Ein deutsches Stonehenge soll es sein: Das Ringheiligtum Pömmelte ist eine Kreisgrabenanlage, die bis in die Steinzeit zurückreicht.
Anfahrt zum Ringheiligtum Pömmelte
Allein schon die Anfahrt ist magisch: Alleen führen durch flaches Land, die Getreidefelder leuchten spätsommergolden in der Sonne. Leichter Nebel liegt über den Feldern, die hier irgendwie immer morgens feucht sind, denn die nahe Elbe wirkt wie eine Klimaanlage und schenkt der Landschaft ihr Kondenswasser. Tatsächlich ist die Anreise zum Ringheiligtum Pömmelte in den Morgenstunden etwas Besonderes und von mir aus ja auch in zwei Stunden Autofahrzeit gut machbar.
Ich komme dort an und finde zwei Wohnmobile auf dem Parkplatz vor, ansonsten wirkt der Platz irgendwie surreal. Das fand ich übrigens schon, als ich mich dem Ringheiligtum näherte und das dazugehörige Ortsschild las: Zackmünde. Ich mag ja die Ortsnamen an der Elbe, sie sind oftmals Zeugnisse früher Kulturen, so haben eingewanderte Sorben diese Gegend ebenso urbar gemacht wie Langobarden dort aufzufinden waren. Barby, Pömmelte und nun Zackmünde – ich habe ja ein Faible für solche ungewöhnlichen Ortsnamen.
Sonnenaufgang im Ringheiligtum
Dann also los. Sonnenaufgang im Ringheiligtum Pömmelte. Zur Sommersonnenwende zieht dieser Ort wie ein Magnet Spirituelle und Suchende in seinen Bann. Denn er ist genau nach der Sonne ausgerichtet und zeigt zur Sommersonnenwende ein besonderes Gesicht – doch dazu später mehr. Erstmal ankommen und umschauen.
Das Ringheilitum Pömmelte ist ein heiliger Ort, es trägt ja auch nicht umsonst diesen Namen. Obwohl sich am Eingang grade eine riesige Baustelle befindet (dort wird derzeit ein Informationszentrum errichtet), ist die besondere Energie dieses Ortes zu spüren. Es ist, wie immer an solchen alten Kraftplätzen, als würde sich die Welt ein wenig langsamer drehen. Ein großer Friede liegt über der Landschaft und erfasst mich, als ich mich auf den Weg zu dem Ringheiligtum mache.
Die Vegetation ist anders, wilde, trockene Blumen zieren meinen Weg. Es kribbelt in meinem Scheitel und ich bin hellwach, obwohl ich um 3 Uhr aufgestanden bin. Jetzt stehe ich hier. Am Ringheiligtum Pömmelte, dem deutschen Stonehenge.
Das deutsche Stonehenge
Als ich zuerst davon gehört habe, hat es mich berührt. Ein so wichtiger Kultplatz und dann noch nahe meines Herzensflusses der Elbe. Doch dann sah ich die Bilder von den neumodischen Stämmen, die die alte Anlage betonen sollten – und verschob den Besuch. Ich hatte plötzlich Sorge, dass die moderne Interpretation alles verfälscht und nahm von einem Besuch erstmal Abstand.
Nun kaufe ich durch das Gras in Zackmünde laufe und sauge den Spätsommermorgenduft in meine Nase. In meinem Blickfeld ragt ein quaderähnliches Holzgebäude auf, es ist der Aussichtsturm, von dem aus man den Blick auf den alten Kultplatz hat. Dort zeigt sich, wie rund die Anlage aufgebaut wurde und dass es mehrere Ringe gibt, die einander einschließen. Es ist erstaunlich, wie kreisrund die Formen sind, wenn man bedenkt, dass sie vor mehr als 5000 Jahren geplant worden sind, damals gab es weder Drohnen noch Türme.
Schilder erklären dort oben die Anlage. Und ich erfahre, dass es nicht nur Pömmelte gibt, sondern eine Schwesteranlage in Schönebeck, die in Sichtweite lag. Während in Pömmelte Innen- und Außenraum getrennt voneinander waren, bestand in Schönebeck ein Durchgang zwischen beiden Welten. Es stellt sich die Frage, ob Pömmelte ein Ort des Jenseits war und Schönebeck ein Ritualplatz. So ganz wird man das heute nicht mehr rausbekommen, doch mehr und mehr wird auch Pömmelte wieder als Ritualplatz genutzt, grade zu den Tag- und Nachtgleichen treffen sich dort die Menschen, um den Sonnenauf- oder Sonnenuntergang zu bewundern.
