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Donegal: Im Folk-Village von Glencolumbkille

Das Folk-Village von Glencolumbkille ist ein Freilichtmuseum, das in die Alltagsgeschichte Irlands einführt, mit Historie zum Walfang, Schwitzhüten, Fischfang
Inhaltsverzeichnis

Ganz weit oben im Norden Irlands liegt Glencolumbkille. Das kleine Dorf ist ein magischer Ort in Donegal und nicht nur wegen seines Folk-Village sehenswert.

Das Folk-Village von Glencolumbkille ist ein Freilichtmuseum, das in die Alltagsgeschichte Irlands einführt, mit Historie zum Walfang, Schwitzhüten, Fischfang
Idylle mit Schafen in Glencolumbkille

#Wo liegt denn Glencolumbkille?

Irland im November ist keine gute Idee? Doch, vor allem, wenn man in Donegal unterwegs ist. Denn jetzt hat man die Landschaft ganz für sich allein, während Sonne und Wolken sich in den Lichtspielen übertreffen. Mal türmen sich schwarze Wolkenberge am Horizont auf und im nächsten Moment malen die Sonnenstrahlen Leuchtfarben in die Landschaft. Das Wetter im November in Donegal ist typisch irisch, rund 10-12 Grad warm und vereint meistens vier Jahreszeiten in einer Stunde, zwei mindestens. Wetterkino ist eine der Hauptattraktionen dieses kleinen Ortes an der irischen Westküste. Am berühmten Wild-Atlantic-Way, einer Wegstrecke die sich über mehr als 2500 Kilometer von Cork in Südirland nach Derry im Norden erstreckt sich diese Traumstraße, an der auch das 700-Seelen-Dorf Glencolumbkille liegt. Der Ort liegt hübsch am Fuße der Hügel, die die einsame Landschaft formen und sich an der Küste zu spektakulären Klippen zerklüften.

Das Folk-Village von Glencolumbkille ist ein Freilichtmuseum, das in die Alltagsgeschichte Irlands einführt, mit Historie zum Walfang, Schwitzhüten, Fischfang
Glencolumbkille liegt an einem Fjord.

Zwei Pubs ein kleiner Laden, eine Post, ein Geldautomat, ein Haushaltsgeschäft mit Töpfen und Socken, ein Buchgeschäft, eine Chocolaterie – für so wenig Einwohner hat Glencolumbkille ein erstaunliches Angebot.  Doch es ist kein normales, irisches Dorf, sondern ein ganz besonderes, denn zum einen ist es ein wichtiger Pilgerplatz mit seinen steinernen Säulen, in denen sich prähistorische Ritzmuster befinden. Und zum anderen gibt es dort ein wundervolles Freilichtmuseum: Das Folk-Village ist ein beeindruckender Ort, um mehr über irische Geschichte zu lernen.

Das Folk-Village von Glencolumbkille ist ein Freilichtmuseum, das in die Alltagsgeschichte Irlands einführt, mit Historie zum Walfang, Schwitzhüten, Fischfang
Die Häuser von Glencolumbkille sind aus den Steinen des Ortes errichtet.
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Das kleine Folk-Village von Glencolumbkille.

#Besuch im Folk-Village

Die kleinen Häuser duken sich an die Hänge im Südosten des Dorfes, Reetdächer biegen sich über weißen Wänden und aus den Schornsteinen qualmen dicke Rauchwolken. Es riecht durchdringend, nicht warm und holzig, sondern etwas sauer und scharf: Die Iren, denen es in dieser Gegend an Bäumen fehlt, verbrennen Torfstücke, um wenigstens etwas Wärme in die Häuser zu bringen. Denn draußen sind zwar etwa zehn Grad, doch es ist feucht und so kriecht die Kälte in die Häuser, durch die Schuhsohlen und Pullis fast direkt in die Knochen. Die Iren haben das beste Rezept gegen die Kälte gleich vor der Haustür: Die Wolle der Schafe wird hier noch zu Tweed und Pullovern verarbeitet. Oder zu Socken.

