Reisen sind nicht nur Entdeckungstouren, die spannend sind und Spaß machen. Sie bringen vor allem eins: Herausforderungen. Vor allem für Menschen, die hochsensibel sind.
Hochsensibel – es ist ein Thema, das gerade durch die Medien geistert. Waren es früher Hochbegabung oder Hochintelligenz, die man unbedingt testen lassen wollte, scheint es heute der neue Trend, hochsensibel zu sein. Es gibt viele solcher Stempel für Menschen, die zeigen sollen: Ich bin etwas Besonderes. Ich halte nichts von diesen Stempeln, denn jeder Mensch ist einzigartig und man braucht keine Label, um ihn anzuerkennen. Unter dem Aspekt mag ich Hochsensibilität und andere Hoch… gar nicht. Und doch schreibe ich nun darüber, denn es kann unheimlich gut tun, wenn man es für sich erkannt hat und vorbeugen kann. Und es kann den Mitmenschen helfen, das (hochsensible) Gegenüber besser einzuschätzen. Und noch viel wichtiger: Um sich selbst einzuschätzen und nicht zu denken, man ist irgendwie bescheuert. Mir hat es vor allem auf Reisen geholfen.
Was ist eigentlich Hochsensibilität?
Hochsensible nehmen Dinge um sich herum aufgrund offener Antennen intensiver wahr als andere Menschen und häufig nehmen sie auch mehr wahr. Das können unterschiedliche Sachen sein. Und deswegen gibt es auch viel mehr zu verarbeiten als bei anderen Menschen. Es fehlt eine Schranke, ein Filter, Dinge einfach auszublenden. Ein Beispiel?
Die vielen Menschen am Bahnhof oder am Flughafen, dieses Gewusel um mich herum, stresst mich ungemein, wenn ich losfahre. Nicht, weil mich Menschen stressen, ich mag es sehr, neue Menschen und neue Geschichten kennenzulernen. Aber viele Menschen auf einem Haufen sind schwierig – für mich. Weil ich ihre Energiefelder wahrnehme, wenn ich hinschaue. Normalerweise schaue ich nicht hin, aber wenn ich gestresst bin und aufpassen muss, den Flug oder die Bahn nicht zu verpassen, dann fällt diese Schranke schon mal und ich bekomme eben doch stärker mit, wie sich der Mensch neben mir gerade fühlt. Viel zu „sehen“ ist in diesem Fall sehr anstrengend und leicht überfordernd, weil ich mich nicht verschließen kann. Hat dann jemand vor mir zu viel Parfüm aufgelegt, bekomme ich rasende Kopfschmerzen, weil ich es nicht mehr verarbeiten kann. Oder kommt dann noch Hunger oder Durst dazu, bin ich ebenfalls völlig erledigt.
Gruselige Geschichten gehen für mich nicht, Kriegsmuseen schon gar nicht, noch nicht mal einen Krimi vertrage ich, denn ich träume davon wirklich wochenlang schlecht und wache nachts auf. Darüber haben früher viele Menschen gelacht und mich versucht, zu überreden, Sachen dennoch zu tun. Ich solle mich nicht so anstellen, wie oft habe ich das gehört. Heute weiß ich: Ich lasse es lieber bleiben.
Was tun mit Hochsensibilität auf Reisen?
Schritt 1 ist für mich: Zeit nehmen beim Losfahren. Sich selbst ordentlich versorgen, bevor es auf Reisen geht, ist elementar. Ich meine damit nicht nur, das Essen und Trinken, sondern auch das Insichgehen. Zehn Minuten reichen mir schon, mich in Ruhe zu versenken, zu meditieren oder einen Spaziergang zu machen, um Kraft zu tanken. Je länger diese Zeit ist, umso besser aber wäre es. Schritt 2: Wenn ich mich den Situationen der Sinnesüberforderung stelle, dann muss ich auch sicherstellen, dass ich mich zurückziehen kann. Dazu unten mehr. Und Schritt 3: Niemals Hunger aufkommen lassen!
