Der Eiffelturm und die Mona Lisa – diese beiden Dinge wollte meine Tochter in Paris sehen. Doch es gibt noch viel mehr zu entdecken in der französischen Hauptstadt – vor allem mit Kindern.
Meinen ersten Anblick des Eiffelturms werde ich nie vergessen. Ich war im Schüleraustausch in Frankreich, meine Gastmutter fuhr damals an der Seine entlang und plötzlich ragte er aus dem Häusermeer auf, so groß, so majestätisch und so viel Platz drumherum.Obwohl ich ihn damals von Fotos kannte, war es eben doch etwas anderes, direkt an Ort und Stelle zu sein. Es ist eines dieser Bilder, das für immer im Kopf bleibt.
Und so ähnlich geht es meiner Tochter wohl auch, als wir im abendlichen Paris aus der Metrostation Invalides aussteigen. Es ist nach dem Gare de l’Est das erste, was sie von der Stadt sieht: Den golden angeleuchteten Eiffelturm, wie er aus dem Häusermeer ragt. Paris. Wir sind da. Es ist kein Traum. Und ich weiß nicht, wer gerade überwältigter war von diesem Gefühl, hier zu stehen, meine Tochter oder ich. Paris gehört zu meinem Leben wie Hamburg auch. Und jetzt zum Ende der Grundschulzeit meiner Tochter war es endlich mal Zeit, ihr die französische Hauptstadt zu zeigen – wie schön, dass wir es einfach gemacht haben anstatt immer zu sagen: Man müsste mal…
Wir hatten Glück, denn unser Hotel lag in direkter Nähe des Eiffelturms – klein, kuschelig und mit einem wunderbaren Familienzimmer auf zwei Etagen. Die lange Anreise mit dem Zug hatte uns etwas geschafft und so stand an unserem ersten Abend nur der Eiffelturm auf dem Programm. Denn meine Lektion eins bei Städtereisen mit Kindern: Nicht zu viel vornehmen, entschleunigen und lieber für die einzelne Sehenswürdigkeit genug Zeit einplanen. Kinder, zumindest meine, brauchen zwischendurch immer Rückzug, am besten im Hotel, einen kuscheligen Platz, um die Eindrücke zu verarbeiten und ein Zuhause zu haben. Und da war das Hotel Le Pavillon ideal, denn befindet sich mitten in der Stadt, ist aber dennoch herrlich ruhig und geschützt mit dem kleinen Innenhof, toll für Kinder zum Toben. Obendrein noch schön: Es ist ein Ökohotel, das Wert auf Nachhaltigkeit legt.
Von dort waren es knapp 10 Minuten zum Eiffelturm, der immer wieder zwischen den Häusern auftauchte. Mal in glitzerndem Lichtergewand, mal nur in goldenem Licht und immer wunderschön. Wir passierten die Sicherheitskontrollen und stellten uns unter die riesige Stahlkonstruktion. Während mir viele Erinnerungen einfielen, wie ich hier einst Weihnachten stand, im Sommer gefeiert habe oder im Frühling mit meinem Hund eben dort stand und ich in diesen Erinnerungen am liebsten weiter geschwelgt hätte, höre ich neben mir: „Mama, mir ist kalt. Ich habe Hunger.“ Oh je. Also schnell ins Restaurant. Meine Tochter fragt mich, was die Franzosen so essen. Soll ich ihr jetzt von Froschschenkeln und Schnecken berichten? Ich entscheide mich, ihr von Croissants, Crêpes und Käse zu erzählen. Doch daraus wird nichts, denn ganz nah ist ein indisches Restaurant.
Als unser das Nan auf dem Tisch steht, fragt sie, was das sei. Ich antworte: „Ein Käsebrot.“ Sie meint: „Bei uns sehen die ganz anders aus.“ Ich sehe ein Schwarzbrot mit Gouda vor meinem inneren Auge und muss grinsen.
Am nächsten Tag steht der Louvre auf dem Programm – Mona Lisa muss sein. Ich habe irgendwie eine Abneigung mit Kind noch mal in die Metro zu steigen, wir wollen lieber den Bus nehmen. Doch der Fahrer sagt uns, er führe nicht zum Louvre, es sei aber nicht weit, wir könnten auch laufen. Für mich ist es sowieso die schönste Art, Paris zu entdecken, meine Tochter bekommt spontan schlechte Laune. Laufen und Wandern ist ihr ein Graus. Na toll. Das hatte ich mir anders vorgestellt als mit einer schlecht gelaunten Tochter durch Paris zu gehen. Ich gebe zu, es ist grau, die Autos sind laut und nicht wirklich viel Sehenswertes ist gerade am Wegesrand zu finden. Aus Kinderperspektive nicht sonderlich attraktiv.
