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Reisen ohne Kinder? Ja. Unbedingt!

Reisen ohne KInder? Schlechtes Gewissen haben? Nein, muss man nicht
Inhaltsverzeichnis

Reisen mit Kindern ist toll. Ich liebe es, mit meiner Familie unterwegs zu sein und die verschiedenen Blickwinkel zu betrachten, das sind meine Lieblingsreisen. Aber es ist auch wichtig, ohne Kinder zu verreisen.

Das Staunen meiner KInder zu sehen und die Unbefangenheit, mit der sie griechische Buchstaben aufsaugen oder durchs Goethehaus in Weimar schlendern, das sind Momente, in denen mein Herz aufgeht und die ich sicher so schnell nicht vergesse. Echte Glücksmomente. Dennoch bin ich viel öfter ohne meine Familie auf Reisen. Vordergründig ist es mein Beruf, der mich dazu „zwingt“ allein auf Recherche zu gehen und die meisten Reisen ohne meine Familie zu machen. Was mir anfangs ein richtig schlechtes Gewissen verschafft hat, empfinde ich heute als absolut notwendig für mich. Aber auch für die Kinder. Warum?

10 Gründe für Reisen ohne Kinder

1. Zeit für mich

Der wichtigste Grund, warum ich ohne Kinder reise, ist: Zeit für mich. Ganz allein. Einfach mal ich sein. Mal sehen, wer ist eigentlich dieser Mensch jenseits des Mutterseins? Denn die 18 Jahre gehen schnell vorbei, und wenn ich mich hauptsächlich über meinen Status als Mutter definiere, habe ich spätestens mit dem Schulabschluss meiner Kinder ein Problem.

2. Den Kopf frei bekommen

Wenn die Kinder mit mir auf Reisen sind, läuft immer ein Programm mit. Das kann ich nicht abstellen. Wann essen wir? Haben wir genug zu Trinken mit? Haben sie sich mit Sonnenmilch eingeschmiert? Sind sie zu weit hinausgeschwommen? Ich sage nichts, halte mich zurück mit Äußerungen, aber natürlich ist meine Aufmerksamkeit eben doch nicht 100prozentig im Moment, sondern auch ein Stück weit bei ihnen. So richtig abschalten ist eben nicht. Und habe ich es doch mal getan, steht garantiert eines meiner Kinder nehmen mir: „Mama, kannst du mal…“ Reisen, bei denen ich allein bin, sind die einzige Zeit, in denen ich länger mal meinen Gedanken nachgehen kann. Das ist wichtig für die Selbstreflexion, um nicht die ganze Zeit im selben Hamsterrad zu drehen, sondern auch mal die Perspektive zu wechseln.

3. Freundschaften pflegen

Reisen ohne Kinder kann auch Reisen mit der Freundin bedeuten. Das ist für mich ein ganz wichtiger Punkt, Reisen mit Freundinnen sind mir wichtig. Und das geht nicht immer mit Familie, denn nicht alle meine Freunde haben a) Kinder oder b) Kinder im Alter wie meine. Als Mutter vernachlässige ich meine Freunde sowieso immer etwas, und da ist so ein Freundinnen-Wochenende total wichtig, um sich nicht zu entfremden oder gar aus den Augen zu verlieren. Die gemeinsamen Erlebnisse und langen Gespräche sind eine Zeit, die ich sicher nicht mehr missen möchte.

Juist, Wattwanderung mit Heino,

4. Aufstehen, wann ich möchte

Das blendet man beim Kinderkriegen immer aus: Dass man irgendwann auch wieder zur Schule geht und jeden Tag um 6.30 Uhr aufsteht. Und am Wochenende ist Ausschlafen auch nicht drin, denn die Kinder wollen Frühstück haben. Inzwischen sind sie zwar groß und lassen mich schlafen, aber ich genieße es dennoch sehr, wenn ich auf Reisen bin, dass ich schlafen kann, so lange ich möchte. Leider aber wache ich meistens automatisch wieder um 6.30 Uhr auf, weil ich es eben so gewohnt bin. Und dann schaue ich mir den Sonnenaufgang an. Chalkida, Griechenland, Hotel Lucy, Promenade bei Sonnenaufgang

5. Abstand bringt Zeit zum Nachdenken

Wenn ich von meinen Solo-Reisen wieder nach Hause komme, dann hatte ich nicht nur Zeit zum Nachdenken und viel Abstand zu den Problemen zu Hause gewonnen, sondern komme auch auf ganz andere Lösungen, weil ich eben einmal aus dem Kreislauf hier ausgestiegen bin. Und ich komme jedes Mal inspiriert zurück. Probiere neue Rezepte aus, bastele neue Sachen mit den Kindern oder sehe, wie luxuriös unsere Probleme sind.

6. Die Kinder mit anderen Augen sehen

Meine Kinder liebe ich immer, nur ist es mir nicht andauernd so bewusst. Und da hat mir das Reisen ohne sie ein ganz großes Geschenk beschert, denn es lässt mich meine Kinder ganz anders sehen und wahrnehmen. Wenn ich aber von meinen Reisen komme, dann sehe ich meine Familie wieder, sehe ihr Strahlen und ihre tollen Seiten, anstatt, wie es zu Hause oft der Fall ist, mir anzuschauen, wo es gerade mangelt oder wo man opitimieren oder erziehen müsste/könnte. Ich habe einen viel freieren, liebevolleren Blick auf sie, das ist toll.

