Sie bewahren eine alte Handwerkstechnik mit Leib und Seele – die Handweberei Rosenwinkel fertigt Decken und Teppiche wie vor 150 Jahren. Und beweist, dass sie alles andere als altbacken sind.
Es duftet nach Lanolin und Wolle in der Handweberei Rosenwinkel. Sonnenlicht flutet auf den hellen Holzboden und eine gespannte Konzentration liegt in der Luft. Unter dickem Gebälk des Dachgeschosses der alten Zuckerfabrik klappert es geschäftig. Während eine Weberin konzentriert Fäden durch die Litzen zieht, bewegt eine andere im gleichmäßigen Tempo die Tritte, hebt die Schäfte und schießt die Fäden gleichmäßig durchs Fadengewirr zu einem Teppich. Wie bei einer Pianistin sind ihre Füße ständig in Bewegung, treten rhythmisch die langen Tritte, die mit einem Schlag 800 Fäden heben und senken. Mit dieser Technik haben die Menschen schon im Mittelalter Decken gefertigt.
Handweberei Rosenwinkel – Decken wie von früher
„Wir weben hier wie früher“, sagt Nele Knierim. Die Arbeit in der Weberei ist für die Textildesignerin ein Traumberuf: „Diese wunderbaren Farben, mit denen wir arbeiten“, schwärmt sie. „Und wie stolz man ist, wenn das Stück fertig ist.“ Doch bevor eine Decke gewebt wird, müssen die Frauen an den Schärbaum. Das große Gestell gleicht einer riesigen Spule, auf der der Faden aufgerollt wird. „„Wir müssen den Webstuhl neu einrichten und die Kette spannen. Damit wir das können, ohne dass etwas reißt oder vertüddelt, müssen wir zunächst die Fäden auf den Schärbaum spannen“, erklärt Textildesignerin Nele Knierim. Hier wird deutlich, dass Weben eine Tätigkeit ist, für die man früher gute Nachbarn brauchte, denn um die meterlangen Fäden auf den Webstuhl zu spannen, müssen viele Hände mit anpacken.
Konzentration auf hunderte von Fäden
Bei so viel Konzentration genießen die Frauen manchmal die Auszeiten, wenn sie ihre naturfarbenen Fäden in die Farbbäder tauchen, auch gefärbt wird bei der Handweberei noch selbst, mit umweltverträglichen Farben. Die Abwasser fließen in die Schilfkläranlage des angeschlossenen Rittergutes Besenhausen. Dort unten schnattern Gänse über den kopfsteingepflasterten Hof, eine alte Weide wiegt ihre knallgelben Äste im Wind. Hinter dem Gut aus strahlend weißem Fachwerk plätschert die Leine. Idyllischer kann man kaum arbeiten.
Altes Handwerk
Mit geschickten Handbewegungen verdrehen die Frauen am Ende die Fäden zu einer Kette, das fast einmal durch die Halle der Weberei läuft. Weben gehört zu den ältesten Handwerkstechniken der Menschheit, schon in den ägyptischen Gräbern wurden alte Gewebe gefunden. Und in der Jungsteinzeit vor rund 6000 Jahren haben die Menschen die ersten Webrahmen und Webstühle erfunden, in denen Rindenbast, Flachs und Wolle verarbeitet wurden. Die Technik ist seitdem immer dieselbe. Eines ist dabei ganz wichtig: dass eine Ordnung eingehalten wird. Wird ein Faden falsch geschärt oder in den Kamm aufgespannt, entstehen Ungleichmäßigkeiten im Stoff.
Info
Die Handweberei Rosenwinkel nahe Friedland. Die Wolldecken kosten zwischen 56 und 215 Euro. Rittergut Besenhausen, 37133 Friedland, geöffnet Mi.-Fr. 13-17 Uhr, So. 13-17 Uhr, Tel. 05504-7497, www.handweberei-rosenwinkel.de
3 Antworten
Diese Farben, die da verwoben werden, sind ja ein Augenschmaus!
Ja! wie ein Regenbogen