An den Tulierien aber hellt sich ihr Gesicht auf, sie bewundert die Möwe auf dem Kopf einer Statue, entdeckt einen Chiwawa, der in einem Hackenporsche eingekuschelt in eine Decke, durch die Gegend gefahren wird und findet die Pyramide am Louvre spannend. Leider müssen wir auch dort warten, bis wir die Sicherheitskontrollen passiert haben. Doch im Museum bekommt sie richtig gute Laune, spielt auf dem Marmorboden Schlittschuhfahren und führt mich durch das riesige Museum, weil sie irgendwie immer schneller als ich den Weg zur Mona Lisa entdeckt. Wir kommen vorbei an griechischen Statuen, die sie sofort erkennt: „Das sieht aus wie im Akropolis-Museum.“
Sie will bleiben, die Statuen bewundern. Kann sie. Wir staunen, dass sogar ein ganzes Bodenmosaik aus Griechenland in Paris ist. „Das gehört doch eigentlich den Griechen“, sagt sie. „Wieso ist es in Frankreich?“ Tja. Und dann entdeckt sie die Venus von Milo zwischen den Statuen. Die kennt sie schon von unserem Griechenlandurlaub, doch auf Milos gab es sie nur als Kopie, dieses ist das Original. Das erkennt auch eine Grundschülerin. Dennoch: „Wollen die Griechen die nicht wiederhaben? Warum steht sie in Frankreich?“ Es nutzt auch nichts, ihr die Geschichte zu erzählen, dass der Finder sie nach Frankreich verkauft hat. Ihr Gerechtigkeitsempfinden beharrt darauf, dass es irgendwie geklaut sei.
Auf dem Weg zur Mona Lisa sehen wir einen Maler, der ein Bild abmalt, sie schaut sich genau an, wie er es macht, welche Handgriffe er tut. Und dann stehen wir mitten in der Traube von Menschen um das wohl berühmteste Gemälde der Welt. Meine Tochter spricht aus, was viele Menschen in vielen Sprachen um mich herum ebenfalls murmeln: „Die ist aber klein.“
Von hier aus ist es nicht weit zur Île de la Cité. Wir schlendern an der Seine entlang, schauen uns die Bücherstände an, die Schiffe und das Stadtpanorma und allmählich merke ich, wie die Stadt meine Tochter in ihren Bann zieht. Sie entdeckt Kleinigkeiten, die mir nicht aufgefallen wären und findet die hübschen Häuser und Gebäude eher langweilig. In der Crêperie in Saint Germain schaut sie dem Ober lange nach und sagt dann: „Hier in der Stadt sind die Menschen so hektisch.“ Da hat sie Recht. Wir schlendern entlang der kleinen Gassen, schauen uns Spielzeuggeschäfte an und sehen Notre Dame.
Doch viel schöner als die Kathedrale ist Sainte Chapelle, die kleine Kapelle ganz in der Nähe, in der sich die Dornenkrone von Jesus befinden soll. Wieder müssen wir warten – aber es lohnt sich, denn die blauen Fenster sind eines der Sachen, von der meine Tochter später allen Menschen erzählen wird, wenn wir wieder zu Hause sind. Fasziniert schaut sie sich das Lichterspiel an, entdeckt Details und meint, dass dort Bibelgeschichten zu sehen sind. Sie hat mal wieder Recht. Lektion 2: Auch wenn es für Kinder langweilig scheint, sollte man gewisse Sachen machen, wie eben diesen Kirchenbesuch. Er bleibt im Gedächtnis.
Jetzt hat sie genug gesehen, wir gehen ins Hotel, essen dort eine Pizza und warten, bis meine Freundin mit ihrer Tochter anreist. Denn: „Etwas langweilig ist es schon, Mama, so ohne meinen Bruder und andere Kinder, nur mit dir allein.“ Aha, na gut, dass sich das bald ändert. Wir lassen uns eine Pizza ins Hotel liefern, denn raus gehen will niemand mehr von uns beiden und wir dürfen es uns im Frühstückssaal gemütlich damit machen.
Am nächsten Tag regnet es. Doofes Wetter für Paris mit Kindern. Wir wählen das Alternativprogramm, den Hop-on-Bus. Die Mädchen stecken sich die Ohrhörer ein und lauschen eine zeitlang den Erklärungen zu Eiffelturm und Co, während ich mich mit meiner Freundin unterhalten kann. Später erklärt mir meine Tochter, dass man den Eiffelturm eigentlich abreißen wollte und dass eine Kirche aussieht wie die Akropolis. Ich freue mich, wie spielend nebenbei sie Kultur lernt und dass sie so aufmerksam zugehört hat.