Hochsensible und Hunger
Eines der sicheren Kennzeichen für Hochsensibiltät ist der Umgang mit Hunger: Hochsensible Menschen bekommen gerne von einem Moment auf den anderen Hunger. Ganz plötzlich. Ganz unerträglich. Und wenn sie ihn haben, dann geht ganz schnell nichts mehr. Die Überreizung der Sinne führt gerne mal dazu, dass sie entweder unwirsch werden (nein, das ist untertrieben. Hochsensible explodieren auch gerne mal von einem Moment auf den anderen, wenn sie hungrig sind). Andere bekommen rasende Kopfschmerzen. Deswegen habe ich immer Essen auf Reisen dabei. Und das ist für mich wichtig: Es darf kein Junk Food sein, keine Kekse oder Gummibärchen, sondern es muss etwas Nährendes sein. Ich saß schon oft Karotten knuspernd im Flugzeug. Nüsse und Trockenfrüchte habe ich zudem fast immer in der Tasche. Wenn nicht, oh je! Oftmals stellt sich dieser Hunger übrigens ein, wenn die Sinne auf Hochtouren laufen.
Viele hochsensible Menschen können nicht mehr das Essen von der Stange zu sich nehmen. Eine schnelle Pizza unterwegs geht bei mir nur im Notfall. Vegetarische und vegane Restaurants sind ein echter Segen für mich, weil ich dort eben meistens Nahrung in hoher Qualität finde (die sich schnell verzehren lässt).
Hochsensible und Rückzug
Einer der wohl wichtigsten Punkte ist der Rückzug. Wenn man derart viel wahrnimmt, dann braucht man seine Zeit, Dinge zu verarbeiten. Am besten allein irgendwo in einem (Hotel-) Zimmer ohne Sinnesreize. Ich bin oft schief angeschaut worden, weil ich abends nicht mehr mit in Bars oder Kneipen gegangen bin auf einer Reise. Heute weiß ich: Es geht nicht, sonst zieht mein Körper mit Krankheit die Notbremse, denn ich brauche die Zeit der Ruhe zwischendrin. Wenn das nicht geht, brauche ich zumindest im Bus oder im Zug eine Zeit, um einfach nur lange für mich aus dem Fenster zu schauen – ganz für mich allein. Und gerne mit Kopfhörern, damit ich ganz in meine eigene kleine Welt versinken kann, ohne bei den Gesprächen der Nachbarn doch wieder alles zu hören. Und ich meine nicht nur ein Gespräch, meistens folge ich in der Bahn gleich mehreren Gesprächen gleichzeitig.
Hochsensible und Kleidung
Ein Etikett im Nacken kann mich kirre machen – übrigens ein typisches Anzeichen für Hochsensibilität (vor allem bei Kindern). Ich kann dann dieses Kratzen nicht mehr ausblenden. Deswegen ist es gerade für die Zeiten unterwegs wichtig, dass die Kleidung weder zwickt und zwackt, sondern tatsächlich eine zweite Haut ist, gut atmen kann und auch die Schuhe weder zu dick noch zu dünn sind.
Hochsensible und Gerüche und Geräusche
Ein schwieriges Thema sind die Gerüche. Vor allem die künstlichen. Parfüm und Duftstoffe sind wirklich schwierig zu verarbeiten für viele Hochsensible. Man kann sich dagegen kaum schützen, denn irgendwo gibt es auf Reisen immer Stellen, die einen umhauen, vor allem in den Großstädten. Umso wichtiger sind dann wieder Rückzug und Pausen. Gleiches gilt für Geräusche. Eine brummende Klimaanlage im Hotel geht einfach nicht (wehe, ich finde den Aus-Schalter nicht). Gerade auf Reisen ist es für mich wichtig, nicht überreizt zu werden. Und falls doch mal (das kann übrigens auch ein ganz sonniger Tag am Strand sein, es muss nicht immer mit vielen Menschen zu tun haben), dann ist es für mich wichtig, nicht so schnell den Ort zu wechseln sondern auch mal inne zu halten – und, ganz wichtig – meinen Rückzugsplatz zu haben.
Hochsensible und Kaffee oder Alkohol
Viele Hochsensible können Kaffee nicht gut vertragen, werden davon übermäßig hibbelig oder unruhig. Mit Alkohol verhält es sich ähnlich, doch da stellen sich die Folgen erst am nächsten Tag ein, der Kater ist oftmals schlimmer, selbst wenn es nur ein Glas Wein ist. Ich bin froh, dass es heute viele Menschen gibt, die viele Dinge nicht vertragen, so guckt micht nicht jeder verständnislos an wie früher, wenn ich beides immer abgelehnt habe. Trinke ich es doch, brauche ich danach Ruhe und Krafttank-Momente.
