Rot leuchtet es weithin über das lange Land, wie die Dänen ihre Südseeinsel genannt haben – Schloss Tranekær ist ein besonderes Gebäude und ich hatte das Glück, die Schlossherrin zu treffen und eine Schlossbesichtigung in Tranekær zu bekommen.
Eine Schlossdame zu besuchen, ist gar nicht so einfach. Welche der vielen Türen und Eingänge nimmt man da eigentlich? Und wo befindet sich die Klingel? Schellt sie überhaupt oder ist es nur eine Attrappe? Da stehe ich nun vor diesem beeindruckend rotem Bau, der mit seinen 20 Metern über die flachen Landschaft Langelands thront und weiß nicht, wie ich zu der Gräfin kommen soll. Ich warte und betätige dann die Klingel erneut, mit dem unguten Gefühl, ungeduldig zu wirken. Da ruft es hinter dem Fenster im ersten Stock und ein Kopf huscht hinter der Gardine entlang Viele Momente später öffnet sich die Tür. Eine blonde Frau strahlt mich fröhlich an: „Willkommen auf Tranekær!“


Schlossbesichtigung Tranekær – dicke Wände, glänzender Tisch
Gräfin Mette Ahlefeldt-Laurvig steht in einem Treppenhaus, das in dem kleinen Turm des Schlosses untergebracht ist und begrüßt mich herrlich dänisch-unkompliziert. Ein Heizstrahler bläst warme Luft in den alten Flur, so dass mir sofort ganz wohlig wird. Ihre blonden Haare sitzen in perfekter Grace-Kelly-Art, als sie mich zum Schlossrundgang auffordert: „Es ist das älteste und am längsten durchgängig bewohnte Gebäude Dänemarks“.

Schloss Tranekær thront auf seinem Hügel nicht nur über der Landschaft, sondern auch über dem zugehörigen Dorf, das als Siedlung rund um den Grafensitz entstanden ist. Das rote Schloss stammt aus dem 13. Jahrhundert und mit Graf Christian Ahlefeldt-Laurvig und seiner Frau Mette wohnt die 13. Generation der Familie auf Tranekær. Dass es im Besitz dieser Familie ist, begründet sich in einer Liebesgeschichte.
Der Graf Frederik Ahlefeldt verliebt sich im Jahre 1656 in die reiche Erbin Margrethe Dorothea Rantzau, aber ihr Vater ist gegen diese Verbindung. Also entführt der dänische Graf kurzerhand seine Geliebte und heiratet sie in Lübeck. Der Vater von Margarethe tobt, gibt aber schließlich klein bei und seiner Tochter Schloss Tranekær als Mitgift in die Ehe. Ein Porträt der beiden hängt unübersehbar im großen Festsaal, dessen grüner, runder Tisch beeindruckende Ausmaße hat.
Gräfin Mette, die ein Händchen für Interieur hat, hat dem alten Holztisch den letzten Pfiff gegeben, indem sie ihn zu einer Autolackiererei gebracht hat und grün lackieren ließ. Der Tisch glänzt wie ein Spiegel. „Wenn wir dann Teller und Bestecke gedeckt haben, dann sieht es fantastisch aus“, schwärmt sie. In einem Saal wie diesem lässt es sich bestimmt gut zusammensitzen.

Langelands rotes Bergschloss: Tranekær
Bei der Begeisterung über den Tisch hätte ich beinahe die dicken Wände übersehen. Ein Zeugnis der wehrhaften Zeiten, die Tranekær immer wieder überstehen musste. „Man hat einfach die Mauern dicker gemacht, dass die Kanonenkugeln stecken blieben“, erklärt die Gräfin und zeigt mir eine Wand, die ich für einen kleinen Flur gehalten habe, sie ist mehr als 1,5 Meter dick.

Sah das Schloss mit seiner trutzigen Berglage und eher unscheinbar aus, ändert sich das sofort im Inneren. Die Räume sind reich ausgestattet und jeder erzählt eine andere Geschichte. Einer ist Spiel- und Billardraum, in einem anderen stehen Stühle, dessen Polster frühere Schlossherren in den langen, nordischen Winterabenden selbst bestickt haben. Obwohl das Mobiliar antik ist und die Räume perfekt hergerichtet, kommt keine museale Bloß-nicht-Anfassen-Stimmung auf. „Wir wohnen hier und wir feiern hier. Das ist kein Museum“, betont Mette Ahlefeldt-Laurvig immer wieder.



Auf Tranekær nobel übernachten
Sie hat gerne Gäste – nicht nur auf Führungen, sondern auch für Übernachtungen. „Ein so großes Gebäude muss man auch gut nutzen“, sagt sie und führt mich durch die sehr exklusiven Gästezimmer. Die 16 Zimmer werden nur im Gesamtpaket vermietet, oftmals für Meetings oder Treffen von Chefetagen großer Firmen, die sich mal zurückziehen wollen, aber auch an betuchte Familien. Dann kann es schon mal vorkommen, dass die Gäste mit dem Hubschrauber anreisen, vor dem Schloss ist nicht umsonst ein entsprechender Landeplatz eingerichtet.