Es ist Sonntag, alles ist voll, wir gehen ins Café und genießen einfach den Blick auf die Straßen, während die Kinder malen. Am Nachmittag steht der Cirque d’hiver auf dem Programm. Das Highlight unserer Reise und einer der ältesten Zirkusbauten der Welt. Er stammt aus dem Jahr 1843 und zeigt bis heute super Akrobatik, Tanz, Clownerie und Co. Beide Kinder sind fasziniert von der Lichtshow und den wirklich magischen Momenten dieser Show. Was für eine tolle Entscheidung, hierher zu gehen. Lektion 3: Auch mal auf die Kinderwelt einlassen, das entspannt die Eltern. Für mich war das ein echter Ferienmoment, den ich nie vergessen werde, eine kleine Reise ins Märchenland.
Auf dem Rückweg weiß ich nun, warum ich eine Abneigung gegen das Metrofahren mit Kindern in Paris hatte: Die Türen schließen rücksichtslos, egal, was dazwischen hängt. Es ist zum Glück „nur“ der Rucksack meinere Freundin, den sie hektisch rauszieht, aber ein großer Schreckensmoment für uns alle. Lektion 4: Metrofahren vermeiden. Als wir am nächsten Tag Barbara, die Besitzerin vom Hotel Le Pavillon fragen, was man mit Kinder noch so unternehmen kann, schlägt sie die Galeries Lafayette vor und Bootfahren auf der Seine. „Und es gibt so tolle Technikmuseen. Wir haben ja das Foucaultsche Pendel hier bei uns.“ Meine Freundin und ich schauen uns an: Das nächste Mal müssen wir mit unseren Söhnen herkommen. Jetzt aber fahren wir erstmal mit dem Taxi zum Bahnhof (Louvre-Gare de l’Est 12 €) und genießen die Rückfahrt mit 313 km/h im TGV.
Mit Kindern in Paris – meine Tipps:
Metrofahren: Die Metro ist zwar das schnellste Verkehrsmittel in der Stadt und oft auch praktisch, aber man sollte aufpassen beim Aussteigen, denn die Türen schließen gnadenlos. Am besten nicht zu Stoßzeiten fahren. Die Frage ist nur, wenn ist eine Stoßzeit, das kann jederzeit extrem volll sein. Der Bus ist immer die entspanntere Alternative, man sollte aber vorher genau prüfen, welche Linien wohin fahren, hier ist Vorbereitung alles. Schön ist auch der Hop-on-hop-off-Bus.
Museen: Die meisten Museen bieten Kindern freien Eintritt, warten aber muss man trotzdem, weil es überall starke Sicherheitskontrollen gibt. Je früher man an Ort und Stelle ist, umso besser. Am schnellsten ging es bei uns im Louvre (15 min), am längsten mussten wir in Sainte Chapelle warten (30 min). Es hängt aber immer davon ab, wieviele Schalter bei der Durchleuchtung geöffnet sind. Neben der Mona Lisa, die ja wohl nicht nur für meine Tochter zum Pflichtprogramm gehört, sind folgende Museen toll für Kinder: Das Kunst- und Gewerbemuseum mit dem Foucaultschen Pendel – Museé des arts et metiers mit vielen Dingen zum Thema Technik und wissenschaftliche Instrumente. Das Centre Pompidou bietet viele Workshops für Kinder zum Thema Kunst an. Schön ist auch das Musée Quai Branly nahe des Eiffelturms, mehr zum Mitmachen aber gibt es im Industriemuseum Cité des sciences et de l’industrie – eines der tollsten Museen mit großartigen Mitmachexperimenten, etwas außerhalb im Stadtteil La Villette gelegen. Am besten aber vorher reservieren, um sicherzugehen, dass man an den Experimenten auch teilnehmen kann.
Weitere Tipps für Kinder in Paris: Musikinteressierte zieht es eher in die Philharmonie, dort gibt es Workshops und spezielle Konzerte für Kinder. Einen schönen Ausblick auf die Stadt gibt es von der Dachterrasse der Galeries Lafayette oder von Sacré Coeur aus. Aber auch das Centre Pompidou ist toll. Ich persönlich mag den Eiffelturm als Aussichtspunkt nicht, weil man dort Paris ohne Eiffelturm sieht – das ist nicht das Paris, was ich mag.