7. Reisen ohne Kinder fördert die Selbstständigkeit der Kinder

Ich arbeite zuhause, ich koche jeden Mittag und bin da, wenn sie aus der Schule kommen. Ein Luxus, den sie gar nicht schätzen, weil sie ihn gar nicht wahrnehmen, wenn ich immer da bin. Erst wenn ich weg bin und es Tiefkühlkost gibt und die Vokabelabfrage fehlt, merken sie, was fehlt. Und das müssen sie sich in dieser Zeit selbst organiseren. Meine Tochter bat mich irgendwann, ihr zu zeigen, wie ihre Lieblingsgerichte gehen, damit sie sie kochen kann und nicht auf Papas Küche angewiesen ist. Und auch bei der Lernkontrolle in der Schule war es ähnlich. Wenn ich weg bin, machen die Kinder immer einen großen Schritt in die Selbstständigkeit.  Reisen ohne KInder? Schlechtes Gewissen haben? Nein, muss man nicht

8. Die Kinder lernen, wer sie sind

Wenn ich als Mama immer mit meinen Kindern zusammen bin, ist es zwar schön, weil es diese Mutter-Kind-Einheit ist, aber die Kinder sind nie auf sich allein gestellt. Ich finde es wichtig, dass die Kinder auch mal lernen, wenn sie allein sind, ohne mich. Dass sie sich selbst wahrnehmen als einzelnen, eigenen Menschen und nicht als Mutter-Kind-Duo. Sie merken, ohne Mama geht die Welt nicht unter und sie finden dennoch Lösungen für Probleme. Sie wachsen immer innerlich, wenn ich weg bin und bekommen eine ganz eigene innere Stärke.

9. Mich nicht so wichtig nehmen

Als Mutter nimmt man, nehme ich, mich oft viel zu wichtig und maße mir an, dass gewisse Dinge nicht funktionieren würden, wenn ich nicht da bin. Das stimmt einfach nicht. Und genau das lerne ich beim Solo-Reisen, wenn meine Kinder allein zurecht kommen. Es ist auch eine kleine Demutsübung, denn so wichtig bin ich wirklich nicht.

10. Reisen machen können, die man als Familie nicht kann

Lange Strecken wandern? Durchs Watt laufen, bis die Füße aufgeweicht sind? In der Mongolei in der Jurte übernachten? In Städten stundenlang recherchieren, auch abends? Es gibt viele Dinge, die gehen nicht mit Kindern, jedenfalls nicht so gut und nicht mit meinen. Meine wichtigste Reise dieser Art war in die Mongolei, es wäre sicher eine andere gewesen mit Familie. Ich finde es toll, dass ich die Wahl habe, mal mit mal ohne Familie zu reisen. Und manches, da sollte man ganz ehrlich sein, geht tatsächlich ohne Familie besser. Oder als Paar – ohne Kinder. Das finde ich übrigens auch ganz wichtig, denn die kleinen Auszeiten miteinander, nur zu zweit, sind ein ganz entscheidender Punkt, damit man sich nicht nur als Mama und Papa sieht, sondern auch als Partner, mit dem man nachts im Meer baden oder Sterne anschauen kann.

Nordstrandischmoor, Hallig, Nordsee, Wattenmeer, Wattwanderung
Schlammschlacht im Watt

Auf die Idee zu diesem Artikel hat mich Ilona vom Blog wandernd gebracht, denn sie hat in ihrer Blogparade dazu aufgerufen, die schönsten Reisen ohne Kinder vorzustellen. Hier findet Ihr mehr dazu.

 

 

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15 Antworten

  1. Reisen ohne Kinder mache ich erst seit sie groß sind und erlebe jetzt eine ganz andere Seite, genauso wie du es beschreibst. Den Kopf frei bekommen und Dinge tun, die mit Kinder nicht möglich sind. Die Zeit mit den Kindern war intensiv und wunderschön, aber jetzt liebe ich auch die Momente mit meinem Mann oder auch den Freundinnenurlaub um vom Arbeitsalltag abzuschalten. Deine 10 Punkte kann ich voll und ganz bestätigen?
    LG Andrea

  2. oje, ich weiß das gar nicht mehr so genau, wie das damals war. doch, meine kinder waren häufig mit dabei, bein skifahren, bei bergtouren, in der wüste… aber auch nicht immer. die beruflichen reise hab ich doch eher ohne kids unternommen.