Rituale in Pömmelte
Pömmelte diente wohl früher schon als Ritualplatz, um die Jahreskreisfeste zu feiern und möglicherweise war es auch eine Art Uhr, um festzustellen, wie weit die Sonne im Jahreskreis vorgedrungen war. In einer Zeit ohne Kalender war es für die Bauern überlebenswichtig zu wissen, wie weit das Jahr schon fortgeschritten war und ob sie schon ihre Feldfrüchte aussäen konnten. Mehr über das Ringheiligtum Pömmelte findest du auch bei Wikipedia.
So sind in Pömmelte die beiden Hauptzugänge jeweils nach den Sonnenständen zur Tag- und Nachtgleiche (also 20./21. März und 22./23. September) ausgerichtet Die verschiedenen Sektionen der Anlage lassen darauf schließen, dass es eine Zone für die Aussaat, die Ernte und das Totenfest gegeben haben könnte. Dort haben die Menschen womöglich gefeiert und gebetet. Man nimmt zudem an, dass das Rondell während der Jahreszeitenfeste geschmückt worden ist. Dabei ist die Innenfläche 46m weit und bietet vielen Menschen Platz.
Pömmelte ist auch ein Ort der Gräber, bemerkenswert ist, dass männliche Tote gen Osten begraben worden sind, alle anderen eher im Westen. Forscher schließen daraus, dass die Menschen der Steinzeit damals an Wiedergeburt geglaubt haben könnten, aber dass das „Recht“ auf Wiedergeburt nur den Männern vorbehalten war (der von Sonnenaufgang geprägte Osten steht ja für Neuanfang und Wiedergeburt) und dort lagen eben die Gräber der Herren.
Aus welcher Zeit stammt das Ringheiligtum Pömmelte?
Der älteste Teil der Anlage sind die inneren Ringe, sie stammen aus etwa 2300 v. Chr. die äußeren Teile der Anlage sind jünger. Damit ist Pömmelte etwa zur selben Zeit entstanden wie Stonehenge. Doch die beiden Anlagen unterscheiden sich vor allem äußerlich. Während Stonehenge aus Steinblöcken errichtet wurde, ist Pömmelte von Erdwällen geprägt. Das gibt der Anlage eine ganz andere Qualität. Die neuen Holzpfähle, die in den Boden gesetzt worden sind, um Historisches nachvollziehbar zu machen, wirken gar nicht störend, sondern eher im Gegenteil. Sie geben Halt und strahlen etwas Warmes, Beschützendes aus, während die Steine in Stonehenge natürlich eine ganz andere Kraft haben, weil sie so offensichtlich so viel Kraft der Jahrhunderte in sich gesammelt haben. Doch wer genau hinspürt, wird dieses auch in Pömmelte erkennen, denn den Erdwällen und der kreisrörmigen Anlage wohnt eine besondere Kraft inne. Einfach mal hinsetzen und spüren!
Praktische Informationen zum Ringheiligtum Pömmelte
Öffnungszeiten im Ringheiligtum sind nicht zu beachten, denn es ist rund um die Uhr zugänglich. Besonders beliebt ist es an Ritualtagen wie etwa der Sommersonnenwende, Samhain oder Beltane. Da die Anlage weitläufig ist und sich alles draußen abspielt, ist auch Corona kein Thema, je nach Menschenmenge setzt man dort eine Maske auf oder nicht. Oftmals hat man den Platz aber für sich ganz allein.
Eine Antwort
Natürlich habe ich von Pömmelte schon oft gehört und gelesen, aber einen so schönen und liebevoll, persönlichen Bericht noch nicht.
Ich freue mich immer, wenn es Menschen gibt, die eine Verbindung in die ferne Vergangenheit haben und ein Gespür für die Magie solcher Orte. Der Artikel macht mir richtig Lust dort hinzufahren, wenn ich nicht leider fünf Autostunden davon entfernt wäre. Also wird das in diesem Leben wahrscheinlich nichts mehr.
Danke, dass ich zumindest auf dieser Website ein bisschen dabei sein konnte.
Meine Liebe zu alten, unbekannten Kulturen lebe ich mit Google Earth und dieser Website aus: https://archaeologie.bemerkenswelt.de/
Schöne Grüße
Manfred