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In der Werkstatt der Geigenbauerin in Hannover

Geigenbauerin Hannover, Sylvia Zwirner
Inhaltsverzeichnis

In Hannover steckt Musik. Glaubt Ihr nicht? Ist aber so. Die Landeshauptstadt gehört zu den musikalischten Städten Deutschlands und wurde von der UNESCO als City of Music ausgezeichnet, nur Mannheim trägt in Deutschland noch diesen Titel. „Hannover hat eine lebendige Konzertszene“, sagt auch Sylvia Zwirner. Die Geigenbauerin muss es wissen. Ein Besuch in ihrer Werkstatt.

Geigenbauer Hannover, Sylvia ZwirnerrWir stehen uns gegenüber und schauen uns skeptisch an: Kann man vom Geigenbau leben? frage ich unverhohlen, als ich Geigenbaumeisterin Sylvia Zwirner besuche. Sie schaut mich mit ähnlich zweifelndem Blick zurück: „Wie kann man davon leben, über Reisen zu schreiben?“ Dann lachen wir und das Eis ist gebrochen. Gut gekontert. Sylvia Zwirner übt ein uraltes und seltenes Handwerk aus. Sie baut und restauriert Celli, Bratschen und Geigen.

Geigenbauerin – ein eher exotischer Beruf

Seit 23 Jahren arbeitet sie in ihrem Beruf, der eher zu den exotischen Tätigkeitsfeldern in Deutschland gehört. Und bei dem sich im Gegensatz zu so vielen anderen Berufen, seit 200 Jahren kaum etwas geändert hat, denn die meisten Tätigkeiten sind Handgriffe, wie sie schon seit Jahrzehnten verrichtet werden – mit Handhobel, Schnitzer und Warmleim. Und wie sie wohl auch noch in Jahrzehnten getan werden, trotz der ganzen technischen Aufrüstung. Dieser Beruf bleibt Handarbeit wie eh und je – und das ist auch gut so. Auch industriell gefertigte Instrumente sind heute auf dem Markt, aber das ist eben nicht dasselbe. Qualität wird hier noch per Hand gemacht, hier eben von der Geigenbauerin.

Geigenbauer Hannover, Sylvia ZwirnerrMit Fingerspitzengefühl

So kann es lange Zeit dauern, bis der Steg an das Cello angepasst ist. Zunächst prüft die Geigenbauerin den Sitz des Steges, hält ihn vorsichtig an die Stelle, prüft von allen Seiten per Blick, ob er gerade in direkter Linie mit dem Griffbrett sitzt. Wenn das stimmt, beginnt die Arbeit, denn nun müssen die Stegfüße genau der Decke des Instruments angepasst werden. Vorsichtig schneidet die Geigenbauerin Schicht um Schicht ab, probiert dann wieder den Sitz und passt an, bis es exakt der Kurve der Wölbung entspricht. kürzt wieder ein haarbreites Stück, bis er endlich passt. Geigenbauer Hannover, Sylvia ZwirnerrHeute übernimmt diese Arbeit ihre Gesellin, Sylvia Zwirner hat einen Kontrabass zu verarzten. Im wahrsten Sinne, denn ein Riss hat sich im Instrument gebildet. Damit es seine fein geschwungene Form behält, auch wenn dabei etwas schnitzt und hobelt, hat sie der Decke einen Gipsabguss gefertigt, damit diese unversehrt bleibt.

Geigenbauer Hannover, Sylvia ZwirnerrGips zum Verarzten

Gips? Wie im Krankenhaus? „Ja, es ist auch Zahnarztgips, der geht am besten, härtet gut aus ohne Unregelmäßigkeiten.“ Da liegt es also, das in Gips liegende Instrument, und vorsichtig löst die Musikinstrumentenkrankenschwester die alten Reparaturen, bevor sie neue Holzpflaster hineinsetzt – natürlich von innen, damit das gute Stück sein makelloses Aussehen auch behält.

