Am anderen Ende der Welt warten immer Überraschungen. Etwa auf den Kapverdischen Inseln. Wer dorthin reist, wird mit viel Ohrenschmaus belohnt. Meine Tipps für Mindelo.

Im Oktober noch mal der Kälte entfliehen und Wärme tanken? Eine wunderbare Idee. Wie wäre es mit den Kapverden? Ich bin nicht nur begeistert von São Vincente zurückgekommen, sondern habe ich neue Musik im Ohr. Denn Mindelo ist vor allem eins: Die Musikhauptstadt der Kapverden.

Wo liegen die Kapverden?
Die Kapverdischen Inseln liegen vor der Küste Westafrikas, ungefähr auf der Höhe des Senegal. Sie gehören politisch zu Afrika. Von den insgesamt 15 Inseln sind neun bewohnt. Klimatisch gehören sie zur Sahelzone, die Inseln Sal, Boa Vista und Maio haben Sandstrand, der sich aus abgetragenem Saharasand geformt hat. Die anderen Inseln sind von Gebirgen und schroffen Küsten geprägt. Die Kapverden sind ein Ganzjahresziel, aber die beste Reisezeit ist von Oktober bis Mai.

Wo liegt São Vicente und was gibt es zu sehen?
São Vincente liegt gemeinsam mit Santo Antão ganz im Norden der Kapverdischen Inseln. Im Gegensatz zu Santo Antão wird São Vincente von Airlines angeflogen, da es einen Flughafen besitzt. Die Nachbarinsel Santo Antão ist nur per Fähre zu erreichen.

Mindelo auf eigene Faust
Märkte in Mindelo
Wer Mindelo auf eigene Faust entdecken möchte, sollte früh aufstehen. Denn besonders schön ist der Markt der Stadt. Genaugenommen gibt es diverse Märkte. Zuallererst den Fischmarkt. Er beginnt schon sehr früh morgens in den Fischhallen direkt am Meer. Es ist ein ganz schönes Gewusel, doch als ich dort war, waren alle freundlich und aufgeschlossen. Sehenswert war vor allem das Gefeilsche um den Fisch, der auf dem Tresen lag.

Ein anderer Markt in Mindelo befindet sich fast direkt gegenüber: Der Afrikanische Markt auf der Praça Estrela. Dort werden Flechtkörbe, Handwerksprodukte, Sonnenbrillen, Kleidung, Obst und Gemüse verkauft. Ein typischer afrikanischer Wimmelmarkt. Feilschen ist dort natürlich total angesagt, obwohl ich ja zugeben muss, dass mir das gar nicht so liegt.

Nebenan befinden sich übrigens die Markthallen, in denen sich Melonen, Tomaten und Kräuter pyramidenweise stapeln. Es duftet herrlich nach Früchten und Kräutern und hauptsächlich Einheimische sind unterwegs, um sich für ihr Mittagessen zu versorgen. Eine schöne, schattige Abwechslung bei einer Stadttour.

Sehenswert in Mindelo
Mindelo ist die Stadt der Musik. Nichtzuletzt ist sie die Geburtsstadt der kapverdischen Sängerin Cesária Évora. Sie ist die bekannteste Sängerin der Kapverden. Ihre Lieder spiegeln auch viel von der Geschichte der Inseln wieder, Sklavenhandel, Auswanderung, Verschleppung und Isolation sind Themen ihrer Lieder.

Die stets barfuß auftretende Évora ist der wohl bekannteste Star der Kapverden. Spuren von ihr findet man überall: Gegenüber der Markhallen ist ihr Porträt auf einer Hausfassade verewigt und der Flughafen von São Vincente ist nach ihr benannt. Ein kleines Museum in der Rua Guerra Mendes erinnert an die Sängerin. Ihre Lieder werden im Radio und in den Restaurants gespielt. Und in der Gitarrenwerkstatt Baptista ist es auch zu hören: Besame mucho.

Gitarrenwerkstatt Baptista
In einem schmalen Haus befindet sich die Gitarrenwerkstatt Baptista. Schon der Vater, Luis Baptista gehörte zu den besten Gitarrenherstellern der Kapverden, sein Sohn Luis führt die Werkstatt weiter.

An den Wänden hängen Gitarrenhälse, Korpusse und Stege. Und natürlich fertige Gitarren. Luis Baptista führt durch seine Werkstatt und gibt anschließend noch ein kleines Konzert, denn Musik gehört hier irgendwie immer dazu. Und es ist nicht irgendeine Musik. Es ist eine Mischung aus afrikanischen Klängen, kreolischer Musik und traurigen Fadosongs. Das macht die Kapverden aus, diese besondere Musik, die hier überall in der Luft liegt.

