Vulkaninseln haben immer etwas Besonderes – allen voran aber El Hierro. Sie gehört für mich zu den schönsten Inseln Spaniens und zu den mystischsten, denn sie hat viel ihrer Ursprünglichkeit behalten. Einge magische Plätze auf El Hierro verrate ich Euch hier.
1.#El Sabinar – Wahrzeichen von El Hierro
Wacholder ist fast überall auf der Welt ein ganz besonderer Baum. Überall wird er als widerstandfähiger Baum des Lebens verehrt. In Tibet oder der Mongolei werden seine Zweige und Nadeln für heilige Rituale zum Räuchern benutzt. Er wurde schon von den Germanen verehrt als Kraftspender und Schutzbaum. Wer einen ganz besonderen Wacholder sehen will, der sollte aber nach El Hierro reisen. Auch die Bimbachen, die Ureinwohner der Insel, haben diese Baumart sehr verehrt. Aus dem Holz haben sie Werkzeuge und Alltagsgegenstände geschnitzt. El Sabinar ist eines der Wahrzeichen des kleinen Eilands und auf vielen Abbildungen zu sehen. Er steht im Südwesten bei der Ortschaft La Sabinosa und wirkt fast wie ein eigenständiges Wesen. Der hier oftmals vorherrschende Fallwind hat die Bäume in weltweit wohl einmalige Formen gezwungen: Hier neigen sich die Baumkronen zur Erde und ein stark verdrehter, dicker Stamm zeigt sich. Obwohl El Sabinar das Wahrzeichen der Insel ist, ist er nicht der einzige Baum, der hier so knorrig wächst. Einige besondere Baumexemplare haben hier Wind, Wetter und Holzhunger der Menschen über die Jahrhunderte überstanden. Wenn noch Nebel über der Ebene hängt, dann wirkt die Szene wie aus einem Fantasiefilm. Übrigens: Ein als magisches Tier bekannter Vogel, der Rabe, sorgt für die Verbreitung der Wacholderbäume, denn er frisst die Samen und scheidet sie wieder aus.
#2. Hexentanzplatz La Llanía
Hexentanzplätze gibt es nicht nur im Harz, sondern eigentlich überall auf der Welt. So auch auf El Hierro. Hoch oben beim Nebelwald der Insel liegt La Llanía. Es ist eine besondere Lichtung tut sich plötzlich auf, wenn man dort wandert. Ein wohl einzigartiger Wald führt zunächst in die Höhe – knorrig gewachsene Baumheidestämme säumen den Weg wie eine Allee aus dem Märchenland. Dann erscheint plötzlich mitten im Wald eine kahle, baumlose Lichtung. Nebelschwaden fegen über die dunkelbraune Erde, der Wind pfeift. „Hier sollen einst die Hexen getanzt haben, so erzählt man sich auf El Hierro“, sagt die Sabine Rathjen, die vor vielen Jahren auf die Kanareninsel ausgewandert ist. Wer diesen eigentümlichen Platz gesehen hat, glaubt es gerne, dass deswegen auch keine Pfanzen hier mehr wachsen, weil alles verzaubert ist. Für mich war der Platz oben sehr beeindruckend, fast ein wenig gruselig. Aber die dorthin führende Allee an Baumheide mit ihrem Zwielicht ist für mich ein echter Kraftort auf El Hierro.
#3. Der Regenbaum Garoé
Der Regenbaum Garoé ist ein lieferte den Bimbachen, den Ureinwohnern der Insel, einst wertvolles Trinkwasser. Die Kanareninsel verfügt über Sonne, Meer und Naturpools, aber Grundwasser war stets schwer zu finden. Umso dankbarer waren die Bewohner, als ein Baum mitten im Nichts ihnen die Arbeit des Wasserfindens abnahm: Der Regenbaum Garoé sammelt in seiner Krone das Kondenswasser der Wolken und verflüssigt es wieder, so dass es in viele Löcher tropft. Das ist für mich einer der schönsten Orte der Insel: Die vielen kleinen Wasserlöcher mitten in der trockenen Ebene, weit und breit kein Haus, keine Siedlung, nur Macchia und trockenes Gras zu sehen – und eben dieser bemooste Baum, der die Gegend mit Wasser versorgt.
#4. Die Höhlen und die Walfahrtskirche Virgen de Los Reyes
Im Südwesten der Insel befindet sich wohl auch die wichtigste Walfahrtsstätte: Die Kirche Virgin de los Reyes. Der Sage nach haben sind hier im Jahre 1546 Seefahrer auf ihrer Fahrt nach Amerika gestrandet. Den Seefahrern war die Nahrung ausgegangen und so waren sie dankbar, dass Hirten sie mit Käse und Proviant versorgten. Aus Dankbarkeit überließen sie den Hirten eine Madonnenfigur. In Ermangelung einer Kirche stellten die Hirten die Madonne zunächst in eine der Höhlen, die ihnen als Wohn- und Schutzort dienten. Doch als eine große Dürre die Insel im Jahre 1614 heimsuchte, holten die Hirten die Madonna hervor und trugen sie in einer Prozession über die Insel. Es fing prombt an zu regnen. Das Wunder wiederholte sich ein zweites Mal, ebenfalls bei einer Dürre im Jahre 1741. So war die Madonnenprozession geboren. Alle vier Jahre gibt es in der Nacht zum ersten Julisamstag eine große Prozession einmal quer über die Insel, in der die Madonnenfigur fast 28 Kilometer über das Land getragen wird, sie macht in den wichtigsten Orten der Insel halt. Dort wird ihr gehuldigt. Der zurückgelegte Weg misst zwar nur gut 28 Kilometer, aber gefeiert wird einen ganzen Monat lang. Die Prozession Virgen de los Reynes findet in diesem Jahr statt, danach wird erst wieder 2021 der nächste Termin sein. Wer es nicht schafft: Die Kirche Ermita Virgen de Los Reyes sowie die nahegelegenen Höhlen sind auf jeden Fall auch einen Besuch wert und magische Plätze auf El Hierro.
