Sanft und sinnvoll ist das Aktivitätenprogramm der Jugendherberge Oberammergau. Dort habe ich nicht nur gelernt, Mozzarrella selbst zu machen, sondern auch Spuren zu lesen. In einem Wildniskurs.Merkwürdig sind diese Dinger an den Füßen. Keine rutschigen Ski und zu klobig für Schuhe. Doch eigentlich ganz prima, denn in der festen Schneedecke sackt man nicht ein. Ich stehe auf Schneeschuhen und dieses Mal hat es geklappt, es gibt sie sogar in meinem Grün. Christine Schwarzfischer ist Waldpädagogin beim Alpinen Studienplatz, dem Erlebnisprogramm der Jugendherberge und führt uns auf den Hausberg Oberammergaus, den Kolben. Ihr Gesicht ist wettergegerbt und im Gepäck hat sie eine Reihe von Präparaten: Den Unterkiefer eines Rehs, ein Stück Geweih und angeknabberte Fichtenzapfen. Sie ist im Forsthof des Schloss Linderhof aufgewachsen und ihre Liebe für Natur und Wildnis ist seitdem geblieben. „Heute gehen wir zusammen auf Spurensuche.
Wildniskurs: Spuren lesen und Bäume erkennen
Mal schauen, was für Tiere wir finden“ sagt sie und erklärt uns, welche Spuren Fuchs und Hase im Schnee hinterlassen, wie Eichhörnchen die Zapfen abnagen und Rehe an den Rinden knabbern. „Vor 150 Jahren gab es hier noch Bären. Die sind verschwunden. Lediglich Bruno hatten woir damals hier“, erklärt sie. Aber Auerhahn, Adler, Rotwild, Rehe, Fuchs und Hirsche könnten wir finden.
Gemeinsam mit Katrin, meiner Jugendherbergsbekanntschaft, gehe ich auf die Suche und wir werden gleich fündig. „Fischotter“, sind wir uns einig. Christine lacht, wir auch, hier oben gibt es den sicher nicht. Es sind verwitterte Rehspuren. tatsächlich finden wir mehr und mehr Hinweise auf Tiere, je weiter wir schauen. Abgeknabberte Rinde, bearbeitete Zapfen und kleine Liegeplätze im Schnee. Mit so geschärftem Blick durch den Wildniskurs läuft man ganz anders durch den Wald, das macht Spaß.
Doch sie wäre nicht Wildnispädagogin, wenn sich nicht noch andere Spiele im Gepäck hätte und holt Augenbinden aus ihrer Tasche. Ich ahne es ja schon – dieser Wildniskurs ist wirklich spannend.
Mein Baum
„Die setzt eine von Euch jetzt auf, und dann führt euch eure Partnerin zu einem Baum, den Ihr ertasten sollt.“ Und später wiedererkennen – das schaffe ich nie! Katrin führt mich bergab, das merke ich mir, zu einer Fichte, etwas anderes wächst hier nicht. Ich versuche mir die Dicke des Stammes einzuprägen und taste mich einfach weiter herab. Unten, bevor die Schneedecke beginnt, fühle ich eine Astspitze, ganz markant und geformt wie ein Dolch. Wir gehen zurück, Augenbinde ab. Ich schaue mich gründlich um – und finde tatsächlich meinen Baum.
Zum Schluss hat Christine noch etwas Witziges für ihre Gruppe aus der Jugendherberge im Programm. Wir setzen die Schlafbrillen auf und formen eine Polonaise durch den Wald. Nur Christine schaut, sie führt uns dicht an Bäumen und Ästen entlang. Ich trete Katrin dauernd auf die Hacken. Doch irgendwann sind wir alle im Takt. So ist Schnee auch witzig.
Ihr habt Lust auf solche Naturerlebnisse bekommen? Hier geht es weiter – ich war am Weissensee auf Suche nach Schakal und Luchs.
Die Recherche wurde unterstützt vom Deutschen Jugendbergswerk.
2 Antworten