Favela Ribeira Bote
Wenn es ein Armutsviertel auf den Kapverden gibt, dann ist das Ribeira Bote. Dort wurde übrigens auch die Sängerin Cesária Évora geboren. Das Quartiert ist einst auf einer Müllhalde entstanden und aus Blechhütten erwachsen. So galt Ribera Bote lange als das schlimmste Viertel des Archipels.

Es ist auch der quirligste Stadtteil mit seinen Märkten, seinen Kunsthandwerkzentren und dem Leben, das hier größtenteils auf der Straße stattfinde, ob kochen, Musik machen oder Kinderspiele.

Die Armut dort ist noch immer groß, doch es gibt inzwischen auch Hoffnung: Immerhin ist Ribera Bote nicht nur Heimat einiger Künstler, die es geschafft haben, von ihren Werken zu leben, sondern es gibt auch spezielle Touren durch die Straßen. Wer das Viertel besuchen möchte, sollte sich einer solchen Tour anschließen, denn das Netz der kleinen Straßen in dem Viertel ist etwas schwer durchschaubar.

Auch wenn sich die Kriminalität enorm verringert hat, ist es einfach sicherer, sich einer solchen Tour anzuschließen. Verschiedene Anbieter führen diese Touren durch. Unter anderem Vista-Verde-Tours. Buchbar ist das auch bei einer Reise mit dem Veranstalter Reisen mit Sinnen. Übrigens sind solche Touren sogenannter Slumtourismus. Ein sehr informativer Artikel über das Für und Wider dieser Führungen findet sich hier.

Streetart und Musik in Ribeira Bote
Das Viertel Ribeira Bote ist geprägt von Streetart. Wunderbare Murals finden sich dort an den Wänden, von Bob Marley bis zu politischen oder christlichen Botschaften. Bei einer Tour durch das Viertel gibt es auch die Möglichkeit, sich von den Einheimischen bekochen zu lassen und natürlich ein wenig Musik zu lauschen. Ein wenig wie im Film „Buena Vista Social Club“.

Kultur in Mindelo
In der Mansa Floating Hub an der Marina in Mindelo gibt es nicht nur Drinks, sondern auch Konzerte. „Noite Capoverdeana“ heißen diese kleinen Konzerte in den Restaurants und Bars, die ab 20 Uhr beginnen. Doch die eigentliche Konzerthalle der Stadt ist örtliche Centro Cultural schräg gegenüber. Wer alternative Kunst sehen möchte, der besucht das Kulturzentrum „Quintal Das Artes“, dort gibt es viele interessante Skulpturen und Mosaike zu sehen. Ein wenig wie in einer kleinen Galerie.

Hafen von Mindelo
Der Hafen von Mindelo ist ein Naturhafen. Ein riesiger Unterwasserkrater hat dieses Becken geformt, das lange Zeit zu den größten Häfen der Gegend zählte und als wichtiger Umschlagplatz für Waren, aber auch Sklaven fungierte. So hat sich, wie in jeder Hafenstadt der Welt, dort ein bunter Mix aus Kulturen angesiedelt, was für ein sehr lebendiges Straßenbild sorgt. Am Hafen findet sich übrigens ein Nachbau des berühmten Torre de Belém, des berühmten Turms aus Lissabon. Eine Erinnerung an die einstigen Kolonialherren.

Rua Lisboa
Eigentlich heißt diese Straße Rua Unidade Africana, sie wird aber Rua Lisboa genannt und gilt als Schlagader der Stadt. Dort nimmt man morgens einen ersten Kaffee oder kauft seine Lebensmittel eben noch schnell ein. Besonders fotogen ist auch die Straße Rua da Luz mit der Kirche Igreja da Nossa Senhora da Luz und den kleinen Geschäften und Galerien.

Strände in Mindelo
Nahe des Hafens gibt es auch einige Strände, in denen man sich kurz abkühlen kann. Heller Sandstrand begindet sich an der Praia da Laginha. Dort blickt man auch auf den vorgelagerten Felsen Djeu.

Fazit:
Mindelo ist eine aufregende Stadt und hat viel zu bieten. Sie strotzt nicht vor klassischen Sehenswürdigkeiten, sondern ist eine Stadt für den zweiten Blick. Deswegen macht es grade hier viel Sinn, sich einer Tour anzuschließen, vor allem wenn es nach Ribeira Bote gehen soll. Mich hat am meisten mein morgentlicher Rundgang fasziniert, der mich zum Fischmarkt und den Markthallen geführt hat.
Offenlegung: Die Reise fand auf Einladung von „Reisen mit Sinnen“ statt.