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Elberadweg – von Prag nach Deutschland (Etappe 1)

Elberadweg Tschechien, Melnik,
Inhaltsverzeichnis

Die Elbe ist ein ganz besonderer Fluss für mich. Dort bin ich aufgewachsen und jeden Morgen hat sie mich auf meinem Schulweg begleitet. Ich sah die langen Lastenkähne gen Meer tuckern und fragte mich, woher sie wohl kommen. Wie sieht es da aus? Praha stand auf manchen, Prag.  Tschechien – das Land, in dem der Fluss entspringt. Jetzt war ich endlich mal dort und bin den Elberadweg in Tschechien entlang geradelt. 

Schon die Anreise mit der Bahn ist besonders, denn wir durch die Sächsische Schweiz direkt an der Elbe entlang. US-amerikanische Touristen stellen sich in die Gänge und knipsen aus dem Fenster ein Foto nach dem anderen von den steilen Sandsteinfelsen und den hübschen Fachwerkhäuschen. Es erinnert tatsächlich ein wenig an Österreich oder die Schweiz. Auf der Elbe schippern Familien mit Schlauchbooten und auf den Terrassen der Ausflugscafés sehe ich Menschen ihr Eis essen. Doch für mich geht es weiter nach Prag, den Start meiner Reise. Eigentlich würde ich gerne von der Elbquelle aus nach Deutschland fahren, doch diese Tour führt von Prag nach Deutschland. So muss die Quelle eben noch warten. In Prag drückt das Wetter – 30 Grad ist es warm. Wir machen eine kleine Stadtführung, natürlich auch zur Karlsbrücke und naschen lecker Trdelník, die knusprige Baumkuchenspezialität.

Elberadweg, Tschechien, Prag, KarlsplatzAm nächsten Morgen geht es los. Lukáš Svárovský wird unser Guide sein die nächsten Tage. Er führt die Firma Europe-Bike-Tours und weist uns in die Gangschaltung unserer roten Touring-Leihräder ein und los geht es – direkt von der  Akademie der Bildenden Künste zur Moldau. Noch nicht der Elberadweg, aber Prag liegt ja auch an der Moldau. Wir rollen bergab und ich komme mit der Gangschaltung noch nicht so ganz klar.

Elberadweg, Tschechien, Veltrusy, LeitmeritzRoel, ein passionierter holländischer Radfahrer und Teil unserer Gruppe, ist aber schnell zur Seite und erklärt mir die Kniffe der Technik. Wir rollen bergab vorbei an Skatern und an Müttern mit Kinderwagen. Opas sitzen auf Bänken und plaudern und Joggern genießen die frische Morgenluft. „Ihr könnt in Prag immer mitten im Grünen radeln und dennoch im Zentrum sein“, erklärt Lukáš und führt uns  an neobarocken Gebäuden vom Lapidárium, dem Nationalmuseum im Stadtteil Holešovice, vorbei. Es riecht gut nach Bäumen und den kleinen Seen des Parks.

Weiter geht es zum Wasser – unserem ersten Stopp. Der Wildwasserkanal an der Moldau ist ein wirklich schöner Platz, denn hier trainieren die Kanuten Slalom. Das Wasser wirbelt, die Sportler drehen und paddeln und am Ufer schauen wir ebenso fasziniert zu wie die Kinder, die an der Hand ihrer Mamas hier spazierengeführt werden.

Elberadweg, Tschechien, Prag, WildwasserWeiter geht es, raus aus der Stadt. Lukáš führt uns am Prager Zoo vorbei, entlang des Flusses, dem Friedrich Smetana mit seiner Komposition „Moldau“ ein musikalisches Denkmal gesetzt hat. Mohnblumen blühen und eine Reiherkolonie hat es sich auf einer Insel in der Moldau gemütlich gemacht, mindestens 15 Tiere stehen dort majestätisch. Nur wenige Meter weiter schippert ein Kahn gemütlich über den Fluss. Die Fähre transportiert vor allem Fahrräder und Fußgänger. Sie erinnert mich eher an ein Floß aus dem Film Chocolat als an eine Fähre wie ich sie kenne – und der Skipper könnte Johny Depps Bruder sein. Elberadweg von Prag nach Melnik

Es ist herrlich, den Duft des Flusses einzuatmen, gemischt mit dem der Sommerblumen. Zwischendurch lernen wir, was es heißt am Fluss zu wohnen, denn manche Häuser haben vergangene Hochwasserstände mit Schildern markiert, so manches Mal hat die Moldau schon den 1. Stock der Wohnhäuser geflutet.

Elberadweg, Tschechien, Melnik,In Mělník vereinen sich Moldau und Elbe zu einem breiten Strom. Und für mich beginnt der Elberadweg. Am Ufer ziehen sich Reben an den Sonnenseiten den Hügel hoch, hier ist eines der Weinzentren Böhmens. Elberadweg, Tschechien, Melnik,Auf dem Sporn thront das Schloss der Familie Lobkowitz. Im edlen Restaurant stärken wir uns bei Spargel und Weißwein und schauen uns anschließend das Schloss an. Neben all den Repräsentativräumen gibt es dort eine eher makaber anmutende Sehenswürdigkeit: Das Beinhaus von der Peter- und Paul-Kirche ist mit den Knochen von etwa 10.000 Menschen dekoriert, die Gebeine sind zu Mustern gestapelt worden und Ellen und Oberschenkelhälse bilden nun bizarre Formen wie Anker und Kreuze.

Elberadweg, Tschechien, Melnik, SchleuseWir verweilen noch kurz im Schlosscafé und machen uns fit für die nächste Etappe nach Veltrsy – doch dazu mehr im nächsten Post.

Die Reise wurde unterstützt von Czech Tourism, dem tschechischen Tourismusamt. Danke dafür.

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8 Antworten

  1. Sehr schöner Beitrag und für jeden „Radfan“ ein „muß“ !!! Ich bin kein großer Radfahrer aber ich fand ihn trotzdem interessant ! Ich war auch mal „oh je „vor vielen Jahren in Prag. Manche Fotos kommen mir bekannt vor ! War damals aber nur ein Tagesausflug innerhalb eines Urlaubs ! Habe die Stadt noch als sehr impulsive und interessant in Erinnerung ! Freue mich auf einen weiteren TEil !!!! LG Manni

  2. Lieber Manni, danke! Ja, manchmal verändert sich in Städten kaum etwas und manches ist dann nicht wiederzuerkennen. Das ist sehr spannend!
    Liebe Grüße

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Hallo! Ich bin Andrea Lammert. Als Wegreisende, Bücherschreibende und Bloggerin bin ich stets auf Achse.

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