Wale beobachten – dazu muss man nicht weit reisen. Mit etwas Glück und Ausdauer geht das auch auf Sylt. Dort gibt es sogar einen Whalewatching-Trail.
Sylt kann man auf unterschiedlichen Wegen erkunden und erleben. Ausflüge an den Ellenbogen, zur Hörnumer Odde oder zum Morsumer Kliff sind auf jeden Fall lohnenswert. Zumeist treibt es die Besucher mittlerweile mit dem Fahrrad oder E-Bike über die Insel. Seit einiger Zeit geht das Ganze sogar mit einem nachhaltigen Hintergrund – auf zum Whalewatching-Trail.
#Whalewatchingtrail auf Sylt
Große, sturmtaugliche und salzwasserresistente Steelen oder Infotafeln mit beweglichen und interaktiven Elementen geben an insgesamt zwölf Stationen Einblick die Welt der Wale und des Weltkulturerbes Wattenmeer. Doch auch darüber hinaus warten viele nachhaltige kleine und große Geschichten rund um die Nordsee. Pädagogisch wertvoll machen die Texte einfach Spaß zu lesen. Denn wer weiß zum Beispiel, dass 1782 rund 150 Kapitäne mit ihren Booten zum Walfang in Richtung Gröndland die Insel Sylt verließen? Viele kamen gar nicht zurück, hatten ihr Leben auf See gelassen. Und wer kennt den Unterschied zwischen Bart- und Zahnwalen?
Übrigens wurde vor der Insel bereits 1999 das erste Walschutzgebiet Europas eingerichtet. Es erstreckt sich die ganze Westküste lang, bis runter nach Amrum. Und vor Küste Sylts tummeln sich jede Menge Schweinswale, die vor allem vom Weststand gut beobachtet werden können. Die kleinen Säuger werden zwischen 1,5 und 2 Meter lang und sind eng mit den Delfinen verwandt.
#Welche Wale gibt es vor Sylt?
Wenn vor Sylt die dreieckige Rückenflosse auftaucht, dann ist meistens ein Schweinswal in Sicht. Rund 6000 Exemplare dieser Art leben vor der Küste der nördlichsten deutschen Insel und lassen sich zwischen Amrum und Sylt gut beobachten. Bei den Tieren handelt es sich um die Gewöhnlichen Schweinswale (Phocoena phocoena). Sie werden etwa 1,85 Meter lang, sind am Bauch weiß und am Rücken schwarz gefärbt. Während Delfine eher tieferes Wasser bevorzugen, finden sich die Schweinswale in der Nordsee in den flachen Bereichen. Dort bringen sie ihre Kinder zur Welt und ziehen sie auch auf. Sie können dort zudem gut jagen, vor allem die Plattfische, die sie gerne verspeisen. Schweinswale können etwa 7 Minuten lang unter Wasser tauchen, bevor sie wieder zum Luftholen an die Oberfläche kommen müssen.
Wer Glück hat kann sogar recht nahe an die Schweinswale heranschwimmen, wenn diese auf ihren Wegen oder Pendelstrecken ganz nahe auf Tuchfühlung mit dem Strand gehen. Kaum irgendwo kann man so viele Schweinswale direkt an der Küste sehen wie vor Sylt. Auch Tümmler und sogar Pottwale wurden bereits gesichtet. Und welch Gelassenheit man entwickeln kann, wenn die Meeressäuger voller Anmut und Ruhe ihre Bahnen ziehen, kann man sich vorstellen mit Blick in Richtung Horizont – ein Bild, das als Erinnerung mindestens genauso einprägsam ist wie Löwenbeobachtung in Afrika oder ein Wanderung im Hochgebirge der Alpen. Ja, die Fauna und Flora meinen es schon gut mit uns Menschen. Verständlich, dass auf dem Trail mit dem Slogan geworben wird „Natur sein lassen im Nationalpark“. Der Grund dafür ist das erste Walschutzgebiet Europas, das bis zur 12-Meilen-Grenze vor der Küste reicht.
#Wann sieht man die Wale in der Nordsee am besten?
Im Frühsommer, also später Juni bis August ist die Chance am größten, Wale vor der Sylter Küste zu beoachten. Häufig sieht man diese in Begleitung ihrer Kinder. Dann tauchen zwei Rückenflossen aus den Fluten auf. Übrigens heißen sie in der Fachsprache Finnen. Diese Finnen kann man oft in Küstennähe beobachten, ideal ist auflaufendes Wasser. Es sollte nicht zu windig sein, denn wenn die Wellen zu hoch sind, kann man die Flossen kaum noch auf dem Meer ausmachen. Keinesfalls sollte man zu den Tieren schwimmen oder sie anders stören. Es gibt sogar einen eigenen Codex für die verantwortungsvolle Beobachtung von Meeressäugern.
#Sylter Walschutzgebiet hilft auch Robben
Schutz bedürfen aber auch Robben, die zu Tausenden in der Nordsee leben. Auf Sandbänken und an den Stränden der nordfriesischen und Ostfriesischen Inseln sowie Helgoland ziehen sie ihre Kleinen auf. Nachdem die Tierart zwischenzeitlich durch verschiedene Krankheiten und Umwelteinflüsse beinahe ausgestorben war, hat sich die Lange mittlerweile entspannt. Heute sieht man ganz oft die kleinen Robben an Land sich in der Sonne aalen oder im Meer schwimmen und tauchen.