Toll fand ich das Hotel Le Pavillon, nicht nur wegen der zentralen Lage und der familiären Atmosphäre, sondern auch die Zimmer sind klasse aufgeteilt mit eigenem Kinderbereich – klein, wie fast alle Hotelzimmer in Paris, aber sehr witzig gemacht. In den Familienzimmern hat man ausreichend Platz, um sich gegenseitig Raum zu geben. Und eben nachhaltig in ökologischer Qualität.
Mehr Tipps gibt es bei der offiziellen Paris-Seite. Und etwas zur Stadt nach den Terroranschlägen und wie es sich dort anfühlt, habe ich hier geschrieben.Allgemeine Tipps über die Planung eines Städtetrips mit Kindern gibt Alexandra auf ihrem Blog.
15 Antworten
ich bekomme Fernweh… ?
toll wenn ich das so lese hat es doch beiden Spaß gemacht und das zählt ! Grandios das zweite Foto mit dem Eifelturm von unten. Leider kann ich über Paris überhaupt nicht mitreden weil ich noch nie dort war ! Derzeit hätte ich mit zwei Städte Probleme dorthin zu reisen ( Paris und London ) !!! Ich hätte einfach kein gutes Gefühl zur Zeit ! Weiß’es ist blödsinn aber kann nichts ändern !!! Egal vielleicht schaffe ich es irgendwann mal die französische Hauptstadt mal kennenzulernen ! Finde aber super wie du auf die Tochter eingegangen bist den es gibt nichts anstrengenders als mit nervigen Kinder auf Tour zu gehen.
Sehr schöner Post! Ich möchte auch noch mal Paris kennen lernen und am liebsten auch mit meiner Tochter die ist jetzt drei. Hoffentlich schaffen wir es bald mal, das Hotel hört sich ganz klasse an!
Dann nix wie hin, gegen Fernweh hilft nur Reisen! Liebe Grüße und danke fürs Feedback!
Lieber Manni, genau dazu wird es einen Post geben – finde ich gut, dass du es ansprichst. Bei mir überwog aber die Parisliebe anstatt der Vernunft… das ist auch nicht immer gut. Danke für die Worte, die regen zum Nachdenken an. Liebe Grüße
Mutter-Tochter-Zeit ist wunderbar, ich werde das öfter machen, mir ein Kind schnappen, das ist fast wir Urlaub, so entschleunigt. Kann ich nur empfehlen. Das Hotel ist unglaublich schön! Liebe Grüße
Klingt wunderbar! Urlaub nur mit Mutter-Tochter, kann mir vorstellen, dass das noch mehr zur besonderen Bindung beiträgt!
Ganz genau, das ist ein wunderbares Mittel, um die Bindung zu stärken, unsere ist sehr gut, aber deswegen habe ich es ja jetzt auch gemacht, wo sie noch gerne mit mir reist. Ich kann es nur empfehlen und werde es öfter machen – mit einem Kind ist es optimal, da hat man mal nur Zeit für sich
Danke Andrea, da kommen bei mir beim Lesen ganz viele Erinnerungen hoch. War auch mit meiner Tochter in diesem Alter in Paris und sie denkt auch noch gerne daran! Werde im Frühjahr wieder mal hinfahren, es ist eine traumhaft schöne Stadt. LG Eva
Liebe Eva, ach, das ist ja schön zu lesen. Man sollte solche Trips viel öfter gemeinsam machen, finde ich. Wie alt ist deine Tochter denn jetzt? Ich wusste gar nicht, dass du Kinder hast …
Liebe Grüße und viel Spaß im Frühjahr in Paris, da ist es ja noch viel schöner dort
Liebe Andrea,
heute habe ich es endlich geschafft mir diesen wundervollen Bericht über Paris von Dir anzuschauen.
Es hat mich begeistert, wie toll es mit mit deiner Tochter abgelaufen ist. Ihr seid ein gutes Team. *freu*
Lieben Gruß.
Lilo
Liebe Lilo, ja, das sind wir – meistens wohl. Es war tatsächlich wunderbar. Aber auch ohne Tochter ist Paris immer wieder schön, mit aber noch ein Stückchen schöner. Liebe Grüße
So toll geschrieben! Es ist so schön mit dir zu reisen! Bis sehr bald!!!! Liebe Grüsse!!!
Oh, du hier? Wie schön! Ja, es war ein wunderbares Wochenende <3 <3 <3
Danke dir, liebe Lilo, ja, wir sind oft ein gutes Team, und Reisen mit Kindern ist einfach wunderbar