Irlands erstes und einziges Bio-Restaurant liegt versteckt in Wäldern und Bergen: Strawberry Tree in Macreddin Village in der Grafschaft Wicklow hat ein erstaunliches Konzept. Es wird nur gegessen, was gerade wächst oder gut gelagert ist. Das können auch mal Buchenblätter sein, Waldmeister oder Eichenblätterwein.
„Was heute auf unserer Karte steht? Dann kann ich Ihnen noch nicht sagen, das muss erst noch gepflückt werden“, informiert mich die Restaurantchefin Alona schmunzelnd, als ich meinen Platz im Strawberry Tree, Irlands erstem Bio-Restaurant reserviere. „Es kommt darauf an, was gerade so im Wald und auf den Feldern wächst.“ Na, da bin ich jetzt mal gespannt, was heute abend auf meinem Teller landet. Es gibt ein 10 (!)-gängiges Degustationsmenü für mich, denn ich will ja schließlich wissen, was man alles aus Wald und Wiese zaubern kann. Dazu gehört zum Beispiel eine Waldmeisterhollandaise, Erbsensprossen sowie ein pochiertes Entenei.
Das Ei ist überhaupt nicht mein Fall, aber die Soße und die Sprossen dafür umso mehr. Erbsensprossen – das muss ich mir merken für die gemüsearmen Wintertage. Lecker! Weiter geht es mit Perlgerste und fermentiertem Knoblauch. Fermentieren liegt gerade voll im Trend und ist eine Art, Lebensmittel aufgrund von Gärung haltbar und besser verdaulich zu machen, so wie es etwa bei Sauerkraut passiert. Der Knoblauch schmeckt ganz fein, kein bisschen scharf, sondern sogar noch schwächer als Lauch. Richtig gut.
Der nächste Gang zaubert ein Lächeln auf mein Gesicht, denn es gibt Portulak, meinen Lieblingssalat. Dazu gebratenen Spargel – grün und weiß – sowie Kresse. Das ist der wunderbarste Gang bislang, so fein und gut abgestimmt habe ich Spargel noch nicht häufig gegessen. Wenig Fett dazu, denn die Soße bestand aus Kopfsalatschaum und dazu der fein nussige Geschmack des Portulaks – herrlich. Es folgen noch viele weitere Gänge, meine Highlights waren dabei frittierte Brennnesselblätter auf dem Gurkencarpaccio, die hätte ich auch anstatt Chips essen können. Dass man auch die Blüten des Bärlauch als Dekoration benutzen kann, merke ich mir ebenso wie die Sachen mit den Erbsensprossen. Und als Verdauungstrunk gibt es einen Schnaps aus Buchenblättern – erstaunlich und sehr schmackhaft.
Hinterher gibt es für alle Gäste ein Käsebuffett – im allerheiligsten des Restaurants, der Speisekammer. Sie sieht aus, wie man sich eine Speisekammer der Großmütter vorstellt: Große Weckgläser mit Pickles, eingelegten Blättern oder Essigsorten. Von der Decke baumeln selbstgemachte Würste, in den Regalen liegen selbstgefertigte Käse. Jetzt verstehe ich besser, wie das Restaurant nur auf Regionales setzen kann und das, was gerade wächst. Es wird viel eingemacht, Pilze getrocknet ebenso wie Gemüse fermentiert – ganz wie früher und sehr nachhaltig eben. Ohne dabei den Geschmack zu verlieren. Tolles Konzept.
Nicht nur das begeistert mich, sondern die ganze Anlage, die so wunderschön gestartet ist. Immerhin ist das Restaurant eingebettet in die Bio-Hotelanlage Brook Lodge, eigentlich ist es ein kleines Dorf bestehend aus mehreren Häusern. Hühner und Gänse laufen über die Wiesen, ein kleiner Bach gurgelt am Ende des Grundstücks durch einen wilden Wald. Es gibt sogar eine eigene, kleine Kapelle – nicht geweiht, damit jede Religion hier feiern kann. Von Felssteinmauern geschützt liegen die Gemüsebeete, in denen Artischocken, Rhabarber, Stachelbeeren gedeihen und ganz versteckt befindet sich ein großes Schwimmbad mit einem Spa. Landurlaub, wie er sein muss: Ich sehe, wo mein Frühstücksei herkommt und die Zeitung liegt morgens vor meinem Zimmer.
Die Reise wurde unterstützt von Irland-Tourismus, dem irischen Tourismusbüro in Deutschland – danke dafür.
Irland ist nicht nur im Sommer toll, sondern auch im Winter, darüber schreibt Ellen vom Blog Patotra hier.
3 Antworten
Tolle Eindrücke! Das Restaurant ist ja einzigartig. Haben die eine Spiegeldecke, oder irre ich mich? 🙂
Vielleicht nicht unbedingt typisch für ein Bio-Restaurant, aber ich finde das Ambiente klasse!
Liebe Grüße
Amara
Liebe Amara, jaaa, das ist eine Spiegeldecke. Die Iren bringen gerne Spiegel an den Decken an, habe ich festgestellt. Das hat eine überraschende Wirkung. Und ja, das Restaurant ist toll! Danke fürs Vorbeischauen. Sonnige Grüße
Nachdem ich auch demnächst nach Irland aufbrechen möchte, würde mich interessieren, wie du dieses Schmuckstückchen gefunden hast? LG von der Rabin ^^