#Whalewatching-Touren auf Sylt: Routen und Infos
Die Nordtour der Wal-Beobachtung auf Sylt startet in Westerland an der Nordseeklinik. Dort bearbeitet eine Infotafel das Thema Gesundes Meer, gesundes Leben. Von dort aus führt der Weg rund 1 km weiter nach Wenningstedt zur Seestraße. Hier wartet ein weiteres Infopult zum Thema Meeressäuger im Nationalpark. Die dritte Station liegt auch in Wenningstedt in der Berthin Bleegstr, die Strecke misst wieder etwa 1 km. Der Infopoint hat sich zum Thema gesetzt: Aus Sylter Walfängern werden Walschützer. Herrlich ist der Blick von der Aussichtsplattform. Nächste Station ist Kampen, die Plattform Rotes Kliff liegt knapp 2 km entfernt, das Infopult findet sich am Parkplatz der Sturmhaube und nimmt sich dem Klima- und Meeresschutz an. Von dort aus ist nun eine längere Distanz bis zum Weststrandübergang zu überbrücken (etwa 5 km), dort informiert das Pult an der Strandtreppe über das erste Walschutzgebiet Europas. Die letzte Station der Walbeobachtungs-Tour auf Sylt findet sich am Lister Ellenbogenweg (etwa 3 km).
Übersicht des Sylter Whalewatching-Trails
- Westerland Nordseeklinik nach Wenningstedt Seestraße (etwa 1 km)
- Seestraße bis nach Berthin Bleegstraße, Wenningstedt (etwa 1 km)
- Berthin Bleegstraße, Wenningstedt nach Kampen, Plattform Rotes Kliff (knapp 2 km)
- Plattform Rotes Kliff nach List/ Weststrandübergang Strandtreppe
- List/ Weststrandübergang bis zum Ellenbogenberg: Freundliche Meeresbewohner Kleine Wale ganz nah. Tolles Panorama und eine große Info-Stele.
Die Südtour startet an der Plattform Himmelsleiter in Westerland. Anschließend geht es von dort aus zum Strandübergang Robbenweg. Nun führt die Wanderung nach Rantum zum dortigen Hauptstrand. Dort informiert eine Info-Stele auf dem Panoramaplatz beim Restaurant “Strandmuschel” über das Konfliktfeld Unterwasserlärm und Wale. Noch immer keinen Wal gesehen? Dann auf nach Rantum, bei der Sansibar gibt es Informationen zur Kinderstube der Kleinwale.Von dort aus ist es noch eine Strecke zum Hauptstrand in Hörnum und dann zur Odde. Allerdings: Wer Wale beobachten will, der sollte sich lieber ein stilles Plätzchen am Meer suchen, Proviant dabei haben und einfach aufs Meer schauen und warten. Irgendwann wird sich schon einer zeigen.
#Walbeobachtung auch in Niedersachsen
Nicht nur Sylt ist ein Hotspot der Walbeobachtung. Es gibt viele Möglichkeiten, Schweinswale in Deutschland zu sichten, sogar in der Ostsee kommen sie vor und nicht selten sogar in der Elbe. Doch an diesen Stellen muss man wirklich Glück haben, um Schweinswale zu erblicken. Richtig gut lassen sich Wale hingegen in Wilhelmshaven beobachten: Im Frühjahr zwischen April und Anfang Juni ist die beste Zeit, um Schweinswale in Niedersachsen zu sehen. Dann folgen sie den Heringsschwärmen in den Jadebusen und tummeln sich oftmals direkt an den Gewässern der Stadt. Besonders schön beobachten kann man sie dann von der Dachterrasse des Nationalparkhauses in Wilhelmshaven.
#Wilhelmshaven: Walbeobachtung fast garantiert
Die Wilhelmshavener organisieren zudem jedes Jahr die Schweinswaltage mit vielen Naturerlebnisveranstaltungen, da die Stadt eines der Zentren der Walbeobachtung in Deutschland ist. Es gibt auch eine Gruppe namens „JadeWale„, die dort sehr aktiv ist und unter anderem Fotoworkshops zum Thema anbietet. Und beliebt ist auch das Theaterstück zum Thema Schweinswale von Fräulein Brehms Tierleben, das gerne zu dem Anlass aufgeführt wird. Doch eigentlich sollten ja die Wale im Mittelpunkt stehen, also am besten im Frühjahr an die Nordsee nach Niedersachsen reisen und schaue, ob man einen Wal zu Gesicht bekommt.
Ein weiteres, großes Walgebiet in der Nordsee befindet sich vor Borkum. Doch das ist so weit draußen, dass man die Tiere nicht gut beoachten kann.
Übrigens: Wer einen Schweinswal sieht: Die Nationalparkzentren freuen sich über Notizen, Uhrzeit und Ort, weil sie über alle Sichtungen Buch führen und damit auch den Bestand überwachen.
Wer mehr über Wale wissen will und den Umgang der Menschen mit diesen Meerestieren, der surft zu www.cetacea.de, dort gibt es umfassende Informationen über Wale.
Ihr wollt noch mehr über Wale vor Sylt lesen? Dann schaut noch mal bei Laura vorbei, die über ihre Erlebnisse auf Sylt geschrieben hat. Und Steven vom Blog Funkloch hat auch über dieses Thema geschrieben. Marina von MS Welltravel ist mit dem E-Bike unterwegs gewesen.
Zum Autor:
Randolf Leyk arbeitet nicht nur als Journalist in Marl, sondern hat vor allem mit mir zusammen letztes Jahr einen Reiseführer geschrieben – über die schöne Nordseeküste Schleswig-Holstein. Dabei sind wir auf viele Geschichten gestoßen. Doch eines ist dabei klar: Sylt ist sein erklärter Lieblingsort. Seit rund 30 Jahren reist er regelmäßig, teils mehrmals im Jahr, auf die nördlichste deutsche Insel. Natürlich haben sich mit der Zeit dabei zahlreiche Lieblingsorte ergeben. Hier gibt er einen kurzen Einblick der schönsten Ecken Sylts – vor allem für Menschen, die vielleicht das erste Mal auf die Insel fahren.