Bald beginnt wieder die Zeit der Zuckerbäckerei. Ich mag ja den braunen Zucker aus Mauritius gerne. Ich nehme Euch heute mit auf meine Zuckerrohrtour auf der Insel. Ganz schön faserig ist das Stück Zuckerrohr auf dem ich herumkaue. Leicht malzig und herrlich süß schmeckt der Saft aus dem Süßgras. Mauritius ist Insel des Zuckerrohrs – 90 Prozent der Nutzfläche ist damit bedeckt. Und so ist der Zucker aus Mauritius fast überall zu finden – ob im Gebäck oder im Bodyscrub oder dem Duschgel. Jean Alain hackt gerade die dicken Halme des Grases um und sortiert sie säuberlich auf seine Schubkarre. Seine Panga, so heißt das machetenähnliche Messer, haut er mit einem kräftigen Schlag an die Stängel um. Die Halme sind schwer und schneiden sich gerne in die Hände, deswegen trägt er Handschuhe. Eine anstrengende Arbeit, in der prallen Sonne zu stehen und die Halme per Hand zu schneiden. Er schwitzt – und drückt uns Touristen das Messer in die Hand. „Probiert es doch mal selbst aus.“
Mir sieht das zu schwer aus und die Männer aus unserer Gruppe, die es probieren, ächzen auch, als sie das Messer ansetzen. Seit fünf Jahren arbeitet Jean Alain nicht auf den Feldern, er ist im Museum Aventure du Sucre tätig und zeigt nun höchstens noch Touristen, wie der Zucker aus Mauritius gerodet wird. „Die jungen Menschen auf unserer Insel wollen heute leichte Schreibtischarbeit machen, anstatt auf den Feldern zu schuften“, sagt er. Verständlich, wenn man diese Maloche so sieht. Immerhin 60 Prozent der Fläche von Mauritius sind mit Zuckerrohr bedeckt. Es wogt sich so schön im Wind und erinnert an Schilf. Mehr als die Hälfte des Zuckerrohrs wird bis heute zwischen Juni und November per Hand geerntet, so wie es Jean Alain uns gerade gezeigt hat, kein Wunder, dass die Zuckerrohrproduktion zurück geht.
Zucker aus Mauritius mit Heilwirkung
Gekonnt schnibbelt Jean Alain die Zuckerrohrstücke klein und reicht sie unserer Führerin Elisabeth in einer Plastikbox. Ich liebe diesen Geschmack sehr, auch wenn man zum Schluss den Mund voller Fasern hat. „Nicht nur Zucker haben wir aus dem Rohr gemacht, sondern auch mit dem Schilf unsere Hütten gedeckt“, erklärt Elisabeth und führt uns durch die kleine Schauplantage zum Thema Zucker aus Mauritius. Sie gehört zum Museum Aventure du Sucre, das Edwige Gufflet, eine Französin leitet. Als ich sie frage, was sie denn aus Frankreich auf die Insel verschlagen habe, rollt sie mit den Augen und lächelt: „Na, was wohl?“ Die Liebe also. Sie leitet das Museum, das die Besucher über den Anbau von Zucker aus Mauritius informiert. Zuckermühlen, Macheten und Labore sind hier nach- und ausgestellt. Der Besucher erfährt, welchen Wohlstand der Zucker der Insel gebracht hat und auch, dass in den letzten Jahrzehnten die Zuckerindustrie in die Krise gekommen ist.
„Unsere Insel ist fast komplett vom Zucker abhängig gewesen. Nicht nur der Preis für den Zucker war im Keller, sondern auch die Menschen wollten nicht mehr auf den Feldern arbeiten. Doch jetzt geht es wieder aufwärts“, stellt Edwige Gufflet fest. Einereits auch, weil ein großes deutsches Zuckerunternehmen einen festen Vertrag über große Lieferungen abgeschlossen hat. Andererseits aber auch, weil im Zucker viel mehr steckt als nur ein Süßungsmittel. Er liefert Energie. Nicht nur für den menschlichen Körper, sondern auch für Häuser und Elektrogeräte, denn auf Mauritius sind inzwischen spezielle Biokraftanlagen errichtet worden.
Melasse bei Husten
Doch nicht nur dafür ist Zucker gut. Andere Länder, andere Heilpflanzen – auf Mauritius werden dem Zucker sogar heilende Eigenschaften zugesprochen. Natürlich nicht dem Auszugszucker. Generell gilt wohl: Je mehr Melassegehalt, umso wertvoller der Zucker. So nutzt man Zucker hier tradidtionell bei Husten und Bronchitis, Asthma und Halsschmerzen. „Er ist aber auch reich an Eisen und Magnesium“, fügt die Museumsdirektorin hinzu. Na dann backe ich doch gerne mal meine Weihnachtskekse mit Zucker – ohne schlechtes Gewissen. Und als Abschluss machen wir sogar noch eine Zuckerprobe und kosten uns durch die verschiedenen Zuckerstufen. Mir schmeckte der dunkle am besten – so richtig schön malzig.
Info: Mauritius liegt 1.700 Kilometer vom afrikanischen Festland entfernt, etwa auf der Höhe von Südafrika. Sie ist in etwa 11 Stunden Flugzeit zu erreichen. Die Insel ist ein Ganzjahresreiseziel. Im Winter sinken die Temperaturen selten unter 25 Grad.
Reisen nach Mauritius sind am besten pauschal buchbar, etwa über die TUI, dort kostet eine Woche all inkl. ab 1.652 Euro pro Person, inkl. Flug.
Die Reise wurde unterstützt von der TUI – danke dafür!
2 Antworten
Ja Andrea, das kann ich bestätigen, dieser Zucker ist etwas ganz besonderes, wenn man ihn zum Backen oder Kochen einsetzt verleit er den Speisen ein ganz besonderes Aroma.
Lieber Tyr, das stimmt, er hat ein besonderes Aroma! Liebe Grüße