Inzwischen existieren viele Tests, um Hochsensibilität zu erkennen. Ich halte von denen nicht viel, denn sie sind so durchschaubar. Am besten ist es, sich in das Thema einzulesen und zu prüfen, ob es wirklich auf einen selbst zutrifft oder nicht. Denn darum geht es ja in erster Linie: Um die Selbsterkenntnis und auch, Selbstbewusstsein zu generieren und nicht zu glauben, man ist mimosig, nur weil man anders ist.
Es gibt einige hilfreiche Seiten über dieses Thema im Internet, etwa www.hochsensibel.org. Und Daniela von Sinne und Reisen hat auf ihrem Blog einen ganz ähnlichen Beitrag verfasst, lest doch mal rein. Und hier gibt es viele weitere Tipps zum Thema Reisen und Hochsensibilität. Denn das Label Hochsensibilität hilft vielleicht den Anderen, aber mir hat es mehr im Umgang mit mir selbst geholfen. Ich verstehe jetzt, warum ich auf Situationen eben anders als andere regagiere und ziehe daraus selbstbewusster als früher meine Konsequenzen. Insofern sind solche „Modeerscheinungen“ doch ganz gut. Denn sie machen Dinge sichtbar und bewusster.
25 Antworten
Liebe Andrea …. sehr gut und auch anschaulich beschrieben. Man (ich) kann daraus einige Schlüsse ziehen.?LG Ute.
Liebe Ute, auf DIE Schlüsse bin ich ja gespannt. Aber es muss ja nicht alles öffentlich bequatscht werden, vor allem nicht bei so einem empfindlichen Thema. Danke dir, so Persönliches aufzuschreiben, ist ja oft nicht ganz einfach. Liebe Grüße
Wundervoll geschrieben und dann noch mit tollen bildhaften Eindrücken
Dankeschön, das freut mich aber
oh je, ich verstehe in diesem Beitrag alles ! Ich versuche auch viele Menschen zu meiden und wenn es nicht geht, warum auch immer, neige ich zur Panik. Vermeide generell Menschenmassen wie z. B. Konzerte oder Weihnachtsmärkte oder Vergnügungsparks einfach alles, wo man diese Massen antrifft. Am besten geht es mir alleine auf einem Berg oder am Meer. Da kann ich stundenlang nach unten schauen oder am Meer in die Weite und den Wellen zuschauen. Benötige kein Buch, sondern einfach nur die Augen und dabei kann ich völlig abschalten. Wo ich anders bin, ist deine Einstellung oder Eigenschaft was das Essen anbetrifft. Also eine Pizza zwischendurch geht ganz gut, aber mit der Karotte hätte ich Probleme im Flugzeug. Ich bin kein großer „Esser“ aber wenn dann sollte es schon mein Geschmack sein. Auch der Besuch in einer Bar ist kein Problem so lange es noch Platz gibt, also keine Menschenmassen den dann vergeht mir die Lust und ich muss sie verlassen. Was ich nicht tun werde, ist das Anstehen an einer Theke womöglich in der dritten Reihe. Was mir auch missfällt, sind Flugzeuge mit 3er Sitzreihen. Muss im Gangbereich sitzen. Am Fensterplatz bekomme ich so eingeengt die Krise ! Oh je ich könnte noch soviel schreiben !!!! Also ich verstehe manches, was du so geschrieben hast !!!!
Lieber Manni, dann sag ich mal: Willkommen im Klub! Jeder hat ja andere Einschränkungen durch diese Sinnesüberforderung und manche schaffen das mit dem Essen auch ohne den Gesundfaktor. Nur typisch, wirklich typisch ist wohl, dass der Hunger plötzlich kommt und dann auch echt nichts mehr geht. Und dass man gut mit sich allein sein kann ist ein Indiz, aber kein Beweis. Schön, wenn du dich wiedererkannt hast. Da freue ich mich, denn genau das soll dieser Beitrag ja: Menschen zeigen, dass es möglicherweise Gründe hat, warum sie so reagieren. Danke für deine Offenheit. Ganz liebe Grüße
Das ist ein informativer und gut geschriebener Bericht! Interessant sind deine Erfahrungen beim Reisen. Bei mir ist es seltsamerweise genau umgekehrt: auf Reisen funktionieren meine Filter auf einmal. Ich kann durch Flughäfen gehen, durch Bahnhöfe, in Restaurants und mich auf Plätzen aufhalten. Nur die Klimaanlage im Hotelzimmer geht nicht, alles andere schon.