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Ganz traditionelles Stricken mit roter Wolle und Kittelschürze.

Noch immer stricken die Frauen Irlands wie einst. Gerne auch gemeinsam am Feuerplatz. Zumindest in Folk-Village in Glencolumbkille tun sie das. Socken aus gelbem Garn oder ganz in Rot. Manche Familien stricken noch die Pullover selbst.

Stricken, Weben und Spinnen

David macht mit uns die Runde durch das Folk Village. Der rothaarige 42-Jährige wohnt nicht nur in Glencolumbkille, sondern gibt uns auch noch Einblicke in eine Seite Irlands, die uns wohl sonst verschlossen geblieben wäre.

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Feuerstelle aus dem 17. Jahrhundert mit einem einfachen Haken über den Flammen.

„Schafwolle war einst notwendig, um bei dem feuchten irischen Klima zu überleben. Im Winter haben die Frauen gemeinsam am Ofen gesessen, gestrickt und sich unterhalten“, sagt David und zeigt uns eines der Häuser des Freilichtmuseums in Glencolumbkille. Ein einfacher Raum, der bei uns vielleicht als kleine Scheune taugen würde. Gedeckt mit Reet, dessen Bündel man vom Wohnzimmer aus sehen kann und mit kleinen Fenstern. „Die Fenster gab es früher nicht, Glas war zu teuer.“ Die Menschen des 17. Jahrhunderts haben stattdessen Schaffelle derart dünn gegerbt, dass sie das Licht durchließen.

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Feuerstelle im Fischerhaus von Glencolumbkille.

Einfaches Landleben in Donegal

Ich friere trotz meiner dicken Pullover und des Feuers in den Häusern, wie müssen bloß die Menschen damals gefroren haben? Doch Feuerstellen waren ein teures gut, denn die Landschaft, so erklärt David, war fest in der Hand der englischen Landlords und die Iren durften zwar Häuser errichten aber nicht in Besitz nehmen. Zudem kosteten die Häuser Steuern. „Und die Summe richtete sich nach der Anzahl der Kamine.“

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Hier kommt man noch zum Stricken zusammen anstatt auf Handybildschirme zu blicken.

Also baute man die Betten als Alkoven (ein Bett, das mit Vorhängen oder einem schrankähnlichen Kasten geschützt ist), rückte als Familie mit 15 bis 20 Menschen in einem Haus eng zusammen. Dass das im 17. Jahrhundert so war, ist das eine, aber David erzählt uns, dass auch er in einem solchen Haus aufgewachsen sei und Wohlstand, Strom und fließend Wasser in einige Ecken Irlands erst in den letzten Jahrzehnten eingerichtet wurden.

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Schafsschädel?

#Feentüren und Heckenschulen

Die Zeit muss hart gewesen sein unter den Engländern, denn als wir in den Garten gehen, sehen wir ein Schild „Hedge-School“ (Heckenschule). Schulen, erfahre ich, waren in Irland nicht erwünscht, und so hatten die Iren sich Plätze in den Hecken gesucht, um ihre Kinder zu unterrichten. Immer bewacht von einem, der Zeichen gegeben hat, wenn der Landlord oder einer seiner Vertreter sich gezeigt hat.

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Die Heckenschule von Glencolumbkille.

In einem anderen Haus fertigt Con Fischernetze an. Fingerfertig führt der 70-Jährige sein Webschiffchen durch die Ösen und schafft Stück für Stück des Netzes. Die Menschen gehen noch immer nach Hummer, Makrelen und Lachs fischen. Im Garten deuten Walknochen auf die Vergangenheit als Walfänger hin.

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Con, der Fischer, versteht noch die Kunst des Netzeflechtens.
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Erinnerung an den Walfang in Glencolumbkille .