Die Schlossherrin, die neben der Zimmervermietung auch noch eine hervorragende Reiterin ist und zudem einen eigenen Kirschwein herstellt, hat sich bei der Gestaltung der Zimmer einiges einfallen lassen. „Jedes unserer Zimmer hat ein Bad – aber es war sehr schwierig, das mit dem strengen Denkmalschutz zu vereinen.“ So kam sie auf die Idee, ein Badezimmer zu gestalten, das an den Film „Narnia“ angelehnt ist. Man muss durch einen Schrank gehen, um das Bad zu erreichen.
Erlebnisreicher Schlosspark Tranekær
Das Schloss selbst ist nicht der einzige Grund, warum sich ein Abstecher nach Tranekær lohnt. Es gibt zudem einen wunderbaren Park mit Landart-Skulpturen, der Wanderweg führt immer wieder zum Wasser des Schlossteiches. Ein wunderbarer Spaziergang, der nicht nur den Blick immer wieder auf das Wasser richtet, sondern auch um über die Vergänglichkeit nachzudenken. Und über die Großartigkeit der Natur – beides vereint dieser Kunstpark, der sich Landart als Oberthema gesetzt hat, eine Kunstrichtung, die aus Naturmaterialien wie Stöcken, Steinen oder auch Blättern neue Kunstwerke schafft.


Und wer noch nicht genug hat, der besucht den Medizingarten gleich gegenüber, in dem in verschiedenen Themengarten die entsprechenden Heilkräuter für die Krankheiten gezeigt werden. Jenseits des Fürstlichen lohnt sich aber auch Tranekær selbst, das kleine Dorf ist nicht nur idyllisch mit den alten Fachwerkhäusern. sondern hier haben sich auch viele Künstler mit ihren Ateliers angesiedelt. Und wer sich die Unterkunft im Schloss nicht leisten kann, kann auch einfache Ferienhäuser bei der Schlossherrin mieten. Der Strand ist vom Schloss aus übrigens rund zwei Kilometer entfernt und ein schmaler, wilder Sandstrand.

Information Schloss Tranekær:
Schloss Tranekær ist auf Anfrage zu besichtigen – am besten direkt über die Webseite informieren. Die Zimmervermietung ist dort ebenso zu finden wie die kleinen Ferienwohnungen ganz in der Nähe.
Langeland liegt im Süden Dänemarks, zwischen Lolland und Fünen in der dänischen Südsee. Die Insel ist am besten mit der Fähre erreichbar, Überfahrt von Lolland aus ab 72 € mit Pkw hin und zurück mit Faergen. Nach Lolland fährt Scandlines von Puttgarden aus, Überfahrt ab 66 € mit dem PKW hin und zurück.

Die Reise wurde unterstützt von Faergen – danke für diese tolle Idee.
Du möchtest mehr über meine Zeit in der dänischen Südsee im Winter lesen? Dann schau doch mal bei meinen anderen Artikeln vorbei:
Langeland: Winter in der Südsee
Bagenkop: Zu Besuch bei den WIldpferden von Langeland
Entspannt mit der Fähre nach Lolland
Verliebt in einen Laden: Krambode in Odense
18 Antworten
Liebe Andrea ! Einfach traumhaft schön dieses Schloss ! Es ist natürlich schon etwas ganz ganz besonderes so eine private Führung zu bekommen. Wer hat schon diese Möglichkeit ??? Nur du und das gönne ich dir ganz besonders !!!! Cool das die Schlossherrin alle 16 Zimmer nur am Stück vermietet und dann auch noch einen Hubschrauberlandeplatz für die Anreise zur Verfügung stellt. Also ich bin einfach nur begeistert und sowas sieht man wirklich nicht alle Tage !!!! Von mir gehen beide Daumen sowas von nach oben !!!!! Ganz toll Andrea !!!!
sehr beeindruckend, hab noch nie solch eine Besichtigung gemacht
Lieber Manni, ja, das war schon etwas ganz Besonderes. Aber im Prinzip kann wirklich im Sommer jeder so eine Führung mit der Gräfin machen – das ist eben das Tolle an den Dänen, die sind so unkompliziert. Und ja, dort einmal zu wohnen, das wäre schon auch ein Traum. Ich würde ja das Narnja-Badezimmer nehmen wollen 🙂 Liebe Grüße
Dankeschön, das freut mich sehr
Ein toller Beitrag, mit beeindruckenden Fotos. Danke fürs Zeigen
Wenn wir mal unsere Hütte veräußern wollen, lade ich Dich ein, die Fotos dafür zu machen?. Wie immer ein toller Bericht voller Details und Geschichten, mit persönlicher Note gepaart mit Humor. Die Fotos unterstreichen das Ganze perfekt.
Sehr beeindruckend, wo du überall hin kommst! Das Narnja-Badezimmer würde mir auch gefallen
LG Andrea
Na, da haben wir ja den selben Geschmack, liebe Andrea 🙂
OK ! Danke für Info
Dankeschön, das freut mich sehr! Liebe Grüße
Tolle Eindrücke!
Lg,
Werner
Danke, lieber Werner!
Ein wirklich schönes Schloss! Ach jaah, von so einer eigenen Bibliothek träum ich ja auch! 🙂 Danke, für die schönen Einblicke!
Verrückte Sache. Tolles Schloss. Manchmal kann man echt nur staunen. Vielen Dank für den tollen Beitrag.
Liebe Stefanie, ja, das stimmt wohl. Liebe Grüße an dich
Liebe Christina, ich fand das auch toll – so viele Bücher, so stilvoll, einfach grandios. Liebe Grüße
herrlich!
danke