Aber zu Hause … hör ich so viele Geräusche, die sonst niemand hört, und das ist fürchterlich. Auch den plötzlichen Hunger mit starker Gereiztheit kenne ich, auch nur zu Hause.
Deshalb reise ich so gern und oft!
PS: Ganz toll sind auch deine Bilder! 🙂
Das ist ja witzig, du hast das andersrum? Auch ein spannender Ansatz. Ja, dieser Hunger und die Gereiztheit ist wirklich misslich in vielen Situationen. Aber Menschenmengen und wohlfühlen? Das gelingt mir selten, oder aber, wenn ich es eben ganz dolle möchte und mich drauf freue, weil es ein tolles Konzert oder so ist. Danke auch für das Kompliment zu den Bildern. Liebe Grüße
Willkommen im Klub und vielleicht könnten wir uns hier öfters austauschen ! Wäre interessant !
Hochsensibel nennt man das. Ich entdecke vieles an mir selbst und habe auch Wege gefunden manche Situationen auszuhalten. Gerüche sind bei mir ganz schwierig und da komme ich sehr schnell in Stress. Am besten halte ich viele Menschen mit einem lieben Menschen neben mir aus, denn dann bin ich abgelenkt. Bei jeder Reise lerne ich mich mehr zu verstehen und Wege der Erholung zu finden. Es muss dabei immer eine Möglichkeit geben das Meer, ein See oder ein Fluss zu sehen.
LG Andrea
Erst wenn man (in diesem Fall ich und viele andere Deiner Follower) so einen Beitrag liest, wird klar: nicht nur man selbst, auch andere empfinden so. Es wird halt nicht drüber gesprochen. Ich kann nur sagen: toller Bericht und ja, auch finde mich wieder. Liebe Grüsse Ute
Liebe Ute, danke, das ist sehr schön, solche Rückmeldungen zu bekommen. Dann schreib ich gern öfter über das Thema, denn es ist schon wichtig, darüber zu erzählen und sich auszutauschen. Liebe Grüße
Liebe Andrea, ja, so nennt man das. Und toll, dass es endlich einen Oberbegriff dafür gibt, oder? Etwas, wo unser ewig zweifelnder Kopf Beruhigung findet und sich einsortieren kann. Rückzug halte ich für ganz wichtig – immer.
Liebe Grüße und danke wiedereinmal für deine Worte
Andrea
Lieber Manni, das tun wir doch schon, und das ist das Schöne. Aber klar, wenn der Wunsch so groß ist, werde ich öfter mal darüber berichten.
Liebe Grüße
Hallo liebe Andrea,
Danke für den eindrucksvollen Bericht. Ich beschäftige mich mit der Hochsensibilität seit 2012 und versuche immer noch für mich Grenzen zu ziehen. Für mich ist es am Schlimmsten, negative Gefühle und Energien zu spüren. Ich kann sie fast körperlich packen.
Und … Danke für die eindrucksvolle bildhafte Beschreibung. Obwohl über dieses Thema, wie Du anfangs erwähnt hast, sehr viel im Internet zu lesen gibt, Danke, dass du dann trotzdem darüber geschrieben hast. In vielen Punkten stimmt es bei mir genauso. Du hast das so schön beschrieben dass es sehr gut nachvollziehbar ist. Wenn ich es anderen versuche zu erklären, verstehen sie es nicht oder aber , haben kein Verständnis.
Unter healthyhabits.de „der/die Partner/Partnerin Eine Bedienungsanleitung“, findet man ebenfalls eine gute Beschreibung.
Elaine N. Aron war eine der ersten, die über Hochsensibilität geschrieben hat, da sie selbst eine ist. Empfehlen könnte ich die Bücher von Georg Parlow „zart Besaitet“ und von Rolf Sellin „Wenn die Haut zu dünn ist“.
Auch wenn sich viele Texte ähneln, man findet immer wieder einen kleinen Teil, der weiter hilft.