#5. Feuerfeste Pinien und riesiger Heidewald
Heide kenne ich klein, niedrig und violett blühend. Aber mit dicken Stämmen, mehr als zwei Meter groß und knorrig wachsend? „Das ist Baumheide“, klärt mich Sabine Rathjen auf. Diese Wälder sind wirklich beeindruckend und wirken wie aus einer anderen Welt. Und sie sorgen für eine ganz besondere Luft. Noch aromatischer als die Luft im Wald von El Brezal hingegen ist der Pinienwald der Insel. Die Bäume, die dort wachsen, sind wirkliche Stehaufmännchen, denn sie sind feuerbeständig. Feuerfeste Pinien? „Ja, tatsächlich gibt es sie hier“, sagt Sabine Rathjen und führt mich durch den Pinienwald bei El Pinar. Verkohlte Baumstämme sind hier zu sehen, schwarz und eigentlich hoffnungslos, doch dann haben sie irgendwann wieder ausgeschlagen und tragen neues Leben. Wie Phönixe aus der Asche. Weil dieser Wald stark feuergefährdet ist, halten hier Ranger Tag und Nacht Feuerwache in der Trockenzeit. Auch wenn die Bäume Feuer vertragen, man muss es ja nicht andauernd auf die Probe stellen. Heide und Pinienwald sind für mich auch magische Plätze auf El Hierro.
#6. Reiseinformationen El Hierro:
Lage: El Hierro ist mit 270 Quadratmetern die kleinste der Kanarischen Inseln und zugleich die südwestlichste. Sie liegt im Süden von La Palma und im Osten von Teneriffa und La Gomera. Die kanarischen Inseln mitten im Atlantik befinden sich etwa 500 Kilometer westlich der afrikanischen Küste.
Fähren nach El Hierro: Die Fähre von Teneriffa dauert rund vier Stunden und kostet ab 99 Euro hin und zurück. Sie ist buchbar unter www.navieraarmas.com
Flüge nach El Hierro: Mit der Fluggesellschaft Binter gibt es Hin- und Rückflüge von Teneriffa nach El Hierro ab 72 Euro. Der Flug dauert etwa 40 Minuten. Rechtzeitig reservieren lohnt sich, die Maschinen sind schnell ausgebucht. www.bintercanarias.com
Besonderheiten: Auf allen Kanarischen Inseln gibt es eine Zeitverschiebung von einer Stunde.
Unterkunft auf El Hierro: Luxuriöseste Unterkunft der Insel ist das Paradores Hotel ganz im Nordosten. Die Zimmer befinden sich direkt am Meer und der Blick in den Sonnenaufgang ist fantastisch. DZ ab 100 €, www.parador.es.
Ursprünglich wohnen auf dem Bauernhof kann man auch auf El Hierro, etwa in der Finca la Paz von Sabine Rathjen, Appartements ab 35 €, www.finca-la-paz.com
Hübsch ist gelegen ist auch die Finca Caracol in El Pinar, die deutsche Besitzerin betreibt eine Töpferei: www.apartamentos-caracol.es, Appartements ab 30 €.
Weitere Informationen gibt es beim spanischen Fremdenverkehrsamt auf www.spain.info oder www.elhierro.travel
Mehr über El Hierro findet Ihr hier.
15 Antworten
Mit deiner Beschreibung hast du mir die Insel gerade sehr schmackhaft gemacht. Ich liebe es durch solche Wäldchen zu streifen…
Liebe Eva, oh wie schön. Die Insel ist wirklich ganz toll. Ich kann es dir nur empfehlen. Liebe Grüße
Tolle Bilder, da möchte ich auch mal irgendwann hin.
Lg
Ja, mach das bloß, das ist so eine schöne Insel. Aber sehr schwer zu erreichen. Liebe Grüße in den Westen
Faszinierende Umgebung
Lieber Alois, danke, das finde ich auch! Liebe Grüße
Wie stark die Austriebskraft der Kanarischen Kiefer ist, konnte ich im Winter auf La Palma feststellen. Frisches Grün an verbrannten Stämmen. Ein Hoffnungsstrahl in der arg geschädigten Landschaft. LG Simone
Liebe Andrea,
El Hierro ist so wunderschön und du hast wirklich einige der schönsten Plätze zusammengetragen. Die Natur dort ist echt faszinierend. Schön, mal wieder Bilder von dort zu sehen! Meine Reise dorthin liegt schon zu lang zurück.
Liebe Grüße
Angela
Wo bucht man am besten eine Reise nach El Hierro?
Gefätt mir sehr gut was ich so gesehen habe.
Lg Heike
Danke. Am besten als Baukasten ganz privat, ob es einen Veranstalter gibt, kann ich nicht sagen.
Liebe Grüße
Meine Frau und ich waren im November dort und haben die Insel mit E-Bikes erkundet (VeloHierro). Sehr zu empfehlen, da alles sehr hautnah und intensiv erlebt wird. Unterkünfte gibt es gut zu buchen über Booking.com. Wir waren im Golfo Tal. Nachteil dort ist, dass jedesmal 100 Höhenmeter zu überwinden waren. Besser geeignet scheint uns Valverde (Hauptstadt) oder El Pinar zu sein. Anreise erfolgte von Hamburg über Gran Canaria und dann weiter mit Binter (jeweils an einem Tag). Es mach Sinn, Spanisch zu können, da Fremdsprachenkenntnisse auf El Hierro mager sind.
1000 Höhenmeter, nicht 100!