einstmals Kredite bewilligt oder abgelehnt wurden, haben sich heute Künstler und Freiberufler wie Designbüros, Fotografen, Musiker niedergelassen. Türen, die uns verschlossen bleiben. Dafür öffnen sich ganz andere – die des Heiligsten, des alten Geldkellers. Anselm Graubner gibt eine private Tour durch die Notenbank in Weimar – spannend vor allem für die Kinder. Wann hat man schon mal die Chance, in den Tresorbereich einer Bank zu gelangen?

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Drehen und dann geht der Tresor auf – Eingang zum Heiligsten in der Notenbank.
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Irgendwie war in den 1920er Jahren Ordnung noch nicht so steril wie heute.

Als erstes erklärt er uns den Sinn der sechs bunten Glühbirnen, die auf den Gängen in kunstvollen Aufhängungen von der Decke hängen. „Das ist ein Nachrichtensystem.“ Ah, eine Art modernes Whats App, mutmaßt mein Sohn. Genau, gepaart mit einer Geheimsprache, beeindruckt ihn das nachhaltig. „Einige wichtige Mitarbeiter hatten eine spezielle Kombination dieser Lampen. Wenn sie nicht am Platz erreichbar waren, weil sie mit Herrn Müller auf dem Flur Kaffee getrunken haben, dann sahen sie, dass die Lampen leuchteten und wichtige Anliegen zu klären waren.“ Ein spannendes System.

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Das altertümliche Whats App – Alarmsystem der Notenbank.
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Die bunten Birnen hatten tatsächlich einen Zweck, sie hängen nicht nur als Dekoration dort.

Im Keller des Tresorraumes

Doch viel interessanter wird es tatsächlich im Keller, der ebenfalls mit seinen vergitterten Toren und den dicken Tresortüren komplett unter Denkmalschutz steht. Es gibt nicht nur einen Raum, in dem sich damals tatsächlich das Geld der Landesbank Thüringen stapelte, sondern auch einen Raum mit vielen kleinen Tresoren. „In einem Tresor haben wir sogar eine mumifizierte Ratte gefunden“, erzählt Anselm Graubner. Wie die dorthin gekommen ist, weiß niemand so genau. Heute sehen die Räume eher aus wie ein Museum – gepflegt, manche ein wenig plötzlich verlassen und alle unbelebt, so als wäre die Notenbank gerade erst ausgezogen. Durch lange Gänge geht es wieder zurück ins Erdgeschoss, dort befinden sich Konzerträume und eine Etage höher ist das ehemalige Direktorenzimmer, alles eben wie ein kleines, privates Museum, nur dass es mit Leben gefüllt ist, weil sich viele Bürogemeinschaften dort niedergelassen haben.

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Die dicken Tresortüren haben einen besonderen Schließmeachanismus.
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Tresorraum in Weimar

Das Dachgeschoss mit den Ferienwohnungen wirkt wie ein eigenes, kleines Haus im Haus. Unter der Schräge ist es kuschelig wie in einem Zelt, nur dass die Räume viel größer und komfortabler sind. Das Bett ist derart breit, dass wir locker als ganze Familie in einem Bett schlafen könnten – himmlisch viel Platz und morgens mit Aussicht auf den Sonnenaufgang. In der Küche gibt es stilecht Geschirr aus den 1920er Jahren und wenn nicht gerade der Ostwind wie bei uns eine Kältefront bringt, kann man sogar im Laubengang vor der Wohnung im Freien sitzen und eine Auszeit vom Kulturtrubel genießen. Goethehaus und Deutsches Nationaltheater sind um die Ecke – und dieses Gefühl, in einer alten Bank zu schlafen, über den Tresor- und Verhandlungsräumen ist schon etwas ganz Besonderes.

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In den Tresoren liegen Geldkassetten, darin befindet sich aber nicht immer nur Geld…
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…sondern in einer auch eine mumifizierte Ratte.

Ferienwohnungen in Weimar

Die Ferienwohnungen in der Notenbank in Weimar sind ab sofort buchbar. Sie kosten ab 80 Euro pro Nacht, die Preise variieren nach Saison und Größe der Wohnung. Insgesamt liegen die Ferienwohnungen schön zentral. Sie sind nach ökologischen Standards saniert worden, etwa mit Lehmputz und Kaseinfarbe. Die Ferienwohnungen sind ideal für Familien in Weimar und besser als manches Hotel, weil sie schön geschnitten sind und eine sehr gut ausgestattete Küche haben sowie mehrere Toiletten. www.goethezimmer-notenbank.de

Uns hat es als Familie dort super gefallen, die Betten waren riesig wie die Räume auch, wir haben geschlafen wie die Murmeltiere. Insgesamt waren wir erstaunt, dass es so ruhig ist, obwohl die Notenbank an der großen Steubenstraße liegt, also mitten im Zentrum Weimars. Zum Deutschen Nationaltheater waren es nur zehn Minuten zu Fuß ebenso wie zum Goethehaus.

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Das riesengroße Bett in der Notenbank.

 

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Die Ferienwohnungen in der Notenbank in Weimar.
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Die Küche in den Ferienwohnungen in Weimar.
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Notenbank kann man auch anders verstehen
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Vier Millionen passten einst auf diesen Wagen in Scheinen und wurden durch den Keller geschoben.
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Alles ist in Gelb und Grün gehalten

Unterstützt wurde die Reise von den Appartements Goethezimmer. Danke dafür!

Du möchtest mehr über Weimar erfahren und brauchst mehr Tipps? Dann schau doch mal bei meinen anderen Artikeln vorbei: Wer mit Familie anreist, könnte sich für meine 11 Tipps für Weimar mit Kindern interessieren. Du suchst gutes Frühstück und Brot in Weimar? Dann schau mal hier, dort habe ich über die Brotklappe geschrieben. Und wenn du dich für Goethe interessierst, begleite mich doch auf meinem philosophischen Spaziergang durch die Stadt.

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12 Antworten

  1. Also unglaublich was du hier oft für Beiträge reinstellst ! Ich finde es super und diese Ferienwohnungen sind wirklich nicht alltäglich und spannend zugleich ! Wer hat schon mal in einer Bank übernachtet ? Ich kenne niemand ! Also ich muss mal wieder beide Daumen nach oben strecken und bin völlig begeistert von diesem Beitrag ! LG Manni

  2. Oh, lieber Mann, dankeschön! Das freut mich sehr. Ja, das dachte ich auch: Wann kann man schon mal in einer Bank übernachten? Ich hoffe ja auch, dass das sich positiv auf mein Geldkarma auswirkt 😉 Und wieder musste ich an dich denken: Du hättest fotografisch echt richtig Spaß gehabt! Liebe Grüße in den Süden aus dem verschneiten Norden

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Hallo! Ich bin Andrea Lammert. Als Wegreisende, Bücherschreibende und Bloggerin bin ich stets auf Achse.

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