Lieben Gruß
Kerstin
Liebe Kerstin, wie schön, dich auch hier zu treffen. Danke für dein Feedback. Ja, das körperliche Spüren der Emotionen auch der der anderen ist eben so eine Sache, die einen wirklich umhauen kann und das fast täglich. Aber auch das Nachdenken über eine Bemerkung, die irgendwo tief getroffen hat, das können andere oft nicht mehr nachempfinden. Am schlimmsten aber ist es wohl sich dann selbst zu verleugnen und zu zwingen, doch wieder ins Normalschema zurückzufinden. Danke für deine Links, ich kenne einige der Seiten schon aber nicht alle. Und ich sitze auch gerade noch an einem weiteren Post zu diesem Thema, das natürlich nicht neu ist, aber im Erkennen und Sich-Anerkennen viel Hilfe bringt.
Wir sehen uns ja bald sowieso, scheint mir, oder 😉
Ganz liebe Grüße
Andrea
Liebe Andrea, das kenn ich sehr sehr gut 🙂 Ich bin auch so ein Flugzeug-Möhrchen-Knabberer. Und ich verzweifel am meisten, wenn im Langstreckenbus Radio und/oder Fernsehen laufen und ich gezwungen bin, mir das die ganze Strecke anzuhören…Das muss ich danach immer mit langen Spaziergängen am Wald oder am Wasser kompensieren 😀
Danke für den schönen Beitrag!
Hallo !
Ich bin kein solches Sensibelchen,wie Ihr es beschreibt, aber mir ist eins begegnet und wir versuchten Freundinnen zu sein.
Leider ging diese Freundschaft nach knapp 4 Jahren mit karacho kaputt.
Neben psychischen Besonderheiten auf beiden Seiten hat dazu wohl auch beigetragen, dass ich ihre hochsensible Seite nicht wirklich nachempfinden und mich drauf einstellen konnte,wie sie es brauchte. Andererseits hat sie wohl in dieser Beziehung „mehr Federn
gelassen „, als gut für sie war. Ist ja irgendwie auch ein Warnsignal,wenn man von jeder Begegnung mit der Freundin total erschöpft ist.
Ich selber mochte sie sehr und bewunderte ihre Lebensenergie und dass sie nie aufgibt. Schlussendlich musste ich einsehen, wir passen nicht zusammen. Wir machen einander sonst kaputt. Schade. Am schlimmsten fand ich immer, dass sie manchmal mehrere Wochen nur mit sich allein war, weil sie so gar keine Kraft hatte für nichts . Und gehörlos war sie auch noch. Ich legte das alles in Gottes hand und damit wars gut. Die Erinnerung an eine gute Zeit bleibt. Gruss Dorena
Ein schöner Beitrag! Keine Ahnung ob ich Hochsensibel bin, auf jeden Fall bin ich schnell überreizt. besonders im Urlaub habe ich mich dann oft wie ein Freak gefühlt, wenn extrem miese Laune bekomme wenn ich Hunger habe oder gerade keine Toilette in Sicht ist. Am Anreisetag habe ich mich abends komplett fertig ins Bett gelegt und habe nicht verstanden, warum ich denn bitte so erschöpft bin. Laute penedrante Geräusche machen mich kirre und ich kann einfach nicht ein schlafen, trotz der tollen Tips, diese einfach zu ignorieren. Ich kenn dies zwar schon zu Hause, nur sind sie im Urlaub stärker ausgeprägt und Freunde bekommen davon mehr mit.
Ich bin mittlerweile froh, dass ich mich nicht einfach nur anstelle (habe mir oft die Vorwürfe gemacht, warum ich mich denn so anstelle, dass macht doch sonst niemand) und das ich Dinge einfach anders wahrnehme. Ich verstehe mich besser und kann mich in dem Moment besser relfexieren (zumindest versuche ich es) und Pausen und Ruhephasen in den Urlaub einzubinden, manchmal hilft schon einfach eine halbstündiges Schläfchen im Hotel.
Liebe Grüße
Nadine
Ich hab mich dem Thema lange verschlossen und nichts darüber gelesen, weil ich solche Modewellen partout nicht mag. Aber das ändert ja nichts daran, dass man im Zweifelsfall betroffen ist. 🙂
Bei mir ist die Sache höchstens mittelstark ausgeprägt. Ich komme im Alltag und auch auf Reisen gut klar. Solange ich genügend Schlaf kriege und mir meine Rückzüge organisieren kann (und das passt zum Glück gut in meinen Alltag), läuft alles glatt, und ich kann die Filter auch gut hochziehen.