David führt uns durch den angrenzenden Garten, in dem sich nicht nur die Heckenschule, sondern viele kleine Schildchen befinden. Typische Feentüren aus Irland. Fairy Doors. Dass des die kleinen Wesen gibt, erzählt er ganz selbstverständlich. Und wie zum Beweis, flattert in dem Moment ein Rotkehlchen zu uns und beobachtet uns mit durchdringendem Blick.

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Das neugierige Rotkehlchen von Glencolumbkille.
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Fairy Door – eine Feentür, typisch irisch.

#Schwitzhütten in Irland

Ein Rundbau aus aufeinander geschichteten Steinen erregt meine Aufmerksamkeit. Ich stehe davor und weiß sofort: Es ist eine Schwitzhütte. Tatsächlich ist das nicht nur eine Tradition der Nordamerikaner, sondern es hat sie auch in Irland und Europa gegeben, wie uns David erklärt: „Wenn die Menschen krank waren, sind sie hineingegangen. Es war wie eine Art Sauna. Sie haben alles rausgeschwitzt.“ Das irische Modell der Schwitzhütte findet sich im Garten von Folk-Village.

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Eine antike Schwitzhütte.

Wir gehen zurück in das große Haus, in dem die Frauen noch immer vor dem Feuer sitzen und Socken stricken. David hat eine Aufgabe für uns: Brigid’s Cross flechten.

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David erklärt, wie man das Brigid’s Cross flechtet.

#Die Geschichte um Brigid’s Cross

Das gleichschenklige Kreuz, gewoben aus Binsen, ist typisch für Glencolumbkille. Es soll entstanden sein, als die Heilige Brigid von ihrem Vater zu Hause eingesperrt wurde. Als ihr heidnischer Vater auf dem Sterbebett lag, hat sie die auf dem Boden herumliegenden Binsen genommen und zu einem Kreuz geflochten – so sagt es die Legende. Brigid wurde heilig gesprochen und die Tradition, diese Kreuze zu weben, geboren. Bis heute flechten die Menschen in Glencolumbkille in der Nacht zum 1. Februar (Brigid’s Day oder auch Imbolc) Binsenkreuze und hängen sie auf, um Haus und Hof vor Feuer und schlechten Einflüssen zu schützen.

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Das fertige Brigitten-Kreuz, in der Mitte das dreischenklige für Tiere.

Am besten also hängt man es in die Küche. Die Tiere bekommen ein dreischenkliges Kreuz für ihre Ställe. David zeigt uns, wie man in nur wenigen Minuten ein Brigid’s Cross flechtet. Ganz so geschickt wie er bin ich allerdings nicht und brauche mindestens zwei Anläufe, bis es schön aussieht.

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Heilige Stele von Glencolumbkille.

Ich hätte noch Stunden in dem Dorf bleiben können, denn David, Margaret und Con haben viele Geschichten zu erzählen. Geschichten, die mir verstehen geholfen haben, warum die Iren mit Torf heizen und warum viele Landstriche bis heute so arm wirken.

#Fazit Folk-Village:

Der Besuch lohnt sich absolut, nicht nur für Erwachsene, sondern auch für Kinder. Es gibt tiefe Einblicke in die irische Geschichte und Traditionen. Zudem erwecken die Menschen das alte, irische Handwerk nicht nur zum Leben, sondern können auch gute Tipps geben, was man sonst noch in der Gegend anschauen sollte. Also: Unbedingt einen Abstecher machen.

#Informationen

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Glencolumbkille wird auf verschiedene Arten geschrieben: Mal Glencolmcille, mal so wie ich es geschrieben habe, mal Glaenn Cholm Cille, ich habe mich für den Namen entschieden, der in Google-Maps zu finden ist. Der Ort liegt etwa 280 Kilometer von Dublin Airport entfernt, mit dem Auto sind das gut dreieinhalb Stunden dorthin. Die kürzeste Strecke führt über Nordirland, was man bei manchen Mietwagenverträgen extra bezahlen muss. Am besten lässt es sich dorthin mit dem Auto kommen, die Anreise per Bus ist möglich, aber aufgrund der wenigen Verbindungen extrem langsam.

