Kärnten ist erste Slow-Food-Travel-Region der Welt. Hier werden viele Lebensmittel noch achtsam per Hand hergestellt anstatt mit Maschinen und in Großproduktion. Ein Beispiel dafür ist der Imker Herbert Zwischenbrugger in Dellach. Er erklärt uns die Bienen im Gailtal und warum Kärnten noch nicht so ein großes Problem mit dem Bienensterben hat wie wir hier im Norden.
Ich liebe Bienen und könnte ihnen stundenlang zuschauen. Doch leider sind diese Begegnungen auch immer mit Respekt verbunden, seitdem meine Imkererfahrungen im vorletzten Jahr nicht so gut geendet sind. Umsomehr habe ich mich also auf den Besuch bei Herbert Zwischenbrugger gefreut, der für uns seine Kästen öffnet und uns mehr zu den Kärntener Bienen im Gailtal erzählt. Er hat dieses Blitzen in den Augen, als er uns begrüßt und von seinen Bienen erzählt. Das Blitzen eines Menschen, der aufgeht in dem, was er tut.
Perfektionisten: Bienen im Gailtal
„Ohne Bienen würden wir verhungern“, sagt er und erklärt, dass 95 Prozent der Pflanzen von Bienen bestäubt sind. Äpfel, Birnen ebenso wie Beeren und Co. Bienen im Gailtal bestäuben nicht nur, sie sorgen auch für perfekte Formen. „Wenn ein Apfel dunkle Stellen hat oder nicht hübsch in seiner Form wächst, war es wahrscheinlich die Biene, die ihn nicht gleichmäßig bestäuben konnte.“ Feuchtes Wetter ist hier ebenso ein Grund wie durch Unkrautvernichtungsmittel geschwächte Bienen. Doch das Thema der Unkrautvernichtungsmittel stellt sich in Kärnten gar nicht. „Wir haben einfach zu kleinräumige Flächen. Hier können wir nicht mit den großen Maschinen tätig werden oder Flächen zusammenfassen. Wir müssen hier vieles arbeitsintensiv und per Hand machen in der Landwirtschaft.“ Das kommt den Biene zugute, denn große Flächen von Raps, die ständig mit Giften besprüht werden, sind Fehlanzeige in Kärnten. „Unsere Bienen sind gesund“, sagt Zwischenbrugger.
Landverlust
Dafür aber gibt es ein anderes Problem in Österreich: „Wir verlieren täglich drei Fußballfelder an Land und Wiese. Das wird überbaut und ist dann für immer für die Natur verloren.“ Etwa für die Bienen, die sich auf den Wiesen Pollen und Nektar aus den Pflanzen geholt haben. Beides isst der Imker gerne, obwohl die Pollen, die eiweißreiche Nahrung, holt er ungern aus seinen Beuten, denn die brauchen die Bienen für die Aufzucht ihrer Larven.
Manchmal, wenn er besonders mutig ist, streift er mit seinem Finger durch eine dieser Larvenkammern. Nur in der, in der die künftige Nachwuchskönigin gezogen wird, befindet sich Gelée royale – ein sagenumwobener Bienenfuttersaft, dem viele Heilkräfte zugesprochen werden. „Schmeckt ganz scheußlich nach Galle“, erzählt Zwischenbrugger und verzieht das Gesicht.
Pflicht, Bienen zu halten
Bienen sind wichtig für die Landschaft, der Imker macht einen Exkurs in die Geschichte. „Schon unter Kaiserin Maria Theresia musste jeder Bauer Bienen halten. Das war eine Pflicht, die die Bienen schützen sollte.“
Er ist seit 15 Jahren Imker und kümmert sich um 90 Völker, die ihm vor allem im Frühling wunderbaren Honig aus Kärnten liefern. Es brummt an diesem diesigen Morgen nur verhalten vor seinen bunt angemalten Beuten.
Sanftmütige Carnica
Dann steuert er durch seinen Bienenlehrpfad, vorbei an alten Strohbeuten, an Bienenbehausungen, die man von hinten durch eine Glasscheibe einsehen kann. Ich halte meine Hände an die Glasplatte und fühle die Wärme, die ein Bienenvolk ausstrahlt. Der Imker führt uns weiter und erklärt uns, dass Kärnten ein Schutzgebiet der Carnica-Biene ist. Diese Unterart der westlichen Honigbiene ist hier beheimatet. Sie gilt als besonders sanftmütig und hat sich gut an das Alpenklima angepasst.
Fleißige Königin
Dass sie so sanftmütig ist, erfahren wir gleich, denn Zwischenbrugger lässt uns in seinen Imkeralltag hineinschauen. Er hat in allen Kästen die Königin mit einem Punkt markiert, nur in einer Beute hat er sie noch nicht gefunden. Diese Beute öffnet er jetzt – ohne Netz oder Imkerhut. Auch wir stehen sehr nah an den Beuten – ohne Stichschutz. Zwischenbrugger nimmt gekonnt Rähmchen für Rähmchen aus den Holzkästen und sucht. Zwischen den tausenden von Bienen muss irgendwo die Königin sein. Nach einigen Versuchen hat er sie gefunden und greift sie vorsichtig mit bloßen Händen. Dann setzt er sie in ein Plastikgefäß, klebt ihr eine Nummer auf den Rücken und entlässt sie wieder in ihr Volk. „Aber die kann ja jetzt gar nicht mehr ungestört fliegen“, bemerkt einer meiner Mitreisenden. „Die Königin fliegt auch nicht, sie bleibt im Stock und legt Eier.“ Bis zu 2000 am Tag. Eine richtige Hochleistung. Und doch ist es beruhigend, als die Beuten wieder geschlossen sind und die Bienen nicht mehr um uns herumbrummen.
Ich könnte noch viel mehr schreiben über diese faszinierenden Tiere schreiben. Aber der Ausflug endet. Übrigens ganz standesgemäß mit einem Glas Honiglikör morgens um 10 – den haben wir uns auch redlich verdient.
Ausflüge zum Bienenlehrpfad können hier gebucht werden.
Mehr Informationen über Kärnten gibt es hier.
Die Reise wurde unterstützt von der Kärnten Werbung. Vielen Dank dafür!
6 Antworten
Toller Beitrag, und dass Kärntner Honig spitze ist, kann ich nur bestätigen. Grüße aus Kärnten
Liebe Nicole, oh, das freut mich aber! Danke fürs Vorbeischauen – und dann genieß die guten Lebensmittel bei dir vor Ort. Ganz liebe Grüße ins schöne Kärnten.
Liebe Andrea, das ist wieder ein sehr schöner Beitrag und alles so gut beschrieben. In meiner Familie gibt es auch einen Imker. Ich weiß, wieviel Fleiß hinter diesem „Hobby“ steckt. Die Imker hoffen sicher auf wärmere Temperaturen, damit die Bienen fleißig sammeln können …
PS: Jede Region hat ihren spez. Honig, auch der Hagener ist nicht zu verachten ;-).
LG Ute
Liebe Ute, ja, Imker haben wirklich einen intensiven Job. Ich hatte selbst mal Bienen und weiß, wovon ich schreibe. Deswegen habe ich viel Respekt vor jedem, der sich um dieser Tiere kümmert. Und noch mehr, wenn er es so liebevoll macht wie dieser hier. Viele Grüße
Andrea
Bienen faszinieren immer wieder aufs Neue
Ja, sie sind einfach toll! Danke fürs Vorbeischauen und sonnige Grüße