  3. Lieber Peter, ja, das ist der normale Gang, deswegen möchte ich mit meinem Artikel etwas ermuntern, das schon früher anzufangen, nicht erst, wenn die Kleinen außer Haus sind. Liebe Grüße und vielen Dank fürs Reinschauen bei mir

  4. Liebe Andrea, ich habe keine Kinder, habe den Text aber trotzdem sehr interessiert gelesen. Denn das passt eigentlich auch alles auf „Reisen ohne Partner“. Gibt ja auch Paare, die man nur zu zweit sieht. Und die scheinen oft ähnlich in ihren Rollen gefangen wie diese extremen Mütter, die nichts als ihre Kinder im Kopf haben. Liebe Grüße, Stefanie

  5. Liebe Stefanie,
    ja, da hast du Recht. Das finde ich auch. Alleinreisen ist absolut wichtig und wäre ein ganz anderer Aspekt. Da aber haben die meisten (vor allem wieder Mütter) aber auch die meisten Probleme, weil, wenn schon wegfahren, dann doch wenigstens mit dem Partner, oder? So ist die landläufige Denke. Dabei ist es so wichtig, diese Einkehr in sich selbst. Und ja, die extremen Mütter, ein anderes Thema… aber ich gebe zu, dass Kinder ja immer wie ein Programm mitlaufen.
    Danke für deinen Kommentar und liebe Grüße
    Andrea

  6. schöner zutreffender Beitrag ! Ich habe ja auch 2 Kinder und Urlaub ohne Kinder haben wir nie gemacht. Meistens nicht in einem Hotel sondern in der Ferienwohnung. Reiseziele und Orte wurden damals schon ein wenig auf die Kinder abgestimmt ! Heute sind beide schon lange erwachsen und man macht heute Urlaub ( meistens Flugreisen) mit Hotel. Meine Frau bekomme ich in keine Ferienwohnung mehr !!! Sie vertritt die Meinung einfach mal keine Küche, kein Geschirr und sich Gedanken machen zu müssen „was esse ich heute“ !!! Ich kann es sehr gut verstehen.

  7. Lieber Manni, danke fürs Feedback. Ja, eben, manche Sachen merkt man erst später, deswegen ist es ja so schön, dass man sich im Blog austauschen kann. Sich verwöhnen lassen, ist auch etwas ganz Feines! Liebe Grüße

  8. Hallo liebe Andrea,
    der Artikel spricht mir aus dem Herzen. Du hast da ein ganz großes Geschenk in Dir, dass Du so leben kannst und auch lebst, wie Du es für Dich richtig ist. Ich habe mal das Buch gelesen: „Mutter sein: Qualität oder Quantität“. Doch ich ließ mich von meinem schlechten Gewissen und von anderen leiten. Und ich schließe mich ILONA an, ein sehr authentischer Bericht.
    Grüße
    Kerstin

  9. Danke liebe Kerstin, das freut mich sehr. Es ist immer schwierig, so offen zu schreiben, da ist es umso schöner, solch ein Feedback zu bekommen. Und ja, ich weiß, dass ich ein großes Geschenk habe, indem ich mein Leben so leben darf. Aber ich habe auch lange daran gearbeitet, viele Wagnisse auf mich genommen und viel Unsicherheiten, das sieht man immer so gar nicht. Dennoch würde ich nicht mehr tauschen wollen mit anderen Lebens- und Arbeitszeitmodellen. Ganz liebe Grüße

  10. Meiner Meinung nach sollte man Kinder mit in den Urlaub nehmen. Ich könnte es auch gar nicht anders. Vor drei Jahren war ich auf einem LARP und konnte es dir h das schlechte Gewissen kaum in die Welt eintauchen und abschalten.
    Ich persönlich finde wir haben die Pflicht (uns genießen die Freude) unseren Kindern die Welt zu zeigen. Spätestens mit 16 wollen sie ja eh nicht mehr mit und machen was mit Freunden. Dann kann man die Welt zu zweit oder allein genießen. Und zwar richtig verdient.

    Lg Lil

  11. Liebe Lil,
    danke für deine Worte, finde ich wichtig, dass du das hier ansprichst. Letztendlich macht es jeder so, wie es ihm passt. Ich finde Urlaube mit Kindern enorm wichtig, das liest du ja aus dem Artikel. Dennoch ist es für mich wichtig, auch mal eine Zeit ohne sie zu sein – und ich merke, es ist auch für sie wichtig. Aber das ist eben bei uns so, bei anderen Familien kann es ganz anders sein.
    Liebe Grüße

  12. Seit wir Kinder aus dem Haus sind, unternehmen unsere Eltern gern Busreisen zu zweit. Gerade bei diesen Reisen merkt man, dass manches tatsächlich ohne Familie besser geht. Nicht auszudenken, dass wir alle mehrere Stunden eingepfercht mit anderen in einem Bus fahren müssten.

Wer schreibt hier?

Hallo! Ich bin Andrea Lammert. Als Wegreisende, Bücherschreibende und Bloggerin bin ich stets auf Achse.

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Indigoblau wie...

...der Himmel zur blauen Stunde, tiefes Meer, das 3. Auge, ein Nazar-Amulett, mongolische Gebetsschals, der Mantel der Jungfrau Maria, Weite, Unendlichkeit und Harmonie, Türen in Marokko und Fensterrahmen in Griechenland, Tücher der Tuareg... und was fällt Euch zu dieser Farbe ein?

"Die Erde ist blau wie eine Orange"

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