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Idylle im Freilichtmuseum von Glencolumbkille

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Das Folk Village hat von Ostern bis Ende September geöffnet. Mo-Sa 10-18 Uhr, So von 12-18 Uhr.

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Irische Segenswünsche.

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Erwachsene zahlen 4,50 €, Kinder bis 7 Jahren sind frei, ab 7 Jahren zahlen sie 2,50 €, Familienkarten (2 Erwachsene, 3 Kinder) kosten 12 €

Das Folk-Village von Glencolumbkille ist ein Freilichtmuseum, das in die Alltagsgeschichte Irlands einführt, mit Historie zum Walfang, Schwitzhüten, Fischfang
Das kleine Fischerhaus hat eine Tür, durch die sich selbst die kleinsten nur bückend bewegen können.

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[su_tab title=“Essen & Trinken“ disabled=“no“ anchor=““ url=““ target=“blank“ class=““]

Im Ort gibt es zwei Pubs, an manchen Tagen hat auch eine Imbissbude geöffnet.

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Sieht ganz schön hexenmäßig aus, die Töpfe von einst.

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Wir haben in einem Ferienhaus gewohnt, es vermietet auch Zimmer für 35 € pro Tag mit Frühstück und W-Lan. www.

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Das geschmückte Fischerhaus vom Folk-Village in Glencolumbkille

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Offenlegung: Der Artikel ist im Rahmen der Blogger-WG entstanden, mit der ich in Irland war. Die Kosten für die Reise habe ich selbst getragen, der Besuch im Folk-Village wurde uns vom Irischen Tourismusbüro gesponsort.

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12 Antworten

  1. Sieht aus wie wenn die Zeit hier stehengeblieben ist. Weit weg von der heutigen gewohnten Zivilisation ! Cool ist die Schwitzhütte ! Ich denke die Leute leben trotz primitive Mittel glücklicher und froher als wir. Denke Stress ist hier ein Fremdwort ! Also meiner Meinung nach aber du kannst das viel besser beurteilen als ich der nur den Text gelesen und die Fotos angeschaut hat !

  2. Danke, liebe Annette. Ich schwelge auch noch, bin ja grad wieder zurück. Und schreibe jetzt endlich mal meine anderen Fernwehbeiträge, die noch im Block und der Kamera sind, du kannst also gespannt sein <3
    ganz liebe Grüße

  3. Irland ist ein Traum und manches habe ich dort schon gesehen. Doch du bringst wunderbare Geschichten mit, die dieses Land noch viel intensiver werden lässt. Ich bin gespannt über deine weiteren Beiträge von einem tollen Bloggertreffen
    LG Andrea

  4. Liebe Andrea, wie wunderbar. Ich habe gleich 3 x „hach huch“ gemacht. Dass Du in Glencolumbkill warst! Und dass Du bei der Reiseblogger-WG dabei warst! Und die Verlinkung natürlich auch. Ich freue mich auf die weiteren Erlebnisse. So klasse!!!! Liebe Grüße, Stefanie

  5. Liebe Stefanie, das ist witzig, deine huchs hab ich ja fast gehört 🙂 Dieser Ort ist zauberhaft, oder? Vielleicht wird es ja nöchstes Jahr nochmal etwas, dann hättest du auch eine Chance, was mich sehr freuen würde. Irland ist einfach wunderbar. Und dieses kleine Tal erst recht.
    Liebe Grüße

  6. Irland steht fuer uns auf der Wunschliste fuer naechstes Jahr. Also ein hochwillkommener Beitrag hier. Ob’s klappt, das wissen wir noch nicht. Die Grundplanung steht zwar, aber im Augenblick haben wir so viel um die Ohren, dass wir zu den Details und den Buchungen nicht kommen.

Wer schreibt hier?

Hallo! Ich bin Andrea Lammert. Als Wegreisende, Bücherschreibende und Bloggerin bin ich stets auf Achse.

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