Ernsthaft herausgefordert mit seiner Veranlagung ist allerdings mein großer Sohn. Seit wir – nach langen Jahren try and error – gemeinsam miteinander gelernt haben, wie er tickt, läuft es zum Glück. Es tut mir immer so leid für ihn, denn dadurch, dass er alles so intensiv wahrnimmt, braucht er lange Auszeiten zum Regenerieren, und dadurch geht ihm irgendwie sein halbes Leben durch An-die-Decke-starren-und-Runterkommen verloren, habe ich manchmal das Gefühl. So langsam kommen wir dahin, dass er das ein bisschen zu kanalisieren lernt und z.B. im Wald Laufen geht, um wenigstens zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen und sich nicht völlig in die Passivität zu fügen. Selbst er reist aber sehr gerne mit uns und liebt es, neue Dinge und Orte zu erkunden. Auch Städte-Trips gehen problemlos, solange wir genügend Ruhepuffer für ihn einplanen und allerspätestens zwei Tage später wieder durch einsame Moore wandern. 🙂 Nur Massenveranstaltungen wie Konzerte, Demos, Märkte etc. schlauchen ihn extrem – aber die mag ich auch nicht, insofern kommen wir uns da selten ins Gehege.
Was ich noch gar nicht feststellen konnte, ist der Zusammenhang mit dem Essen. Da muss ich mal drauf achten. Bisher hätte ich eher gesagt, wenn er Nahrung ausschlägt, ist das ein Alarmsignal, dass er übern Punkt ist und wahrscheinlich bald Migräne bekommt. Vielleicht ist das ein guter Tipp, dass ich ihn einfach schon gleich in wuseligen Situationen mit Nüssen oder so abfüttere, um diesem Rattenschwanz vorzubeugen. Werde ich mal versuchen, danke!
Liebe Lena, auf einen so langen Kommentar muss ich mit etwas Zeit antworten und nicht hektisch aus dem Urlaub. Ich hoffe, du liegst noch nicht in den Wehen oder vielleicht grade … ja, das kenne ich alles so gut, was du beschreibst. Vor allem das mit dem Massenveranstaltungen, aber auch die Sache mit der Zeit für den Rückzug und das Erholen. Ich mag prinzipiell diese Label „Ich bin anders/oder besonders oder so“ nicht, aber in diesem Fall ist es irgendwie anders. Mir hat es nicht nur geholfen, mein Kind besser zu verstehen, sondern vor allem auch mich und meinen Bedürfnissen mehr Raum einzuräumen, so dass ich einfach Auszeiten als selbstverständlich einplane. Natur ist immer eine gute Idee und tatsächlich auch bei uns die beste Gelegenheit, um aufzutanken und Überreizungen auszugleichen. Hochsensibel zu sein heißt aber eben, diese Filter nicht zu haben, sondern dass alles auf einen einprasselt, ohne in dieser Menge verarbeitet zu werden. Das ist eben der Unterschied, deswegen brauchen Hochsensible ja auch diese Ruhe. Ich hoffe, wir schaffen es dann doch mal zum persönlichen Austausch. Dir erstmal für die nächsten Tage und Wochen alles, alles Gute
Liebe Grüße
Es ist letztendlich auch irrelevant, ob du hochsensibel bist oder nicht. Der Name und das Label zählen nicht, wichtig ist doch, ob du dir Pausen gönnst und dich selbst versorgst, anstatt dich ständig zu überfordern. Das finde ich heute eher die große Kunst.
Liebe Grüße
Liebe Andrea, herzlichen Dank für diesen Artikel. Ich finde es nach wie vor schwierig, Orte zu finden, an denen ich sowohl die Ruhe habe, meinem Bedürfnis nach Rückzug und Erholung nachzukommen, als auch ein bisschen was erleben kann, ohne dass es megavoll ist. Ich lese mir die Bewertungen der Hotels und FeWos immer ziemlich genau durch, um zu vermeiden, dass es zu laut ist.
Ich fände es großartig, wenn es mehr Reisebüro-Mitarbeiter:innen gäbe, die nachvollziehen können, wie HSP ticken und sie individuell beraten können.
Liebe Sabine, das freut mich sehr, dass dir der Artikel gefällt, das Thema liegt mir auch sehr am Herzen. Das mit den Reisebüros ist echt eine Marktlücke, vielleicht sollte man es mal selbst in die Hand nehmen?
Liebe Grüße