Geigenbauer Hannover, Sylvia ZwirnerrSylvia Zwirner braucht nicht nur Fingerspitzengefühl und eine ganz exakte Arbeitsweise, sondern vor allem auch ein gutes Gehör. „Es macht schon Sinn, wenn ich die Dinge auch hören kann, die am Instrument gerade haken“, sagt sie. Aber das kann sie, denn sie spielt selbst seit Kindertagen Geige. Irgendwo muss sie ja auch herkommen, die Liebe zum Instrument.

Geigenbauer Hannover, Sylvia ZwirnerrHeute verarztet sie einen Kontrabass. „Ja, wir haben hier tatsächlich einige Instrumente aus dem ärztlichen Bereich“, sagt sie und zeigt uns den Zahnarztspiegel und eine Spritze, die sie fast täglich für ihre Arbeit braucht. Und jede Menge Gips, denn irgendwie ist der Gang zur Geigenbauerin ja auch fast wie ein Besuch beim Arzt.

Geigenbauerin Hannover, Sylvia ZwirnerMehr über Hannover und schöne Ausflüge findet Ihr hier: Im Winter in den Herrenhäuser Gärten und hier findet Ihr einen Ausflug ins Boulderzentrum Escaladrome. Hier geht es zum Lindener Wochenmarkt. Und hier zu einer Indigo-Färberin.

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13 Antworten

  1. Hallo Andrea! Das ist ja lustig – ich habe schon lange vor, meine Geige ein wenig herrichten zu lassen (neue Saiten, Steg richten) und dein Blogeintrag kommt mir da überaus gelegen! Viele Grüße aus dem Harz!

  2. Was für ein schöner Beitrag!!! Ich liebe es, bei unserem (ebenfalls sehr tollen!) Geigenbauer zu sein. Wir sind seit vielen Jahren dort, weil meine Tochter alle ihre Leih-Geigen und am Ende auch ihre eigene Geige dort bekam, genauso mein großer Sohn seine Celli… Und der nächste steht hier schon in den Startlöchern und möchte seit einem Jahr dringend Cello lernen (ich fand ihn mit fünf Jahren nur noch ein bisschen zu jung dafür…). Und meine Geige wandert auch regelmäßig zu ihm… Du siehst, eine enge Beziehung :))). Und ich liebe den Geruch, die wunderbaren Dinge all, die zu sehen und zu entdecken sind, die Handarbeit, die Liebe zu ihrem Beruf und den Instrumenten… Manchmal bin ich geradezu neidisch. Danke für den schönen Beitrag! Liebe Grüße,
    Wanja

  3. Liebe Wanja, oh, das freut mich aber wirklich sehr! Ich bin ja total unmusikalisch, aber ich mag all das rund um die Streichinstrumente sehr. Und im gegensatz zu vielen anderen Eltern genieße ich es auch, wenn sie spielen. Denn ich weiß ja, wie schön es später klingen wird. Danke für deinen lieben Kommentar, ich freue mich sehr darüber!

  4. das wäre für meinen jüngsten sicher interessant … er spielt zwar nicht so gut GEIGE wie er fußball spielt … aaaber vielleicht reizt ihn grad das … an diesem … für einen „coolen kerl“ unüblichen instrument …

  5. Dann solltest du in die Werkstatt der Geigenbauerin gehen, da gibt es viel zu gucken. Und ich finde ja Jungs toll, die Streichinstrumente spielen. Muss sich ja nicht ausschließen, Fußball und Geige. Viele Grüße

Wer schreibt hier?

Hallo! Ich bin Andrea Lammert. Als Wegreisende, Bücherschreibende und Bloggerin bin ich stets auf Achse.

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...der Himmel zur blauen Stunde, tiefes Meer, das 3. Auge, ein Nazar-Amulett, mongolische Gebetsschals, der Mantel der Jungfrau Maria, Weite, Unendlichkeit und Harmonie, Türen in Marokko und Fensterrahmen in Griechenland, Tücher der Tuareg... und was fällt Euch zu dieser Farbe ein?

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